Der neue Wiener Westbahnhof
Der internationale Wettbewerb ist abgeschlossen, das Siegerprojekt wurde einstimmig nominiert – die ÖBB beginnen bereits mit der Suche nach Investoren und Nutzern für das 130.000 m2 große Areal inmitten Wiens.

Dieser Artikel ist am 17. 01. 2003 im »Österreich Journal« erschienen

Der internationale städtebauliche Wettbewerb Wien West ist abgeschlossen. Die neunköpfige Expertenjury aus Vertretern der ÖBB, der Stadt Wien und unabhängigen

StR. DI Rudolf Schicker und Dipl.-Bw. Rüdiger vorm Walde präsentieren das Projekt Wien West

Foto: Pressefoto Votava

Architekten hat aus den 51 Bewerbern den Vorschlag des Architektenteams DI Heinz Neumann & DI Eric Steiner einstimmig als Sieger nominiert. Neben einer architektonisch herausfordernden Erschließung der ÖBB-eigenen Liegenschaften im Bereich Europaplatz werden auch die ÖBB- Flächen entlang der Felberstraße einer hochwertigen Nutzung zugeführt. Insgesamt geht es um ein Areal in der Größe von rund 130.000 m². ÖBB-Generaldirektor Dipl.-Bw. Rüdiger vorm Walde und Wiens Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr, DI Rudolf Schicker, stellten am 10. Jänner das Projekt „Wien West“ in einer gemeinsamen Pressekonferenz vor.



Konzept für Städtebauliches Leitbild liegt vor

Im August 2002 haben die ÖBB als Auslober mit finanzieller Förderung durch die Stadt Wien den Planungswettbewerb Wien West gestartet, der mit der Jury-Entscheidung vom 10. Dezember 2002 beendet wurde und mit dem Städtebaulichen Leitbild der Architekten Neumann & Steiner die Grundlage für die Entwicklung der 130.000 m² nicht-betriebsnotwendiger ÖBB-Liegenschaften im Bereich des

Die Montage in eine Flugaufnahme zeigt das Projekt Wien West aus der Sicht in Richtung stadteinwärts

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Wiener Westbahnhofes brachte. Der Vorschlag ist nun die Basis für die Erarbeitung eines Strukturplanes seitens der ÖBB in Abstimmung mit Experten der Stadt, der letztendlich die Grundlage für die notwendigen Beschlüsse der Stadt und in weiterer Folge für die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne darstellt. Der Strukturplan soll Ende 2003 / Anfang 2004 dem Gemeinderat vorgelegt werden, sodaß erste Widmungen 2004 / 2005 erfolgen können. Parallel dazu beginnen die ÖBB jetzt schon mit der Interessentensuche um Nutzer und Investoren.


Der neue Europaplatz

Ein zentrales Element des Städtebaulichen Leitbildes ist die Entwicklung des Bereiches Europaplatz mit zwei Büro- und Geschäftsgebäuden, die das Bahnhofsgebäude flankieren. Verzichtet wurde dabei auf die Errichtung von Hochhäusern, um dem bestehenden Stadtbild und der denkmalgeschützten Bahnhofshalle Rechnung zu tragen.

Durch die Ausgestaltung und Anordnung der beiden neuen Baukörper entstehen zwei neue Räume des öffentlichen Lebens: der Europaplatz mit Schwerpunkt auf das bestehende Bahnhofsgebäude und der neue definierte Eingangsbereich in die Äußere Mariahilfer Straße.
   

Bahnhof und Mariahilfer Straße werden integriert

Das künftige Atrium-Gebäude links der Bahnhofshalle ist für Shopping und Büro konzipiert, rückt räumlich näher an die Innere Mariahilfer Straße und erfüllt die geforderte Magnetfunktion zur Verbindung bislang getrennter Straßenräume.

Europaplatz, von der Mariahilfer Straße aus

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Der gegenwärtige Baumbestand wird in das neue Atrium integriert. Zusätzlich sorgen Zugänge zur Bahnhofshalle (Ebene 0) und zur neuen Shopping Mall unter der Bahnhofshalle (Ebene -1) für eine verbesserte Erreichbarkeit des Bahnhofes von der Mariahilfer Straße. Das bestehende ÖBB Gebäude („Blaues Haus“) wird abgetragen. „Das Siegerprojekt bietet die große Chance, die Einkaufsstraße Mariahilfer Straße und den Bahnhof näher aneinander zu bringen und damit keine isolierte Shopping Mall zu schaffen,

Gürtelkreuzung zu Felberstraße

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sondern Alt und Neu zu vernetzen. Vor allem die äußere Mariahilfer Straße wird dadurch wichtige Impulse erhalten“, betonte dazu Planungsstadtrat Schicker.

