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Politik der Woche vom 11. 12. bis 17.
12. 2001
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Trauerkundgebung für Anton Benya im Parlament
Anton Benya, ein Baumeister der Zweiten Republik
Wien (pk) - Im Sitzungssaal des Reichrates fand heute eine Trauerkundgebung zu Ehren des kürzlich
verstorbenen langjährigen Präsidenten des Nationalrates und Präsidenten des Österreichischen
Gewerkschaftsbundes Anton Benya statt, zu der der Präsident des Nationalrates Dr. Heinz Fischer und der Präsident
des Bundesrates Alfred Schöls geladen hatten.
Nationalratspräsident Fischer würdigte den Verstorbenen als "Baumeister des österreichischen
Wohlfahrtsstaates" und "Symbolfigur der österreichischen Sozialpartnerschaft". Hinter den Stationen
seiner politischen Laufbahn verberge sich eine jahrzehntelange engagierte, vielseitige, anstrengende aber erfolgreiche
Arbeit im Interesse unseres Landes. Anton Benya sei wie viele seiner Zeitgenossen von den dramatischen Ereignissen
der Ersten Republik geprägt gewesen, und so sei sein politisches Credo gewesen, dass man aus der Geschichte
lernen müsse, dass man Probleme am Verhandlungstisch besser lösen könne als auf der Straße.
Ihn habe vor allem sein sicheres Augenmaß für das Zumutbare ausgezeichnet, sagte Fischer. Am Menschen
Benya habe er dessen Fähigkeit zu lebenslangen Freundschaften, sein ausgeprägtes Gefühl für
Solidarität und Kameradschaft, seine sprichwörtliche Bescheidenheit und seine ungekünstelte Volksverbundenheit
geschätzt.
Auch Bundespräsident Dr. Thomas Klestil reihte Anton Benya unter die großen Baumeister der Zweiten Republik,
die auf Dogmen verzichtet hätten, über ihre eigenen Lager hinausgewachsen wären und den großen
Sprung über ideologische und konfessionelle Schatten gewagt hätten. Diese Gemeinschaftsgesinnung sei
das Vermächtnis von Anton Benya und auch heute nicht überholt, betonte der Bundespräsident. Er selbst
sehe keine Alternative zum Dialog über existenzielle Fragen unserer Zukunft. Er sehe auch keine Alternative
zur Sozialpartnerschaft in der Ära der Globalisierung . Österreich nehme heute Abschied von einem großen
Sohn, in dessen Leben sich auch das Schicksal des Hohen Hauses widergespiegelt habe. Er habe die rot-weiß-rote
Fahne wie eine Stafette aufgenommen und sie weitergetragen in all seinen verantwortlichen Funktionen des öffentlichen
Lebens.
Zur Gedenkveranstaltung waren neben der Familie Anton Benyas zahlreiche Spitzenvertreter des öffentlichen
Lebens und der Religionsgemeinschaften erschienen: Der Zweite und Dritte Präsident des Nationalrates DI Thomas
Prinzhorn und Dr. Werner Fasslabend, der Präsident des Bundesrates Alfred Schöls und die Vizepräsidenten,
Mitglieder der Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel, ehemalige Präsidenten
und Präsidentinnen des Nationalrates, ehemalige Regierungsmitglieder und Parlamentarier,der Präsident
des Rechnungshofes Dr. Franz Fiedler, Volksanwalt Dr. Peter Kostelka, VertreterInnen der Landesregierungen und
der Landtage, RepräsentantInnen der Kammern und des ÖGB sowie hohe kirchliche Würdenträger,
unter ihnen Kardinal DDr. Franz König.
Die Trauerfeier wurde musikalisch begleitet von den Niederösterreichischen Tonkünstlern, die "Ases
Tod" aus der "Peer Gynt Suite" von Edvard Grieg und Anton Bruckners "Requiem Aeternam"
spielten. Den Abschluss der Trauerfeier bildete die Intonierung der ersten Strophe der Bundeshymne.
Anton Benya
Anton Benya, der 1912 in Wien geboren wurde, besuchte hier Volks- und Bürgerschule, ehe er 1926 eine Mechanikerlehre
begann. In dieser Zeit schloss er sich der Sozialdemokratie an und wurde in den Freien Gewerkschaften aktiv.
Benya wirkte auch nach dem Verbot der sozialdemokratischen Organisationen weiter für die Interessen der Arbeiterschaft,
was ihm zweimal, 1934 und 1937, Verhaftungen einbrachte. Dennoch setzte er sein Engagement für die in die
Illegalität gedrängte Gewerkschaft selbst während des Zweiten Weltkriegs unbeirrt fort.
Nach Kriegsende wurde Benya Funktionär des neu formierten ÖGB und übernahm noch 1945 den Vorsitz
der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie. Ab 1948 fungierte er als einer der Leitenden Sekretäre des ÖGB,
1956 avancierte er zum stellvertretenden Generalsekretär, ehe er 1959 zum Vizepräsidenten und schließlich
1963 zum Präsidenten des ÖGB gewählt wurde. In dieser Funktion wurde Benya, gemeinsam mit seinem
Gegenüber Rudolf Sallinger, zur Inkarnation der Sozialpartnerschaft, eine Achse, die den wirtschaftlichen
Aufstieg Österreichs maßgeblich unterstützte. Mehr als 20 Jahre galten Benya und Sallinger als
Garanten dafür, dass in Österreich ökonomische Interessengegensätze konsensual gelöst
wurden, während es anderswo zu Streiks, Ausständen und Aussperrungen kam. Erst 1987 sollte sich Benya
von der Spitze des ÖGB zurückziehen, wobei er der Gewerkschaft freilich immer noch mit Rat und Tat zur
Seite stand.
