Prognose der Österreichischen Wirtschaft 2003-2005
Wien (ihs) - Seit dem Sommer hat sich das internationale Konjunkturbild weiter aufgehellt. Nach einer
Schwächeperiode in den ersten Monaten belebte sich die wirtschaftliche Aktivität im Sommerhalbjahr zusehends.
In den USA hat sich das Wachstumstempo erhöht. Im dritten Quartal stieg dort das reale Bruttoinlandsprodukt
um 2 % gegenüber dem Vorquartal, nach 0.8 % im zweiten Quartal. Neben der äußerst kräftigen
Konsumnachfrage legte auch die Investitionsnachfrage spürbar zu. Auch in Asien kam es zu einer deutlichen
Wachstumsbeschleunigung. Eher verhalten reagierte dagegen die Wirtschaft in der Eurozone. In der zweiten Jahreshälfte
sind jedoch auch in Europa zunehmend Anzeichen für eine Konjunkturerholung feststellbar. Nach einer Stagnation
in den ersten beiden Quartalen erhöhte sich im dritten Quartal die Wirtschaftsleistung in der Eurozone gegenüber
dem Vorquartal um 0.4 %. Zu dieser Belebung hat die positive Entwicklung der Exporte beigetragen, wobei der Effekt
der Aufwertung des Euros durch die stärkere weltwirtschaftliche Dynamik kompensiert wurde. Frühindikatoren
deuten darauf hin, dass sich die Konjunktursituation in den nächsten Monaten weiter verbessern dürfte.
Vor diesem weltwirtschaftlichen Hintergrund sieht das Institut keinen Anlass, seine Prognose für die österreichische
Wirtschaft zu revidieren.
Laut den ersten vorliegenden Werten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist die Wirtschaftsleistung der österreichischen
Volkswirtschaft in den ersten drei Quartalen des Jahres 2003 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres
um 0.6 % gestiegen. Dabei entwickelte sich die Binnennachfrage positiv (1.1 %), während vom Außenbeitrag
ein negativer Wachstumsbeitrag ausging. Insgesamt gesehen erwartet das Institut eine weitere spürbare Belebung
im Prognosezeitraum. Laut Prognose wird die österreichische Wirtschaft im Jahr 2003 um 0.9 % wachsen. Im Jahr
2004 wird ein Wirtschaftswachstum von 2.1 % erwartet. 2005 sollte sich die positive Konjunkturdynamik (2.5 %) fortsetzen.
Dieser Prognose liegt folgende Einschätzung der internationalen Konjunktur-entwicklung zugrunde: Im Verlauf
des Jahres 2004 wird sich der Wirtschafts-aufschwung weiter verstärken. Die US-Wirtschaft wird 2004 um 4 %
wachsen. Auch in der EU-15 wird sich das Wirtschaftswachstum mit 2 % im Jahr 2004 deutlich beschleunigen. Die deutsche
Wirtschaft sollte nach der Stagnation im Vorjahr um 1 ½ % wachsen, womit das Wachstumstempo weiterhin hinter
dem EU-Schnitt zurückbleibt. Für 2005 erwartet das Institut für die EU-15 eine weitere Wachstumsbeschleunigung
auf 2 ½ %.
Viele Anzeichen deuten auf eine konjunkturelle Belebung hin. Die Entwicklung des USD/EUR Wechselkurses stellt allerdings
ein Abwärtsrisiko für die Prognose dar. Die starke Aufwertung des Euro belastet die europäische
Exportwirtschaft und dämpft somit die Konjunkturentwicklung. Demgegenüber bedeutet die Aufwertung des
Euro allerdings auch ein deutliches Nachlassen des Inflationsdrucks und damit eine Stärkung der Realeinkommen
sowie ein niedrigeres Zinsniveau. Ausgehend vom hohen Budget- und Leistungsbilanzdefizit der USA könnte der
Euro gegenüber dem USD noch weiter aufwerten und damit die Erholung in Europa verzögern. Hinsichtlich
der Weltwirtschaft könnte ein steigender Ölpreis die Konjunktur dämpfen. Es bestehen aber auch Aufwärts-Risken
für die Prognose. Hat sich der Konjunktur-aufschwung in Europa erst einmal gefestigt, könnte die Wachstumsdynamik
im Jahr 2004 auch spürbar höher als prognostiziert ausfallen.
Im Vergleich zum Vorjahr belebte sich in Österreich die Konsumdynamik, sodass für 2003 ein Konsumwachstum
von 1.3 % erwartet wird. Im Einklang mit der verbesserten Einkommensentwicklung wird 2004 der Konsum der privaten
Haushalte um 1.9 % zulegen. Die Sparquote bleibt 2003 und 2004 bei 7 ½ %. Die Steuerreform 2005 wird die
verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erhöhen, sodass ein Konsumwachstum von 2.6 % erwartet wird.
Die Sparquote wird um ½ Prozentpunkt ansteigen.
