Indische Postler als wandelnde Telefonzellen
Neu Delhi (pte) - Zu Weihnachten wurden in Indien die ersten tragbaren Telefone an indische Briefträger übergeben. Sie werden ab sofort den Adressaten der ausgetragenen Post auch die Nutzung des Telefons anbieten. Insbesondere in ländlichen Gegenden sind die meisten Haushalte ohne Telefon. Geräte und Netz werden von der Firma BSNL zur Verfügung gestellt. Das staatliche Telekom-Unternehmen setzt auf WLL (Wireless Local Loop) als Übertragungstechnik und ist offenbar der Preisbrecher am indischen Mobilfunkmarkt. Die GSM-Konkurrenten haben bereits mehrmals mit Preissenkungen reagiert, erst seit kurzem sind die Preise für Ferngespräche innerhalb der Mobilfunknetze um mehr als zwei Drittel gefallen.

Wenn die Postzusteller erfolgreich beim Vermarkten "ihres" Telefones sind, erhalten sie 20 Prozent Umsatzbeteiligung, weitere fünf Prozent gehen an die indische Post. Den fleißigsten "wandelnden Telefonzellen" winken Motorräder als Prämie. Unterstützt werden sie von einer Werbekampagne mit dem einprägsamen Slogan " Daakiya Aaya! Mobile Laaya!" Die Telefone selbst sehen wie Festnetztelefone mit Antenne aus, auf einem Display werden die aufgelaufenen Gebühren angezeigt. Der Dienst ist ein weiterer Schritt im Versuch der indischen Post die Profitabilität des Unternehmens zu verbessern. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise damit begonnen Flächen auf Briefkästen, Postkarten und Uniformen für Werbezwecke zu vermieten.

Der Telefonservice könnte durchaus ein Erfolg werden, zumal Briefträger in Indien sehr hohes Ansehen genießen. Vielfach stellen sie die Post nicht nur zu, sondern lesen die Briefe den nicht selten illiteraten Empfängern auch noch vor. Außerdem sind viele Dörfer noch ohne Telefonanschluss. In den letzten zehn Monaten hat BSNL 100.000 Dörfer mit sogenannten Village Public Telephones ausgestattet. Die Anzahl der Telefonanschlüsse in ländlichen Gebieten ist seit 199 9 von vier auf 9,6 Mio. gestiegen. Die Steigerungsraten sind also enorm, doch die Ausgangsbasis ist gegenüber den mehr als einer Milliarde Einwohnern des Landes eher bescheiden.
 
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