Wissenschaftspreis der Stadt Innsbruck 2003  

erstellt am
16. 12. 03

Innsbuck (rms) - Die Stadt Innsbruck vergibt alljährlich den „Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für die wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck“ im Rahmen einer Feierstunde in der Weiherburg. Im Beisein von Vize-Rektor Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk, StRin. Mag. Christine Oppitz-Plörer, Kulturamtsleiterin Mag. Birgit Neu, Alt-Rektor Dr. Moser, überreichte Bgm. Hilde Zach am Montag (15. 12.) die Auszeichnungen an Wissenschafter der Theologischen, der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen sowie der Geisteswissenschaftlichen Fakultät. Mit der mit insgesamt 16.000 Euro dotierten Auszeichnung will die Stadtgemeinde die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit an der Universität Innsbruck hervorheben und die Verbundenheit zu ihrer „Alma Mater“ zum Ausdruck bringen. Erstmals wurde der Preis 1979 vergeben.



(v.l.): Univ.-Prof. Dr. Gerhard Tomedi, Univ.-Prof. Dr. Matthias Sutter, Mag. Dr. Fleur S. Ulsamer, Dr. Simone Paganini, Dr. Martin Kocher

Foto: Rathaus Medien Service
In diesem Jahr wurde der Preis an Herrn Dr. Simone Paganini (Theologische Fakultät), an das Forschungsteam Vertr.-Ass. Dr. Martin Kocher und a. Univ.-Prof. Dr. Matthias Satter (Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät) sowie an Univ.-Prof. Dr. Gerhard Tomedi und Frau Mag. Dr. Fleur S. Ulsamer (Geisteswissenschaftliche Fakultät) verliehen.

Bürgermeisterin Hilde Zach hob die großartigen Leistungen der Wissenschafter hervor und freute sich, dass unter den fünf Preisträgern auch eine Frau ist. Universität und Stadt seien heute auf das engste miteinander verbunden. Die Stadtgemeinde profitiere von den Leistungen der Universität maßgeblich und auch umgekehrt. „Innsbruck ist stolz auf seine Universität, denn sie ist bedeutend für das ganze Land und den gesamten Alpenraum. Die Persönlichkeiten, die der Universität vorstehen und die hier lehren und forschen, sind Garanten dafür, dass unsere Jugend eine hervorragende Ausbildung erhält“, so Bgm. Zach in ihrer Rede.



(v.l.): Bgm Hilde Zach, Dr. Simone Paganini, Dr. Martin Kocher, Mag. Dr. Fleur S. Ulsamer, Univ.-Prof. Dr. Matthias Sutter, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Tomedi, StRin Mag. Christine Oppitz-Plörer


Foto: Rathaus Medien Service
Vize-Rektor Dr. Märk (er erhielt 1979 als einer der Ersten den Preis) erläuterte den mehrfachen Wert des Preises, einerseits für die Preisträger, deren lange Jahre dauernde mühsame Forschungsarbeit gewürdigt wird. Andererseits für die Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für die Bedeutung der Forschung sowie für das Ansehen der Universität. „Der Nachwuchs ist wohl das wichtigste Gut einer jeden gesellschaftlichen Gruppe“, betonte auch der Vize-Rektor. Eingereicht werden konnten wissenschaftliche Arbeiten, die in den vergangenen drei Jahren publiziert wurden bzw. noch nicht gedruckte Arbeiten (z.B. Dissertationen), die in den letzten drei Jahren verfasst wurden.

Die WissenschafterInnen und ihre Werke:

Dr. Gerhard Tomedi
Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter -und Neuzeitarchäologie
Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Frög (Kärnten)
Die Altgrabungen von 1883 bis 1892

Gerhard Tomedi, geb. am 26. 8. 1954 in Innsbruck, lehrt als Außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Leopold-Franzens-Universität. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte umfassen die Bronze- und Eisenzeit in Mitteleuropa, auf dem Balkan, in Pannonien und in Italien sowie die Archäologische Landesaufnahme unter besonderer Einbeziehung von Laienforschern; Wissenschaftstheorie und Forschungsgeschichte. Sein besonderes Anliegen ist die Archäologie der in Alttirol ansässigen Raeter.

Univ.-Ass. Dr. Simone Paganini
Institut für Alttestamentliche Bibelwissenschaft (Universität Wien)
Dr. Simone Paganini ist 1972 in Italien geboren, nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums studierte er in Mailand, Florenz und Rom Theologie und Christliche Philosophie. 1996 kam er nach Innsbruck, wo er das Magisterstudium in Theologie absolvierte und 2002 mit einer Dissertation im Bereich der Alttestamentlichen Bibelwissenschaft bei Prof. Dr. Georg Fischer promovierte. Verheiratet und Vater eines Kindes, arbeitet er als Universitätsassistent am Institut für Exegese des Alten Testamentes an der Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Vor kurzem in der international anerkannten Reihe der „Stuttgarter Biblischen Beiträge“ veröffentlicht, widmet sich die Arbeit der Untersuchung eines Kapitels des biblischen Buches Jesaja. Dieses 55. Kapitel befindet sich an einer Nahtstelle innerhalb des gesamten Buches und präsentiert sich als poetischer Dialog.

Nach der Übersetzung aus dem hebräischen Originaltext beschäftigt sich der Autor mit der Untersuchung des formalen Aufbaus der Perikope und mit einer detaillierten „Wort-für-Wort“ Analyse des Textes. Anschließend folgt die Darstellung der dialogischen Kommunikationsstruktur. Dabei werden die Gestalten der vier Protagonisten - die personifizierte Stadt Jerusalem, Gott, eine Gemeinschaft und ein Kommentator - im Kontext des gesamten Jesajabuches näher betrachtet.

Forschungsteam Dr. Martin Kocher/Prof. Dr. Matthias Sutter
Institut für Finanzwissenschaft
Die drei als Projekt
Die drei als Projekt eingereichten Beiträge beschäftigen sich sowohl mit der Struktur des „Marktes“ für Publikationen am Beispiel der Wirtschaftswissenschaften, als auch mit den vorherrschenden Anreizmechanismen und den bestehenden Konzentrationstendenzen im Wissenschaftsbetrieb. Der betreffende Forschungszweig in der Ökonomik, der im angelsächsischen Raum auch als „economics of economics“ bezeichnet wird, hat in den letzten Jahren enorme wissenschaftspolitische Relevanz erlangt.

Mag. Dr. Fleur Ulsamer
Linguistik des Schweigens. Eine Kulturgeschichte des kommunikativen Schweigens
Aus der Perspektive zahlreicher Teildisziplinen der Linguistik (u.a. Psycholinguistik, Paralinguistik, interkulturelle Linguistik), verschiedener linguistischer Modelle und Theorien, deren Gültigkeit für die Sprache unbestritten und deren Anwendbarkeit auf das Sprechen bewiesen ist, versucht diese Arbeit, den Weg für einen Perspektivenwechsel in Richtung Schweigen zur Darstellung und Lösung linguistischer Probleme zu ebnen. Welchen Stellenwert das kommunikative Schweigen in anderen Wissenschaftsbereichen (Psychologie, Pathologie, Geschlechterforschung, Religion, Kultur, Kunst und Recht) hat und welche Funktionen es dort erfüllt, wird in einem eigenen Teil zusammengefasst. Diese Kulturgeschichte des Schweigens soll zudem die große Relevanz einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit dem Schweigen verdeutlichen, denn nur so kann die Vielfalt der Schweigephänomene zumindest ansatzweise begriffen werden.
 
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