Das Auftreten bisher unbekannten Minerale in nicht klassischen Goldlagerstätten eröffnet
neue Chancen bei der Suche nach Gold
Leoben (idw) - In der Natur vorkommendes Gold war bisher einerseits als "gediegenes Gold"
und andererseits in Verbindungen mit dem Mineral Tellur bekannt. Ein Forscherteam des Institutes für Geowissenschaften
an der österreichischen Montanuniversität Leoben und des Institutes für Geologie, Mineralische Rohstoffe
und Umwelt an der Bergakademie Krakau in Polen entdeckte nun neue Gold-Verbindungen, sogenannte Gold-Oxy-Sulfide.
Diese Schwefel und Sauerstoff enthaltenden bisher unbekannten Gold-Verbindungen können zu massiven Problemen
bei der Aufbereitung von Golderzen führen. Sie können aber auch wichtige Goldträger in Goldlagerstätten
sein, die bei niedrigen Temperaturen gebildet werden.
Ungewöhnliche Goldminerale
Die neu entdeckten ungewöhnlichen Goldminerale stammen aus Vorkommen entlang der östlichen Grauwackenzone
von der Veitsch (Steiermark) bis Mitterberg (Salzburg). In diesen bis in die 1970er Jahre abgebauten Kupferlagerstätten
treten verschiedene Goldminerale auf. Die goldführenden Erzproben wurden präpariert und anschließend
im Reflexionsmikroskop genauestens untersucht. "Im Gegensatz zu den bisher bekannten Goldmineralen sind die
neu gefundenen Gold- Verbindungen nur unterhalb von ca. 250°C stabil und haben eine unscheinbar niedrige Reflexion",
erklärt Professor Johann Raith vom Institut für Geowissenschaften der Montanuniversität Leoben,
"deshalb wurden sie bisher beim Mikroskopieren leicht übersehen". Außerdem sind sie wasserlöslich
und gehen bei der standardmäßigen Präparation der Anschliffe für das Mikroskop mit Wasser
leicht in Lösung. "Dies mag auch eine Erklärung dafür sein, warum diese ungewöhnlichen
Goldminerale bisher nicht in den hydrothermalen Niedrig-Temperatur- und Verwitterungslagerstätten gefunden
wurden", so Raith weiter, "wir vermuten deshalb, dass sie in wesentlich mehr Lagerstätten vorkommen
als wir bisher angenommen haben".
Wirtschaftliche Bedeutung
Das Auftreten dieser Minerale in den nicht klassischen Goldlagerstätten eröffnet neue Chancen bei der
Suche nach Gold. Außerdem können Gold-Oxy-Sulfide in Golderzen die Extraktion von Gold entscheidend
beeinflussen. Um beim für die Aufbereitung des Goldes notwendigen Cyanidlaugungsprozess eine möglichst
hohe Ausbringungsrate des Goldes zu erzielen wird Sauerstoffperoxid als Katalysator zugegeben. "Da Oxy-Sulfide
leicht oxidierbar sind und damit den zugegebenen Sauerstoff konsumieren, können sie dadurch die Ausbringungsrate
dramatisch senken", erläutert Professor Raith. "Daher können diese Mineralphasen, wenn sie
vorhanden sind und übersehen werden, zu massiven Problemen für die Betreiber von Goldlagerstätten
führen", so Raith weiter, "die Goldlagerstätte Mt. Todd in Australien musste kurz nach Inbetriebnahme
des Bergbaus geschlossen werden, da beträchtliche finanzielle Verluste durch die geringere Ausbringungsrate
entstanden sind". Sorgfältige mineralogische Untersuchungen sind daher notwendig, um eine wirtschaftliche
Aufbereitung von Golderzen zu gewährleisten, in denen diese Gold-Oxy-Sulfide auftreten. |