Zu Beginn der VIII. Gesetzgebungsperiode im Juni 1956 zog Benya für die SPÖ in den Nationalrat ein, dem
er in der Folge bis zum Ende der XVI. GP im Dezember 1986 angehörte. Im November 1971 verzichtete Nationalratspräsident
Waldbrunner auf eine Wiederwahl in diese Funktion, worauf die SPÖ Anton Benya in Vorschlag brachte, der dieses
Amt dann bis 1986 bekleidete. Als sich Benya 74-jährig in den Ruhestand zurückzog, konnte er auf die
bislang längste Amtszeit als Nationalratspräsident zurückblicken, was sich auch darin ausdrückte,
dass Benya gleich zweimal, nämlich 1974 anlässlich der Angelobung von Bundespräsident Rudolf Kirchschläger
und 1986 aus Anlass der Angelobung von Bundespräsident Kurt Walheim, den Vorsitz in der Bundesversammlung
führte. Bis zum Ende seines Lebens hat Anton Benya lebhaften Anteil an der aktuellen Politik - und am Schicksal
"seines" Fußballvereins Rapid genommen. |
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Euro bereits in wenigen Tagen für 300 Millionen Menschen Wirklichkeit
Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel berichtete am Mittwoch im Pressefoyer über den Stand
der Vorbereitungsarbeiten für die Währungsumstellung. „Bereits in 21 Tagen wird der Euro für 300
Millionen Menschen in 12 Staaten Wirklichkeit. Damit wird eine neue Epoche eingeleitet werden,“ so der Bundeskanzler.
„Wir haben eine umfassende Informationsarbeit in den vergangenen Monaten geleistet. 67% der Bevölkerung unterstützen
den Euro und 80% erachten die Informationsmaßnahmen der Bundesregierung für sinnvoll. Mit der Ausgabe
der ersten Startpakete am 15. Dezember wird ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt werden,“ erklärte der Bundeskanzler.
„Im Vergleich mit anderen Staaten der Euro-Währungszone verfügt die österreichische Bevölkerung
über einen überdurchschnittlichen Informationsgrad in Bezug auf die neue Währung. Wir haben zusätzlich
spezielle Aufklärungsmaßnahmen für Menschen mit Sehbehinderungen und Senioren gesetzt. Mit der
Euro-Cash-Box, die Münzen übersichtlich sortiert, bieten wir eine weitere Hilfestellung für diese
Gruppen an,“ erläuterte Nationalbank-Gouverneur Klaus Liebscher. Die Euro-Cash-Box wird über die Seniorenorganisationen
in einer Auflage von 300.000 Stück in den nächsten Wochen zur Verteilung kommen.
Optimistisch zeigte sich der Bundeskanzler über die rasche Gewöhnung an die neue Währung. „Durch
das effiziente Preismonitoring des Wirtschaftsministeriums haben wir den Menschen in Österreich die Sicherheit
gegeben, dass der Euro zu keiner Teuerungswelle führt. Der Preis von 95% aller Waren im Handel blieb in den
letzten Monaten unverändert, bei 1,5% trat eine Preiserhöhung ein, bei 3,3% hingegen ist eine Preissenkung
eingetreten,“ so Schüssel. In den kommenden Tagen und Wochen wird weiter intensiv über den Euro informiert
werden, unter anderem wird auch das Neujahrskonzert, bei dem auch EU-Kommissionspräsident Romano Prodi anwesend
sein wird, dem Thema "Euro" gewidmet werden.
Klaus Liebscher berichtete über die planmäßige Verteilung der neuen Währung: „Münzen
und Banknoten im Wert von 10 Milliarden Euro wurden bisher an die Banken verteilt. Gleichzeitig konnten wir in
den vergangenen Wochen durch diverse Aktionen einen vorzeitigen Rücklauf von 800 Millionen Münzen und
85 Millionen Banknoten verzeichnen. Wir erwarten insgesamt, dass von den 6,5 Milliarden Stück Münzen
3 Milliarden in den Rücklauf kommen.“ |
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Kandidatenstaaten in Zukunftsdebatte einbinden und ,,Wir-Gefühl
stärken"
Brüssel (bmaa) - Außenministerin Benita Ferrero-Waldner sagte heute im Vorfeld des Europäischen
Rates von Laeken, dass die Beitrittskandidaten von Anfang an möglichst eng in die Zukunftsdebatte Europas
eingebunden werden sollen, damit sie auch ein gewisses ,,Wir-Gefühl" für das Ergebnis dieser Debatten
entwickeln können. ,,Sie werden einen Beobachterstatus mit Rederecht bekommen und an Abstimmungen teilnehmen
können, sobald sie den Beitrittsvertrag unterzeichnet haben. Der Konvent wird außerdem in ständigem
Kontakt mit einem Netz von Vertretern der einschlägig interessierten Zivilgesellschaft stehen, die ebenfalls
die Möglichkeit haben werden, ihre Positionen einzubringen".
Die Außenministerin unterstrich heute, dass es beim Europäischen Rat von Laeken auch darum gehen wird,
den ,,richtigen Präsidenten" für diesen Konvent zu finden - ,,er wird eine Schlüsselrolle spielen
und hohen Anforderungen gerecht werden müssen: wir brauchen eine starke Persönlichkeit mit hohem Sachwissen
und viel Verhandlungserfahrung, die gleichzeitig aber über den Verdacht erhaben sein muss, irgend welche nationalen
Interessen vertreten zu wollen", so die Außenministerin.
Ferrero-Waldner hält die Frage des Mandats für diesen Konvent für eine wichtige Frage. ,,Denn einerseits
soll der Konvent den gesamten Fragenkomplex ohne Einschränkungen prüfen, andererseits möchten wir
aber durch eine gewisse Orientierungshilfe sicherstellen, dass das auch mit einem gewissen Sinn für Realismus
geschieht. Die belgische Präsidentschaft hat dazu Textentwürfe vorgelegt, in denen sie meines Erachtens
durchaus eine recht gute Balance gefunden hat. Für uns ist wesentlich, dass die Reformdiskussion vor allem
auch im Bewusstsein des Unbehagens geführt wird, auf das die Europapolitik heute bei vielen Menschen stößt,
und dass man Europa so weiterentwickelt, dass die Menschen sich damit besser identifizieren können. Dazu werden
nicht nur institutionelle Themen zu behandeln sein, sondern auch die Inhalte mancher Politiken, die vielleicht
eines Neuüberdenkens bedürfen. Wir haben jedenfalls schon signalisiert, dass es uns auch um Themen, wie
etwa die Verkehrspolitik und die grenzüberschreitende Umweltpolitik gehen wird", sagte die Außenministerin.
