Franz Theobald Freiherr von Rizy

Eine steile Juristenkarriere gipfelt im Herrenhaus

     
Wien (pk) - Eines der Gemälde im Lokal IV zeigt Franz Theobald Freiherrn von Rizy, der als Sohn eines Wiener Advokaten im Jahr 1807 geboren wurde. Rizy schlug ebenfalls die Juristenlaufbahn ein und absolvierte eine steile Karriere, die ihn in hohe Staatsanwalts- und Richterämter sowie an die Spitze des Justizministeriums führte. Die Laufbahn des 1866 geadelten Franz Rizy gipfelte im Jahr 1871 in der Ernennung zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses, in dem Rizy bis zu seinem Tod im Jahr 1882 tätig war.

Nach der Matura am Schottengymnasium studierte Franz Rizy Philosophie und Jurisprudenz an der Universität Wien und promovierte 1831 zum Doktor iuris. Mit rechtswissenschaftlichen Schriften über den

Franz Theobald Freiherr von Rizy

"Haupteid" und die "Verbindlichkeit zur Beweisführung im Zivilprozess" machte Rizy auf sich aufmerksam und erhielt 1838 eine Stelle als "Supplent" (Assistenzlehrer) für österreichisches bürgerliches Recht an der Universität Wien. Im Jahr 1842 wurde Franz Rizy Hof- und Gerichtsadvokat und übernahm 1848 eine Notariatsstelle in Wien.

Im selben Jahr trat der als gemäßigt konservativ geltende Jurist in die Gemeindevertretung ein und bekannte sich während der Revolution energisch zur "Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung". Zugleich war seine Kanzlei der Treffpunkt des "Österreichischen Clubs", in dem Rizy unter anderem mit seinem Cousin Franz Grillparzer, mit Albert Graf von Montecuccoli-Laderchi, Ludwig Köchel und Adalbert Stifter politische Reformen diskutierte. Rizy arbeitete als Experte auch an der Gesetzgebung mit und avancierte im August 1849 zum ersten Generalprokurator Niederösterreichs. Danach gründete Rizy die "Allgemeine österreichische Gerichtszeitung" als Fachblatt für die Entwicklung der Rechtspflege und fungierte durch zehn Jahre hindurch als deren Herausgeber. Im Juli 1857 wurde Franz Rizy zum Vizepräsidenten des Oberlandesgerichtes Wien ernannt und im Dezember 1860 mit der Führung des Präsidiums des Oberlandesgerichts betraut. Im Februar 1861 wechselte Rizy als provisorischer Sektionschef der legistischen Abteilung in das Justizministerium. Im Jahr 1861 leitete Franz Rizy das Ministerium gemeinsam mit dem provisorischen Chef der Administrativ-Sektion Georg von Mitis und hatte es auch im Reichsrat zu vertreten.

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Im Jahr 1861 wurde Franz Rizy nach Hannover entsandt, um Österreich in der Bundeskommission zur Ausarbeitung einer allgemeinen Zivilprozessordnung für die deutschen Bundesstaaten zu vertreten. Rizy wurde zum Präsidenten dieser Kommission gewählt und leitete deren Arbeit bis 1866. Nach seiner Rückkehr wurde Rizy zum Zweiten Präsidenten des österreichischen Oberlandesgerichtes und sechs Jahre später zum Ersten Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes berufen. 1866 erhielt Franz Rizy das Prädikat eines Freiherrn, 1871 berief der Kaiser Franz Theobald Freiherrn von Rizy auf Lebenszeit in das Herrenhaus, wo er bis zu seinem Tod im Mai 1882 tätig war.