Laut den vorliegenden Informationen hat sich die Investitionstätigkeit nach den Einbrüchen 2001 und 2002
erholt. Die Ausrüstungsinvestitionen sind laut Prognose 2003 um 2.1 % gewachsen, nach einem Rückgang
um 5.2 % im Vorjahr. 2004 dürfte sich das Investitionsklima weiter verbessern und die Ausrüstungsinvestitionen
sollten um 4.5 % steigen. Auch 2005 bleibt die Investitionsdynamik hoch. Im Bereich der Bauinvestitionen zeichnet
sich eine deutliche Stabilisierung ab. Nach einem Rückgang von 0.7 % im Jahr 2002 beleben sich die Bauinvestitionen
im Jahr 2003 um 1.3 %. Für 2004 und 2005 ist eine Fortsetzung dieses Trends zu erwarten (1.5 %). Insgesamt
gesehen steigen damit die Bruttoinvestitionen im Prognose-zeitraum um 1.7 % (2003), 3.5 % (2004) und 3.7 % (2005).
2003 wächst die Inlandsnachfrage mit 1.1 % etwas rascher als das Brutto-inlandsprodukt. In den Folgejahren
belebt sich die Inlandsnachfrage deutlich (1.9 % in 2004 und 2.4 % in 2005).
Die schwache Konjunktur in den Nachbarländern und die Euro-Aufwertung dämpfen die Entwicklung der österreichischen
Warenexporte im heurigen Jahr (1.2 %). 2004 ist im Einklang mit dem Konjunkturaufschwung mit einer Belebung (4.3
%) zu rechnen, die aufgrund der stärkeren Euro-Aufwertung allerdings schwächer als zuletzt erwartet ausfällt.
2005 wird sich die Exportdynamik weiter beschleunigen (6.3 %). Die Exporte im weiteren Sinne laut VGR werden um
0.9 % (2003), 3.6 % (2005) und 5.2 % (2005) zulegen. Nach der schwachen Importnachfrage des Vorjahres (0.4 %) beleben
sich 2003 die Warenimporte (2.3 %). Bedingt durch das Anziehen der Binnennachfrage und die Wechselkursentwicklung
steigen die Güter-importe um 3.9 % (2004) und 6.1 % (2005). Die Importe im weiteren Sinne laut VGR steigen
um 1.4 % (2003), 3.3 % (2004) und 5.1 % (2005). Die Leistungsbilanz bleibt im Prognosezeitraum ausgeglichen.
Im Jahresdurchschnitt 2003 wird die Inflationsrate 1.3 % betragen. Österreich zählt damit zu den preisstabilsten
Ländern in der Eurozone. Aufgrund der Konjunkturerholung ist für 2004 eine leichte Beschleunigung des
Preisauftriebs auf 1.5 % zu erwarten. Preisdämpfend wirken die moderate Lohnrunde und der starke Euro, gegenläufige
Effekte gehen von den Energiepreisen aus.
Am Arbeitsmarkt spiegelt sich die schwache Konjunktur weiterhin wider. Im Jahresdurchschnitt 2003 hat sich die
Beschäftigung nach dem Einbruch im Vorjahr stabilisiert. Da sich ein Konjunkturaufschwung nur mit zeitlicher
Verzögerung auf die Arbeitsnachfrage auswirkt, fällt die Beschäftigungsdynamik im nächsten
Jahr nur moderat aus (0.5 %). Die schwache Konjunktur schlägt sich in steigenden Arbeitslosenzahlen im Jahresdurchschnitt
2003 nieder (3.3 %). 2004 wird die Zahl der als arbeitslos vorgemerkten Personen stagnieren. Dies impliziert eine
Arbeitslosenquote in nationaler Definition von 7 % heuer und 6.9 % im nächsten Jahr. Erst 2005 sollte sich
die Lage am Arbeitsmarkt wieder etwas entspannen (6.7 %) Laut EUROSTAT-Berechnungsmethode beträgt die Arbeitslosenquote
4.4 % (2003 und 2004) bzw. 4.2 % (2005).
Die Finanzpolitik im Prognosezeitraum wird durch die Steuerreform geprägt. Das Doppelbudget der österreichischen
Bundesregierung für die Jahre 2003 und 2004 sieht ein gesamtstaatliches Defizit in Maastricht-Definition von
1.3 % bzw. 0.7 % des Bruttoinlandsprodukts vor. Das Institut geht davon aus, dass heuer das Defizit mit 1 % etwas
geringer ausfällt. Für die Jahre 2004 und 2005 wird gegenwärtig eine Defizitquote von 0.7 % bzw.
1.5 % erwartet. Die Steuerreform stützt den Wirtschaftsaufschwung und trägt zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts
Österreich bei. Sowohl die steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit als auch die Reform bei der Unternehmensbesteuerung
ist aus struktureller Sicht notwendig. Längerfristig betrachtet sind aber weitere Maßnahmen zur Dämpfung
der Ausgabendynamik notwendig, um die Nachhaltigkeit der österreichischen Budgetpolitik zu sichern.
Quelle: Institut für Höhere Studien |