Im Spannungsfeld Demokratisierung/Effizienz kann sich die Außenministerin vorstellen, dass durch folgende
Maßnahmen eine Balance gefunden werden könnte:
- Stärkung der demokratischen Legitimität der Kommission
- Öffentlichkeit der Beratungen im Rat, wenn dieser als Legislativorgan tagt
- bessere Einbindung der nationalen Parlamente in den Entscheidungsprozess
- bessere Zusammenarbeit zwischen EP und nationalen Parlamenten (gemischte Ausschüsse bzw. Institutionalisierung
der bereits bestehenden Zusammenarbeit)
- Durchforstung der Zahl der Verfahrens- und Rechtsakttypen
- direkter Zugang des einzelnen Bürgers zum EuGH schon bei genereller Betroffenheit durch einen Gemeinschaftsrechtsakt
- Stärkung des Ombudsmannes (etwa Schaffung von Außenstellen in den MS)
- Annäherung der 3 Säulen
- Stärkung des Ausschusses der Regionen
- Sprachenfrage
- volle Budgethoheit für das Europäische Parlament.
Ferrero-Waldner: ,,Ich halte eine bessere und klarere Abgrenzung der Kompetenzen für besonders wichtig.
Es muss deutlich sein, wer in Europa wofür verantwortlich ist; wo eine ausschließliche Zuständigkeit
der Gemeinschaft besteht, wo es gemischte Zuständigkeiten gibt und wo die Union die Tätigkeit der Mitgliedstaaten
nur ergänzen oder unterstützen darf. Bei dieser Gelegenheit sollten bestimmte Kompetenzen der Union auch
punktuell bereinigt werden z.B. mehr ,,Europa" etwa in der GASP, äußeren Sicherheit, Umwelt; weniger
Europa etwa durch Rücknahme bestimmter detaillierter Binnenmarktregelungen. In bestimmten Bereichen könnte
an Harmonisierungsverbote gedacht werden. Geprüft werden sollte auch die Regelungsdichte. Bereinigt werden
sollten nicht nur die Regelungen über die Kompetenzen, sondern auch jene über die Verfahrenstypen zur
Zeit gibt es über 30 verschiedene Verfahren und Rechtsatzformen".
Nach Ansicht der Außenministerin kann die Akzeptanz der Union durch die Bürger letztlich nur durch gute
Politikgestaltung erhöht werden. ,,Institutionelle Fragen sind für die Bürger von zweitrangigem
Interesse. Wir brauchen Klarheit, in welchen Bereichen wir mehr Europa brauchen und wo wir den Mitgliedstaaten
mehr Spielraum lassen sollen. Meiner Ansicht nach sollten wir jedenfalls eine Stärkung der gemeinsamen Außenpolitik,
eine kohärente Außenvertretung des EURO und dort, wo notwendig, gemeinsame Antworten auf die Herausforderungen
für die innere Sicherheit anstreben. Aber auch für grenzüberschreitende Umwelt- und Verkehrsprobleme
können nur europäische Lösungen gefunden werden. Ich halte eine Renationalisierung der Agrar- oder
Strukturpolitik für nicht sinnvoll, glaube aber, dass es sinnvoll ist zu prüfen, wie die nationalen Spielräume
und Verantwortlichkeiten für diese Politiken, auch im Sinne der Effizienz, erhöht werden können",
sagte Ferrero-Waldner.
Zum Fragenkomplex ,,Entscheidungskapazität der Union" tritt Ferrero-Waldner für öffentliche
Beratungen des Rates ein, wenn dieser als Legislativorgan tagt. ,,Gleichzeitig halte ich es für dringend erforderlich
- gerade im Hinblick auf die Erweiterung - das Funktionieren des Rates effizienter zu gestalten: d.h. Konzentration
auf das Wesentliche, bessere Vorbereitung der Tagungen, wirkliche Auseinandersetzung mit den anstehenden Themen
und schließlich auch die Sprachenfrage. Ich bin aber gegen die Schaffung eines eigenen Rates für Europaminister",
so Ferrero-Waldner.
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Ferrero-Waldner: ,,Tschechien ist rechtlich an Temelin Vereinbarung gebunden"
Brüssel (bmaa) - Außenministerin Benita Ferrero-Waldner stellte am Mittwoch im Rahmen
der EU-Beitrittskonferenz fest, daß ,,mit der heutigen Erklärung von Außenminister Kavan die Tschechische
Republik rechtlich an die zwischen Premierminister Zeman und Bundeskanzler Schüssel getroffene Temelin-Vereinbarung
gebunden ist". ,, Die tschechische Seite hat überdies heute die Bereitschaft erklärt, ihren Teil
der Vereinbarung der Umsetzung von Sicherheitsvorkehrungen für Temelin entsprechend dem vereinbarten Zeitplan
zu erfüllen. Darüber hinaus hat der tschechische Außenminister ausdrücklich festgehalten,
daß die Tschechische Republik bereit ist, die bilateralen Verpflichtungen betreffend der Sicherheit von Temelin
einem Protokoll zur Beitrittsakte beizufügen", sagte Ferrero-Waldner.
Für die Außenministerin hat der tschechische Außenminister mit seiner Erklärung vor der Beitrittskonferenz
,,die rechtliche Absicherung der Vereinbarung vom 29. November 2001 bestätigt. Wir werden nun die Umsetzung
der Vereinbarung sehr genau kontrollieren", sagte die Außenministerin.
