Thyreoplastik an der Uni Innsbruck
Die Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen der Universität Innsbruck hat höchst erfolgreich eine neue Operationstechnik eingeführt.

Dieser Artikel ist am 17. 01. 2003 im »Österreich Journal« erschienen

Bei Schilddrüsenoperationen und Eingriffen im Bereich des Halses oder Brustkorbs, selten auch nach Infekten oder Tumoren, kann es zu einer Nervenschädigung kommen, in deren Folge eine bleibende Stimmlippenlähmung auftritt. Die Folgen für die Stimme sind individuell verschieden. Sie reichen von nahezu völliger Beschwerdefreiheit bis hin zu stark verhauchter, schwacher, gering heiserer Stimme. Die Therapie besteht zunächst in einer logopädischen Behandlung, so o. Univ.-Prof. Dr. med. P. Zorowka, Leiter der Kinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen der Uni Innsbruck. Wenn die Lähmung sich nicht erholt und der Patient mit seiner Stimme nicht zufrieden ist, wurde bislang der Versuch unternommen, in Vollnarkose einen nichtresorbierbaren, körperverträglichen Kunststoff neben die gelähmte Stimmlippe einzuspritzen und damit die Stimmlippe etwas in die Mitte zu drücken, um besseren Kontakt zur nichtgelähmten Seite zu ermöglichen.

Computertomographie des Kehlkopfes in der Ebene der Stimmlippen mit simulierter Größe des benötigten Silikonblocks (linke Seite, man erkennt auch den Anteil des Fensters, welcher in den Knorpel geschnitzt wird).

Foto: Universität Innsbruck

Dieses Verfahren ist in seinen Möglichkeiten eingeschränkt und kann vielen Patienten nur eine ungenügende Stimmverbesserung anbieten.

Die nunmehr bei bereits 6 Patienten in Innsbruck erfolgreich durchgeführte Thyreoplastik wird auch international nur an wenigen HNO-Kliniken, in Österreich auch an der Abteilung für Phoniatrie der Universitätsklinik in Graz angewendet.

Bei der Operation wird in örtlicher Betäubung auf Höhe des Kehlkopfes ein kleiner Hautschnitt in einer Hautfalte angelegt und an einer bestimmten Stelle des Kehlkopfes ein Fenster im Knorpel angelegt. Über dieses Fenster wird dann unter Sichtkontrolle über eine feine biegsame Glasfaseroptik, die über die Nase geführt wird, der Kehlkopf von innen kontrolliert. Von außen wird ein individueller kleiner Block aus Silikon modelliert und in das Fenster eingesetzt. So können Patient und Operateure das genaue Ausmaß der für die Stimmbildung nötigen Stimmlippenbeschaffenheit anhand der Stimme und des Bildes berurteilen und direkt korrigierend eingreifen. Die Größe des Silikonblocks ist damit individuell verschieden, vom Ausmaß her sind es Millimeter, die über das funktionelle Resultat entscheiden. Es ist auch für den Patienten ein ganz unerwarteter und schöner Moment, wenn er auf einmal während der Operation wieder seine Stimme hören kann, die ihm verloren gegangen ist, so berichtet Dr. M. Koester, der diese Operationstechnik in Amsterdam erlernt und die erste Operation in Innsbruck durchgeführt hat. Dr. Isabell Zimmermann, die zusammen mit Prof. Zorowka zum festen Operationsteam gehört, erläutert weiter, daß nach der Operation dann zunächst für eine Woche die Stimme geschont werden muß, damit alles gut abheilen kann, aber der Patient 2 Tage nach der Operation schon wieder nach Hause gehen darf. Für alle Fälle wird die Operation zwar in örtlicher Betäubung, aber in Anästhesiebereitschaft durchgeführt, wobei der assistierende Narkosearzt auch die Einstellung einer allgemeinen medikamentösen Beruhigung und Schmerzmittelgabe neben der Überwachung der wichtigen Vitalparameter übernimmt. Einzig das ruhige Liegen für circa eineinhalb bis zwei Stunden kann somit als unangenehm empfunden werden.

Bei einem Patienten konnte aufgrund seiner Vorerkrankungen und Schwierigkeiten der intraoperativen Überwachung und Führung durch den Narkosearzt der Eingriff erst nach umfangreicher Vordiagnostik und Planung mit Bildgebung durch Computertomographie und präoperativen Berechnungen der Größe des Silikonblocks der Eingriff nur in Vollnarkose durchgeführt werden. Auch wenn sich das stimmliche

Dieser Link führt Sie zu einer Animation, die uns die Universität Innsbruck zur Verfügung gestellt hat.

Foto: Universität Innsbruck

Resultat durchaus mit dem Ergebnis von Patienten nach Operation in örtlicher Betäubung vergleichen läßt, ist dieses operative Vorgehen in Vollnarkose trotz einer guten Planung nur die zweitbeste Lösung, vor allen Dingen deshalb, weil der Therapieerfolg erst nach der Operation feststellbar ist.

In dieser Art wurde der Eingriff international nach Angaben der Klinik für Hör-Stimm- und Sprachstörungen aus Innsbruck nur sehr selten durchgeführt. Die Klinik plant nunmehr bei den anderen Patienten, die bislang nicht für eine Operation in örtlicher Betäubung in Frage kamen, die Möglichkeit dieser Operationsplanung und Durchführung in Vollnarkose individuell zu prüfen und gegebenenfalls den Patienten anzubieten. Eine wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema wird in Kürze in einem medizinischen Fachjournal veröffentlicht werden.

„Durch die Einführung der Thyreoplastik an der Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen der Universitätsklinik Innsbruck können wir unseren Patienten mit Stimmlippenlähmungen ein umfassendes therapeutisches Konzept von konservativer bis subtiler phonochirurgischer Feinarbeit anbieten“, schließt Prof. Dr. med. Zorowka und freut sich darüber, vielen Patienten die Stimme wiedergeben zu können.
   

Patienten mit einseitigen Stimmlippenlähmungen, auch wenn diese schon lange bestehen, können sich, sofern die Stimmbildung als schlecht empfunden wird, für die Abschätzung einer operativen Behandlung (z. B. Einspritzmethode in Vollnarkose mit körpereigenem Fett, Kollagen oder Macroplastique (verkapseltes Silikon) oder einer Thyreoplastik als Methode der Wahl bei grossen Schlußdefekten sowie als Methode der Wahl beim Anspruch eines Feintunings bei der Phonochirurgie) versus einer konservativen Behandlung (Stimmtraining) einen ambulanten Vorstellungstermin in der

Abteilung für Hör- Stimm- und Sprachstörungen
der Universität Innsbruck

von Montag bis Freitag zwischen 10:00 und 12:00
vereinbaren bei
Dr. Koester/Dr. Zimmermann:
++43 / (0)512 / 504-3220

Sonderpatienten bitte unter
++43 / (0)512 / 504-3218 Sekretariat Prof. Zorowka
   

 
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