Bewegender Abschied von Bürgermeister Stingl im Gemeinderat
Graz (mag) - Er hat in 17 Jahren als Bürgermeister der Landeshauptstadt Graz nicht weniger als
310 Sitzungen des Gemeinderates geleitet - die am Donnerstag (19. 12.) war die letzte
reguläre Tagung des höchsten Stadtgremiums, in der Alfred Stingl auf dem Bürgermeistersessel Platz
nahm. Und in einer berührenden Rede zog das Stadtoberhaupt nicht nur Bilanz über das Geleistete, sondern
blickte auch in die Zukunft - eine Zukunft, für die er sich von den künftigen politischen AkteurInnen
vor alle eines wünscht: "Mut zur Zukunft, nicht Kleinmut!"
Kontinent des Friedens
Das zu Ende gehende Jahr 2002 bezeichnete Stingl in seiner Bilanz als "fruchtbares Jahr mit starkem
Erfolgsdruck in Richtung Kulturhauptstadt 2003". Die radikalen Veränderungen in unserer Europaregion
brächten neue Entwicklungsziele für Graz, aber auch die Chance, Europa zu einem Kontinent des dauerhaften
Friedens zu machen. Die bevorstehende Erweiterung der Europäischen Union begrüßte der Bürgermeister
auch mit einem wesentlichen Argument: "Wer in einer Gemeinschaft dabei ist, wird nicht zum Feind dieser Gemeinschaft!"
Lebensqualität verbessert
In Graz seien in der ablaufenden Gemeinderatsperiode nachhaltige Veränderungen erreicht worden: Die
internationale Position der Stadt sei gestärkt, soziale und multikulturelle Initiativen seien gesetzt worden,
Menschenrechte würden nicht nur in Sonntagsreden ernst genommen. Mit der in allen Punkten einstimmig beschlossenen
Wiederrichtung der Synagoge habe man eines der wichtigsten Signale für die Vergangenheit und die Zukunft gesetzt.
Stingl weiter: "Wir haben die Lebensqualität in Graz verbessert, Graz ist eine Stadt der Bildung, Forschung
und Wissenschaft, und das Projekt Kulturhauptstadt 2003 ist eine Anerkennung und Fortsetzung einer historisch gewachsenen
Kulturstadt!"
Stehende Ovationen
Seinen eigenen Abschied nach 35 Jahren im Rathaus, davon 17 Jahren als Bürgermeister, nahm Stingl
zum Anlass, seinen WegbegleiterInnen zu danken: "Auf kommunaler Ebene ist es möglich, bei Meinungsverschiedenheiten
das menschliche Potenzial zu bewahren. Das ist ungeheuer wichtig für eine gute Arbeit für die Stadt und
ihre Menschen!" Den ausscheidenden Mitgliedern des Gemeinderates dankte er für ihr Wirken, den Nachfolgern
wünschte der Bürgermeister viel Erfolg. Lang anhaltende stehende Ovationen waren der Dank für die
sehr persönlich gehaltene Bilanz Alfred Stingls, der sichtlich bewegt war. Auch bei den VertreterInnen aller
Parteien in der Gemeindestube war so manche Träne im Knopfloch zu entdecken, als das Stadtoberhaupt seine
Rede beendet hatte.
"Für alle GrazerInnen"
Als ältester Gemeinderat dankte Anton Pleyer im Namen aller Gemeinde- und StadträtInnen dem scheidenden
Bürgermeister, dessen Gesprächskonsens und Kompromissfähigkeit er besonders hervorhob. Viele Glanzpunkte
in der Stadt wie Kunsthaus, Besuch des Dalai Lama oder das Projekt Kulturhauptstadt Europas würden für
immer mit dem Namen Alfred Stingl verbunden bleiben. Der Bürgermeister habe zudem die Grazer Sozialpolitik
geprägt, führte Pleyer aus - und fügte hinzu: "Besonders beeindruckt haben auch Alfred Stingls
enormes Wissen und seine Menschlichkeit. Er war ein Bürgermeister für alle Grazerinnen und Grazer!" |