Für Ferrero-Waldner hat Tschechien nun die Verpflichtung zur ,,Nachrüstung Temelins auf einen hohen europäischen
Sicherheitsstandard und die Behebung der wesentlichen Sicherheitsmängel wird vor der Aufnahme des kommerziellen
Betriebs umgesetzt. Überdies werden die mit Tschechien zu Temelin getroffene Vereinbarung nach dem EU-Beitritt
Tschechiens vor dem Europäischen Gerichtshof einklagbar sein", sagte die Außenministerin.
In diesem Zusammenhang unterstrich Ferrero-Waldner, daß diese Kontrolle nicht allein von der tschechischen
Umweltbehörde, sondern vor allem durch die sogenannte "peer review" auf EU-Ebene erfolgen wird.
Außerdem wird die Vereinbarung laufend durch die Beauftragten der beiden Regierungen, Molterer und Kavan,
überwacht. ,,Das ist mit heutigem Tag vor allem dadurch sichergestellt, daß der tschechische Außenminister
sich vor der Erweiterungskonferenz ausdrücklich zu dieser Vorgangsweise bekannt hat. Die tschechische Seite
hat heute ausdrücklich ihre Bereitschaft erklärt, sich bei der Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen
für Temelin, dieser EU-Kontrolle zu unterwerfen", so Ferrero-Waldner.
,Bei einer Nichterfüllung der Vereinbarung könnten wir also selbstverständlich auf das Energiekapitel
zurückkommen. Der Vorbehalt, den ich am Montag abgebracht habe, berechtigt uns dazu eindeutig" unterstrich
Ferrero-Waldner.
Ferrero-Waldner hat bei der heutigen Erweiterungskonferenz nochmals festhalten, daß Österreich davon
ausgeht, daß im Sinne der Vereinbarung vom 29. November 2001 die Verbindlichkeit nach europäischem Recht
der Vereinbarung Österreichs mit der Tschechischen Republik bezüglich Temelin durch die Aufnahme der
Brüsseler Vereinbarung in ein Protokoll zur Beitrittsakte hergestellt wird, wodurch die darin enthaltenen
Verpflichtungen auch beim Europäischen Gerichtshof einklagbar sein werden. ,,Es gibt nun eine klare Übereinstimmung
mit Tschechien über die weitere Vorgangsweise bis zum Abschluss der Beitrittsverhandlungen Ende 2002/Anfang
2003 und klare Festlegungen, wie die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen für Temelin kontrolliert wird",
so die Außenministerin.
Darüber hinaus möchte sich Ferrero-Waldner gemeinsam mit Bundeskanzler Schüssel beim Europäischen
Rat von Laeken am Freitag und Samstag dafür einsetzen, daß in der EU eine Diskussion über einheitliche
europäische Sicherheitsstandards für Kernkraftwerke eingeleitet wird. ,,Unser Ziel bleibt die maximale
Sicherheit für die Bevölkerung, ab heute - durch die Zustimmung der Tschechischen Republik zur beschlossenen
Position der 15 EU-Mitgliedstaaten - wird an der Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen gearbeitet. Wir werden
die Sicherheitsvorkehrungen nun auf Punkt und Beistrich überwachen. Und wir werden weiterhin konsequent für
einen europaweiten Ausstieg aus der Atomenergie eintreten", so Ferrero-Waldner abschließend. |
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Sima: Regierung muss Anti-Atom-Strategie auf den Tisch legen
Wien (sk) - "Die Regierung muss ihre Anti-Atom-Strategie offen auf den Tisch legen", forderte
SPÖ-Umweltsprecherin Ulli Sima. "Die ganze letzte Woche hat das Debakel in der heimischen Anti-Atom-Politik
offenbart. Mit der österreichischen Zustimmung zum Energiekapitel mit Tschechien am Montag hat die Regierung
Temelin mit all seinen Konsequenzen akzeptiert, der am Mittwoch vorgelegte Temelin-Fahrplan für Nachrüstungen
ist völlig unzureichend und als Draufgabe hat Österreich am Montag auch noch dem EU-Atomforschungsprogramm
zugestimmt - und damit der Verschleuderung von 500 Millionen Schilling aus heimischen Steuergeldern", resümiert
Sima die Atom-Politik von Blau-Schwarz.
Was den von Umweltminister Molterer gestern vorgelegten Temelin-Fahrplan betreffe, so schiebe dieser wichtige Sicherheitsfragen
einfach auf die lange Bank. "Es kann doch nicht ernsthaft gemeint sein, dass etwa die Frage der Integrität
des Reaktordruckbehälters erst in der ersten Jahreshälfte 2004 besprochen werden könne, Temelin
ist dann schon längst im Vollbetrieb. Diese road map zieht sich wie ein Strudelteig", so Sima. Sie kritisiert
weiters, dass die blau-schwarze Bundesregierung das Energiekapitel mit Tschechien vorläufig geschlossen hätte.
"Auch wenn Westenthaler und Co nun felsenfest behaupten, es sei nicht geschlossen, so ist die Wahrheit doch
eine ganz andere. Das Energiekapitel ist mit der Zustimmung der tschechischen Seite auf der heutigen EU-Beitrittskonferenz
in Brüssel tatsächlich vorläufig geschlossen. Sämtliche EU-Experten bestätigen, dass ein
Aufschnüren nur mit Zustimmung der anderen EU-Partner machbar ist. Die Anmerkungen, die die Außenministerin
heute von sich geben musste, sind reine Beruhigungspillen für den Regierungspartner um den Koalionsfriedens
willen und sonst nichts", betont Sima abschließend. |
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Haupt: Entschädigung auch für Gefangene der Westalliierten
Wien (bmsg) - "Ein Akt der Gerechtigkeit und der Pietät gegenüber der Kriegsgeneration",
mit diesen Worten begrüßte Sozialminister Mag. Herbert Haupt den Beschluss des Ministerrates, das Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz
auch auf die im 2. Weltkrieg von den Westalliierten internierten Soldaten auszudehnen. "Mit diesem Gesetz
hat die Bundesregierung ihr Versprechen eingelöst, jenen Menschen eine Entschädigung zuzuerkennen, die
nicht nur unermessliches Leid im Kriegseinsatz, sondern auch die Demütigung einer Kriegsgefangenschaft erdulden
mussten", so Haupt.
