Neubau der WU Wien  

erstellt am
04. 03. 09

Die Wirtschaftsuniversität Wien errichtet gemeinsam mit der Bundes-
immobiliengesellschaft einen neuen Campus für Lehre und Forschung.
     
Foto: http://www.BOAnet.at
Der internationale, zweistufige Architekturwettbewerb für die Neugestaltung der Wirtschaftsuniversität Wien wurde parallel für mehrere Gebäudekomplexe durchgeführt. Im Rahmen des Preisgerichts ist die Entscheidung auf folgende Projekte gefallen: Zaha Hadid Architects – Zaha Hadid, Deutschland, Library & Learning Center (LLC) Atelier Hitoshi Abe – Hitoshi Abe, Japan, Departmentgebäude (O2) Estudio Carme Pinos – Carme Pinos, Spanien, Departmentgebäude (W1) NO.MAD Arquitectos – Eduardo Arroyo, Spanien, Executive Academy (W1-EA) CRABstudio Architects – Peter Cook, England, Departmentgebäude (W2)

Die Masterplanung von BUSarchitektur legt für den neuen Universitätscampus die Infrastrukturplanung und Freiflächengestaltung fest und teilt das Projekt in mehrere Baufelder ein. Gegenstand des nun beendeten Architekturwettbewerbs waren fünf Gebäudekomplexe, die auf Basis der Masterplanung gestaltet wurden. Mit dem von BUSarchitektur geplanten Hörsaalzentrum inklusive Institutsgebäude (O1) entsteht auf rund 90.000 m² großen Areal eine architektonische Vielfalt, die rund 102.000 m² Nutzfläche umschließt.

„Der Neubau der WU ist aus doppelter Sicht ein Impuls für die Wirtschaft. Erstens bringt er die lange geplante bauliche Modernisierung für Lehre und Forschung in den Wirtschaftswissenschaften. Zweitens ist der Bau ein wichtiger Teil des Konjunkturpakets der Bundesregierung. Die neue WU schafft nicht nur Wissen, sie schafft mit Baukosten von rund 250 Millionen Euro vor allem auch Wachstum und Beschäftigung“, so Bundesminister Johannes Hahn.



Der neue WU Campus schafft im Rahmen der europäischen Studienordnung eine räumliche Umsetzung der Bologna-Strukturen. Die Optimierung der Infrastruktur steht im Sinne einer dienstleistungsorientierten Lehre im Vordergrund. Das Raumkonzept unterstützt ein Studieren und Forschen auf einem ganztätig und ganzjährig geöffneten Campus. Foto: http://www.BOAnet.at


Bautenstadtrat Rudolf Schicker streicht hervor, daß „mit dem neuen Campus die Bedingungen für die Studierenden an dieser österreichischen Spitzenuniversität noch besser werden. Der Campus liegt in einem sehr dynamischen Stadtteil mit hochwertiger Architektur und wird hier weitere spannende Akzente setzen. Der Standort besticht durch seine Anbindung ans U2-Netz und die Nähe zum Grünen Prater. Forschung, Bildung, Erholung und Freizeit können hier auf engstem Raum optimal verknüpft werden.“

Leben und Lernen am Campus
Die Wirtschaftsuniversität Wien errichtet gemeinsam mit der Bundesimmobiliengesellschaft einen neuen Campus für Lehre und Forschung. Ziel einer qualitativen und quantitativen Verbesserung für Studierende und Forschende ist das Konzept einer modernen, dienstleistungsorientierten Universität, „die ein Leben und Lernen am Campus ermöglicht, fördert und durch die Bedürfnisse der Studierenden geprägt ist“, so Rektor o.Univ.Prof. Christoph Badelt über die Visionen und Anforderungen eines urbanen Campus. Die WU nimmt mit dem Neubau aktiv am städtischen Leben teil und gestaltet den Campus für die Öffentlichkeit zugänglich und attraktiv.

Als nächster Schritt des Projekts stehen die Vertragsverhandlungen mit den einzelnen Architekturbüros im Mittelpunkt. „Wir hoffen auf eine schnelle Einigung, denn das ambitionierte Ziel, der Start der Arbeiten am Campus 2009, soll beibehalten werden. Unser Fahrplan sieht nun die Eröffnung der Planungsphase mit Jänner 2009 vor, um die daraus resultierenden Baupläne mit Herbst 2009 behördlich einzureichen“, erläutert BIG-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber.

Auftraggeber ist die von WU und BIG gemeinsam gegründete Projektgesellschaft Wirtschaftsuniversität Wien Neu GmbH. Start der Arbeiten am Campus zwischen Messezentrum und Prater ist 2009. Im Studienjahr 2012/2013 soll der neue Campus der Wirtschaftsuniversität in Betrieb gehen.



Das »Library & Learning Center« (LLC) beinhaltet die Hauptbibliothek als Zentrum des Studierens und Forschens, die Studierenden-Arbeitsplätze des Learning Centers sowie eine große Aula, die als Veranstaltungsort der »Nabel« der WU sein soll. © Heiland / Zaha Hadid Architects


Der Freiraum am Campus WU
Der Campus ist eine Sequenz von ineinander greifenden Räumen. Die Gebäude auf den Baufeldern qualifizieren den Raum in architektonischer Hinsicht. Das Leitbild des Masterplans bestimmt auch die Gestaltung der Freiräume. Ein Gewebe von innen- und außenliegenden Räumen, definiert durch die Position der Eingänge in bezug auf die Plätze, erzeugt die geforderte Atmosphäre. Der Freiraum im neuen Campus der WU Wien ist Umfeld und Kontext für die architektonischen Objekte. Als Umfeld definiert er Ränder und Schnittstellen zum „Nachbarfeld“ sowie räumliche Sequenzen zur Bildung einer Gesamtheit. Als Kontext bildet er Stationen des aktiven Austausches und Orte der introvertierten Lehre und Forschung. Der Campus ist als „Walk Along Park“ konzipiert und bildet in den verschiedenen Stationen Platzsequenzen, die über Gassen im Grünen zu den spezifischen Bereichen führen. Die Sequenzen sind so gestaltet, daß jeder „Bildungsweg“ auch ein Erlebnisweg wird. Wichtig für die Umsetzung der Lagequalität ist der immer gegenwärtige Sichtbezug zum Grünen Prater.

