Salzburgs Jugend auf dem Prüfstand  

erstellt am
19. 12. 03

Burgstaller präsentierte »Salzburger Jugendstudie 2003« / Suchtprävention muss weiter verstärkt werden
Salzburg (lk) - „Jugendarbeit findet in Salzburg immer mehr in den Gemeinden statt. Überall im Land bieten Jugendzentren und -treffs Abwechslung und Angebote für Jugendliche und mit Jugendlichen“, sagte Jugendreferentin Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag. Gabi Burgstaller am Donnerstag (18. 12.) bei der Präsentation der „Salzburger Jugendstudie 2003“. Die Bilanz sei beeindruckend: 1999 gab es 30 Jugendzentren und Jugendtreffs im Land, heuer sind es mehr als 60 in allen Bezirken. Akzente Salzburg, der Jugendverein des Landes, betreibt mittlerweile in allen Bezirken „Jugend-Info-Stellen“.

Zuletzt gelang der Lückenschluss im „Schloss Kuenburg“ in Tamsweg im Sommer heurigen Jahres. Jugendeinrichtungen, Aktivitäten und Stipendien für Schüler/innen und Lehrlinge machten von 1998 bis heuer eine Summe von 19,4 Millionen Euro im Land aus – davon allein für den Betrieb von Gemeinde-Jugendzentren vier Millionen Euro und weitere fünf Millionen für regionale Jugendarbeit und Jugend-Info-Stellen. Über die Investitionsprogramme 1 und 2 flossen noch einmal rund 1,6 Millionen Euro in den Ausbau von Jugendeinrichtungen.

„Mehr Investitionen für die Jugend und ein größeres Jugendbudget verursachen natürlich Folgekosten – aber im positiven Sinn“, so Burgstaller. „Der Betrieb eines Jugendzentrums wird von Land und Gemeinden laufend unterstützt, dafür bekommen die Jugendlichen in den Gemeinden eine echte Alternative in der Freizeitgestaltung.“

Jugendstudie: Freizeit, Technologie und Drogen
Als Teil des Berichts zur „Lage der Jugend in Österreich“ – veröffentlicht im November von der Bundesregierung – wurden für Salzburg spezifische Daten ausgewertet. Das Ergebnis dieser neuen Salzburger Jugendstudie (Autor: MMag. Manfred Zentner, Institut für Jugendkulturforschung) liegt vor und gibt Aufschlüsse über das Freizeitverhalten, die Nutzung neuer Technologien, Interesse am politischen Engagement oder Alkohol- und Nikotin-Konsum und die Erwartungen an die Berufswelt.

Unterschiede zur gesamtösterreichischen Stichprobe lassen sich bei der Freizeitbeschäftigung aufzeigen: Hier zeigen sich die Salzburger Jugendlichen und jungen Erwachsenen stärker an Sozialkontakten mit Freund/innen interessiert: Freund/innen treffen, mit Freund/innen diskutieren oder auch neue Leute kennen lernen sind in Salzburg Freizeitbeschäftigungen, die öfter durchgeführt werden als im österreichischen Durchschnitt. Dabei ist zu beachten, dass die Salzburger Jugendlichen und jungen Erwachsenen öfter Jugendzentren aufsuchen, als die Jugendlichen durchschnittlich in Österreich.

Auch bei der Einstellung zum Beruf zeigen sich Unterschiede: Den Salzburger/innen ist gute Bezahlung deutlich wichtiger als dem österreichischen Durchschnitt; gleichzeitig sind ihnen allerdings Karriere- und Aufstiegschancen weniger wichtig; ebenso, dass der Beruf einem genügend Freizeit lässt; Berufe, die körperlich anstrengend sind, werden weniger abgelehnt als im Österreich-Durchschnitt.

Bei den bereits Beschäftigten zeigt sich, dass die Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz deutlich weniger als bundesweit als Argument für die tatsächliche Berufswahl angegeben wird. Generell sind die jungen Salzburger/innen in Bezug auf den Arbeitsplatz flexibler als die „Österreicher/innen“. Sie sind eher bereit zu pendeln, können sich deutlich öfter vorstellen, in einem anderen EU-Land zu arbeiten und würden auch eher den Wohnort für einen Arbeitsplatz ändern.

Salzburgs Jugendliche und junge Erwachsene sehen wesentlich öfter als die österreichischen „Durchschnittsjugendlichen“ Möglichkeiten zu politischer Partizipation; egal, ob in Jugendorganisationen, im Jugendzentrum, in Parteien oder Gewerkschaften oder einfach alleine – unabhängig von anderen Gruppen; die jungen Salzburger/innen sehen diese Möglichkeiten. Trotzdem ist daraus nicht abzuleiten, dass sie politisch aktiver sind als die Durchschnittsjugendlichen in Österreich. Denn tatsächlich aktiv ist in allen angegebenen Feldern jeweils nur ein geringer Prozentsatz. Das Interesse an „Politik“ – was als institutionalisierte Form der Politik anzusehen ist – entspricht dem österreichischen Durchschnitt.