Der Bundesminister wies darauf hin, dass die jetzt amtierende Bundesregierung der Kriegsgeneration 56 Jahre nach
Ende des 2. Weltkrieges endlich jene Anerkennung verschafft habe, die bisher sträflich unterlassen worden
sei.
Die Entschädigungsleistungen betragen monatlich zwischen ATS 200 und ATS 500 und richten sich nach der Dauer
der Gefangenschaft. Das Kriegsgefangenentschädigungsgesetz wird auch auf zivilinternierte Personen, die außerhalb
Österreichs festgenommen wurden und Personen, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland haben, ausgedehnt.
Somit erhalten auch Heimatvertriebene, die in Gefangenenlagern festgehalten wurden, diese Entschädigungsleistung,
deren Bezug nicht mehr an einen Aufenthalt in Österreich gebunden ist.
Die Novelle zum Kriegsentschädigungsgesetz soll mit 1.1.2001 in Kraft treten. |
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Schüssel: Busek wird Schlüsselfigur im südosteuropäischen
Raum
Wien (bpd) - Als "grössten österreichischen Erfolg in der Balkanpolitik" bezeichnete
am Dienstag Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel die Bestellung von Erhard Busek zum neuen EU-Koordinator des
Balkan-Stabilitätspaktes. Schüssel dankte Außenministerin Ferrero-Waldner, die diesen Erfolg durch
ihren Einsatz und ihr Geschick möglich gemacht habe. Busek verfüge "wie kein anderer" über
Erfahrungen und Wissen in der Region. Man sei sehr stolz darauf, dass Österreich mit ihm nun "die internationale
Schlüsselfigur" für den gesamten südosteuropäischen Raum habe. Busek werde aus seiner
bisherigen Funktion als österreichischer Regierungsbeauftragter für die EU-Erweiterung ausscheiden; diese
Funktion werde nicht nachbesetzt, da man sich bereits im Finale der Verhandlungen befinde. Dagegen werde die Österreich-Plattform,
die "eine sehr wichtige Arbeit" sei, weitergeführt werden, sagte der Kanzler. |
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Grasser: Basel II darf keine Verschlechterung fuer KMU's bringen
Wien (bmf) - Im Nationalrat werden am Dienstag die Weichen fuer wichtige Positionen im Interesse
der klein- und mittelstaendischen Unternehmen gestellt. In einem Entschließungsantrag werden wichtige Standpunkte
zum Schutz der Kreditversorgung bei KMU s formuliert. Grasser: "Grundsätzlich begrüße ich
die Bemühungen des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht und der Europäischen Union, die Eigenkapitalausstattung
für Kreditinstitute und Wertpapierfirmen enger an den tatsächlichen Risiken auszurichten. Sicherheit
und Solidität des Finanzwesens sind ebenso unabdingbare Bestandteile bei der Stabilisierung der internationalen
Finanzarchitektur und besseren Krisenprävention wie die Sicherstellung adäquater Wettbewerbsbedingungen."
So haben nicht zuletzt Finanzkrisen auf internationaler Ebene wiederholt die Notwendigkeit klarer bankaufsichtlicher
Regelungen, die dies sicherstellen, verdeutlicht. Ungeachtet dessen besteht weiter wichtiger Änderungsbedarf.
Die österreichische Bundesregierung wird daher in den relevanten Komitees, Arbeitsgruppen und sonstigen Foren
der Europäischen Union, die mit dem Thema "Basel II" befaßt sind, Positionen vertreten, die
im Interesse der österreichischen Wirtschaftsstruktur, insbesondere der klein- und mittelständischen
Unternehmen ("KMU"), gelegen sind und die auch die österreichische Bankenstruktur berücksichtigen.
Grasser betont: "Besonders bei KMU´s muß deren Kreditversorgung auch in Zukunft gesichert sein
und es darf durch die neuen Anforderungen nicht zu einer generellen Verteuerung der Kreditkonditionen und damit
zu wirtschaftspolitisch unvertretbaren Wettbewerbsverzerrungen kommen. Dies ist mir ein wichtiges Anliegen, das
auch in den Verhandlungen auf EU-Ebene entsprechenden Niederschlag finden muß."
Folgende Argumente und Verhandlungspositionen sollen dies bekräftigen:
- Finanzierungen der klein- und mittelständischen Unternehmen sollen die selbe Risikobeurteilung bekommen
wie Kredite an Private ("retail").
- Sämtliche banküblichen Besicherungsinstrumente, insbesondere jene, die im Privatkundengeschäft
und in der Finanzierung der KMU eingesetzt werden, sind in adäquater Weise zu berücksichtigen.
- Bei den auf bankinterne Ratings gestützten Ansätzen ist die Festlegung eines unangemessenen Risikozuschlages
für mittel- und langfristige Kredite zu vermeiden.
- Die weiteren Arbeiten in Brüssel und Basel sollen vom Grundsatz getragen sein, daß es im Durchschnitt
zu keiner Erhöhung der Kapitalanforderungen kommt.
- Es muss sichergestellt werden, dass Kredite an Unternehmen mit höheren Ausfallwahrscheinlichkeiten nicht
über Gebühr mit Eigenkapital zu unterlegen sind.
- Es soll außerdem zu keiner Benachteiligung kleinerer Institute dadurch kommen, daß die angebotenen
Verfahren der Eigenkapitalberechnung mit einem nicht vertretbaren Administrativaufwand verbunden sind und diese
Institute durch die faktische Nichtanwendbarkeit Wettbewerbsnachteile erleiden.
Grasser: "Ich möchte hier ein Zeichen setzen und damit den österreichischen Wirtschaftstreibenden
und Banken bei den Verhandlungen für Basel II helfen, damit diese im nationalen und internationalen Wettbewerb
keine Nachteile erleiden."
