Köln (alphagalileo) - Filmaufnahmen in einer verschneiten Winterlandschaft
müssen auch außerhalb der kalten Jahreszeit in den Kasten. Um eine Szene in Weiß zu tauchen, musste
bisher teurer Kunstschnee aus Hollywood importiert werden. Nach Abschluss der Dreharbeiten galt es, die weiße
Schnipselpracht aus Polyethylenfolie mühselig wieder zu beseitigen. Dass dabei Reste des unverrottbaren Plastikschnees
liegen bleiben, ist fast unvermeidbar. »Bei den bisherigen Schneesorten ist immer etwas in die Landschaft
geblasen worden«, sagt Frithjof Baumann vom Bereich Werkstoffentwicklung am Fraunhofer-Institut für
Chemische Technologie ICT in Pfinztal bei Karlsruhe.
Eine elegante und biologisch abbaubare Alternative bietet das ICT mit Kunstschnee aus Kartoffel- und Maisstärke.
Das täuschend echt wirkende Produkt muss später nicht zusammengekehrt oder aufgesaugt werden - ein längerer
Regenguss genügt und es löst sich auf. Die Stärkeflocken eignen sich jedoch ebenso gut für
die Schaufenster von Kaufhäusern. Die Dekorateure müssen ihre Gegenstände nur ein wenig anfeuchten
und mit dem Kartoffelschnee bestreuen. Dank der Klebwirkung können sie sogar Schneemänner bauen oder
Eiszapfen modellieren. Etwas mehr Wasser und die Flocken lösen sich auf.
Ein anderer Fall: Im Auftrag des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe entwickelte das ICT schon früher einen
kostengünstigen Schnee aus geschäumtem Polyethylen. Das Theater benötigte für eine Aufführung
dringend frischen Kunstschnee, doch der bisherige Lieferant in Hollywood fiel aus. Wissenschaftler des Instituts
sprangen ein und entwickelten innerhalb von nur drei Wochen eine Alternative. »Dabei kam es weniger darauf
an, dass jeder Schnipsel einem Schneekristall ähnlich sieht - im Vordergrund stand hier das Fallverhalten«,
erläutert Baumann. Damit der Theaterschnee möglichst authentisch rieselt, stoppten die Forscher beispielsweise
die Zeit, die eine Flocke bis zum Boden braucht. Nicht nur die richtige Flockengröße, -dichte und Größenverteilung
sind wichtig - das Material muss auch schwer entflammbar sein. »Der Kunstschnee des Fraunhofer-Instituts
ist für unsere Zwecke ideal«, freut sich Andreas Kosian, Bühneninspektor des Großen Hauses
am Karlsruher Staatstheater.
Seine bisher größte Rolle spielte der neue Kunstschnee jedoch bei den Dreharbeiten zum Pilotfilm der
Science-Fiction-Serie »Ice Planet«. Für die Produktion lieferte das ICT einen Lastwagen - voll
mit fünf Tonnen der weißen Pracht aus Stärke und Polyethylen. |