In Wien wird europaweites Ausbildungskonzept für Klinische Forschung entwickelt
Wien (rk) - Die "Vienna School of Clinical Research (VSCR)" ist ein exzellentes Beispiel
für die gelungene Kooperation zwischen einem privaten Partner, in diesem Fall Eli Lilly, und der Stadt Wien,
betonten am Mittwoch (04. 12.)Wiens Bürgermeister Michael Häupl und Finanz-
und Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder im Rahmen eines
v.li.n.re.: DI Gerhard Mayr, Bürgermeister Dr. Michael Häupl, Univ. Prof. Dr.
Heinrich Klech und StR. Dr. Sepp Rieder
Foto: Pressefoto Votava |
gemeinsamen Mediengespräches mit dem Vizepräsidenten von Eli Lilly, Gerhard Mayr, und dem Direktor des
Area Medical Centers Vienna und Vizepräsidenten der Vienna School of Clinical Research, Heinrich Klech.
Eli Lilly und die Stadt Wien sind die Hauptträger der VSCR, an der seit ihrer Gründung im Jänner
2001 fast 300 Ärztinnen und Ärzte aus Zentral- und Osteuropa, dem Mittleren Osten sowie Afrika eine post
graduate-Ausbildung in Sachen Klinische Forschung absolviert haben. Mit dieser Einrichtung wird Wien nicht nur
seinem Ruf als das bedeutendste österreichische Forschungs- und Innovationszentrum gerecht, sondern setzt
auch maßgebliche Akzente beim Bildungstransfer sowohl in künftige Mitgliedsländer der EU als auch
darüber hinaus. Insgesamt fördert die Stadt Wien die VSCR mit mehr als 700.000 Euro.
Die VSCR ist mittlerweile das Zentrum eines internationalen Netzwerkes für Klinische Forschung und ein "Center
of Excellence" für biotechnologische Forschung. Die Partneruniversitäten der VSCR sind:
Universität Wien
Karls-Universität Prag
Semmelweis Universität Budapest
Universität Zagreb
Universität Kapstadt
Russische Akademie der Wissenschaften
Medizinische Universität Danzig
Russisches Krebsforschungszentrum
Albert Schweizer-Krankenhaus Lambarene
Medizinische Postgraduale Universität Bratislava
Tufts University Boston
Wien unterstützt Ausbildungskonzept zur klinischen Forschung
Mit rund 217.000 Euro wird die Stadt Wien über den Wiener Wirtschaftsförderungsfonds darüber
hinaus ein weiteres Projekt der VSCR im Rahmen von INTERREG III, einem Wirtschaftsprogramm der EU, das grenzüberschreitende,
regionale Kooperationen in Bereichen wie Wirtschaft, Verkehr und Telekommunikation oder Bildung und Wissenschaft
unterstützt, kofinanzieren. Ziel des Projektes ist es, ein internationales Ausbildungskonzept für Klinische
ForscherInnen zu entwickeln, das es bis dato noch nicht gibt.
Denn die Biotechnologie ist eine der internationalen Wachstumsbranchen, deren Ergebnisse aber ohne gründliche
klinische Forschung aus ethischen und gesetzlichen Gründen nicht am Patienten angewendet werden dürfen.
So hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Anzahl der PatientInnen, die an klinischen Studien mitgewirkt haben,
alle sechs Jahre verdoppelt und dieses Wachstum wird unter dem Druck der Innovation noch weiter steigen.
Deshalb sollen jetzt in dem gemeinsamen INTERREG Projekt von VSCR und den westslowakischen Universitäten Bratislava
und Trnova in den kommenden sechs bis sieben Jahren nicht nur 30 ÄrztInnen eine umfassende Ausbildung zum
klinischen Prüfarzt erhalten, sondern darüber hinaus erstmals ein international allgemein gültiges
Ausbildungscurriculum entwickelt werden. Ziel ist, dass dieses Curriculum zunächst in den beteiligten Ländern
anerkannt wird, um anschließend im gesamten osteuropäischen Raum und mittelfristig in ganz Europa Anerkennung
zu finden.