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Gusenbauer-Erklärung: Neutralität soll neue Basis für
internationales Engagement schaffen
Wien (sk) - Eine Erklärung unter dem Titel "Österreich in einer veränderten Welt"
gab SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer Dienstag im Bruno Kreisky Forum in Wien ab. "Die Veränderungen
auf europäischer und globaler Ebene bilden eine Vielzahl von beachtlichen Herausforderungen für Österreich,
sie dürfen aber nicht beantwortet werden, indem sich die Bundesregierung je nach Anlassfall rückgratlos
oder borniert gebärdet", so Gusenbauer. Österreichs Rolle in der Welt müsse eine andere sein.
Die Möglichkeiten für eine sowohl verantwortungsvolle als auch eigenständig gestaltende internationale
Politik Österreichs seien auch heute gegeben.
Regierung wolle die Neutralität abschaffen, um vom Fehlen einer konsistenten Außenpolitik abzulenken:
"Ich möchte hingegen eine neue Basis für internationales Engagement Österreichs schaffen, das
sich am Wohl der Menschen in unserem Land und in der Welt orientiert", so Gusenbauer weiter und betonte, dass
die Neutralität als sinnvolles Instrument der österreichischen Außen- und Sicherheitspolitik nie
ihre Funktion verloren, wohl aber ihre konkrete Gestalt verändert habe. Das aktuelle Neutralitätsverständnis
sei auf eine neue Grundlage zu stellen, so Gusenbauer, wobei er für "ein selbstbewusstes Verständnis
von Österreichs Souveränität" plädiert.
Gusenbauer will eine breite Diskussion über "die Inhalte, die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen"
der Neutralität. Folgende Eckpunkte müssten dem aktuellen Neutralitätsverständnis zugrunde
liegen: Ein umfassender Sicherheitsbegriff, der neben der politischen Selbstbestimmung soziale und ökologische
Dimensionen berücksichtigt; Österreichs Einbindung in eine friedensorientierte Staatengemeinschaft, wie
sie in den Vereinten Nationen und in der EU verwirklicht sei; die demokratische, auf einen geordneten Ausgleich
gesellschaftlicher Interessen zielende Verfassung; der Wohlfahrtsstaat als Garant für den Zugang aller zum
Reichtum.
Ziel der EU-Politik müsse eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik sein, so Gusenbauer, der sich
zu einer aktiven Beteiligung an der Entwicklung der entsprechenden europäischen Instrumente bekannte. Gerade
nach dem 11. September habe er eine "klare und gemeinsame Stimme der EU vermisst". Viele sicherheitspolitische
Fragen könnten jedoch nur im Rahmen der EU erfolgreich bewältigt werden.
Gerade Neutrale könnten in Konflikten unschätzbare Dienste leisten. Die Neutralität dürfe deshalb
nicht den Rückzug aus dem Weltgeschehen bedeuten. Den Beitrag Österreichs sieht Gusenbauer in der Konfliktprävention,
der Krisenbewältigung und der Friedenssicherung - "mit allen zu Gebote stehenden Mitteln, als ultima
ratio auch mit militärischen". Wobei ein Beschluss des UNO-Sicherheitsrates oder der OSZE bei militärischen
Einsätzen vorliegen müsse, betonte Gusenbauer.
Dem Wunsch der Regierung nach einem NATO-Beitritt hielt der SPÖ-Vorsitzende entgegen, dass derzeit kein Bedrohungsszenario
existiere, das den Beitritt zur NATO nahelege. Einen solidarischen Beitrag könne Österreich im Kampf
für Frieden und gegen Menschenrechtsverletzungen auch als neutrales Land leisten, "vielleicht sogar besser",
betonte Gusenbauer. Auch die Bekämpfung des Terrorismus brauche eine vielseitige Strategie: "Österreich
kann Besseres zur Lösung dieses Problems beitragen als an Kampfeinsätzen teilzunehmen."
Kritik übte Gusenbauer an Kanzler Schüssel, der in der Neutralität - bestehend aus den Elementen:
keine Teilnahme an Kriegen, keine dauernde Stationierung fremder Truppen auf österreichischem Staatsgebiet,
kein Beitritt zu einem Militärbündnis - eine "überholte Schablone" sieht. |
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Österreich mit Busek im Rahmen der EU auf Balkan prominent vertreten
Brüssel (bmaa) - "Mit Erhard Busek wurde heute der beste Kandidat zum neuen Sonderkoordinator
für den Stabilitätspakt für Südosteuropa ernannt", so Außenministerin Benita Ferrero-Waldner
heute beim Außenministerrat in Brüssel, wo sie nochmals Erhard Busek als neuen EU-Koordinator des Balkan-Stabilitätspaktes
vorgeschlagen hat und mit diesem Vorschlag durchgedrungen ist. Erhard Busek folgt daher zu Beginn kommenden Jahres
dem deutschen Bodo Hombach.
Buseks Aufgabe als Sonderkoordinator für den Stabilitätspakt für Südosteuropa wird es sein,
die einzelnen Initiativen des Stabilitätspaktes und die Projekte der verschiedenen Stabilitätspakt-Task
Forces aufeinander abzustimmen sowie die Durchführung der Prozesse politisch zu begleiten und zu überwachen.
Als Stabilitätspakt-Koordinator sollte Erhard Busek in der Region persönlich präsent sein und dort
gemeinsam mit den Regierungen der Länder der Region den Prozess der Heranführung an die europäischen
Strukturen weiterführen und die regionale Zusammenarbeit fördern.
Neben den Infrastrukturprojekten, die im Rahmen des Stabilitätspaktes durchgeführt werden, gibt es im
wirtschaftlichen Bereich zwei wichtige Initiativen: erstens die Schaffung einer Freihandelszone in der Region und
zweitens die Sicherstellung der notwendigen Voraussetzungen für private Investitionen durch entsprechende
Gesetze und Regelungen. In diesem sogenannten "Investment Compact" hat Österreich den Ko-Vorsitz
inne. Österreich leitet weiters die Task Forces "Erziehung und Jugend" sowie die Task Force "Menschenhandel".
