Wien wird Zentrum der Europäischen Weltraumpolitik
Paris / Wien (esa) - Mit der Unterzeichnung der Gründungsurkunde durch Österreichs Vizekanzler
Hubert Gorbach, ESA-Direktor Jean-Pol Poncelet sowie ASA-Direktor Klaus Pseiner am Mittwoch (26. 11.)
entsteht in der Donaumetropole das ESPI-Institut – Europas Denkfabrik für Weltraumpolitik und zentrales
europäisches Forum für strategische Weltraumfragen. Mehr denn je ist es erforderlich, dass das politisch
wachsende Gebilde „Europa“ mit einer Stimme spricht. Das betrifft auch den sensiblen Bereich der Schlüsseltechnologie
Raumfahrt. Daher beschloss die Europäische Weltraumorganisation ESA im Dezember 2002, ein European Space Policy
Institute (ESPI) in Wien zu errichten. Österreich konnte sich dabei gegen starke, internationale Konkurrenz
durchsetzen. Immerhin hatten sich um den Sitz Länder wie Frankreich, Italien, Spanien, England und Belgien
beworben.
Elf Monate nach der Beschlussfassung war es dann soweit: Am 26. November unterzeichneten Österreichs Vizekanzler
Hubert Gorbach, der ESA-Direktor für Strategie und Außenbeziehungen, Jean-Pol Poncelet, sowie der Direktor
der Österreichischen Raumfahrtagentur ASA, Klaus Pseiner, in der Donaumetropole die Gründungsurkunde
für das ESPI-Institut. „Ein „Think Tank“, wie es ESPI sein soll, ist heute nötiger denn je“, erklärte
Gorbach. Er sei sicher, „dass die Kooperation zwischen ESA und ASA – die beiden Vertragspartner – ein gutes Fundament
für ESPI ist“. Daher hoffe er „natürlich auf viele weitere Partner, allen voran die Europäische
Kommission.“ Wien wurde damit Sitz einer Einrichtung, die für die Zukunft Europas im All von großer
Bedeutung ist. Das neu gegründete unabhängige Institut soll in erster Linie Forschungseinrichtungen vernetzen,
Langzeitstrategien zur Positionierung Europas in der Raumfahrt entwickeln, Entscheidungshilfen bei der Festlegung
weltraumpolitischer Strategien leisten, weltraumtechnische Anwendungen klären, Fragen der Weltraumpolitik
erörtern und zu globalen Problemen Stellung beziehen. Mit anderen Worten: ESPI soll als „Denkfabrik“ für
die strategische Ausrichtung der europäischen Raumfahrtindustrie und Weltraumpolitik fungieren, eine Art „Rat
der Weisen der Weltraumstrategie“ bilden. All diese Themen erfordern enge Bindungen und Beziehungen sowohl zwischen
den Forschern untereinander als auch gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Ausbau der Denkfabrik
Das im Aufbau befindliche ESPI ist derzeit noch in den Räumlichkeiten der Österreichischen Weltraumagentur
ASA untergebracht. Gegenwärtig laufen Ausschreibungen um den Posten des Generalsekretärs von ESPI, an
denen sich kompetente Persönlichkeiten aus den 15 ESA-Staaten und dem ESA-Beitrittskandidaten Griechenland
beteiligen können. Aus den eingehenden Bewerbungen sucht ein „Search Committee“ unter Leitung des ASA-Aufsichtsratsvorsitzenden
und Ex-Außenministers Peter Jankowitsch dann den geeignetsten Kandidaten aus, der im 1. Quartal 2004 das
Kommando übernimmt. In den kommenden Jahren soll ESPI zu einer mit acht bis zwölf Spitzenwissenschaftlern
besetzten Einrichtung mit dem Status eines Vereins ausgebaut werden.
Die Donaumetropole Wien aus dem Kosmos Wien und das Weißbuch
Mit der Gründung des Europäischen Instituts für Weltraumpolitik ESPI in Wien wird die Einbindung
Österreichs in die europäischen Weltraumnetzwerke entscheidend verstärkt. Österreich ist ein
verlässlicher Lieferant von Hightech-Lösungen für die europäische Raumfahrt, vor allem in den
Bereichen Elektronik, Software, Mechanik und Materialwissenschaften. Darüber hinaus ist die Donaumetropole
nach New York und Genf das dritte Zentrum der Vereinten Nationen, das hier mit zahlreichen Einrichtungen vertreten
ist. Auch das Weltraumbüro der Vereinten Nationen hat seinen Sitz in Wien. Neben der internationalen Anbindung
dürfte sich die geographische Nähe zu den neuen EU-Beitrittsländern als Vorteil erweisen.
Besonderes Gewicht erhält das ESPI jedoch vor dem Hintergrund des jüngst veröffentlichten Weißbuchs
der EU-Kommission zur europäischen Raumfahrtpolitik. Es leitet eine Debatte über die mittel- und langfristige
Nutzung der Raumfahrt sowie über die Raumfahrtpolitik Europas ein. |