Anstieg bei Arbeitslosigkeit und Beschäftigung
Arbeitslosigkeit deutlich unter EU-Schnitt - Österreich in Union auf 3. Platz, bei
Jugendlichen Nummer 2
Wien (bmwa) - Der Bestand an vorgemerkten arbeitslosen Personen liegt Ende Dezember 2003 mit 296.916
um 14.225 bzw. 5,0% über dem Wert vom Dezember 2002. Bei den Beschäftigten ist gegenüber Ende 2002
ein Anstieg der Beschäftigung (ohne geringfügige Beschäftigungs- verhältnisse) um 13.743 (+0,44%)
auf 3.129.725 Personen (Frauen: +17.383/+1,21%, Männer: -3.640/-0,22%) zu erwarten (vorläufige Beschäftigtendaten
des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger). Geschlechtsspezifisch differenziert
ist der prozentuelle Anstieg der beim Arbeitsmarktservice vorgemerkten Frauen etwas höher als jener der Männer.
Die Frauenarbeitslosigkeit hat gegenüber dem Vorjahr um 6.126 (6,1%) auf 106.533 zugenommen, bei den Männern
ist ein Zuwachs um 8.099 (4,4%) auf 190.383 zu verzeichnen.
Österreich im EU-Vergleich
Im EU-Vergleich hält Österreich damit aber immer noch den drittbesten Platz deutlich unter dem EU-Durchschnitt.
Für den November 2003 (letzter verfügbarer Wert) weist EUROSTAT für Österreich eine Arbeitslosenquote
von 4,5% aus (die Fortschreibung der Quote durch das Arbeitsmarktservice für Dezember ergibt ebenfalls 4,5%).
Dieser Wert liegt damit nach wie vor deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 8,0% (Oktober). Lediglich Luxemburg
mit 3,9% (November) und die Niederlande mit 4,0% (Oktober) weisen eine niedrigere Arbeitslosenquote als Österreich
auf.
Verweildauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode hat im Dezember 2003 87 Tage betragen. Die Verweildauer
liegt somit um 2 Tage über dem Vergleichswert des Vorjahres, jedoch um 6 Tage unter dem Dezember-Wert 2000.
Langzeitarbeitslosigkeit
Ende Dezember 2003 haben die über 6 Monate vorgemerkten Arbeitslosen um 5.584 bzw. 12,9% auf 49.039
deutlich zugenommen. Bei den länger als 1 Jahr beim Arbeitsmarktservice vorgemerkten Personen ist ein Anstieg
um 9.071 auf 23.144 zu verzeichnen.
Entwicklung in den Bundesländern
Ende Dezember ist die Arbeitslosigkeit in der Steiermark (-0,7%/-313) und in Kärnten (-1,0%/-249)
gegenüber dem Vorjahreswert rückläufig. Auch in Niederösterreich (+3,8%/+1.912), Burgenland
(+2,3%/+261), Oberösterreich (+1,2%/+402) und Tirol (+2,1%/+324) sind die Arbeitslosenzahlen im Vergleich
zum Vorjahr unter der bundesweiten Entwicklung geblieben. Überdurchschnittliche Anstiege sind in Salzburg
(+6,6%/+768), Vorarlberg (+10,7%/+863) und in Wien (+12,2%/+10.257) zu verzeichnen. Damit entfallen 72% des österreichweiten
Zuwachses an Arbeitslosen auf Wien.
Jugendliche
Der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit (+8,1%/+3.657) ist ausschließlich auf die Altersgruppe der 19- bis
24-Jährigen zurückzuführen: Die Arbeitslosigkeit der 19- bis 24-Jährigen hat Ende Dezember
um 3.774 bzw. 9,6% auf 43.273 zugenommen. Bei den 15- bis 18-jährigen Jugendlichen ist dagegen eine leichte
Abnahme auf 5.618 (-117/-2,0%) zu konstatieren. Im EU-Vergleich weist Österreich mit 7,3% (November 2003)
die zweitniedrigste Jugendarbeitslosenquote nach den Niederlanden mit 6,7% (Oktober) aus, gefolgt von Irland (8,3%)
und Deutschland (9,7%; jeweils im November). Die Jugendarbeitslosenquote im EU-Durchschnitt beträgt mit 15,7%
(Oktober) mehr als das Doppelte des österreichischen Wertes.