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Ferrero-Waldner: „Sicherheitsmaßnahmen für Temelin sind nun EU-Position“
Brüssel (bmaa) - Außenministerin Benita Ferrero-Waldner hat heute im Rahmen des EU-Außenministertreffens
in Brüssel den Inhalt des Entschließungsantrages des österreichischen Nationalrates vom 21. November
2001 ihren EU-Kollegen zu Kenntnis gebracht. "Ich habe vor diesem Hintergrund darauf hingewiesen, dass wir
uns vorbehalten, insbesondere im Lichte der zwischen der Tschechischen Republik und Österreich erzielten Vereinbarung
vom 29. November 2001, im Laufe der EU-Beitrittsverhandlungen auf das Energiekapitel wieder zurückzukommen.
Das heißt konkret, dass wir das Energiekapitel im Hinblick auf das von der Beitrittskonferenz festgelegte
Prinzip als nicht endgültig abgeschlossen betrachten, bis eine Gesamteinigung vorliegt", so Ferrero-Waldner
heute in Brüssel.
Gleichzeitig kündigte die Außenministerin an, am kommenden Mittwoch - entsprechend dem Auftrag des Hautausschusses
des Nationalrates vom 7. Dezember 2001 - bei der Erweiterungskonferenz überdies die rechtliche Absicherung
der Vereinbarung vom 29. November 2001 zu thematisieren. "Ich werde bei dieser Konferenz am Mittwoch überdies
festhalten, dass Österreich davon ausgeht, dass im Sinne der Vereinbarung vom 29. November 2001 die Rechtsverbindlichkeit
der Vereinbarung Österreichs mit der Tschechischen Republik bezüglich Temelin durch die Aufnahme des
Verhandlungsergebnisses in einem Protokoll zur Beitrittsakte von Tschechien erfolgt", sagte die Außenministerin.
Die Außenministerin betonte in Brüssel, dass Österreich nun die Umsetzung der mit Tschechien getroffenen
Vereinbarung genau kontrollieren wird. "Es gibt nun eine rechtsverbindliche Vereinbarung mit Tschechien über
die weitere Vorgangsweise bis zum Abschluss der Beitrittsverhandlungen Ende 2002/Anfang 2003 und klare Vorschriften,
wie die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen für Temelin kontrolliert wird. Diese Kontrolle erfolgt nicht
allein von der tschechischen Umweltbehörde, sondern vor allem durch die sogenannte "peer review"
auf EU-Ebene. Falls sich daraus ergibt, dass Tschechien die Vereinbarung nicht einhält, werden wir das im
Rahmen des zur Seite gelegten, also nicht abgeschlossenen, Energiekapitels selbstverständlich geltend machen",
sagte Ferrero-Waldner.
Wie die Außenministerin erläuterte hat Tschechien nun "die Verpflichtung zur Nachrüstung Temelins
auf einen hohen europäischen Sicherheitsstandard. Und die Behebung der wesentlichen Sicherheitsmängel
wird nun schon vor der Aufnahme des kommerziellen Betriebs umgesetzt". Überdies wird die mit Tschechien
zu Temelin getroffene Vereinbarung nach dem EU-Beitritt Tschechiens vor dem Europäischen Gerichtshof einklagbar
sein.
"Das Ziel ist maximale Sicherheit, ab Mittwoch - nach der Zustimmung der Tschechischen Republik zur heute
beschlossenen Position der 15 EU-Mitgliedstaaten - wird an der Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen gearbeitet.
Wir werden die Sicherheitsvorkehrungen auf Punkt und Beistricht überwachen", sagte Ferrero-Waldner. Gleichzeitig
unterstrich die Außenministerin, dass Österreich weiterhin für die Schließung unsicherer
Kernkraftwerke eintreten wird. Darüber hinaus muss es "europäische Sicherheitsstandards geben, wie
sie nun für Temelin gelten. Das wird auch Thema beim Europäischen Rat in Laeken sein und wir werden hier
nicht locker lassen. Und wir werden auch weiterhin für einen europaweiten Ausstieg aus der Atomenergie konsequent
eintreten", so Ferrero-Waldner abschließend. |
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Bösch: „Volksbegehren gegen Temelin ist logischer nächster Schritt“
Bregenz (fpd) - Der stellvertretende freiheitliche Landesparteiobmann von Vorarlberg Abg. Dr. Reinhard
E. Bösch bezeichnete die heute von Außenministerin Ferrero-Waldner im Rat für Allgemeine Angelegenheiten
erfolgte Klarstellung der österreichischen Position zu Temelin als weiteren wichtigen Schritt zur Umsetzung
der Nullvariante. Österreich habe unmißverständlich zum Ausdruck gebracht, daß die Verhandlungen
dazu zwischen Tschechien und Österreich erst begonnen hätten und auch auf europäischer Ebene fortgeführt
würden.
Die Freiheitlichen verfolgten eine klare, konsequente Linie, an deren Ende der europaweite Ausstieg aus der Atomenergie
stehe. Nach der Entschließung des Parlamentes am 22. November, der Vereinbarung zwischen dem österreichischen
und dem tschechischen Regierungschef und dem EU-Erweiterungskommissar am 29. November und der heutigen Information
der EU-Außenminister werde als nächster logischer Schritt das Volksbegehren im Januar erfolgen. "Eine
entsprechende Unterstützung durch die Bevölkerung werden die Freiheitlichen als klaren Auftrag verstehen,
allen Unkenrufen seitens der Opposition und sämtlichen EU-Bevormundungen zum Trotz die Interessen Österreichs
mit aller Vehemenz weiterhin zu verfolgen", so Bösch wörtlich.
