Ein 23 Meter hoher Gigant aus Stahlbeton stellt sich den Großlawinen in der Mühlauer
Klamm entgegen
Innsbruck (rms) - Mit zwei über zwanzig Meter hohen Bremsdämmen aus Stahlbeton sollen die
Gefahren der Mühlauer Klamm-Lawine gebannt werden. Ende November wurde mit dem Bau des ersten Lawinenschutzdammes
begonnen. "Ein sehr wichtiges Projekt zur Sicherung eines wertvollen Lebensraumes in Mühlau," so
Vizebürgermeister DI Eugen Sprenger "vor Ort" in der Mühlauer Klamm bei den ersten Fundamentierungsarbeiten
am 3. Dezember.
Die Gefahr und Gewalt der Mühlauerklamm Lawine liegt in dem gewaltigen Abbruchgebiet: Rund drei Quadratkilometer
erstreckt sich das "weiße Gefährdungspotenzial" beidseitig der Arzler Scharte - von der Schusterreissen"
(westlich) bis zur Rumer Spitze (östlich). Die geologische Struktur ist dabei ein Glücksfall: Sie verhindert
(meistens) das gleichzeitige Abgehen mehrerer Lawinen.
Von der mit Stadtsenatsbeschluss mit dem Projekt beauftragten Wildbach und Lawinenverbauung wurden per Computersimulation
mehrere Varianten "durchgespielt". Dabei erwiesen sich ein Ablenkungsdamm oder Stützverbauungen
nicht als sinnvoll. "Wir haben und entschlossen in den rund 2 Kilometer langen Bachlauf des Mühlauer
Klammbaches zwei große Schutzwerke hineinzustellen", so DI Manfred Pittracher von der Wildbach- und
Lawinenverbauung. In einem ersten Bauabschnitt wird der untere Damm (etwa 300 Meter vor dem südlichen Ende
der Klamm) errichtet. Fünf trapezförmige Scheiben aus Stahlbeton - im Abstand von vier Metern mit 30
Metern Basislänge und stattlichen je 23 Meter Höhe - stellen sich der weißen Gefahr entgegen. Die
fingerförmige Anordnung bewirkt einen "Siebeffekt": Fließlawinen bleiben vor dem Damm liegen,
die Gewalt der Staublawinen wird pulverisiert - sie werden auf auf den restlichen 300 Metern der Klamm eingebremst
und bleiben liegen. "Dimensioniert ist der Lawinendamm auf 20 Tonnen pro Quadratmeter", verweist der
Lawineningenieur auf die enorme Belastbarkeit und Sicherheit des Projekts.
Die gesamte Lawinenverbauung Mühlauer Klamm ist ein 5 Mio. Euro-Projekt. 3 Mio. Euro werden in den nunmehr
begonnenen "Damm 1" investiert. Der Kostenschlüssel: 53 Prozent übernimmt der Bund, 17 Prozent
das Land und 30 Prozent die Stadt Innsbruck. Mit der Fertigstellung des ersten Dammes ist 2004/05 zu rechnen.
Für den Gefahrenzonenplan bedeutet die Lawinenverbauung ein "Herausnehmen der roten Zone und eine starke
Zurücknahme der gelben Zone"; so Vizebürgermeister Sprenger. Derzeit müssten 13 Objekte mit
65 Personen im Ernstfall evakuiert werden. Steht einmal der erste Lawinendamm voraussichtlich 2004/05), dann liegen
nur mehr fünf Objekte in der gelben Zone! Auch einen "Nebeneffekt" bringt die Lawinenverbauung:
Der beliebte Rosnerweg wird ausgebaut und unterhalb der Arzler Alm entstehen schöne Weideflächen. Denn:
Das notwendige Schüttmaterial für den Dammbau wird dort abgebaut!". Neu gebaut wird auch der bekannte
Wandersteig, der von Mühlau durch die Mühlauer Klamm zum Rosnerweg führt. Allerdings: Während
der Bauarbeiten muss der beliebte Weg gesperrt werden! |