Verkehrsausschuss bringt keine Einigung, Opposition lehnt Gesetz ab
Wien (pk) - Zu keiner Einigung in Sachen ÖBB-Reform fanden Regierung und Opposition in der Sitzung
des Verkehrsausschusses vom Montag (01. 12.). SPÖ und Grüne attestierten den
Koalitionsparteien zwar eine gewisse Kompromissbereitschaft in den Verhandlungen, meinten jedoch, ohne ausdrückliche
gesetzliche Festlegungen sei die Zukunft der Bahn nicht gesichert. Bloße Bemerkungen im Ausschussbericht
würden nicht ausreichen.
So meinte etwa Abgeordneter Josef Broukal (S), man sei einander in den Sitzungen des Unterausschusses
in einigen Punkten näher gekommen, diese Übereinstimmung habe aber bloß in Ausschussbemerkungen
ihren Niederschlag gefunden. Der Bitte der Opposition, die Finanzierung der Bahn für die Zukunft per Gesetz
festzuschreiben, sei nicht stattgegeben worden. Entscheidend sei letztlich auch die Aussage Vizekanzler Gorbachs
vom letzten Samstag gewesen, wonach sich trotz der Verhandlungen ohnehin nichts ändere und alles beim alten
bleibe. Die SPÖ hätte nach diesem Kommentar des Ministers im Falle einer Zustimmung "ein großes
Problem in der Öffentlichkeit gehabt", meinte Broukal.
Ähnlich äußerte sich auch Abgeordnete Evelin Lichtenberger (G), die von einer spannenden
Diskussion im Ausschuss sprach, letztlich aber gesetzliche Festlegungen vermisste. Beim vorliegenden Entwurf gehe
es lediglich darum, "den Deckel draufzuhalten", nicht aber um einen offensiven Ausbau der Bahninvestitionen.
Ohne den Zeitdruck 3.12. hätte man durchaus noch zu einer Einigung kommen können, war sich Lichtenberger
sicher. Annäherungen in Form von konjunktivischen Ausschussfeststellungen würden aber nicht ausreichen,
sagte sie.
Enttäuscht zeigte sich Abgeordneter Werner Miedl (V). Das Ziel sei schon greifbar nahe gewesen,
meinte er. Der Unterausschuss habe deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Regierungsparteien mit diesem Gesetz
das Ziel verfolgen, das Flaggschiff ÖBB wettbewerbsfähig zu machen und mit ausreichenden finanziellen
Mitteln zu versorgen. Parteistrategie gewinne nun die Oberhand vor dem Wohl und dem Schicksal der ÖBB, stellte
der VP-Verkehrssprecher fest. Seiner Meinung nach hätte die Zeit durchaus ausgereicht, für die ÖVP
wäre ein Kompromiss jedenfalls ohne weiteres machbar gewesen.
Abgeordneter Eduard Mainoni (F) reagierte überrascht auf das nunmehrige Nein der SPÖ, das
er als politische Taktik interpretierte. Teile der Sozialdemokraten seien sehr wohl bemüht gewesen, sich intensiv
mit den Regierungsparteien über die Vorlage auseinanderzusetzen. Keine einzige Wortmeldung der SPÖ habe
im Unterausschuss darauf abgezielt, den Kompromiss als Teil des Gesetzes zu verankern, erinnerte Mainoni.
Abgeordneter Johann Maier (S) widersprach dieser Darstellung und betonte, seine Fraktion sei davon
ausgegangen, dass das, was vereinbart werde, auch in das Gesetz Eingang finde. Minister Gorbach hätte es der
SPÖ leicht machen können, wenn er seine Wortspende vom Samstag nicht abgegeben hätte. Ohne gesetzliche
Festlegung würden jedenfalls die Fragen der Infrastrukturfinanzierung und der Belastung der Gebietskörperschaften
nach wie vor offen bleiben.
Vizekanzler Hubert Gorbach bedauerte, dass die SPÖ ihre Zustimmung "von Kommentaren abhängig
mache". Er habe bloß gesagt, dass sich an den Eckpunkten der Reform nichts ändern werde, diese
Wahrheit müsse zumutbar sein. Tatsache bleibe, dass das, was mit der SPÖ in den Verhandlungen vereinbart
wurde, gelte - heute, morgen und übermorgen.
Staatssekretär Helmut Kukacka fand kein Verständnis für die Ablehnung durch die Opposition
und meinte, es sei nunmehr klar gestellt worden, dass es weder zu einer Zerschlagung der ÖBB noch zu einer
Privatisierung kommen werde, auch bleibe es beim Bundeszuschuss für Betrieb und Ausbau der Bahn. Wenn die
SPÖ heute nicht zustimme, dann schade sie dem Unternehmen ÖBB.
Bei der Abstimmung wurde die Regierungsvorlage in der Fassung eines Abänderungsantrages der Regierungsparteien
mit V-F-Mehrheit angenommen. Dieser Abänderungsantrag enthält den Wegfall der dienstrechtlichen Passagen
und stellt darüber hinaus die Anwendung der Vergaberichtlinien, die Senkung des Dienstgeberbeitrags zur Pensionsversicherung
auf ASVG-Niveau klar und schreibt darüber hinaus die Entschuldung der ÖBB um jährlich 6,1 Mrd. Euro
fest. SPÖ und Grüne stimmten lediglich jenen Teilen zu, die den Wegfall der dienstrechtlichen Belange
betrafen.
Einstimmig passierte ein Paragraph 27 GOG-Antrag der Regierungsparteien den Ausschuss, der die Haftungsübernahme
des Bundes im Rahmen von Bahninvestitionen durch Kredite der EUROFIMA vorsieht. |