Zur Erlangung eines Master Degrees in Clinical Research müssen insgesamt sechs Trainingsmodule in einem Zeitraum
von drei bis vier Jahren absolviert und mit einer positiven Prüfung abgeschlossen werden.
Die Gesamtkosten des INTERREG-Projektes betragen 694.000 Euro, davon trägt die Stadt Wien 217.000 Euro und
die EU 347.000 Euro. 130.000 Euro sind Eigenmittel der VSCR bzw. Sponsorleistungen.
Bis 2005: 140 Mio. für Förderung der Biotechnologie in Wien
Wien und die Vienna Region zählen zu den kontinentaleuropäischen Zentren der Biotechnologie.
Deshalb hat die Stadt Wien seit 1997 rund 73 Mio. Euro in diesen Bereich investiert. Bis 2005 wird Wien nochmals
rund 64 Mio. Euro zur Verfügung stellen. Derzeit arbeiten in der Bundeshauptstadt rund 2000 Personen im biotechnologischen
Forschungs- und Entwicklungsbereich, dazu kommen 3000 Bio- und Gentechnologie- StudentInnen, die in allen relevanten
Bereichen der Biomedizin, Pharmazie, Veterinär- und Agrobiotechnologie sowie Wirtschaft ausgebildet werden.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den neuen Rahmenbedingungen der Wirtschaftsförderung wider. Abgehend
von der Förderung per "Gießkanne" hat die Stadt Wien 2002 erstmals einen Call, eine leistungs-
und qualitätsorientierte Ausschreibung zur Suche der besten Projekte in Sachen Biotechnologie veranstaltet.
"Life Science Vienna" fand im Rahmen der Wiener Technologieoffensive statt, für die allein im Jahr
2002 27,5 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Im Rahmen der Schlussveranstaltung am 28. November konnten insgesamt
acht erstklassige Projekte mit rund drei Mio. Euro ausgezeichnet werden.
Eli Lilly: Ost- und Zentraleuropaaktivitäten werden von Wien aus koordiniert
Eli Lilly, einer der größten Pharmakonzerne der Welt, koordiniert seine ost- und zentraleuropäischen
Forschungsaktivitäten über sein Area Medical Center Vienna, eine von vier Organisationseinheiten in Wien
(Lilly Österreich, Area Medical Centre Vienna, Zentral- und Osteuropa Management, Elanco Animal Health).
Das Area Medical Center Vienna ist eine zentrale Drehscheibe für die internationale Forschungstätigkeit
von Lilly-Experten, die mit mehr als 400 akademischen Zentren in mehr als zwanzig Ländern kooperieren. Hier
arbeiten mehr als fünfzig Ärztinnen und Ärzte, Pharmakologen, Chemiker, Gesundheitsökonomen
und Techniker an der Planung und Durchführung zukunftsweisender Forschungsprojekte in Zentral- und Osteuropa,
im Mittleren Osten und in Afrika. Spitzenwissenschaftler aus fünfzehn Ländern konzeptionieren, planen,
begleiten und überwachen klinische Studien der Phasen I bis III aus den Bereichen Onkologie, Endokrinologie,
Osteoporose, Infektologie, Kardiologie sowie Psychiatrie und Neurologie. Ein koordinierende Rolle hat das Area
Medical Center Vienna in der Region auch für Phase VI Studien. Jährlich werden rund 16,5 Mio. Euro in
die Arbeit der ExpertInnen im Area Medical Center Vienna investiert.
Wien ist das Forschungs- und Technologiezentrum Österreichs
Der erfolgreiche Verlauf von "Life Sciences Vienna 2002" ist auch ein Beleg dafür, dass
Wien seine Position als österreichisches Forschungs- und Technologiezentrum weiter ausbauen konnte.
Allein im Biotech-Bereich ist Wien Standort von 75 Prozent aller österreichischen Unternehmen. Insgesamt liegen
in der Bundeshauptstadt die Ausgaben für Forschung und Entwicklung 140 Prozent über dem Österreich-Schnitt,
50 Prozent der Technologieausgaben, rund 1,65 Mrd. Euro, werden in Wien getätigt und 44 Prozent aller Beschäftigten
im Forschungs- und Entwicklungsbereich arbeiten in Wien. |