Wien (sk) - "Mit der Bitte, das Menschliche immer hoch zu achten, übergebe
ich den Vorsitz an den neuen Präsidenten des Nationalrates Andreas Khol", erklärte der bisherige
Nationalratspräsident Heinz Fischer am Freitag (20. 12.) nach der Wahl des neuen
Nationalratspräsidenten im Parlament. Fischer schilderte in seiner Abschiedsrede die Entwicklung des Parlamentarismus
und blickte mit Hochachtung auf seine Vorgänger in der Geschichte des Parlamentarismus zurück. "Es
war sehr schön, wie ich im November 1990 zum Präsidenten gewählt worden bin. Ich habe mich bemüht
diese Aufgabe so gut wie möglich zu machen", betonte Fischer und bedankte sich bei allen Mitarbeitern
des Hohen Hauses für die gute Zusammenarbeit.
Das Wahlergebnis vom 24. November 2002 habe einen großen Wechsel ausgelöst, das Resultat bringe große
Veränderungen mit sich, so Fischer. Er gratulierte Bundeskanzler Schüssel zu seinem Erfolg und auch den
anderen Parteiobmännern für ihren großen Einsatz nicht nur für ihre Partei, sondern auch für
den Parlamentarismus. "Wir können uns stolz und glücklich fühlen, dass sich dieser Wechsel
in einer Art und Weise abspielt, der auf eine hohe Reife unserer Demokratie schließen lässt", so
Fischer.
Fischer ließ seine Laufbahn im Parlament Revue passieren. Er gehört dem Hohen Haus seit dem 2. Jänner
1962 an, als er die Stellung eines juristischen Referenten annahm. In seiner langjährigen Tätigkeiten
lernte er Persönlichkeiten wie Raab, Gorbach, Witthalm, Pittermann, Kreisky und viele andere kennen. 1963,
als er zum Klubsekretär bestellt wurde, habe er sich beim damaligen Bundespräsidenten Schärf vorstellen
müssen, der ein "strenges Auge" auf das Parlament hatte. Für ihn sei die Zeit der ÖVP-Alleinregierung
Ende der 60er Jahre eine spannende Zeit gewesen, so Fischer. Er habe in dieser Zeit die Bedeutung kennen gelernt,
die ein politischer Wechsel habe. Ganz besonders habe er diese Bedeutung 1970 gesehen, als die SPÖ zur stärksten
Kraft wurde und der damalige Nationalratspräsident Maletta von der ÖVP eine reibungslose Übergabe
der Funktion an Waldbrunner von der SPÖ vollzogen habe.
Fischer sei mit Ausnahme einiger Jahre, als er Wissenschaftsminister war, seit 1962 immer Mitglied des Parlaments
gewesen. Seit er Präsident des Nationalrates sei, habe es in der Präsidiale immer eine gute Zusammenarbeit
gegeben. Auch mit dem Zweiten Präsidenten Thomas Prinzhorn habe es eine sehr gute Kooperation gegeben, obwohl
es zu Anfang Probleme gegeben habe. Besonderen Dank sprach Fischer bei dieser Gelegenheit seinem Pressesprecher
Bruno Aigner aus, der schon 27 Jahre für ihn arbeitet. "Ich glaube, das ist eine Leistung für das
Guiness Buch der Rekorde, denn es gibt wohl keinen Pressesprecher, der es solange mit einem Politiker ausgehalten
hat."
"Es stehen uns große Aufgaben bevor, ich sehe mit Spannung der Bildung einer neuen Bundesregierung entgegen,
ich hoffe hier auf eine kluge und weise Entscheidung für Österreich", so Fischer, der betonte, dass
es für ihn in jeder Funktion im Nationalrat und in der Präsidiale ehrenvoll sei zu arbeiten. "Meine
Heimat ist der Parlamentsklub der SPÖ, ich bedanke mich für die mir dort erwiesene Freundschaft",
so Fischer abschließend. |