Molzer: »Wer versucht, die Maut zu schlucken, wird nicht überleben«
– Branchentreff am 25./26.11. in Wels
Wien (pwk) - Die Busunternehmer stehen vor der Bewältigung großer Herausforderungen: Die
Erweiterung des Binnenmarktes mit 1.5.2004, die de facto mit der Einführung des Road-Pricing für Busse
ab 1.1.2004 zusammenfällt.
"Wir unterliegen den gleichen Mauttarifen wie Lkw, was insbesondere für kleinere Busse zu einer ungerechten
Belastung führt. In keinem europäischen Staat wird für die Benutzung der Autobahnen und Schnellstraßen
eine ähnlich hohe Maut wie in Österreich kassiert", erklärte der Obmann des Fachverbandes der
Autobusunternehmungen, Komm.Rat Karl Molzer, am Montag (24. 11.) in einem Pressegespräch.
Die europäische Kommission habe letzte Woche die Republik Österreich bereits aufgefordert, zu erklären,
warum 2-achsige Omnibusse (Busse ab 9 Sitzplätzen) künftig 0,13 EUR pro km, 3-achsige Omnibusse 0,18
EUR und 4-achsige Omnibusse 0,27 EUR (exkl. Mwst.) bezahlen müssen.
Diese Kosten können von den Unternehmen nicht getragen werden, sondern müssen den Auftraggebern weiterverrechnet
werden. "Wer die Maut zu schlucken versucht, wird nicht überleben", betont Molzer. Darüber
hinaus müssen auf die Mautkosten auch die anfallenden Zusatzkosten wie Vorfinanzierung, Verwaltung, Leerkilometer
etc. aufgerechnet werden.
Bei einem Schulausflug Wien-Salzburg-Wien führt das zu einem Kostenschub von bis zu 20 Prozent. Absolut gesehen
betragen die Mautkosten allein für diese Fahrt bei einem dreiachsigen Bus etwa EUR 140,--. Das sei in den
knappen Budgets der Schulen einfach nicht unterzubringen.
Molzer befürchtet darüber hinaus schwerwiegende Auswirkungen auf den heimischen Tourismus. Eine Reisegruppe
aus Deutschland, welche die Kulturhauptstadt Graz besucht und einen Ausflug in die Südsteiermark anhängt,
zahlte bisher für eine 10-Tages-Vignette 25,40 Euro. Die Maut ab 2004 wird 110,-- Euro betragen. "Die
bisher üblichen Tagesausflüge - bei einem Urlaub in Tirol - in die östlichen und südlichen
Bundesländer wird es beispielsweise nicht mehr geben", warnt Molzer.
Die Marktöffnung ab 1. Mai 2004 werde in Kombination mit dem relativ niedrigen Lohnniveau in den Beitrittsländern
zu Marktanteilsverlusten der heimischen Unternehmer führen. Gerade dort, wo die reine Beförderungsleistung
im Vordergrund steht, sind die Unternehmer tendenziell auf der Verliererseite, hält der Geschäftsführer
des Fachverbandes, Mag. Paul Blachnik, fest. Die Kabotage (wonach beispielsweise ein ungarischer Unternehmer ohne
Niederlassung in Österreich eine Fahrt von Wien nach Linz durchführen darf) ist ohne Übergangsfristen
erlaubt ist. Die Antwort des Gewerbes könne nur in konsequenter Qualitätspolitik liegen. Österreichische
Busunternehmer müssten sich durch höchste Flexibilität und Kreativität profilieren. Gerade
in konjunkturell schwierigen Zeiten sei dies "überlebensnotwendig", unterstreicht Blachnik.
Um den heimischen Unternehmern die Möglichkeit zu geben, sich auf die Veränderungen durch die EU-Erweiterung
so gut und rasch wie möglich einzustellen, hat der Fachverband in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft
der Straßenverkehrsunternehmen (AISÖ) das "Handbuch EU-Erweiterung" aufgelegt. Dieser Leitfaden
informiert aus Sicht der Autobusunternehmer über die rechtlichen Rahmenbedingungen in Tschechien, Slowakei,
Ungarn, Slowenien und Polen.
Die Autorin des Leitfadens, Barbara Schmied, hob hervor, dass es eine Unzahl von Übergangs- und Ausnahmebestimmungen
gibt, die zu beachten sind. Entgegen manchen Erwartungen werden die Grenzwartezeiten erst fallen, wenn die Beitrittsländer
an Schengen teilnehmen. Schmied rechnet damit, dass die dazu notwendigen Umstellungen drei bis vier Jahre in Anspruch
nehmen werden: "Bis 2007/08 wird es immer noch Personenkontrollen geben". Besonders betont Schmied die
Tatsache, dass den Personenverkehrsunternehmen keinerlei Übergangsfristen bei der Kabotage eingeräumt
wurden.
Road-Pricing und EU-Erweiterung stehen auch im Mittelpunkt der 8. Bundestagung der Autobusunternehmer am 25./26.11.
in Wels. Das morgen beginnende Branchentreffen steht unter dem Motto "Österreichs Busunternehmer - Immer
am Ball": Die Fußball-EM 2008 sei für das Busgewerbe eine einmalige Chance, ihr Leistungsvermögen
darzustellen, wenn zuvor die Herausforderungen "Road-Pricing" und "EU-Erweiterung" erfolgreich
bewältigt werden, stellte Obmann Molzer abschließend fest. |