Schüssel:
Politischer Wille, echte Probleme anzusprechen, ist vorhanden
Am Dienstag fand Gesprächsrunde zwischen ÖVP und SPÖ im Bundeskanzleramt statt
Wien (bpd) - Nach der Erteilung des Auftrags zur Regierungsbildung durch Bundespräsident Klestil
an Bundeskanzler Schüssel am vergangenen Dienstag fand an diesem Dienstag (03. 12.)
als erstes der Gespräche mit den drei Parlamentsparteien eine Verhandlungsrunde mit der SPÖ im Bundeskanzleramt
statt.
Bundeskanzler Schüssel nannte als zentrale Gesprächsthemen die Europäische Agenda mit dem Schwerpunkten
Konvent und Erweiterung sowie Sicherheits-, Bildungs-, Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik. "Die Diskussion
war in der Sache ernst und getragen von einem konstruktiven Ansatz", betonte der Bundeskanzler. Schüssel
erklärte auch, dass heute der von den Sozialdemokraten gewünschte Kassasturz für das Budget 2002
schriftlich vorgelegt worden sei. Demnach bleibe das Budgetdefizit auf dem prognostizierten Niveau von 1,3%. Enthalten
seien darin bereits die beiden Konjunkturbelebungsprogramme sowie die Wiederaufbau- und Entschädigungsmaßnahmen
für die Hochwasserkatastrophe. Wünschenswert sei nun eine konkrete Diskussion über die anfallenden
Sachthemen zu führen, so Schüssel. Ein weiteres Gespräch mit den Sozialdemokraten wurde für
die dritte Dezember Woche vereinbart. Zu diesem Zeitpunkt werden die nächsten Konjunkturprognosen vorliegen,
die als Basis für einen Budgetentwurf für 2003 herangezogen werden.
"Ich glaube, dass der politische Wille, die echten Probleme Österreichs anzusprechen, vorhanden ist.
Das ist ein gute Beginn. Mehr kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen. Wichtig ist jedoch, dass die
Substanz Vorrang vor allen Terminplänen hat", betonte der Bundeskanzler. |
Gusenbauer:
Ernüchternde Bilanz des ersten Sondierungsgesprächs mit der ÖVP
Verweigerung objektiver Informationen lässt Schlimmes erahnen
Wien (sk) - "Die Weigerung der ÖVP, sowohl fundierte Informationen zur Budgetlage vorzulegen als
auch eine ausreichende Auskunft durch Experten sicherzustellen, lässt Schlimmes erahnen", stellte SPÖ-Vorsitzender
Alfred Gusenbauer im Anschluss an die Gesprächsrunde mit der ÖVP gegenüber dem SPÖ-Pressedienst
am Dienstag (03. 12.) fest. "Gerade am Beginn einer Legislaturperiode sollte Wahrhaftigkeit
über die budgetäre Ausgangslage herrschen - das geht nur über einen ernsthaften Kassasturz".
Leider seien aber die Informationen, die von der SPÖ als Gesprächsgrundlage erbeten wurden, heute nicht
vorgelegt worden. Die SPÖ wollte bekanntlich Auskunft über den Budgetvollzug 2002, die Entwicklung der
großen Ausgaben- und Einnahmenblöcke von 2003 bis 2006, die Prognosen der Finanzsituation der Sozialversicherungsträger,
die Beiträge der Länder und Gemeinden zum Maastricht-Ziel, die Entwicklung des Maastricht-Defizits zwischen
2003 und 2006 sowie allfällig geplante Konsolidierungsmaßnahmen. Vorgelegt wurde lediglich ein karges
Blatt Papier mit bescheidenem Informationsgehalt. Auch die von der SPÖ geforderte Expertenauskunft sowie die
Einrichtung einer Expertenrunde, die die Budgetdaten objektivieren und außer Streit stellen sollte, wurden
von der ÖVP abgelehnt. "Es steht daher ernsthaft zu befürchten, dass hier unangenehme Entwicklungen
verborgen werden sollen", so Gusenbauer. "Daher gilt jetzt umso mehr: die Fakten müssen auf den
Tisch".
Die SPÖ steht außerdem der Absicht der ÖVP in Parallelverhandlungen mit FPÖ und Grünen
einzutreten äußerst skeptisch gegenüber: "Eine Lizitationspolitik, die nur parteipolitischen
Interessen folgt, kann nicht von Nutzen für das Land sein", stellte der SPÖ-Vorsitzende dazu fest.
"Die SPÖ lehnt diesen politischen Wettbewerb ab - gefordert ist ein ernsthafter Dialog über die
Zukunftsfragen Österreichs". Deshalb sei es auch entscheidend, zu Beginn die finanzpolitischen Handlungsspielräume
klarzustellen. |