Persson beginnt seine Tour des Capitales am Dienstag mit einem Besuch in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Am 6. Juni wird er in Spanien und am 7. Juni zum Abschluss seiner Beratungen in Rom und Berlin erwartet. Wien steht am kommenden Donnerstag auf dem Programm: Das Treffen Perssons mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel wird nach Auskunft seiner Sprecherin am späten Donnerstagvormittag stattfinden. Die schwedische Regierung hatte die Erweiterung zu einem der Hauptthemen ihrer Ratspräsidentschaft gemacht, die im Jänner begonnen hatte. Gleichwohl hatte das Land bisher keine greifbaren Fortschritte erzielen können.
EU-Diplomaten bezweifeln, ob Persson sein Ziel erreichen kann, in Göteborg einen eindeutigeren Fahrplan für die Erweiterung zu erreichen. Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten bei ihrem vergangenen Gipfel im Dezember in Nizza nur erklärt, sie würden es begrüßen, wenn die ersten Beitrittskandidaten an den Wahlen zum Europäischen Parlament im Jahre 2004 teilnehmen würden. Die Kandidatenländer dringen auf klarere Vorgaben für ein Beitrittsdatum. Die EU verhandelt mit zehn osteuropäischen Ländern sowie Malta und Zypern über einen Beitritt. In schwedischen Diplomatenkreisen hieß es, Persson werde in den 14 Hauptstädten um Unterstützung für sein Ziel werben. Persson selbst hatte aber bereits eingeräumt, er sei nicht mehr so optimistisch wie zu Anfang der Präsidentschaft, ein Datum für die Erweiterung erreichen zu können.
Angesichts des Streits um die Kosten der Erweiterung hatte Außenministerin Benita Ferrero-Waldner beim vergangenen Treffen mit ihren EU-Amtskollegen gewarnt, die Erweiterung könne sich verzögern. Österreich fordert ebenso wie die deutsche Regierung ein System flexibler, maximal siebenjähriger Übergangsfristen für die Öffnung des EU-Arbeitsmarkts für Menschen aus den Kandidatenländern. Die Verhandlungen mit den Kandidatenländern über dieses Thema können jedoch nicht beginnen, wenn sich die 15 EU-Länder nicht auf einen gemeinsamen Standpunkt einigen.
Spanien lehnt die von Deutschland und Österreich geforderten Übergangsfristen aber bisher ab und besteht auf Milliarden-Hilfen der EU auch nach der Erweiterung. Die Regierung in Madrid fordert dazu eine entsprechende Solidaritätserklärung der anderen EU-Länder in Göteborg. Die schwedische Regierung war bisher mit allen Versuchen für eine solche Erklärung gescheitert. Entweder gehe der Text Spanien nicht weit genug oder er werde etwa von Deutschland abgelehnt, weil er zu weit ginge und die Bundesregierung neue Milliarden-Belastungen fürchte, hieß es. Auf Schweden komme die "Quadratur des Kreises" zu.
Gelinge andererseits keine Lösung bis zum Gipfel in Göteborg, müsse die EU den Kandidatenländern sagen, die Beitrittsgespräche würden nicht vorankommen, weil die EU-Länder sich nicht einigen könnten, sagten EU-Diplomaten vor der Reise Perssons. Dies wolle auch niemand, weil es ein "sehr negatives Signal" wäre.

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