Josefstadt-Schauspieler Kurt Heintel gestorben
Kurt Heintel: Der "Josefstadt" ein Leben lang verbunden
Wien (apa) - Kurt Heintel war praktisch jedem kulturinteressierten Wiener ein Begriff. Im Theater in der Josefstadt war er seit seinem Hausdebüt im Jahr 1949 als Partner von Paula Wessely (in Zuckmayers Barbara Blomberg") in unzähligen Rollen zu sehen. Aus Salzburger "Jedermann"-Aufführungen war er viele Sommer lang nicht wegzudenken, in der Serie "Die liebe Familie" kam er den Österreichern via TV-Schirm direkt ins Haus. Am 24. November hatte Heintel seinen 78. Geburtstag gefeiert, in der Nacht auf Dienstag (11. 12.) ist der Schauspieler, der 1997 eine schwere Herzoperation überstand, an Herzversagen gestorben.

Heintel wurde am 24. November 1924 in Wien geboren. Ehe er sich für die Schauspielerei entschied, besuchte er die Kunstakademie und war als Zeichner und Illustrator für verschiedene Zeitungen tätig. Nach der Schauspielschule in Berlin bei Gustaf Gründgens debütierte er am Salzburger Landestheater unter Egon Hilbert. Dort entdeckte ihn Rudolf Steinboeck in einer Inszenierung von Bernhard Slaviceks "Kuckucksei" an der Seite von Annie Rosar und holte ihn 1949 an das Theater in der Josefstadt. Dort war er über Jahrzehnte mit seinem prägnanten Äußeren und unnachahmlichen Spiel eine Stütze des Ensembles.

Das Haus verlieh seinem Doyen 1993 die Ehrenmitgliedschaft und feierte 1999 in einer Matinee mit Heintel ein seltenes Dreifach-Jubiläum: 50 Jahre Bühne, 50 Jahre Theater in der Josefstadt und 75. Geburtstag. Vor einer längeren Auftrittspause war Heintel zuletzt 2001 in der Kammerspiele-Inszenierung "Weekend im Paradies" zu sehen. Im März 2003 hätte er unter Janusz Kica in Molnars "Liliom" die berühmte Hans-Moser-Rolle in der abschließenden Himmelsszene übernehmen sollen.

Von der Josefstadt aus unternahm der Schauspieler immer wieder Ausflüge an Bühnen in Zürich und Düsseldorf, an das Staatstheater München und nach Berlin, außerdem Tourneen durch Deutschland und die Schweiz, wo er unter anderem in einer "Emilia Galotti"-Inszenierung Fritz Kortners mitwirkte. In den USA gastierte er mit Hermann Bahrs "Das Konzert", und mit der Staatsoper Wien machte er eine Japan- und Fernosttournee als Selim Bassa in Mozarts "Entführung aus dem Serail".

Im Salzburger "Jedermann" war Heintel der "Mammon" unter Ernst Haeusserman, der "Gute Gesell" unter Leopold Lindtberg und der "Tod" unter Gottfried Reinhardt, in Bregenz spielte er in Lessings "Nathan der Weise" und Hofmannsthals "Der Schwierige". Außerdem wirkte er in rund 20 Spielfilmen und zahlreichen Fernsehproduktionen mit.

Heintel war u.a. Träger des Verdienstkreuzes der Republik Österreich, des Ehrenkreuzes für Verdienste um die Republik Österreich und der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. 1985 wurde ihm der Professorentitel und 1988 der Titel Kammerschauspieler verliehen.

"Kurt Heintel war einer der großen unverwechselbaren Protagonisten der Josefstadt," würdigte heute Kunststaatssekretär Franz Morak den Schauspieler, "eine ganz besondere Stütze des Ensembles" nannte ihn Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.

Quelle: Theater in der Josefstadt
 
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