Um dem Ringen, einen längerfristigen AKW-Ausstieg zu erreichen, den notwendigen Nachdruck zu verleihen, sei
das Volksbegehren das einzig adäquate Mittel. Bösch erwartet sich, daß neben den vielen Parteiunabhängigen
auch der Koalitionspartner ÖVP und die beiden Oppositionsparteien dieses in Bälde unterstützen werden,
da der europaweite Ausstieg aus der Kernenergie ja im Sinne aller sein müßte. |
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Cap zu Temelin: Mit Zustimmung der Außenministerin ist das Energiekapitel
abgeschlossen
Wien (sk) - Der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap sieht sich durch die Aussagen
des EU-Kommissars Verheugen zum Energiekapitel mit Tschechien in einem Interview im Magazin "Format"
bestätigt. Denn Verheugen unterstrich, dass das Energiekapitel nur mit Zustimmung aller EU-Mitgliedstaaten
wieder geöffnet werden könne und dass Tschechien eindeutig die Vertragsbestimmungen verletzen müsste.
"Das widerspricht allem, was die Koalition sagt", so Cap. Was die Außenministerin heute beim EU-Rat
auch sage, "es ist eine Mogelerklärung". "Wenn sie nicht fordert, das Energiekapitel nicht
zu schließen, dann ist es geschlossen. Alles andere ist rechtsunwirksam, ein Placebo für die FPÖ",
unterstrich Cap in einer Pressekonferenz.
Es sei nun völlig schleierhaft, was das FPÖ-Volksbegehren nun für einen Sinn haben soll. Die FPÖ
könne nichts mehr ändern, nachdem sie nicht gegen die Schließung des Energiekapitels gestimmt habe.
Cap wies darauf hin, dass es in dem Brüsseler Vertrag zwischen Bundeskanzler Schüssel und dem tschechischen
Ministerpräsidenten Zeman keine Verpflichtung Tschechiens gebe, die sieben Sicherheitsmängel zu beseitigen.
"Die tschechischen Atombehörde kann selbst feststellen, ob es Mängel gibt und ob diese zu beseitigen
sind." Die Einschätzung über die Mängel seien 1:100. Zeman spreche von 40 Millionen Schilling
an Kosten für die Nachrüstung, Schüssel hingegen veranschlagt vier Milliarden Schilling.
Cap betonte, dass das Schüssel-Zeman-Abkommen lediglich ein "Scheinvertrag" sei, daher habe die
SPÖ gefordert, das Energiekapitel nicht abzuschließen. Neben der fehlenden Verpflichtung für Tschechien
seien auch weitere Punkte, die im SPÖ-Antrag zu Temelin gefordert wurden, nicht erfüllt worden. Diesem
SPÖ-Antrag habe auch der SPÖ-Delegationsleiter im EU-Parlament, Hannes Swoboda, im Bundesparteivorstand
zugestimmt, merkte Cap zu der derzeit laufenden innerparteilichen Debatte zu Temelin an.
In dem SPÖ-Antrag sei weiters vermerkt, dass die SPÖ für einen europaweiten Atomausstieg eintrete
und ein Veto gegen den EU-Beitritt Tschechiens ablehne. "Das hat mit dem Nichtabschluss des Energiekapitels
nichts zu tun", so Cap. |
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Glawischnig: Schüssels Temelin-Abkommen ist ein Luftschloss
Wien (grüne) - "Das bedeutet die endgültige Inbetriebnahme des AKW-Temelin mit der
vollen Akzeptanz der blau-schwarzen Bundesregierung", kommentiert Eva Glawischnig, Umweltsprecherin der Grünen,
den Beschluss des Antrags der Regierungsparteien in der heutigen Sitzung des parlamentarischen Hauptausschusses.
"Der Beschluss der Regierungsparteien ist der Höhepunkt eines einzigartigen Täuschungsmanövers
von ÖVP und FPÖ, die der Bevölkerung weismachen wollen, dass Österreich trotz Abschluss des
Energiekapitels im Rahmen des Beitrittsprozesses jederzeit über Temelin weiterverhandeln kann. Das entspricht
eindeutig nicht der Faktenlage", so Glawischnig. "Die Regierungsparteien wollen sich mit einer Mogelpackung
über die nächsten Wochen schwindeln, die ÖVP will das miserable Verhandlungsergebnis von Kanzler
Schüssel verschleiern und die FPÖ hat Angst, dass ihr Volksbegehren nicht mehr ernst genommen wird",
so Glawischnig. Der Antrag der Grünen auf Nicht-Abschluss des Energiekapitels wurde von den Regierungsparteien
niedergestimmt.
Das, was Bundeskanzler Wolfgang Schüssel als großes Verhandlungsergebnis verkaufe, sei nichts anderes
als eine bewusste Täuschung der Bevölkerung, stellte die Umweltsprecherin fest. Sollte das Energiekapitel
bei der Sitzung des Rates für Allgemeine Angelegenheiten am Montag vorläufig abgeschlossen werden, würde
das einer Akzeptanz des Atomkraftwerkes Temelin gleichkommen. Das von Schüssel als großer Erfolg bezeichnete
Temelin-Abkommen von Brüssel entpuppe sich als "inhaltsleeres Luftschloss", meinte Glawischnig.
Es sei nicht so, dass für alle sieben von Österreich vorgebrachten Sicherheitsbedenken eine EU-rechtlich
verankerte Behebung festgelegt worden sei. Im Energiekapitel mit Tschechien seien nur jene zwei Sicherheitsauflagen
festgeschrieben, zu denen sich Tschechien bereits im September gegenüber der EU verpflichtet habe. Alle anderen
von Österreich vorgebrachten Sicherheitsmängel seien für die EU-Kommission gegenstandslos und nicht
EU-rechtlich einklagbar, betonte Glawischnig.
"Das, was Schüssel als großen Verhandlungserfolg feiert, ist abgesehen von den beiden Punkte eine
private Vereinbarung zwischen ihm und dem tschechischen Premier Milos Zeman und hat keinerlei rechtliche Bedeutung",
stellte Glawischnig fest. Zeman habe nach der Unterzeichnung des Brüsseler Abkommens die zusätzlichen
Kosten für die Erhöhung der Sicherheit von Temelin mit nur 40 Millionen Schilling beziffert. Expertenschätzungen
gingen aber von den hundertfachen Kosten (etwa vier Milliarden Schilling) aus, um Temelin auf EU-Sicherheitsniveau
zu bringen, erläuterte die grüne Umweltsprecherin. |
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