Lehrstellenmarkt
Die Zahl der Lehrstellensuchenden liegt Ende Dezember mit 4.469 um 441 (10,9%) über dem Wert des Vorjahres.
Die beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Lehrstellen haben im Vorjahresvergleich um 475 bzw. 20,4% auf 1.851
abgenommen. Im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit stehen im heurigen Jahr rund 5.500 Lehrgangsplätze
nach dem Jugendausbildungssicherungsgesetz (JASG) für Jugendliche, die keinen entsprechenden Lehrplatz bzw.
Arbeitsplatz finden, zur Verfügung. Die Lehrgänge begannen Anfang bzw. Mitte November 2003 und haben
eine Laufzeit von 10 Monaten.
Abnahme der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen entwickelte sich mit einer leichten Abnahme um 0,2% (-108 auf
55.230) vergleichsweise günstig. Wie in den Vormonaten ist dabei die Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe
der 50- bis 54-Jährigen mit -562 (-1,9%) rückläufig, bei den 55- bis 59-Jährigen (-239/-1,1%)
ist Ende Dezember ebenfalls eine leichte Abnahme zu verzeichnen. Hingegen ist bei den über 59-Jährigen
ein Zuwachs um 693 bzw. 16,1% zu konstatieren. Neben demographischen Faktoren ist die Zunahme auch auf die geänderten
Zugangsbestimmungen in die vorzeitige Alterspension zurückzuführen.
Entwicklung nach Branchen
Überdurchschnittlich starke Zuwächse sind Ende Dezember im Dienstleistungsbereich insbesondere bei den
Sonstigen Dienstleistungen (+1.572/12,2% auf 14.415), den unternehmensbezogenen Dienstleistungen/Realitätenwesen
(+2.325/+11,8% auf 22.026) und im Einzelhandel (+1.635/+6,8% auf 25.629) zu beobachten. Auch die Arbeitslosigkeit
im Tourismus erhöht sich um 6,0% (+1.676 auf 29.763). Der Anstieg in der Sachgütererzeugung (+1.108/+2,2%
auf 51.685) liegt dagegen - wie schon in den Vormonaten - unter dem Durchschnitt. Auch das Bauwesen verzeichnet
eine unterdurchschnittliche Zuwachsrate (+2.143/+3,0% auf 72.439).
Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
Wie im Vormonat haben im Dezember 2003 mit Ausnahme der Absolvent/inn/en einer Meisterprüfung (-2,7%/-66 auf
2.417) in allen Ausbildungsstufen bzw. -richtungen die vorgemerkten Arbeitslosen zugenommen. Im Vorjahresvergleich
war der prozentuelle Zuwachs bei Absolvent/inn/en von Fachhochschulen (+30,8%/+103 auf 437), Universitäten
(+15,1%/+1.024 auf 7.792) und von Personen ohne abgeschlossene Schulbildung (+16,3%/+1.847 auf 13.188) sehr ausgeprägt.
Anteilsmäßig entfallen 84% des Bestands aller Arbeitslosen auf Personen ohne abgeschlossene Schule sowie
Personen mit Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss.
Schulungen des Arbeitsmarktservice
Mit 34.567 liegt die Zahl der Personen in Schulungen im Dezember 2003 unter dem Vorjahresniveau (-4,8%/-1.741).
