Wien (bmj) - Aus Anlass der Amtseinführung der neuen Leiterin der Justizanstalt
Gerasdorf, Oberrätin Dr. Margitta Essenther, nahm Justizminister Dr. Dieter Böhmdorfer am Donnerstag
(02. 01.) zum Jugendstrafvollzug in Österreich, zur Situation in der Justizanstalt
Gerasdorf und zur in Gang befindlichen Übersiedlung des Jugendgerichtshofes Wien und der diesen angeschlossenen
Justizanstalt Erdberg Stellung.
In der Justizanstalt für Jugendliche Gerasdorf, die derzeit wegen Bauarbeiten für 109 (nach Ende der
derzeitigen Umbauarbeiten 124) Burschen ausgelegt ist, werden Jugendliche und dem Jugendvollzug unterstellte junge
Erwachsene mit Freiheitsstrafen von über 6 Monaten angehalten.
In der Justizanstalt für Jugendliche Gerasdorf werden Schulunterricht und Lehrausbildung in insgesamt 12 Lehrwerkstätten
angeboten. Ein hoher Prozentsatz der Teilnehmer erreicht dabei einen positiven Abschluss.
Die Aus- und Fortbildung (beruflich und schulisch) und die Betreuung von jugendlichen Insassen in Österreich
entspricht den internationalen Standards im Jugendvollzug. Die Arbeit in den Jugendanstalten und Jugendabteilungen
orientiert sich am aktuellen Stand der Erziehungswissenschaften, der Psychologie, Sozialarbeit und anderen Wissensgebieten
(Medizin ua.), die für die Arbeit mit straffälligen jungen Menschen entscheidend sind. Das Leben in den
Jugendanstalten soll weitgehend den Lebensverhältnissen in Freiheit angeglichen werden.
Die Jugendgerichtsbarkeit und der Jugendstrafvollzug sind dem Bundesminister für Justiz Dr. Dieter Böhmdorfer
ein vordringliches Anliegen. Derzeit findet die Übersiedlung des JGH Wien und der JA Erdberg in das Landesgericht
Wien und die JA Josefstadt statt. Ziel ist vor allem die Verbesserung Voraussetzungen des Jugendstrafvollzuges.
Durch die Eingliederung der Justizanstalt für Jugendliche Wien-Erdberg in die Justizanstalt Wien-Josefstadt
wird nicht nur die Qualität der Unterbringung der jungen Menschen wesentlich verbessert, sondern sollen auch
die Schulbildungen und Berufsausbildungen verbessert fortgeführt werden.
Für die jugendlichen Insassen steht in Zukunft eine Gesamtbelagskapazität von 168 (modernen) Plätzen
zur Verfügung. Die 70 Zellen der Justizanstalt Erdberg ergaben sich durch Überbelag zum Teil in einem
menschenrechtswidrigen Zustand.
Der nunmehr den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Verfügung stehende D-Trakt der Justizanstalt Josefstadt
schließt an den Zentralbau an, in dem sich Festsaal, Turnsaal, Krankenabteilung, Besucherzone und Vernehmungszone
befinden.
Ein unbewachtes Zusammentreffen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist unmöglich.
In jeder Abteilung wird ein 5-Personen-Haftraum zu Schulungs- bzw. Beschäftigungsräumen umgewidmet, sodass
insgesamt zur Verfügung stehen:
2 Schulungsräume für Telelearning/EDV-Arbeit
1 Klassenzimmer (mit EDV-Ausstattung) für Pflichtschule bzw. Fortbildung
1 Werkstätte für Metallverarbeitung (Feilen, Sägen, Bohren, Gewinde schneiden etc.- Kennenlernen
des Materials und seiner Bearbeitungsmöglichkeit) bzw. auch als Motivationswerkstätte 1 Werkstätte
für Kunststoffbearbeitung
1 Werkstätte für Holzbearbeitung, Bastelarbeiten, Töpferei, Ergotherapie
Sämtliche Bedienstete der Justizanstalt für Jugendliche Wien-Erdberg wurden mit Wirksamkeit vom 1.1.
2003 entweder der Justizanstalt Wien-Josefstadt bis auf Weiteres zur Dienstleistung zugewiesen oder (mit deren
Einverständnis) zu anderen Justizanstalten (im Sprengel des OLG Wien) bzw. der Wr. Jugendgerichtshilfe versetzt.
Im übrigen übersiedelt mit dem JGH Wien und der JA Erdberg das gesamte zur Jugendgerichtsbarkeit gehörende
"Netzwerk" inklusive der Wr. Jugendgerichtshilfe. |