Elektronik im Weingarten: Schädlingswarnung kommt aufs Handy  

erstellt am
06. 01. 04

AGES-Erfindung: Schädlingswarnung kommt per SMS - Traubenwickler gefährlichster Schädling im Weinbau - Moderne Winzer sind »online« im Weingarten
Wien (ages) - Die neue Waffe der österreichischen Winzer im Kampf gegen den zur Zeit gefährlichsten Schädling im Weingarten, den sogenannten Traubenwickler, ist das Handy: „Wickler-Watch“ heißt das von der „Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit“, AGES, entwickelte Warnsystem, das die Weinbauern sowohl per SMS am Handy als auch per E-Mail oder Fax über das plötzliche Auftreten des Schädlings informiert. So können rasch Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um den Schaden im Weingarten gering zu halten.

Bereits 1.500 Winzer sind bei Wickler-Watch registriert, mehr als 33.000-mal haben sich Personen in diesem Jahr via Internet über Traubenwickler-Befall informiert. In diesem Jahr hat das System Warnungen in Form von 4.861 SMS-Nachrichten, 12.069 E-Mails und 6.662 Faxsendungen als Warnmeldungen verschickt.

Moderne Winzer „online“ im Weingarten
Voraussetzung für die Nutzung des elektronischen Schädlings-Warndienstes, der von der AGES mit Unterstützung der Pflanzenschutzmittelfirmen Syngenta Agro und afaplant zur Verfügung gestellt wird, ist die kostenlose Registrierung auf der Internet-Seite http://www.wickler-watch.at. Der „Online-Weinbauer“ gibt seine Handynummer, seine E-Mail-Adresse oder seine Faxnummer an und definiert seine Weinanbauregion, über die er Informationen zum Schädlingsbefall erhalten möchte.

Bis vor kurzer Zeit hat man die schwer erkennbaren Larven erst entdeckt, wenn der Schaden bereits sichtbar war. Das Wickler-Watch-System meldet innerhalb von nur wenigen Stunden das Schlüpfen der Larven in den jeweiligen österreichischen Weinanbaugebieten an die betroffenen Winzer.

„Damit können im Weingarten genau dann die chemischen beziehungsweise biologischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden, wenn sie am besten wirken. Winzer minimieren dadurch den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln und steigern gleichzeitig deren Effizienz“, so DI. Ulrike Persen, Leiterin des Wickler-Watch-Projektes in der AGES.

Traubenwickler vernichten Ernten
Der Traubenwickler bringt pro Saison zwei Generationen hervor. Besonders die zweite kann verheerende wirtschaftliche Schäden anrichten. Die Raupen fressen an den Beeren, verursachen dadurch Verletzungen der Beerenhaut und schaffen somit optimale Eintrittspforten für pilzliche Schaderreger wie beispielsweise den Grauschimmel. „Bei besonders feuchter Witterung drohen schwerwiegende Ertragseinbußen bis zum kompletten Ertragsausfall. Aus diesem Grund sind die Maßnahmen gegen den Traubenwickler fixer Bestandteil der Arbeiten im Weingarten.“

Warnung in Echtzeit
„An insgesamt 13 Beobachtungsstationen in allen Weinregionen Österreichs werden das Schlüpfen der Falter, Eiablagen und Raupenschlupf registriert und dem elektronischen Warnsystem gemeldet. In Echtzeit werden die Warnmeldungen an die der Station am nächsten gelegenen Winzer weitergeleitet. Im Internet kann darüber hinaus die Traubenwickler-Entwicklung in ganz Österreich beobachtet werden“, so Persen.

Beobachtungsstationen simulieren Wirklichkeit
Die Wickler-Watch-Beobachtungsstationen sind standardisierte Kleinkäfige, die in Weingärten aufgestellt und in denen eine definierte Anzahl von Puppen des Traubenwicklers aufbewahrt werden. Persen: „Damit entwickeln sie sich unter den gleichen Bedingungen wie jene Traubenwickler, die unter der Rebkorke überwintern. Aus ihnen schlüpfen Ende April bis Anfang Mai die ersten Falter. Diese werden von den Beobachtern in Eiablagerohre gesperrt, die in den Rebstock gehängt werden. Sowohl Termin als auch Anzahl der abgelegten Eier und geschlüpften Raupen werden festgehalten. Für die 2. Generation werden etwa 400 befallene Trauben in die Beobachtungsstation zurückgelegt und der weitere Verlauf den Winzern gemeldet“.

Österreichs „Wickler-Watch“ international gefragt
Das 2001 in Österreich entwickelte und hier erstmals eingesetzte System hat international Aufsehen erregt. Es steht seit diesem Jahr auch Winzern in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg zur Verfügung.

„Das erfolgreiche „Wickler-Watch“-Projekt zeigt, dass die Wissenschaftler der AGES nicht nur Analysen von Proben bereitstellen, sondern sich intensiv mit Methoden zur Verminderung bzw. Vermeidung von Schädlingen auseinandersetzen. Diese Forschungstätigkeit, aber auch die internationale Zusammenarbeit mit anderen Lebensmittelagenturen, wird durch die seit einem Jahr durchgeführte organisatorische Zusammenlegung mehrerer österreichischen Agrar-Prüfanstalten besonders begünstigt“, so Dr. Bernhard Url, Geschäftsführer der AGES und Direktor des Bundesamtes für Ernährungssicherheit.
 
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