Graz (fh joanneum) - Experten sehen im Organisationsbereich des Gesundheitswesens enormes Einsparungspotential.
An der FH Joanneum Graz wurde am Donnerstag (11. 12.) die Eröffnung eines FH-Studiengangs
gefeiert, dessen AbsolventInnen stark zur Neustrukturierung des Prozessmanagements im Gesundheitswesen beitragen
werden: "InfoMed / Health Care Engineering" bildet seit Herbst 2003 20 Studierende zu IT-Experten im
Pflege- und Gesundheitswesen aus. In vier Jahren werden die AbsolventInnen als Diplomingenieure (FH) ihre Kenntnisse
im österreichischen Gesundheitswesen zur Anwendung bringen.
"Unser gut funktionierendes Gesundheitssystem wird immer komplexer, und es braucht gut geschulte Leute, die
dieses System weiterbringen können", unterstrich die steirische Bildungslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder
bei der Eröffnung des Studiengangs "InfoMed / Health Care Engineering" an der FH Joanneum Graz.
Der Studiengang bereichere nicht nur die Medizintechnik als eines der Stärkefelder der Steiermark, sondern
auch das Bildungsangebot des Landes. "Die Bildung gehört zu jenen Kompetenzen, bei denen wir auch nach
erfolgter EU-Erweiterung in den europäischen Wettbewerb eintreten können", sagte Edlinger-Ploder,
die sich für eine dynamische Gestaltung des Fachhochschul-Angebotes je nach Bedarf der Wirtschaft aussprach.
Mit dem neuen Studiengang "InfoMed" ist jedenfalls, so die Bildungslandesrätin, "die Zukunfts-AG
Steiermark ein Stück reicher geworden."
Im Zentrum des achtsemestrigen FH-Studiengangs stehen Informations-, Prozess- und Projektmanagement im Gesundheitswesen.
Zur Eröffnung hatte Studiengangsleiter Helfrid Maresch Experten aus Graz und Innsbruck zu einer Podiumsdiskussion
über "Informationswesen, Organisation und medizinischen Fortschritt geladen.
Werner Leodolter, Leiter des Unternehmens-Informationsmanagements der KAGES illustrierte die Bedeutung der Prozessoptimierung
im Gesundheitswesen wie folgt: "Der Patient spürt den Prozess am ehesten - muss er lange auf die Untersuchung
warten, wird er viel herumgeschickt?" Hier eröffnet sich ein reiches Betätigungsfeld für die
künftigen AbsolventInnen von "InfoMed". Allerdings, so der Spitzenmanager: "Ob wir uns das
leisten können, kann heute noch nicht mit Sicherheit gesagt werden." Optimistischer stimmte da schon
der Hinweis von Bernhard Tilg, Vizerektor der Privatuniversität für Medizinische Informatik und Technik
Tirol: Erfahrungen aus Deutschland hätten gezeigt, so Tilg, dass hoher Bedarf an akademischen Fachkräften
in diesem Bereich bestehe. "Der Bereich der Pflege- und Gesundheitsinformatik ist ein international stark
gepushtes Gebiet."
Der Mediziner und Systemtechniker Thomas Pieber (Medinzinische Uni Graz und Joanneum Research) appellierte an die
Studierenden, sich in die Rolle des Arztes hinein zu denken: "Er ist nicht nur Wissensträger, sondern
auch, was die Beziehung zum Patienten betrifft, die wesentlich am Heilungserfolg Teil hat, eine Art Schamane oder
Medizinmann. Die Informationstechnologie muss so eingesetzt werden, dass Ärzte diese Rolle nicht gefährdet
sehen. Dann kann die Prozessoptimierung im Gesundheitswesen gelingen."
Skeptisch gegenüber den Visionen der umfassenden Datenverfügbarkeit und ihrem Einsatz zum Wohl des Patienten
zeigte sich Günther Gell von der Medizinischen Uni Graz. "Diese Visionen gibt es schon lange. Ihre Umsetzung
ist aber nicht nur ein technisches Problem, sondern auch eine Frage der Datensicherheit und letztlich der gesellschaftlichen
Akzeptanz." Fest steht für Gell allerdings eines: "Den AbsolventInnen wird die Arbeit nicht ausgehen!"
"InfoMed / Health Care Engineering" ist der 16. Studiengang an der FH Joanneum, der 11. am Standort Graz.
Die FH-Geschäftsführer Anna Koubek und Markus Tomaschitz freuten sich umso mehr über den Studienbeginn
im Herbst 2003, als sein Zustandekommen intensiver Überzeugungsarbeit bei den zuständigen Gremien bedurft
hatte. |