Als sein Cousin Franz Grillparzer - der dem Herrenhaus seit 1861 angehört hatte - im Jahr 1872 starb, übernahm Rizy die Verwaltung des literarischen Nachlasses, gab das "Wiener Grillparzer-Album" heraus und bemühte sich bei Cotta in Stuttgart erfolgreich um eine Gesamtausgabe der Werke des Dichters. Rizys Beziehungen zu Franz Grillparzer und Adalbert Stifter waren Gegenstand mehrerer literarhistorischer Untersuchungen. Über Rizys umfangreiche Briefsammlung erschien im Jahr 1950 in Wien eine Dissertation. Auch im Wiener Stadtplan hat der Name des Franz Theobald Freiherr von Rizy seinen Platz gefunden - 1918 wurde im Bezirk Meidling eine Straße nach dem Juristen und Politiker benannt.

Johann Adolf Schwarzenberg (1799 - 1888) und seine Brüder

Nicht weniger als acht Einträge weist Oswald Knauers Werk "Das österreichische Parlament von

Johann Adolf Schwarzenberg

1848 - 1966" unter dem Namen Schwarzenberg aus, um einen mehr als unter dem Namen Schönborn. Von einem dieser Mitglieder des Herrenhauses hängt im Lokal IV des Parlaments ein Bild von der Hand eines nicht genannten Künstlers: Johann Adolf Schwarzenberg.

Geboren in Wien am 22. Mai 1799 als ältester Sohn des Josef Schwarzenberg, gehörte er dem Herrenhaus von 1861 bis zu seinem Tod am 15. September 1888 an. Im Rahmen einer intensiven Ausbildung zum Agrarfachmann ging er 1825 nach England, um die modernsten Wirtschaftsmethoden kennen zu lernen. Der Verwaltung der umfangreichen Güter mehr zugeneigt als der Politik, übernahm er doch einzelne repräsentative Aufgaben. So vertrat er als Sonderbotschafter sein Land bei der Krönung von Königin Viktoria 1837. 1845 nahm er in Wien als Mitglied einer Deputation des böhmischen Landtags an den Beratungen über den zwischen den böhmischen Ständen und der Regierung ausgebrochenen Verfassungskonflikt teil.

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Von Natur aus ausgleichend, kam er mit den Folgen der Revolution von 1848 besser zurecht als die meisten seiner Standeskollegen, zumal er in vielen Fragen die Position der gemäßigten Deutsch-Böhmen vertrat. Offen gegenüber dem Fortschritt, zählte er zu den maßgeblichen Befürwortern der für Südböhmen wirtschaftlich wichtigen Franz-Josefs-Bahn. Außerdem war er erster Präses der Österreichischen Kreditanstalt und erwarb sich bleibende Verdienste um das Bildungswesen - nicht zuletzt für die Ausbildung von Mädchen. Auch sozialpolitisch trat Johann Adolf Schwarzenberg hervor, etwa durch die Gründung eines Witwen- und Waisenpensionsinstituts und des Invalidenfonds.

Zwei seiner Brüder haben ebenfalls eine beachtliche Karriere gemacht. Da ist zunächst Felix Schwarzenberg zu nennen, geboren 1800. Er wurde von seinem Schwager Fürst Windischgrätz, dem Sieger über die 48er-Revolutionäre, als Ministerpräsident in Wien durchgesetzt und kämpfte gegen revolutionäre Regungen und für die Restauration. Er starb bereits 1852.

Ein weiterer Bruder, Friedrich, geboren 1809, hingegen machte eine geistliche Karriere: Er war zunächst am Salzburger Lyceum Schüler des späteren Kardinals und Fürsterzbischofs von Wien Joseph Othmar Rauscher und in der Folge dessen Förderer. 1836 Fürsterzbischof von Salzburg, 1842 Kardinal, 1850 Fürsterzbischof von Prag, ab 1861 Mitglied des Herrenhauses, setzte er sich wie Rauscher für die Überwindung des josephinischen Staatskirchentums ein. Beim 1. Vatikanischen Konzil gehörte er - ebenfalls wie Rauscher - zu den Gegnern der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit. Er starb 1885 in Wien. 

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