Österreichs Exporte nach Polen schon vor EU-Beitritt weiter ausbaufähig
6,6 % Exportzuwachs in ersten acht Monaten - Chancen vor allem im Umweltbereich, bei Landwirtschaftsprodukten und Industriezulieferungen
Wien (pwk) - Der Beitrittskandidat Polen bietet Österreichs Exportwirtschaft nicht erst nach dem EU-Beitritt neues Exportpotential, schon jetzt herrscht großes Interesse und Engagement österreichischer Firmen auf diesem großen Zukunftsmarkt. „Zwischen Österreich und Polen bestehen enge, wirtschaftliche Beziehungen auf hohem Niveau. Der bilaterale Außenhandel betrug 2001 über 2 Mrd Euro. Die österreichischen Exporte stiegen dabei um 9,5 % auf 1,2 Mrd Euro, in den ersten acht Monaten des Jahres 2002 trotz einer eher schwierigen Wirtschaftslage um weitere 6,6 %“, berichtet Österreichs Handelsdelegierter in Polen, Rudolf Thaler.
Österreichische Unternehmen fühlen sich in Polen wohl, weiß Thaler. Dies zeigte sich erst kürzlich beim Warschau-Besuch WKÖ-Präsidents Christoph Leitl in Begleitung einer Unternehmer- und Journalistendelegation. Dabei wurden die Raiffeisenbank Polska, die Brau Union, die Firmen BWT und Festo besucht, und von Voest Alpine Industrieanlagenbau ein Protokoll mit Huta Florian für die Errichtung einer Beschichtungsanlage für Stahl- und Aluminiumbänder mit einem Auftragswert von rund 27 Mio Euro unterzeichnet. Weitere neue Aktivitäten österreichischer Unternehmen sind Erweiterungsinvestitionen des Fruchtsaftkonzentratherstellers Ybbstaler, der Kauf eines Werkes von der Firma Steirerobst in Warschau sowie der Bau des Hotel Intercontinental durch Warimpex und Porr.

Thaler weist vor allem auf große Chancen im Umweltbereich, der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und bei Industriezulieferungen hin. „Absatzchancen gibt es aber nahezu in allen Branchenbereichen, aggressives Marketing, die gezielte Bearbeitung der Regionen und die Präsenz vor Ort vorausgesetzt“, so Thaler. „Das Ausnützen von Marktnischen, das permanente Abspecken von Kosten, ein effizientes Mahnwesen, ein hohes Qualitäts- und Dienstleistungsbewusstsein und intensive Kundenkontakte ermöglichen es auch in einer schwierigeren Wirtschaftsphase erfolgreich zu sein.“ Die Kooperation von Regionen und die gemeinsame Marktbearbeitung vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen bieten erfolgversprechende Synergien.

Die österreichischen Gesamtinvestitionen in Polen betrugen im vergangenen Jahr 1,4 Mrd Euro in Projekte über eine Million Euro. Bevorzugte Bereiche sind Bau- und Bauzulieferindustrie, Banken und Versicherungswesen, Holz, Papier, Verpackungen und Kunststoffe. „Das tatsächliche Investitionsvolumen liegt jedoch deutlich höher, da österreichische KMU im Regelfall unter einer Million Euro ihr Engagement in Polen starten und deshalb statistisch nicht erfasst werden“, stellt Thaler klar.

Wichtig für ein Engagement in Polen sei, sich vor Ort ein aktuelles Bild zu verschaffen, rät der Handelsdelegierte. Eine ausgezeichnete Möglichkeit bieten dazu Wirtschaftsmissionen, die von der Außenhandelsstelle organisiert werden, wie zuletzt nach Warschau und Katowice. 17 österreichische Unternehmen, darunter viele Newcomer, konnten dabei mit über 400 polnischen Unternehmen über 800 Einzelgespräche führen. Im kommenden Jahr ist wiederum eine Wirtschaftsmission nach Warschau und voraussichtlich nach Wroclaw geplant. Gerade der südwestliche, an Deutschland angrenzende Teil Polens verfügt über hohe Wachstumschancen.
 
zurück