Wien (epd Ö) - Vor „künstlich erzeugtem öffentlichem Druck“ in der
Debatte über eine Liberalisierung des österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetzes warnt der Systematiker
der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Ulrich H.J. Körtner.
In einem Artikel in ORF ON Science nimmt Körtner zu den Nachrichten über zwei Frauen aus der Steiermark
Stellung, die auf Grund einer eingepflanzten Ei- bzw. Embryonenspende nach der Menopause zwei Kinder zur Welt gebracht
haben. Da derartige Eingriffe nach dem österreichischen Fortpflanzungsgesetz verboten sind, waren die Schwangerschaften
im Ausland eingeleitet worden.
Körtner fragt in seinem Artikel, ob es bei der zunehmenden Forderung nach einer Änderung der Gesetzeslage
in Österreich nur darum gehe, „Menschen in seltenen Notlagen zu helfen“, oder ob ein neues „Marktsegment der
High-Tech-Medizin“ etabliert werden solle. Der Systematiker schlägt vor: „Statt scheibchenweise über
eine Liberalisierung des österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetzes zu diskutieren, ist eine Grundsatzdebatte
über das Prinzip der ´reproduktiven Autonomie´ zu führen.“
Wichtige Fragen offen
Dabei, so Körtner, gehe es um die Fragestellungen. „Wie weit reicht das Recht auf Fortpflanzung? Welche
Ziele beim Einsatz der modernen Repoduktionsmedizin und welche Mittel widersprechen der Menschenwürde der
Geborenen und der Ungeborenen? Wie lässt sich der berechtigte Kinderwunsch gegen das mutmaßliche Kindeswohl
abwägen? Und schließt das Recht auf das eigene Kind auch das Recht auf ein gesundes Kind ein?“ Bevor
„diese und weitere Fragen“ nicht auf breiter Ebene diskutiert würden, bestehe kein Anlass für eine übereilte
Reform des österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetzes, schreibt der Theologe. |