Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel berichtete am Dienstag (16. 12.)
im Pressefoyer nach dem Ministerrat vom Europäischen Rat, der am 12. und 13. Dezember in Brüssel stattgefunden
hat. "Leider hat der Gipfel nicht zum Durchbruch bei der Beschlussfassung einer Europäischen Verfassung
geführt. Der entscheidende Punkt für die Zukunft ist nun, ob wir den Stand der Verhandlungen sichern
können. Die italienische Präsidentschaft hat den Konventsentwurf in einer ganzen Reihe von Fragen, die
Österreich ein Anliegen sind, stark verbessert. Für uns ist wichtig, dass wir diese Punkte auch wirklich
absichern können. Der EU-Ratsvorsitzende Silvio Berlusconi hat dies heute vor dem Europäischen Parlament
klar vertreten. Ebenso habe ich die Zusicherung der irischen Präsidentschaft bekommen, dass sie sich dafür
einsetzen wird", so Bundeskanzler Schüssel und nannte als wichtige Eckpunkte etwa die Frage der Daseinsvorsorge,
einen stimmberechtigten Kommissar pro Mitgliedsland, die rotierende Teampräsidentschaft, die Kontrolle der
Ratsbeschlüsse durch den EuGH, die Aufnahme des Geldwertstabilitätszieles sowie die Verankerung des Tierschutzes
in der Verfassung. "All diese Punkte bewerten wir als großen positiven Schritt", betonte Schüssel.
"Sollte es zu einem Kerneuropa kommen, wird Österreich sich anstrengen, um weiterhin in der ersten Liga
dabei zu sein", so Schüssel.
Weiteres positives Ergebnis des EU-Rates für Österreich ist die Aufwertung der Beobachtungsstelle gegen
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu einer europäischen Menschenrechtsagentur. Auch ist in den Schlussfolgerungen
des Europäischen Rates eine Aufforderung an den Verkehrsministerrat aufgenommen worden, bis März 2004
die Eurovignette-Richtlinie zu beschließen.
Die Initiative sechs europäischer Mitgliedstaaten, die Beitragszahlungen pro Mitgliedsland mit 1% des BIP
zu deckeln, begründete der Bundeskanzler mit der Notwendigkeit, auch auf EU-Ebene mit Steuerngeldern sparsam
umgehen zu müssen. "Das ist eine schon länger geplante Initiative von Frankreich, Deutschland, Großbritannien,
Schweden, den Niederlanden und Österreich. Wir wollen zeitgerecht vor der Beschlussfassung und Diskussion
innerhalb der Kommission für die Finanzvorschau 2007 bis 2013 unsere Auffassung zum Ausdruck bringen, dass
man mit den bestehenden Finanzmitteln auskommen sollte," so Schüssel und wies daraufhin, dass die Beitragsgelder
durch Anbindung an das Bruttosozialprodukt ohnehin automatisch mit dem Wirtschaftswachstum steigen. "Ebenso
wäre es auch interessant, wenn die Kommission Vorschläge entwickeln würde, wie eine vorsichtig angesetzte
und nicht die Bürger belastende zusätzliche Eigenmittelquelle aussehen könnte. Wir haben in unseren
Vorschlägen klargemacht, dass man nicht alle Wünsche bis 2013 addieren kann, sondern mit den vorhanden
Mitteln sparsam umgehen muss. Das müssen schlussendlich die Mitgliedstaaten aufgrund des Stabilitätspaktes
auch", betonte der Bundeskanzler. |