Vorschläge der EU-Kommission zahnlos und unverbindlich
Brüssel/Wien (greenpeace) - Über 40 Aktivisten aus zehn europäischen Ländern
- darunter auch Österreich - protestieren seit Freitag (06. 12.) früh vor
den Toren des EU-Rats. In Brüssel tagen heute die EU-Minister für Transport, Telekommunikation und Energie.
Die Umwelt-Aktivisten brachten giftiges Schweröl von den durch den Prestige-Unfall verseuchten Stränden
aus Spanien und platzierten es vor dem Eingang des Gebäudes. Als Öl verschmierte Vögel weisen sie
auf die Gefahr hin, die für die Tierwelt von den gefährlichen Tankern ausgeht. Auch wurden EU-Fahnen
ölig-schwarz beschmiert. Sie sollen die Gefahr für Europas Küstengewässer aufzeigen. "Act
Now! - Jetzt Handeln!" steht auf Transparenten. Die Umweltorganisation protestiert damit gegen die unzureichenden
Vorschläge der EU-Kommission zur Tankersicherheit. "Wir hoffen, dass die EU-Minister jetzt durch den
Ölgestank vor ihrer Türe aufwachen und konkrete Schritte setzen, damit solche Katastrophen nie wieder
passieren", sagt Franko Petri, Greenpeace- Pressesprecher heute in Brüssel.
Greenpeace fordert erstens die volle, unbeschränkte und verschuldensunabhängige Haftung der Ölindustrie
für solche Unfälle. Dies soll für Schiffseigentümer, Manager, Operatoren, Charterer und die
Eigentümer des Öls gelten. Zweitens muss allen Einhüllentankern verboten werden, gefährliche
Frachten zu transportieren. Drittens sollen Tanker nicht mehr auf Schiffsrouten fahren dürfen, die durch ökologisch
sensible Regionen führen.
Greenpeace kritisiert, dass die EU nach dem Sinken der Prestige nur schwache Empfehlungen für die Mitgliedsstaaten
vorbereitet hat. Die geplanten Regelungen zur Vermeidung von Tankerunfällen wurden seit 1990 noch immer nicht
durchgesetzt und sind nicht imstande, weitere Katastrophen zu verhindern. Wie dringend verpflichtende Regeln sind,
zeigt die verseuchte Küste in Galizien. "Wenn die EU nach dem Unfall des Tankers Erika vor der bretonischen
Küste vor drei Jahren verbindliche Richtlinien erlassen hätte, würden jetzt nicht Tausende spanische
Fischer vor dem Aus stehen und die Atlantikküste für Jahrzehnte verseucht sein", stellt Petri fest.
Greenpeace kritisiert den aktuellen Vorschlag der EU-Kommission als zahnlos. Danach soll Einhüllentanker zukünftig
nur der Transport von Schweröl verboten werden, nicht aber die Beförderung anderer Ölsorten oder
sonstiger gefährlicher Frachten. Angesichts von Tausenden Einhüllentankern, die die Weltmeere befahren,
kann die EU- Liste von 66 Tankern nur ein schlechter Witz sein", sagt Petri. Weitere geplante Maßnahmen
der EU zur Erhöhung der Schifffahrtssicherheit sind lediglich Aufforderungen und Empfehlungen für einen
Verhaltenskodex der Ölindustrie, warnt Greenpeace. Die finanzielle Haftung der Ölindustrie soll nach
EU- Vorschlag nur bei Schuld zur Anwendung kommen. Auch beinhaltet der Entwurf der Kommission keine konkreten Schritte
und keinen Zeitplan zur Umsetzung der Vorschläge. Greenpeace hat darum auch dem österreichischen Vertreter
beim Ministerrat in Brüssel, Verkehrsminister Reichhold bereits in einem Brief aufgefordert, sich für
sofortige Maßnahmen gegen die Tankergefahren einzusetzen. "Die Sicherheit für Mensch und Natur
muss endlich über die Profitinteressen der Ölindustrie gestellt werden", appelliert Petri. |