Wien (wifo) - Im Jahr 2004 ergeben sich in Österreich gegenüber 2003 aufgrund des Schaltjahres
und der besonderen Lage von Feiertagen drei zusätzliche Arbeitstage. Gemäß einer Analyse des Österreichischen
Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) auf Basis der vierteljährlichen VGR dürfte in der Folge
die Jahresproduktion um 0,1% höher ausfallen.
Zur Einschätzung der aktuellen Konjunkturlage müssen die untersuchten Wirtschaftsdaten um den Einfluss
der Saisonfaktoren und der unterschiedlichen Zahl von Arbeitstagen bereinigt werden. Der einfachste Ansatz zur
Bestimmung des Arbeitstagseffekts – eine Division der Produktion durch die Zahl der Arbeitstage – ist allerdings
keine geeignete Methode, weil hier für jeden Arbeitstag der gleiche Effekt unterstellt würde. Zunächst
ist zu prüfen, ob die Variation der Zahl der Arbeitstage überhaupt einen relevanten Einfluss auf die
Produktion ausübt.
Das WIFO hat mit einem saisonalen Zeitreihenmodell die Arbeitstags- und Saisonkomponente der Zeitreihe des vierteljährlichen
Bruttoinlandsproduktes insgesamt und für die einzelnen Wirtschaftsbereiche in konsistenter Form geschätzt.
Im zweiten Fall ergab sich ein Gesamteffekt von rund 56 Mio. Euro je zusätzlichen Arbeitstag, für das
BIP als Ganzes von 40 Mio. Euro. Der Effekt von drei zusätzlichen Arbeitstagen beträgt demnach in beiden
Fällen rund 0,1% des BIP.
Eine Schätzung des Arbeitstagseffekts für die letzten Jahre zeigt Abbildung 1. 2000 und 2001 war der
Effekt jeweils im I. Quartal besonders groß: Die Zahl der Arbeitstage lag um 1,22 über dem Durchschnitt,
der Produktionsanstieg betrug rund 0,1% des vierteljährlichen BIP.
Dieser Modellansatz geht davon aus, dass der Arbeitstagseffekt von der Konjunktur unabhängig ist. Die Schätzung
liefert somit lediglich einen Durchschnittswert des Effekts, der je nach Konjunkturlage nach oben oder unten abweichen
kann.
Die gewählte Methode unterscheidet sich von jener, welche die Deutsche Bundesbank zur Errechnung des Arbeitstagseffektes
anwendet. Demnach würde in Deutschland 2004 aufgrund der vier zusätzlichen Arbeitstage eine Mehrproduktion
von 0,6% des BIP anfallen.
Das vierteljährliche BIP ist allerdings keine gute Basis zur Ermittlung eines Arbeitstagseffektes, da dieses
Rechenwerk zur Konjunkturbeobachtung erstellt wird. Zum einen bildet die Vierteljahresbasis einen zu groben Maßstab,
um solche Effekte verlässlich ermitteln zu können, und zum anderen beruht die Quartals-VGR in einigen
Bereichen auf Daten, welche selbst keinen Arbeitstagseffekt enthalten. Der ermittelte Arbeitstagseffekt lässt
auch keine direkten Schlüsse über die möglichen Auswirkungen der Abschaffung eines Feiertags oder
über die Produktionseinbußen durch Streiktage zu.
Quelle: Institut für Höhere Studien
Autor: Marcus Scheiblecker |