Funktionelle Gliederung des Campus
Der Campus erfüllt neben den gesellschaftlichen Funktionen der Wirtschaftsuniversität auch soziale Funktionen im städtischen Leben sowie Funktionen der Aufwertung des Standortes und der gesamten Region. Diese in einem breiteren Kontext eingebetteten Funktionen werden in den Handbüchern zur Masterplanung für den Architekturwettbewerb näher dargestellt. Die technischen Funktionen des Campus werden in den Unterlagen zum Integralen Leitkonzept der Masterplanung und in den technischen Berichten der jeweiligen Fachplaner beschrieben. An dieser Stelle wird die räumliche Konfiguration des Campus in funktioneller Hinsicht dargestellt. Die räumlichen Funktionen des Campus bestehen im wesentlichen in der Trennung zwischen Stadtraum und Campus durch eine grüne Grenze und deren Übergang in den Campusraum, in der Ausbildung einer Platzsequenz von sechs Plätzen mit jeweils unterschiedlichem Ambiente im Campusinneren und in der Abgrenzung einzelner Baufelder mit unterschiedlichem Nutzungsmix durch die Definition der Baufelder im Masterplan und durch das Raum- und Funktionsprogramm.

Die grüne Grenze um den Campus
Der gesamte Campus wird durch Bäume und Sträucher, also eine natürliche grüne Grenze umgeben. Diese bildet einen Filter zum Stadtraum und zum Straßenverkehr. Über sechs Eingänge und fünf Passagen kann der Campus 24 Stunden lang betreten, durchquert und verlassen werden. Der Ginkgobaum prägt als kontinuierliches Element diese Grenze. In Japan ist der Ginkgobaum der meistgepflanzte Straßenbaum und er wurde in den letzten Jahren auch bei uns immer häufiger gepflanzt. Seine Widerstandsfähigkeit, der schlanke Wuchs und die intensive Herbstfärbung machen ihn besonders wertvoll. Die grüne Grenze des Campus setzt sich aus verschiedenen räumlichen Situationen zusammen. Die Beziehung zwischen der grünen Grenze und den zentralen Räumen des Campus verläuft in verschiedenen Schichten, die räumlich wahrnehmbar werden. Ein breiter Filter aus Ginkgo in geordneten Gruppen verläuft südseitig von Baufeld W2. Der Fuß- und Radweg wird linear geführt. Einzelne Sitzelemente begleiten den Weg im unmittelbaren Gebäudeumfeld. Vereinzelte Heckenblöcke wirken als gliedernde Elemente.



Das »Library & Learning Center« (LLC) bildet sowohl symbolisch als auch räumlich das Zentrum des neuen Campus der WU. © Heiland / Zaha Hadid Architects


Die Plätze auf dem Campus
Sechs Plätze strukturieren den öffentlichen Raum innerhalb des Campus in Form einer Platzsequenz. Jeder Platz wurde auf die Funktionen und Proportionen der jeweils benachbarten Baufelder abgestimmt.

Die äußere Erschließung
Die Gestaltung des WU-Campus stärkt durch offene, helle, die Kommunikation fördernde Strukturen das Sicherheitsgefühl der NutzerInnen. Die attraktiven Freiräume laden zum Verweilen ein und tragen zur Belebung des Campusgeländes bei – eine Grundvoraussetzung für informelle soziale Kontrolle. Potentielle Angsträume werden durch eine übersichtliche Wegführung vermieden, alle Zugänge zur Tiefgarage sind natürlich belichtet. Eine direkte Zuordnung der Gebäudezugänge zum öffentlichen Campusraum wird angestrebt. Der Campus ist grundsätzlich Fußgängerzone. Die Garagenzufahrt für PKW und Hauptanlieferung ist beim östlichen Zugang situiert. Müll wird dezentral in Müllräumen im Untergeschoß gesammelt und zum Ladehof in der Tiefgarage verbracht. Für die Executive Academy und den westlichen Teil des Baufeldes W2 sind oberirdische Müllräume mit Zufahrtsmöglichkeit vorgesehen. Die Zugänge zur Tiefgarage sind auf den Plätzen 3, 4, 5 und 6 angeordnet. Lichthöfe um die verglasten Treppenhäuser bringen Tageslicht ins Untergeschoß. Es werden die Personenströme, die von der Garage kommen, über die Plätze in die Gebäude geleitet. Dies dient einerseits der Sicherheit (keine öffentlichen Liftzugänge im Untergeschoß mit Ausnahme der Anlieferung und der RollstuhlbenutzerInnen), andererseits wird dadurch eine urbane Situation auf den Plätzen hergestellt, mit der Möglichkeit zu informellen Kontakten.
http://www.wu-wien.ac.at
     
Den vollständigen Artikel finden Sie im "Österreich Journal" pdf-Magazin,
Ausgabe 069 vom 04. 03. 2009
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