Das Licht aus Bethlehem leuchtet auch am Ground Zero
Wien (orf) - Das Friedenslicht aus Bethlehem wurde am Mittwoch (11. 12.)
der New Yorker Bevölkerung unter großer Anteilnahme überbracht. In der St. Patrick's Cathedral,
einer der größten Kathedralen der Vereinigten Staaten, überreichte um 7.00 p.m. New Yorker Zeit
das Friedenslichtkind Bernhard Puchner im Beisein des Dompfarrers von St. Stephan, Dechant August Faber, das Licht
an Monsignore John Ferry.
Anschließend fand ein Gottesdienst statt, an dem 500 Menschen teilnahmen, darunter viele Auslandsösterreicher,
an der Spitze der österreichische Botschafter Gerhard Pflanzelter, der stellvertretende Generalkonsul Sigurd
Pacher, der Direktor des Österreichischen Kulturinstituts, Christoph Thun-Hohenstein, sowie Juliane Belscak,
Vorsitzende der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft für ganz Amerika. Auch der Sicherheitsexperte
der New Yorker Stadtregierung, Ed Gabriel, am 11. September 2001 einer der Einsatzleiter im World Trade Center,
war dabei.
Im Rahmen des Gottesdienstes wurden mit dem Friedenslicht Kerzen für alle Teilnehmer entzündet. Nach
der Messe wurde das Licht zu einem zweiten Altar gebracht, der dem heiligen Josef gewidmet ist. Dort können
sich die New Yorker in den nächsten Wochen das Friedenslicht abholen und mit nach Hause nehmen. Gleichzeitig
wird dort um Spenden für "Licht ins Dunkel" ("Light into Darkness") in den USA gebeten.
Die Hilfsaktion hat auch in den Staaten Fuß gefasst. Unter der Schirmherrschaft von "Light into Darkness"
bittet die Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft um Spenden für ein Kinderkrankenhaus in Bethlehem
und auch für die Kinder von Opfern des Anschlags auf das World Trade Center am 11. September des Vorjahres,
insbesondere Waisen von Polizei- und Feuerwehrleuten, die bei ihrem Rettungseinsatz ums Leben kamen.
Monsignore John Ferry von der St. Patrick's Cathedral bezeichnete das Friedenslicht aus Bethlehem "als Symbol
der Hoffnung auf den Frieden und als Zeichen der Nächstenliebe". Er bedankte sich beim ORF als Initiator
dafür, dass das Licht erstmals auch in die Vereinigten Staaten gebracht wurde. Der zwölfjährige
Bernhard Puchner, das diesjährige Friedenslichtkind aus dem oberösterreichischen Mauthausen, hat vor
dem Gottesdienst sowohl Polizei- als auch Feuerwehrstationen in der Nähe von Ground Zero besucht, deren Einsatzkräfte
am 11. September als Erste zur Stelle waren. Auch dort wurde das Friedenslicht mit großer Dankbarkeit entgegengenommen.
Polizei und Feuerwehr sagten, es sei großartig, welche Sympathiekundgebungen aus aller Welt sie immer noch
erreichen - dazu zähle auch das Friedenslicht.
Der beeindruckendste Moment der Reise war für die Delegation aus Österreich sicher jener, als das Friedenslicht
auf Ground Zero, dort, wo vor etwas mehr als einem Jahr noch das World Trade Center stand, übergeben wurde.
Bernhard Puchner reichte es einem Bauarbeiter, der es dann in das abgesperrte Areal hineingetragen hat. In der
Mitte des Areals steht ein Christbaum als Symbol und zur Erinnerung an die 2.800 Menschen, die ums Leben kamen
- und genau bei diesem Christbaum leuchtet nun die Laterne mit dem Friedenslicht aus Bethlehem. Die Bauarbeiter
bedankten sich sichtlich gerührt für diese Anteilnahme.
Günther Hartl, Leiter der Friedenslichtinitiative aus dem ORF Studio in Oberösterreich: "Dies war
sicher einer der Höhepunkte in der Geschichte des Friedenslichts. Das Schönste für mich war, wie
viele fremde Menschen uns auch angesprochen und sich bedankt haben. Es wurde uns eindrucksvoll bestätigt:
Das Friedenslicht ist auch ein Licht für die Herzen." "Licht ins Dunkel"-Leiter Kurt Bergmann:
"Ich glaube, dass das Friedenslicht aus Bethlehem, das in Österreich und in Europa als eher selbstverständlich
empfunden wird, hier als etwas ganz Besonderes erlebt wird, weil die Menschen hier einen ganz besonderen Bezug
zum Thema Frieden haben. Wir hoffen, dass nach 16 Jahren der Verteilung des Lichts in ganz Europa nun auch Nordamerika
ein Teil der künftigen Friedenslichtkampagne wird."
Die Chancen dafür stehen gut: Vertreter der New Yorker Pfadfinder holten sich unmittelbar nach dem Gottesdienst
das Weihnachtssymbol mit dem Versprechen, dies im ganzen Land zu verteilen und bis an die Westküste zu bringen.
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