FH-AbsolventInnen optimieren Prozesse im Gesundheitswesen  

erstellt am
15. 12. 03

Graz (fh joanneum) - Experten sehen im Organisationsbereich des Gesundheitswesens enormes Einsparungspotential. An der FH Joanneum Graz wurde am Donnerstag (11. 12.) die Eröffnung eines FH-Studiengangs gefeiert, dessen AbsolventInnen stark zur Neustrukturierung des Prozessmanagements im Gesundheitswesen beitragen werden: "InfoMed / Health Care Engineering" bildet seit Herbst 2003 20 Studierende zu IT-Experten im Pflege- und Gesundheitswesen aus. In vier Jahren werden die AbsolventInnen als Diplomingenieure (FH) ihre Kenntnisse im österreichischen Gesundheitswesen zur Anwendung bringen.

"Unser gut funktionierendes Gesundheitssystem wird immer komplexer, und es braucht gut geschulte Leute, die dieses System weiterbringen können", unterstrich die steirische Bildungslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder bei der Eröffnung des Studiengangs "InfoMed / Health Care Engineering" an der FH Joanneum Graz. Der Studiengang bereichere nicht nur die Medizintechnik als eines der Stärkefelder der Steiermark, sondern auch das Bildungsangebot des Landes. "Die Bildung gehört zu jenen Kompetenzen, bei denen wir auch nach erfolgter EU-Erweiterung in den europäischen Wettbewerb eintreten können", sagte Edlinger-Ploder, die sich für eine dynamische Gestaltung des Fachhochschul-Angebotes je nach Bedarf der Wirtschaft aussprach. Mit dem neuen Studiengang "InfoMed" ist jedenfalls, so die Bildungslandesrätin, "die Zukunfts-AG Steiermark ein Stück reicher geworden."

Im Zentrum des achtsemestrigen FH-Studiengangs stehen Informations-, Prozess- und Projektmanagement im Gesundheitswesen. Zur Eröffnung hatte Studiengangsleiter Helfrid Maresch Experten aus Graz und Innsbruck zu einer Podiumsdiskussion über "Informationswesen, Organisation und medizinischen Fortschritt geladen.

Werner Leodolter, Leiter des Unternehmens-Informationsmanagements der KAGES illustrierte die Bedeutung der Prozessoptimierung im Gesundheitswesen wie folgt: "Der Patient spürt den Prozess am ehesten - muss er lange auf die Untersuchung warten, wird er viel herumgeschickt?" Hier eröffnet sich ein reiches Betätigungsfeld für die künftigen AbsolventInnen von "InfoMed". Allerdings, so der Spitzenmanager: "Ob wir uns das leisten können, kann heute noch nicht mit Sicherheit gesagt werden." Optimistischer stimmte da schon der Hinweis von Bernhard Tilg, Vizerektor der Privatuniversität für Medizinische Informatik und Technik Tirol: Erfahrungen aus Deutschland hätten gezeigt, so Tilg, dass hoher Bedarf an akademischen Fachkräften in diesem Bereich bestehe. "Der Bereich der Pflege- und Gesundheitsinformatik ist ein international stark gepushtes Gebiet."

Der Mediziner und Systemtechniker Thomas Pieber (Medinzinische Uni Graz und Joanneum Research) appellierte an die Studierenden, sich in die Rolle des Arztes hinein zu denken: "Er ist nicht nur Wissensträger, sondern auch, was die Beziehung zum Patienten betrifft, die wesentlich am Heilungserfolg Teil hat, eine Art Schamane oder Medizinmann. Die Informationstechnologie muss so eingesetzt werden, dass Ärzte diese Rolle nicht gefährdet sehen. Dann kann die Prozessoptimierung im Gesundheitswesen gelingen."

Skeptisch gegenüber den Visionen der umfassenden Datenverfügbarkeit und ihrem Einsatz zum Wohl des Patienten zeigte sich Günther Gell von der Medizinischen Uni Graz. "Diese Visionen gibt es schon lange. Ihre Umsetzung ist aber nicht nur ein technisches Problem, sondern auch eine Frage der Datensicherheit und letztlich der gesellschaftlichen Akzeptanz." Fest steht für Gell allerdings eines: "Den AbsolventInnen wird die Arbeit nicht ausgehen!"

"InfoMed / Health Care Engineering" ist der 16. Studiengang an der FH Joanneum, der 11. am Standort Graz. Die FH-Geschäftsführer Anna Koubek und Markus Tomaschitz freuten sich umso mehr über den Studienbeginn im Herbst 2003, als sein Zustandekommen intensiver Überzeugungsarbeit bei den zuständigen Gremien bedurft hatte.
 
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