Wien (rk) - Die große Mehrheit der Wiener lehnt die Privatisierung kommunaler
Einrichtungen ab. Dieses Ergebnis brachte eine vom Wissenschaftsreferat der Kulturabteilung der Stadt Wien unterstützte
Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) unter rund 1000 Befragten. Den höchsten Wert
erreichte dabei die Ablehnung der Privatisierung der Spitäler mit 85 Prozent, am anderen Ende der Skala liegen
die Städtischen Bäder, bei denen aber auch mit 50 Prozent gegenüber 44 Prozent Befürwortern
die Majorität gegen eine Privatisierung ist. Gemeinderat Thomas Reindl, der die Studie für die SWS vorstellte,
konstatierte, dass auch weitgehend alle Bildungs- und Altersgruppen in dieser Ablehnung konform gehen, bei der
Parteipräferenz sei die Überraschung, dass auch ÖVP-Wähler überwiegend gegen entsprechende
Schritte seien und lediglich FPÖ-Parteigänger in vereinzelten Bereichen Private als Betreiber vorziehen
würden. Generell wird von den Befragten befürchtet, dass die Qualität der Dienstleistungen bei Privatisierungen
eher schlechter würde und ein finanzieller Erfolg entsprechender privater Betriebe sich zu Ungunsten der Konsumenten
wie auch der Beschäftigten auswirken würde. Es sei Zeit, so Reindl, in diesem Zusammenhang klare Standpunkte
für die GATS-Verhandlungen zu definieren, die dort zu artikulieren seien.
Weiters stellte Reindl fest, dass die erhobenen Zahlen auch ein gutes Zeugnis für die Zufriedenheit der Wiener
mit ihren kommunalen Einrichtungen seien, wobei es in Wien durchaus auch partnerschaftliche Lösungen mit Privaten,
sowie Bereiche mit privatwirtschaftlicher Gestion gebe.
Weitere signifikante Zahlen: gegen die Privatisierung sind 82 Prozent bei den Wasserwerken, 78 Prozent bei den
Verkehrsbetrieben, je 75 Prozent bei der Abwasserbeseitigung und der Müllabfuhr, 72 Prozent bei den Städtischen
Kindergärten, 70 Prozent bei der Straßenreinigung, 68 Prozent bei den Gemeindebauten, 64 Prozent bei
den Museen der Stadt Wien, 63 Prozent bei den Wiener Gärten, 54 Prozent bei den Vereinigten Bühnen und
50 Prozent bei den Städtischen Bädern. Hier können sich FPÖ- und ÖVP-Wähler, sowie
Jüngere und Personen mit höherer Schulausbildung eine private Führung vorstellen.
Insgesamt erwarten rund drei Viertel der Befragten, dass es bei Privatisierungen zu höheren Preisen bzw. Mieten
oder Tarifen kommen würde. Die Qualität der Leistungen würde maximal gleich bleiben, so rund ein
Drittel der Befragten, im Schnitt über ein Drittel erwartet eine Verschlechterung der Leistungen bei Privatisierung,
die verbleibende Minorität erhofft sich Verbesserungen. Der finanzielle Erfolg von privatisierten Betrieben
würde, so die überwiegende Mehrheit, zu Lasten der Mitarbeiter (Personaleinsparungen) und auch der Investitionen
gehen, soziale Tarife würden abgeschafft werden. In diesem Zusammenhang wurden allerdings auch Einsparungen
bei der Verwaltung mehrheitlich erwartet, die, so Reindl, von der Stadt Wien ohnedies auf breiter Ebene getätigt
werden. Es müsse ein Marketingziel der Stadt sein, dies nachhaltiger zu vermitteln. Generell könne man
sagen, dass die Wiener ihre kommunalen Einrichtungen schätzen und sich dem gemäß massiv gegen Privatisierungen
auf diesem Gebiet aussprechen. |