Ein klares Nein zur gescheiterten Methode der Regierungskonferenz
Brüssel (evp-ed) - "Ich fordere den Präsidenten des Konvents Valery Giscard d'Estaing
auf, nach Weihnachten eine Vollsitzung des Konvents in Brüssel einzuberufen, um über das Scheitern der
Regierungskonferenz zu beraten. Der Konvent hat in seiner Arbeit nicht versagt, die Kommission hat nicht blockiert
und das Europäische Parlament hat die Schaffung eines demokratischeren, transparenten und bürgernäheren
Europa nicht verzögert", sagte der österreichische Europaparlamentarier Mag. Othmar Karas am Dienstag
(16. 12.) in der Plenardebatte des Europäischen Parlaments über die am vergangenen
Wochenende gescheiterte Regierungskonferenz. "Wir haben immer dann eine Krisenstimmung in der EU, wenn die
Zukunft Europas auf die einstimmige Zustimmung des Rates statt auf die Einigung zwischen den Gemeinschaftsinstitutionen
angewiesen ist. Das war so bei den Entscheidungen des Ecofin-Rates, das gilt für die Außen- und Sicherheitspolitik
und das gilt auch für die Ratsentscheidungen von Nizza und jetzt Brüssel", so Karas weiter.
Als Präsidiumsmitglied der EVP-ED-Fraktion forderte Karas in seiner Rede die rasche Umsetzung aller Konventsergebnisse
und Einigungen bei der Regierungskonferenz, die am Boden des bestehenden Rechts möglich sind. "Europa
ist nie fertig. Aber das Projekt Europa muss entschlossen, gemeinschaftsorientiert und visionär zur politischen
Union weiterentwickelt werden. Wenn dies nicht geschieht, verlieren wir das Vertrauen der Bürger und können
unsere Verantwortung in der Welt als und für den Kontinent nicht wahrnehmen", warnte Karas. Der österreichische
Europaabgeordnete konzedierte, dass im Zuge des Integrationsprozesses Fehler passieren können. Man müsse
sich diese Fehler aber ehrlich bewusst machen und in Folge korrigieren. "Heute stehen wir aber vor einer noch
schwierigeren Situation. Wir haben das Fehlen eines ausreichend ernsthaften politischen Willens der handelnden
Regierungschefs und einen Mangel an europäischen Führungspersönlichkeiten zu beklagen. Es fehlt
an Willen, Mut und Begeisterung - und damit fehlt es an Glaubwürdigkeit und Vertrauen", kritisierte Karas.
"Es kann nicht wirklich etwas herauskommen, wenn immer mehr Regierungschefs vor einem EU-Gipfel aus welchen
Gründen auch immer auf ihren nationalen Baum hinaufklettern, um beim Gipfel selbst dann bedauern zu müssen,
jetzt nicht mehr herunter zu können oder zu wollen. Wir müssen auch Schluss machen mit den Schuldzuweisungen
und der unredlichen Doppelstrategie hier Innenpolitik, dort Europa", forderte Karas. "Die Einstimmigkeit
im Rat erweist sich immer deutlicher als Stolperstein Europas. Ich trete für eine demokratische und gerechte
doppelte Mehrheit im Rat ein. Vor allem aber sage ich deutlich Nein zur Methode der Regierungskonferenz und Ja
zum Konvent, in dem Regierungen und Parlamente vertreten sind. Ich sage Ja zur Europäischen Union der Völker
und Bürger und Nein zum intergouvernementalen Kerneuropa", so Karas abschließend. |