Baugewerbe-Prognose 2003: Ein schwacher Silberstreif am Horizont
BIM Lahofer trotz schlechter Zahlen 2002 optimistisch - Forderung nach Paket gegen illegale Erwerbstätigkeit
Wien (pwk) - Die aktuelle Bauvorschau der Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen (FGW) geht für 2003 von einem realen Wachstum von 0,3 % für die österreichische Bauwirtschaft aus. Diese Prognose stimmt den Bundesinnungsmeister (BIM) der Baugewerbe, Johannes Lahofer, zwar vorsichtig optimistisch, von einer Jubelstimmung kann aber trotzdem keine Rede sein. Bei der Bauproduktion für 2002 ist laut FGW noch ein Minus von 1,6% zu verzeichnen, das damit allerdings um ein Prozent geringer ausfallen dürfte, als bisher vorhergesagt. Der nominelle Produktionswert des gesamten Bauwesens liegt 2002 bei ca. 16,73 Mrd Euro.

Aus Sicht des Baugewerbes ist bemerkenswert, dass sich eine Stabilisierung im Bereich des Wohnbaues abzuzeichnen scheint. Hat dieser Bereich zwischen 1997 und 2001 noch ein Viertel seines Produktionsvolumens verloren, ist für 2002 und 2003 mit einer leicht positiven Entwicklung zu rechnen. Die Gesamt-Wohnungsbewilligungen haben sich 2002 trotz weiterhin rückläufiger Zahlen im Eigenheimbereich mit 40.000 Einheiten stabilisiert.

Für den Bereich Modernisierung und Sanierung wird für 2002 und 2003 von einer stabilen Entwicklung ausgegangen. Bundesinnungsmeister Lahofer fordert im Bereich der thermischen Sanierung eine rasche Konkretisierung der Förderinstrumente, sodass sich die Firmen auch längerfristig auf die Aufträge einstellen und ihre Personalbedarfsplanung entsprechend gestalten können.

Problematisch ist nach wie vor die Situation am Arbeitsmarkt. Obgleich die Zahl der arbeitslosen Bauarbeiter im Monat November um 1.000 Personen zurückgegangen ist, weist dennoch der Jahresschnitt für 2002 einen Anstieg von 10% auf. "Dieser Ansteig an Arbeitslosen am Bau sowie der dramatische Rückgang der Lehrlingszahlen um fast 20% hat uns veranlasst, neben einem umfassenden Lehrlingspaket, auf den Lehrbauhöfen bzw. Bauakademien verstärkt Kurse zur Nachqualifizierung von Erwachsenen anzubieten", so Lahofer. Diese Kursmaßnahmen werden vom Arbeitsmarktservice (AMS) und durch Mittel des Europäischen Sozialfonds ESF unterstützt.

Die öffentliche Hand bzw. die Bundesimmobiliengesellschaft mit ihren Tochtergesellschaften werden aufgefordert, wo technisch möglich, Winterbaumassnahmen zu forcieren. Dazu gehört eine effiziente Terminplanung und Ausschreibungspraxis, die Innenarbeiten im Winter ermöglicht, ebenso wie Einhausungen, staatliche Förderung wintergerechter Bauweisen, etc.

Besorgniserregend stellt sich auch weiterhin die Zahl der Insolvenzen in der Bauwirtschaft, mit fast 1.000 Pleiten und 650 Mio Euro Verbindlichkeiten, dar. Auch 2002 führt die Bauwirtschaft wieder die Insolvenzstatistik an. Zur Bekämpfung illegaler Erwerbstätigkeit und betrügerischer Insolvenzen in der Bauwirtschaft fordert der Bundesinnungsmeister daher erneut die Realisierung eines Maßnahmenpaketes gegen illegale Erwerbstätigkeit am Bau:

Senkung der Lohnnebenkosten, um die Spanne zwischen reell kalkuliertem Entgelt und "Schwarzentlohnung" zu verringern - Verbesserung des Datenverbundes zwischen Gewerbebehörden und Sozialversicherung, um Strohmännerpraxis und Scheinfirmen zu unterbinden Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes für arbeitsintensive Dienstleistungen Vereinfachung der Sozialversicherungsanmeldung durch Adaptierung der E-card zu einem Baustellenausweis mit Identifikationsmerkmal Erlassung von Standes- und Ausübungsregeln für Bauunternehmen durch den Wirtschaftsminister

Besonders tragisch sei, so Lahofer, dass viele grundsolide Unternehmer durch unseriöse Firmenpraktiken mehrfach belastet werden und in einen Teufelskreis geraten: Einerseits müssen sie sich dem Wettbewerb mit den scheinbar billigeren Schwindelfirmen stellen, wodurch die Preise auf ein nicht mehr kostendeckendes Niveau fallen. Andererseits hat die Gemeinschaft der seriösen Unternehmen die Beitragsausfälle sowie Folgekosten der von unseriösen Firmen verursachten Insolvenzen durch höhere Abgaben zu tragen. "Wir stehen hier vor einer massiven Belastung, weil selbst manchen, seit Generationen bestehenden Baugewerbeunternehmen, der Gang zum Konkursgericht nicht erspart bleibt", unterstreicht der Bundesinnungsmeister.
 
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