Rechts der Bahnhofshalle wird das bestehende Parkhaus durch ein modernes Bürogebäude ersetzt, wodurch die Liegenschaft eine deutliche Aufwertung erfährt. Tiefgaragen in drei Geschossen sorgen für ausreichende Stellplatzkapazitäten für Bahn- und Geschäftsbetrieb. Die Bauhöhe beider Gebäude wird auf die Bauklasse V beschränkt. Dadurch wird erreicht, daß der Bahnhof nicht zum Nebenthema des künftigen Stadtbildes wird, sondern zum Hauptdarsteller des neuen Europaplatzes avanciert.


Neue Lebensqualität in der Felberstraße

Im Bereich Felberstraße bis zur Johnstraße definieren die Vorschläge der Architekten die zentralen Rahmenbedingungen entsprechend den Anforderungen und gegenwärtigen Defiziten des 15. Wiener Gemeindebezirks. Wichtig sind hierbei die Realisierung von öffentlichen Grünflächen (Parkanlagen), die über drei in Tieflage zu errichtenden Sammelgaragen platziert sind, sowie räumlich wirksame, mehrmalige Querungsmöglichkeiten über die Bahntrasse zur Verbindung bislang getrennter Bezirksteile, für die die Grünzonen als Brückenkopf dienen. Zudem sind Freihaltezonen vorzusehen, um eine möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt gewünschte Überplattung und Überbauung der Gleisanlagen nicht zu behindern. Zur Sicherung der längerfristigen Entwicklungsperspektiven in diesem Gebiet empfiehlt der Architektenvorschlag den Stadtplanern, entsprechende Zieldefinitionen in die Widmungsarbeit aufzunehmen.

„Spezielle Querungen der Bahnanlagen werden ,getrennte‘ Bezirksteile vereinen, damit wird ein lang gehegter Bezirks-Wunsch erfüllbar. Ein ebenso erfüllbarer Wunsch ist die Entlastung der Felberstraße und der Avedikstraße durch eine Tieferlegung“, unterstrich Schicker.  
   

Auswirkungen auf die ÖBB-Bahnhofsoffensive

Die Ergebnisse des Städtebaulichen Wettbewerbs sind die Grundlage sowohl für die Bebauung als auch für die Vermarktung des Geländes in Abstimmung

Projekt-Studie aus der Sicht vom Gürtel stadtauswärts

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mit der Attraktivierung und Modernisierung des bestehenden Bahnhofsgebäudes im Rahmen der ÖBB- Bahnhofsoffensive. Von zentraler Bedeutung ist für die ÖBB hier die Optimierung der Anbindung aller Verkehrsträger und -wege (U-Bahn, Busse, Kiss &Ride, Radfahrer, Fußgänger, Autoreisezüge, Kurzparker und Taxi) sowie die Neuordnung der Bahnhofshalle.

Hierzu sind sowohl die Geschäftsstruktur als auch die Anordnung der Bahneinrichtungen (ÖBB-Reisezentrum etc.) neu zu organisieren und barrierefreie, leicht findbare Wege herzustellen. Eine neu zu errichtende Ebene unterhalb des Bahnhofes (Ebene Mariahilfer Straße) kann dabei zu einer deutlichen Standortaufwertung im Shopping-Bereich dienen. Ingesamt könnten so rund 20.000 m² Flächen, verteilt auf die Ebenen Mariahilfer Strasse (Ebene -1), Neubaugürtel (Ebene 0) und Gleisebene (Ebene +1), für Reisezentrum und Geschäfte allein im Bahnhof entwickelt werden.

Die Projektentwicklung zur Bahnhofsoffensive Wien West auf Basis der Wettbewerbsergebnisse soll nach aktuellen Plänen bis Herbst 2003 abgeschlossen werden. Nach der Detailplanung und Sicherung der notwendigen finanziellen Mittel im Wege einer Übertragungsverordnung (2004) sollen die behördlichen Genehmigungsverfahren und vorbereitenden Maßnahmen im Jahr 2005 abgeschlossen werden. Die Umbauzeit könnte so auf die Jahre 2006 und 2007 beschränkt werden. Die Arbeiten für die raschest mögliche Umsetzung der Bahnhofsoffensive Wien West können nun auf Hochdruck forciert werden.

Quelle: Wiener Rathauskorrespondenz
 
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