Kräftig zugenommen haben allerdings weiterhin die Schulungsaktivitäten für Jugendliche (+18,8%/+2.407
auf 15.190). Wie im Vormonat steigen die Gesamtteilnehmerzahlen besonders deutlich im Westen Österreichs (Tirol
+60,0%/+541; Vorarlberg +42,4%/+347) und in Kärnten (+11,5%/+150). Rückläufige Schulungsaktivitäten
sind dagegen in der Steiermark (-17,4%/-1.272), Wien (-6,8%/-810), Burgenland (-14,2%/-141) und Oberösterreich
(-9,2%/-674) zu verzeichnen. Vergleichsweise geringfügige Veränderung gibt es in Niederösterreich
(+3,7%/+170) und in Salzburg (-4,4%/-52). Die Schulungsteilnehmer/inn/en rekrutieren sich schwerpunktmäßig
aus den Berufsgruppen Büroberufe (6.504), Metall-/Elektroberufe (5.280), Handel (4.750) und den Hilfsberufen
(3.481). Aus diesen Berufsgruppen kommen 58% aller in Schulung befindlichen Personen. |
SPÖ fordert Maßnahmenpaket gegen Rekordarbeitslosigkeit
»Regierung hat Arbeitslosigkeit auf absolut höchsten Stand der Zweiten Republik getrieben«
Wien (sk) - "Die Regierung Schüssel hat die Arbeitslosigkeit in Österreich in wenigen Jahren
auf Rekordhöhen getrieben. Im Dezember wurde die höchste Arbeitslosenzahl der Zweiten Republik erreicht",
kritisiert SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures. Auch im Jahresdurchschnitt hat die Arbeitslosigkeit
mit 240.079 den höchsten Stand seit 1945 erreicht. Bures sieht in den aktuellen Arbeitslosendaten einen "Beleg
für das wirtschaftspolitische Versagen der Regierung". Die SPÖ fordert ein Maßnahmenpaket
gegen die Rekordarbeitslosigkeit.
Mit einer Steuerentlastung um insgesamt drei Milliarden Euro sollen Kaufkraft und Konjunktur angekurbelt werden,
weiters sollen öffentliche Investitionen verstärkt werden. Die SPÖ fordert mit Nachdruck die sofortige
Umsetzung dieser Maßnahmen; das Wirtschaftswachstum soll so auf eine Höhe gebracht werden, dass es sich
auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt.
Seit nunmehr mehr als zwei Jahren steigt die Arbeitslosigkeit an. Ende Dezember waren laut Wirtschaftsministerium
296.916 Personen arbeitslos, 34.567 in Schulungen des AMS. Insgesamt sind somit mehr als 330.000 Menschen ohne
Arbeit. Gegenüber dem Dezember 2000, als 217.000 Personen arbeitslos gemeldet waren, gibt es um beinahe 80.000
Arbeitslose mehr. Das ist ein Anstieg um 36,7 Prozent.
Im Jahresschnitt 2003 waren 240.079 Personen arbeitslos, das ist der höchste Stand der je in der Zweiten Republik
verzeichnet wurde; zum Vergleich: 2002 waren im Jahresdurchschnitt 232.418 Personen arbeitslos; die bisher höchste
durchschnittliche Arbeitslosenzahl wurde im Jahr 1998 mit 237.794 verzeichnet. Dazu kommt, dass in den vergangenen
Jahren die Zahl der Arbeitslosen in Schulungen stark gestiegen ist. Daher ist die tatsächliche Zahl der Arbeitssuchenden
stärker gestiegen, als die Jahresdurchschnittszahlen zeigen.
Bures wies in diesem Zusammenhang auch auf die von der SPÖ geplante Sondersitzung des Nationalrats zur dramatischen
Situation am Arbeitsmarkt hin, die kommende Woche stattfinden soll. "Die Regierung wird erklären müssen,
warum sie seit mehr als zwei Jahren einfach nur zuschaut, wie immer mehr Menschen arbeitslos werden", so Bures
am Montag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. |