Posch kritisiert
"dürftige Menschenrechts-Bilanz der gescheiterten Regierung"
Integrationsvertrag, Asylrichtlinie, Schubhaft als besondere Kritikpunkte
Wien (sk) - Anlässlich des Tages der Menschenrechte zog SPÖ-Menschenrechtssprecher Walter
Posch ein kritisches Resümee über die Bilanz der Menschenrechtspolitik der vergangenen Monate und Jahre.
Scharfe Kritik übte Posch Dienstag (10. 12.) gegenüber dem SPÖ-Pressedienst
dabei vor allem an der Asyl- und Fremdenrechtspolitik der Bundesregierung: "Sowohl der Integrationsvertrag
als auch die Asylrichtlinie der Bundesregierung sind vom menschenrechtlichen Standpunkt her ganz klar abzulehnen.
Die Einführung von Sprachkursen für Neuzuwanderer steht nicht unter dem Aspekt des Spracherwerbs, sondern
dient ausschließlich der Selektion, denn 100 Stunden Sprachkurs sind absolut unzureichend. Dafür gibt
es umso strengere Sanktionen - von Geldstrafen bis zur Ausweisung", kritisierte Posch. Als "schikanös
und fremdenfeindlich" bezeichnete Posch die Einführung des "fremdenrechtlichen Gesundheitszeugnisses":
"Die unsinnigen - weil medizinisch nicht haltbaren - Regelungen haben in Wahrheit nur einen Zweck: Ausländer
werden generell als gesundheitliches Problem diffamiert, womit die Angst vor AusländerInnen ganz allgemein
geschürt werden soll."
Während auf der einen Seite Neuzuwanderung und Integration nicht erwünscht seien, würden auf der
anderen Seite billige ausländische Arbeitskräfte ins Land geholt. "Mit der Ausweitung der Saisonier-Regelung
und der Einführung von Wochenpendlern betreibt die Regierung Lohn- und Sozialdumping. Es werden zahlreiche
AusländerInnen nach Österreich geholt, die dann hier zu Niedrigstlöhnen arbeiten und von vornherein
keine Chance haben, sich dauerhaft in Österreich zu integrieren", unterstrich Posch, der diese Politik
als "schamlos und menschenrechtlich höchst bedenklich" bezeichnete. Es sei "extrem doppelzüngig",
auf der einen Seite fremdenfeindliche Ressentiments zu bedienen, auf der anderen Seite aber der Wirtschaft jeden
Wunsch nach billigen Arbeitskräften zu erfüllen.
Die "latente Fremdenfeindlichkeit" der Regierungsparteien sei aber nicht nur an Taten, sondern auch an
Worten deutlich abzulesen. "Die Brüche der Präambel durch rassistische Meldungen vor allem von Seiten
der FPÖ sind Legion. Der Bogen spannt sich dabei von den traurig-berühmten Sagern über Ariel Muzicant
und die 'Ostküste' bis hin zur jüngsten Aussage von Thomas Prinzhorn", merkte Posch an. Prinzhorn
hatte bekanntlich in einem Interview gemeint, dass auf jeden Hirschen, der an der March über die Grenze kommt,
50 Tschetschenen kämen und auf zwei Wildschweine noch einmal 100 Kasachen.
Schaffung eines Antidiskriminierungsgesetzes steht noch immer aus
Sinnvolle Maßnahmen zur Integration seien von Regierungsseite verabsäumt worden, sagte Posch
und verwies dabei etwa auf die Schaffung eines Antidiskriminierungsgesetzes (ADG). "Durch ein ADG wird diskriminierten
Personen eine ganz konkrete rechtliche Handhabe gegen unsachliche Benachteiligungen gegeben. Diskriminierungen
aufgrund der Hautfarbe, Sprache, Herkunft oder sexuellen Orientierung können nach derzeitiger Rechtslage vor
allem privatrechtlich kaum bekämpft werden. Viele europäische Staaten haben das erkannt und in ihre Rechtsordnung
entsprechende Antidiskriminierungsbestimmungen aufgenommen. In Österreich hingegen wurden sämtliche Vorschläge
und Initiativen der SPÖ bisher abgeschmettert", bedauerte Posch. Von Seiten der EU würden Antidiskriminierungsmaßnahmen
ohnehin vorgeschrieben, es sei daher schade, dass die Vorschläge der SPÖ zur Schaffung eines ADG nicht
aufgegriffen wurden, merkte Posch an.
Bundesbetreuung und Schubhaft reformieren!
Posch erneuerte seine Kritik an der aktuellen Richtlinie des Innenministeriums zur Aufnahme von Asylwerbern
in die Bundesbetreuung. "Rechtlich gibt es gravierende Einwände gegen die Asylrichtlinie, wie auch ein
Rechtsgutachten des Menschenrechtsbeirates unterstreicht, aber vor allem vom humanitären Standpunkt aus ist
die Asylrichtlinie völlig untragbar. Asylwerber werden eiskalt vor Weihnachten in die Obdachlosigkeit getrieben.
Die einzige akzeptable Lösung kann nur sein, die Asylrichtlinie zurückzunehmen und für einen Ausbau
der Bundesbetreuung zu sorgen, wozu auch ein Rechtsanspruch gehört", stellte Posch klar.
