Bundesratspräsident kann nicht gleichzeitig Öffentlichkeitsarbeiter von Klasnic sein"
Wien (sk) - Der steirische SPÖ-Abgeordnete und Rechnungshofsprecher seiner Fraktion, Günther
Kräuter, fordert im Zusammenhang mit der Präsidentschaft in der Länderkammer ab 1. Jänner 2003
durch den steirischen Bundesrat Herwig Hösele (VP) eine klare politische Trennung. Kräuter: "Ich
empfehle Herrn Bundesrat Hösele dringendst ein Ruhenlassen seiner parteipolitischen Berufstätigkeit als
Öffentlichkeitsarbeiter von Landeshauptmann Klasnic während seiner Präsidentschaft. Eine glaubwürdige
Ausübung der protokollarisch dritthöchsten Funktion im Staat ist undenkbar, wenn jemand am Vormittag
Parteitaktik für seine Chefin ausheckt, um dann am Nachmittag einen Bundesratspräsidenten für alle
zu mimen."
Die Berufstätigkeit Höseles sei zwar rechtlich zulässig, politisch allerdings "klassisch unvereinbar",
sagte Kräuter am Samstag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. In der Regel werde sogar für "einfache"
Abgeordnete die berufliche Tätigkeit in Regierungsbüros aufgrund der verfassungsrechtlichen Kontrollaufgaben
als problematisch eingeschätzt.
Gerade bei den überaus ambitionierten Forderungen Höseles im Zusammenhang mit einer Staats- und Verwaltungsreform
sei politische Glaubwürdigkeit und Überparteilichkeit ein entscheidendes Kriterium. In allen wesentlichen
Fragen seien Zweidrittelmehrheiten im Nationalrat erforderlich, eine faire Vertrauensbasis der Akteure untereinander
daher von höchster Bedeutung, so der SPÖ-Rechnungshofsprecher.
Aufklärungsbedürftig, "am besten gleich durch den künftigen Bundesratspräsidenten selbst",
sei auch die geistige Urheberschaft für den Vorschlag, einen "Verwaltungskonvent" einzusetzen. Hösele
gefalle sich in der Rolle des Urhebers, tatkräftig unterstützt von der ÖVP-Propagandamaschinerie.
Dazu Kräuter: "Die Idee stammt von Rechnungshofpräsident Franz Fiedler, eine konkrete Konzeption
hat dann Alfred Gusenbauer öffentlich vorgestellt. Erst danach ist Bundesrat Hösele auf den fahrenden
Zug aufgesprungen."
Abschließend betonte Kräuter die prinzipielle Bereitschaft der SPÖ zu weit reichenden Reformen,
allerdings hätte die ÖVP einiges an Vorleistungen bezüglich Glaubwürdigkeit und Fairness zu
leisten. |