Graz-Seckau: Franz Lackner am Sonntag zum Weihbischof geweiht
Weihbischof Lackner: "Er muss wachsen, ich aber abnehmen" – "Meine erste Aufgabe ist es, Wegbereiter Gottes für die Menschen zu sein"
Graz (kath.net) - Am Sonntag (08. 12.) wurde in Graz Franz Lackner OFM zum Weihbischof der Diözese Graz-Seckau geweiht. Weihbischof Lackner wird sich besonders der Sorge um Priester, Ordenschristen und geistliche Berufungen widmen, sich aber auch der Jugendseelsorge annehmen. Als erst dritter Weihbischof der Diözese Graz-Seckau wird P. Franz Lackner einer von sechs österreichischen Weihbischöfen sein.

`Unser Weihbischof möge vielen Menschen helfen können, Christus zu lieben und die Kirche zu lieben, so wie Franziskus es getan hat.`

Die Predigt von Diözesanbischof Egon Kapellari zur Bischofsweihe im Wortlaut:

Mitten im Advent, dessen Liturgie von der dunklen Farbe Violett geprägt ist, feiern wir in strahlendem Weiß oder Gold ein Marienfest, das viel von der Leuchtkraft des Weihnachtsfestes vorwegnimmt. Diese Feier gewinnt für unsere Diözese eine zusätzliche besondere Bedeutung, weil sie verbunden ist mit der Weihe eines Auxiliarbischofs, den ich vom Heiligen Vater erbeten habe, und über dessen Erwählung sich viele im Land und in ganz Österreich freuen.

Betrachten wir zuerst das Mysterium des heutigen Festes, das den Titel "Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariae" trägt. Gemeint ist damit, dass Maria von ihrem Ursprung an der neue Mensch war, den Gott durch die Menschwerdung und das erlösende Wirken seines Sohnes erschaffen wollte. In der Zeit vorher gab es immer neue Bundesschlüsse zwischen Gott und Menschen und immer wieder das Zerbrechen dieses Bundes durch die Untreue von Menschen gegenüber Gott. In Christus aber wollte Gott einen neuen Bund mit der Menschheit schließen, der in Ewigkeit nicht mehr gebrochen wird, weil auf der Seite der Menschen Gott selbst als Mensch diesen Bund trägt und Menschen dazu ruft, ihn mitzutragen. Der erste Mensch, der in diesen Neuen Bund berufen wurde, war Maria, weil durch sie die Menschwerdung Gottes in Christus begonnen hat. Sie war daher aus Gnade schon an der Wurzel ihrer Existenz herausgenommen aus dem dunklen Erbstrom menschlicher Schuld. Sie ist der Anfang einer neuen Schöpfung, die wie ein Sauerteig die sich Gott verweigernde alte Schöpfung durchdringen soll. Das also feiern wir heute am 8. Dezember. Jedes Marienfest ist aber zutiefst ein Christusfest. Maria ist in ihrer ganzen Existenz ein Verweis auf Christus. Ihr Wort, "was er euch sagt, das tut", das sie bei der Hochzeit von Kana über ihren Sohn gesprochen hat, ist ein Dauerauftrag an die Kirche.

Jeder ernsthaft glaubende Christ soll wie Maria ein Zeichen sein, das auf Christus hinweist. Dies gilt besonders auch für unseren neuen Weihbischof. Er hat als Wahl- und Wappenspruch ein Wort des Täufers Johannes gewählt, der zu seinen Jüngern auf Jesus hinzeigend gesagt hat: "Er - Christus - muss wachsen, ich muss mich zurücknehmen". In lateinischer Sprache ausgedrückt lautet dieser Spruch: "Illum oportet crescere, me autem minui". Auf dem weltbekannten Isenheimer Altar des Matthias Grünewald sieht man den Täufer neben dem Kreuz Christi stehen, wie er mit großer Deutegebärde und expressiv verlängertem Zeigefinger auf den Gekreuzigten hinweist. Der Maler hat darunter die Worte "Illum oportet crescere" geschrieben. Auf der anderen Seite des Gekreuzigten stehen Maria und der Jünger Johannes.

Auf Christus hinweisen, der Welt Christus zeigen wollte der Täufer und will Maria, die im Mariazeller Gnadenbild den Pilgern Christus als Kind zeigt. Auf Christus hinzeigen wollte schließlich Franz von Assisi, und viele haben die Botschaft des Evangeliums gerade durch ihn angenommen und tun es auch heute. Der heilige Ordensvater der großen franziskanischen Familie hat sich mit Jesus Christus schließlich so radikal identifiziert, dass ihm in mystischer Ekstase die fünf Wundmale des Herrn in seinen armen Leib eingeprägt wurden. Ein ergreifendes Gebet aus dem Mittelalter sagt darüber: "Gott, als die Welt anfing kalt zu werden, hast Du am Leib Deines Dieners Franziskus die Wundmale Deines Sohnes erneuert, um unsere Herzen mit dem Feuer Deiner Liebe zu entflammen".

Auch in der heutigen Welt gibt es viele Zonen, die geprägt sind durch die Kälte der Herzen. Es gibt heute unter den mehr als sechs Milliarden Menschen mit weißem, schwarzem und gelbem Antlitz gewiss sehr, sehr viel Glaube, Hoffnung und Liebe, und es gibt besonders viel davon in der Christenheit in der Kirche. Es gibt aber auch viel Tragik und Schuld. Zu den unzähligen Gefährdungen und Tragödien im Leben einzelner Menschen kommen die Tragödien ganzer Völker etwa in Afrika oder im Nahen Osten hinzu, von denen wir täglich durch die Massenmedien hören. In den reichen Ländern der Erde baut man in Wissenschaft und Ökonomie vielerorts Türme ohne oder gegen Gott, die früher oder später einstürzen werden. Und eine Gesellschaft mit bedrohlich wenigen Kindern in Ländern wie dem unseren baut nicht für ihre Zukunft und zeigt hellsichtigen Beobachtern viele bedrohliche Risse und Sprünge.

Die Antwort von uns Christen auf diese Herausforderungen sollte aber nicht ein Jammern sein, sondern ein geduldiges und immer wieder von Osterfreude geprägtes Hinzeigen auf Jesus Christus, ein Nachsprechen und Deuten seiner von keiner Modernität überholbaren Worte und ein Gehen auf dem Weg, den er gewiesen hat. Die Spiritualität Marias, des Täufers Johannes und des heiligen Franziskus, der sich unser neuer Weihbischof besonders geöffnet hat, kann uns dabei eine große Kraft sein. Und unser Weihbischof möge vielen Menschen helfen können, Christus zu lieben und die Kirche zu lieben, so wie Franziskus es getan hat.

"Meine Freude ist es, Freund zu sein: Freund Gottes und Freund der Menschen"
 
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