Negativ äußerte sich der SPÖ-Menschenrechtssprecher auch zur Schubhaft: "Das derzeitige System
der Schubhaft ist dringend reformbedürftig", ist Posch mit den Kommissionen des Menschenrechtsbeirates,
die verheerende Kritik an der Ausgestaltung der Schubhaft geübt hatten, einer Meinung. "Katastrophale
bauliche Mängel, die Versagung von elementaren Verfahrensrechten und Übergriffe gegen Schubhäftlinge
stehen an der Tagesordnung. Die Schubhaft erweist sich damit immer mehr als problematisches Instrument." Schließlich
seien Schubhäftlinge keine Verbrecher, gab Posch zu bedenken.
Abschließend ging Posch noch auf die Volksgruppenpolitik ein. Positiv hob er hervor, dass es durchaus einige
Verbesserungen gegeben hätte, wie etwa die Schaffung einer Staatszielbestimmung zu den autochthonen Minderheiten
oder die Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, andererseits gäbe es aber vor allem in der Ortstafeldebatte
noch einiges zu tun: "Bekanntermaßen gibt es bis jetzt keine Lösung. Es ist zu hoffen, dass die
Gespräche weitergehen, auch wenn man bisher zu keinen konkreten Ergebnissen gekommen ist und die vom Verfassungsgerichtshof
gesetzte Frist zur Reparatur des Volksgruppengesetzes am 31. Dezember abläuft. Der Dialog muss fortgeführt
werden, damit sich die konsensualen Kräfte durchsetzen, nicht zuletzt, um den Erfordernissen der Rechtsstaatlichkeit
gerecht zu werden und die Integrität des VfGH zu wahren", sagte Posch.
"Gerade der heutige Tag der Menschenrechte sollte daher an die zukünftige Regierung eine Warnung sein,
sich dieser Problematik bewusst zu werden und eine offensivere Menschenrechtspolitik zu betreiben", so SPÖ-Menschenrechtssprecher
Walter Posch abschließend. |
Menschenrecht
auf Familienleben weiterhin inexistent
Stoisits zu Tag der Menschenrechte: Umsetzung des Rechts auf Familienleben verlangt nach quotenfreiem
Familiennachzug
Wien (grüne) - Am Tag der Internationalen Menschenrechte werden weiterhin über 11.000 Menschen
durch die restriktive Familienzusammenführungsquote an ihrem Recht auf Familienleben gehindert. „Mit dem ab
1.1.2003 gültigen, diskriminierenden und sinnlosen ‚Gesundheitszeugnis’ wird diesen Menschen eine weitere
und ca. 500 Euro teure Hürde in den Weg gelegt“ kritisiert die Vorsitzende des parlamentarischen Menschenrechtsausschusses,
Terezija Stoisits, den menschenrechtlichen Zustand für ZuwandererInnen in Österreich.
Auch die für 2003 geplante, sehr geringfügige Erhöhung der Familienzusammenführungsquote um
210 Plätze - wird an der Misere der langen Warteschlange und der Verweigerung eines zentralen Menschenrechts
nichts ändern, wenn tausende seit Jahren auf ein Familienleben warten müssen, so Stoisits.
Die gesetzliche Behandlung von AusländerInnen, seien sie ArbeitsmigrantInnen oder AsylwerberInnen, sage über
die Einhaltung der Menschenrechte in einem Land mehr aus als schöne Sonntagsreden. „Die verweigerte Grundversorgung
für mittellose AsylwerberInnen, die fehlende medizinische Betreuung im Asylverfahren, die Verweigerung des
Familienlebens und des Arbeitsmarktzugangs für hier legal lebende Menschen müssen schleunigst geändert
werden, will sich Österreich wieder international als ein Land präsentieren, das Menschenrechte ernst
nimmt und einhält“, schließt Stoisits. |
Rauch-Kallat:
Opposition argumentiert an der Realität vorbei
Bevölkerung unterstützt ehrlichen Weg der Mitte in der Frage Menschenrechte, Asyl, Zuwanderung
und Integration
Wien (övp-pk) - "Es ist traurig, dass die Opposition den Tag der Menschenrechte für
durchsichtige Parteipolitik missbraucht. Gerade an einem solchen Tag sollte man von parteipolitischem Hick-Hack
eigentlich Abstand nehmen und sich ernsthaft und seriös mit der Frage der Menschenrechte auseinandersetzen",
sagte am Dienstag (10. 12.) ÖVP-Generalsekretärin Abg. z.NR Maria Rauch-Kallat.
Die Opposition argumentiere mit ihrer Kritik an der Politik der Bundesregierung ganz einfach an der Realität
vorbei. "Das zeigt sich auch daran, dass der ehrliche Weg der Mitte, den die Regierung in der Frage Menschenrechte,
Asyl, Zuwanderung und Integration geht, von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung gutgeheißen
wird und zwar von Zuwanderern ebenso, wie von Menschen, die in Österreich geboren sind", so Rauch-Kallat.
Die Regierung Schüssel habe in diesen Bereichen endlich Taten statt Worte gesetzt: "Erstmals unterstützt
eine Bundesregierung Zuwanderer, die länger hier leben wollen, aktiv beim Erlernen der deutschen Sprache und
zum ersten Mal seit langer Zeit geht eine Regierung ehrlich mit dem Problem von Wirtschaftsflüchtlingen um
und erweckt keine Hoffnungen, die man danach nicht erfüllen kann", so Rauch-Kallat, die darauf hinwies,
dass die Regierung Schüssel auch in der Frage der Familienzusammenführung mehr getan habe, als frühere
sozialistisch geführte Regierungen. |