Problematischer Umgang mit Alkohol
Beim Konsum von alkoholhaltigen Getränken zeigen Salzburgs Jugendliche und junge Erwachsene laut „Jugendstudie“ ein problematisches Verhalten. Die Jugendstudie 2003 hat ergeben, dass jede/r zweite befragte Jugendliche regelmäßig seine/ihre „Halbe“ Bier trinkt. Bisher haben Erhebungen in den Bezirken des Landes andere, nicht so drastische Ergebnisse gebracht. „Nur“ jede/r vierte bzw. fünfte Jugendliche bekannte bei entsprechenden Jugendbefragungen von Akzente, regelmäßig an Wochenenden Alkohol zu konsumieren.

„Wir brauchen alle Kraft für weitere Maßnahmen bei der Suchtprävention“, betonte Burgstaller. „Das Einstiegsalter für das erste Bier oder den ersten Schnaps wird immer jünger. Das beobachten alle, die mit Jugendlichen arbeiten – von der Hauptschule über die Lehrstelle bis zum Jugendzentrum.“ Zusätzliche Gelder und Präventionsarbeit seien das eine, Vorbildwirkung der Erwachsenen das andere, so die Landeshauptmann-Stellvertreterin. „Bei vielen Kinderfesten trinken Erwachsene Alkohol – sie sind damit kein gutes Vorbild für die Kinder und Jugendlichen“, fordert Burgstaller ein Überdenken von gesellschaftlichen Gewohnheiten. „Wir brauchen keine neuen Moralhüter, aber einen ehrlicheren Umgang mit Alkohol in Maßen und als Genussmittel im wahrsten Sinn des Wortes.“

Akzente Salzburg bietet dazu eine breite Palette an Projekten für eine sinnvolle Freizeitgestaltung und zur Suchtprävention an – das Gemeindeprojekt „Guat Beinand“ ist ein Beispiel.

Umfassende Freizeitgestaltung durch Akzente Salzburg
Die Jugendinfostellen von Akzente Salzburg bieten eine Übersicht über verschiedene Freizeitmöglichkeiten in Stadt und Land Salzburg. Zusätzlich tritt Akzente Salzburg auch als Veranstalter von „Move for fun“, dem Ferienprogramm für Jugendliche mit professioneller Betreuung, sowie der „Sommer-Open-Air-Kinos“ in Stadt und Land auf. Außerdem werden bei den Projekten „make it“ mädchenspezifische Aktivitäten durchgeführt. Im Theater der Jugend findet alljährlich das Theaterprojekt mit Jugendlichen verschiedenster Schulen statt. Dieses Jahr wurde in der Stadt Salzburg das erste Mal eine Art „Sommerakademie“, organisiert von Akzente Salzburg, mit Angeboten von Selbstverteidigung über Bewerbungstrainings und Kochkursen bis hin zu Zeitmanagement für junge Menschen.

Die Regionalstellen von Akzente in den Bezirken sind die ersten Ansprechpartner für Gemeinden und Jugendlichen bei der Durchführung und der Organisation von Jugendprojekten – vom Skaterpark bis zum Jugendfest. Unterstützung durch Schulung von Jugendarbeiter/innen u. a. bei der Erstellung einer eigenen Homepage für ihr Jugendzentrum bietet Akzente in der Informationstechnologie. Außerdem stellt Akzente den Jugendzentren für ihre jeweilige Homepage kostenlos Webspace, also leere Seiten im Internet, zur Verfügung.

Viele Angebote für politisch Interessierte
Akzente Salzburg bietet gemeinsam mit den Gemeinden im Bundesland Salzburg eine Vielzahl an Beteiligungsmöglichkeiten für politisch Interessierte an: Jugendforen und -gespräche in Gemeinden mit Bürgermeister und Gemeindevertretung, Jugendbeauftragte, Bezirksjugendgespräche und Jugendlandtag. Jährlich werden drei bis vier Schulsprecher/innentreffen mit Vertreter/innen der Salzburger Spitzenpolitik sowie dem Landesschulrat durchgeführt. Außerdem informiert Akzente über die Bildung von Jugendvertrauensräten in Betrieben.

Die bundesweite Studie richtet sich an insgesamt 1.549 Zielpersonen, repräsentativ für die österreichischen Jugendlichen im Alter von 14 bis 30 Jahren. Die Stichprobe wurde als Quoten-Stichprobe (Geschlecht, Alter, Ausbildung/Berufsstand, Bundesland, Ortsgröße) angelegt. Als Basis für die Quoten-Stichprobenbildung wurden die aktuellen Zahlen der österreichischen Bevölkerungsstatistiken herangezogen. Für Salzburg wurden 328 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 30 Jahren nach obigen Kriterien interviewt. Damit sind Vergleiche mit den gesamtösterreichischen Ergebnissen möglich. Die Studie wurde face-to-face mit einem standardisierten Fragebogen von insgesamt 215 geschulten, kontrollierten Interviewern durchgeführt. Die durchschnittliche Dauer einer Befragung betrug 64 Minuten. Die Feldarbeit fand in der Zeit vom 10. Februar bis 14. März 2003 statt.
 
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