Gusenbauer:
Situation 2003 bedeutend schlechter als im Wahlkampf dargestellt
"Je früher, um so besser", sollte Entscheidung der ÖVP über Verhandlungen
fallen
Wien (sk) - Die Befürchtungen der SPÖ, dass die schwarz-blaue Koalition mit ihrem Wirtschafts-
und Budgetkurs auf dem falschen Weg gewesen sei, hätte sich als "absolut richtig" erwiesen, erklärte
SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer am Dienstagnachmittag (17. 12.) im Vorfeld der
zweiten Sondierungsrunde mit der ÖVP. Der von der SPÖ geforderte Kassasturz habe gezeigt, dass die Budgetsituation
2003 bedeutend schlechter sei, als dies im Wahlkampf von Regierungsseite dargestellt wurde. "Wir stehen damit
vor ernsten Problemen", betonte Gusenbauer, das habe man bei einer "kurzen Durchsicht" des von Regierungsseite
übermittelten "Kassasturzes" - das Papier wurde der SPÖ erst am Dienstag Vormittag übermittelt
- anhand einiger Fakten festgestellt. Beim heutigen Gespräch gebe es jedenfalls "ausreichend Stoff zu
reden", sagte der SPÖ-Vorsitzende, der sich heute substanzielle Gespräche erwartet.
Gusenbauer erklärte weiter vor Journalisten, dass die Entscheidung, mit wem die ÖVP weiter über
eine Zusammenarbeit verhandle, möglichst bald fallen sollte. Bundeskanzler Schüssel habe vom Bundespräsidenten
einen konkreten Auftrag erhalten, dem sollte er nachkommen. "Je früher, um so besser", meinte Gusenbauer
auf die Frage, wann sich die ÖVP entscheiden sollte, mit wem sie weiter verhandle. Grundsätzlich sei
Gusenbauer jeder Zeitpunkt für eine Entscheidung der ÖVP recht - er glaube aber, dass ein Zuwarten bis
Jänner oder Februar nicht im Sinne der Bevölkerung sei. "Verzögern hat keinen Sinn" -
die Probleme Österreichs müssten rasch angesprochen werden, bekräftigte Gusenbauer abschließend. |
Rauch-Kallat: Staatsfinanzen sind besser als SPÖ behauptet hat
Bedauerlich, dass sich Grüne aus dem Rennen genommen haben
Wien (övp-pk) - "Es gilt einmal mehr klar zu stellen, dass das Defizit im heurigen Jahr
nicht, wie von der SPÖ immer behauptet, zwei Prozent ausmachen wird, sondern maximal 1,3 Prozent oder sogar
darunter, obwohl durch die Hochwasserkatastrophe und den Konjunktureinbruch das Wirtschaftswachstum im Jahr 2002
nicht wie erwartet 2,8 Prozent beträgt, sondern unter einem Prozent liegt. Die Finanzsituation ist einerseits
aus dem von dieser Regierung eingerichtetem Controlling des Budgetvollzugs ersichtlich bzw. wurde beim ersten Gespräch
mit den Sozialdemokraten schriftlich übergeben und wurde heute auch von Wirtschaftsforschern bestätigt",
sagte ÖVP-Generalsekretärin Abg.z.NR Maria Rauch-Kallat zu den Aussagen von Alfred Gusenbauer in der
ORF-ZIB 2 vom Dienstag (17. 12.) Abend.
"Diese Fakten wurden nicht erst heute offen gelegt, sondern sind seit Wochen bekannt und wurden lediglich
von der SPÖ bestritten bzw. in Frage gestellt. Die von Alfred Gusenbauer benützte Metapher von der Eheschließung
ist nicht wirklich geglückt, weil man normalerweise beim Heiraten nicht mit mehreren Partnern über Bedingungen
verhandelt. Vielleicht ein etwas passenderes Beispiel: Wenn die Geschäftsführung eines Unternehmens einen
Partner sucht, der Kapital einbringen will, dann wird sie das auch nicht blindlings tun, sondern wird alle Angebote
und Möglichkeiten sorgfältig prüfen", so Rauch-Kallat. Dies gelte auch für das Unternehmen
Österreich, für dessen Geschäftsführung Wolfgang Schüssel und die österreichische
Volkspartei eine klaren Wählerauftrag bekommen habe.
"Daher ist es unser Auftrag, mit allen Partnern, die politisches Kapital einbringen möchten, zu prüfen,
was für das Unternehmen Österreich und seine Eigentümerinnen und Eigentümer, die Wählerinnen
und Wähler sowie seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den besten Nutzen und Gewinn bringt. Damit auch das
Unternehmen Österreich gewinnt", sagte die ÖVP-Generalsekretärin. "Aus diesem Grund bedauern
wir auch sehr, dass sich die Grünen frühzeitig selbst aus diesem Klärungsprozess herausgenommen
haben", so die Generalsekretärin.
Abschließend legte Rauch-Kallat Wert auf die Feststellung, "dass der politische Stil und die politische
Kultur der Österreichischen Volkspartei sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart von Fairness
und Partnerschaft getragen war und ist und dies auch in Zukunft sein wird. Davon können sich die Wählerinnen
und Wähler täglich aufs Neue überzeugen." |