Ausgabe Nr. 86 vom 09. August 1999
***** Konzepte für Kompetenz-Reformen der Bundesregierung *****
Mit den Vorschlägen der SPÖ, die Zuständigkeit der Ressorts neu zu verteilen, will sich
die ÖVP so kurz vor den Wahlen nicht auseinandersetzen. Obwohl eine Entflechtung der Kompetenzen ebenfalls
im Interesse der ÖVP liegt, werden diese Fragen erst nach dem 3. Oktober ein Thema für Verhandlungen
sein, wenn eine nächste Koalitionsform feststeht. Inzwischen haben sich auch die Oppositionsparteien zu Wort
gemeldet. Die FPÖ würde eine Reduzierung der Ministerien von derzeit zwölf auf zehn befürworten
und ist für eine Abschaffung der Staatssekretäre. Dem SPÖ-Plan, das Familienministerium aufzulösen
und dessen Kompetenzen dem Sozialressort zuzuordnen, schließen sich die Liberalen an. Der Katholische Familienverband
hat bereits Vorbehalte angemeldet. Der SPÖ-Vorschlag, das Landwirtschaftsministerium aufzulassen und durch
ein Staatssekretariat zu ersetzen, das auch das Umweltressort und den Konsumentenschutz beinhalten sollte, wurde
vom Bauernbund bereits heftig kritisiert. Die SPÖ plant ein Europaministerium im Kanzleramt. Die FPÖ
fordert ein Bildungsministerium, das für Schule und Universitäten zuständig ist und die Zusammenlegung
des Verteidigungsministeriums mit dem Innen- oder Außenressort. Den Bedenken der Grünen, daß diese
geplanten Riesenressorts eher zu Mehrausgaben führen könnten, schließen sich auch die Liberalen
an, die vor einem "Pseudo-Sparen" warnen. Daß die getrennten Kompetenzen für die Schiene,
die derzeit beim Verkehrsministerium (SPÖ) liegen und für die Straße, für die das Wirtschaftsministerium
(ÖVP) zuständig ist, nach den Wahlen zusammengeführt werden, ist mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten.
***** Keine Sommerpause für den bereits begonnenen Wahlkampf *****
Der SPÖ-Klubchef Peter Kostelka wünscht nach der Wahl ein Weisungsrecht des Bundeskanzlers
an alle Minister nach deutschem Vorbild. Die Generalsekretärin der ÖVP, Maria Rauch-Kallat, bezeichnet
diese Forderung als "Machtrausch" der SPÖ. Über ein Treffen, das während des Urlaubs des
ÖVP-Familienministers Bartenstein in Kärnten mit dem FP-Chef Landeshauptmann Jörg Haider stattgefunden
hat, verlangt der Bundesgeschäftsführer der SPÖ, Andreas Rudas, eine Offenlegung der Inhalte dieser
Gespräche. Er vermutet Vorbereitungen für eine Koalition zwischen ÖVP und FPÖ, was von Minister
Bartenstein jedoch entschieden zurückgewiesen wird.
***** Kompromißvorschlag zur Karenzgeld-Debatte *****
ÖVP-Familienminister Martin Bartenstein, der mit seiner Forderung nach Karenzgeld "für
alle" auf viel Widerstand gestoßen ist, hat einen Kompromiß vorgeschlagen: für Karenzgeld,
das auch ohne Erwerbsverbot ausbezahlt wird, könnte er sich eine Einkommensgrenze, die bei monatlich netto
50.000 Schilling (3630 Euro) liegt, vorstellen. SPÖ, Grüne und Liberale sind dagegen.
***** Bechäftigungsrekord *****
Die Sozialministerin Lore Hostasch präsentierte die neuesten Arbeitsmarktdaten von Ende Juli mit
einem Zuwachswert von 1,35 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Arbeitslosigkeit um 9,5 Prozent
zurückgegangen sei. Neben dem Anstieg neuer Arbeitsplätze, der konjunkturell bedingt ist, seien bereits
Erfolge aus den Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice zu verzeichnen, so die Ministerin.
***** Erstmalig in Wien stehen 10.000 Wohnungen leer *****
Als Ursache für das Überangebot kritisiert der ÖVP-Wohnbausprecher Georg Fuchs Fehlplanungen
der vergangenen Jahre. Tausende Wohnungen wurden in unattraktiven Gebieten errichtet und entsprächen nicht
den gewünschten Wohnformen. Laut Gallup-Umfrage vom Vorjahr streben 42 Prozent der Jugendlichen eine Eigentumswohnung
an, nur sechs Prozent eine Gemeindewohnung und nur fünf Prozent eine Hauptmiete. Wegen der hohen Kosten der
Gemeindewohnungen sei der Sozialwohnungsstatus nicht mehr gegeben und der Vormerkschein für neue Gemeindewohnungen
solle abgeschafft werden. SPÖ-Wohnbaustadtrat Werner Faymann weist darauf hin, daß der Vormerkschein
für teuere Gemeindewohnungen ohnehin bereits gefallen sei und will ihn nur für billige beibehalten. Einigkeit
herrscht jedoch gegen eine vom Finanzminister Edlinger in Aussicht gestellte Kürzung der Wohnbauförderungsgelder.
Der Sprecher der Gemeinnützigen Bauträger, Karl Wurm, warnt vor einer Drosselung der Neubautätigkeit,
die in spätestens zwei Jahren eine Wohnungsknappheit zur Folge hätte.
***** Ein Österreicher an der Entdeckung eines Planeten beteiligt *****
An der Europäischen Südsternwarte (ESO) in La Salle, Chile, wurde außerhalb unseres
Sonnensystems ein neuer Planet entdeckt. Obwohl Österreich nicht Mitglied ist, war es doch ein Österreicher,
der eine Analysenmethodik entwickelt hat, aus der man die Bewegung eines Sterns aus Spektrallinien ableiten kann.
Michael Endl ist Dissertant bei Klaus Strassmeier am Wiener Astronomie-Institut. Grundlage für diese sensationelle
Entdeckung ist seine Methode, nach der auf die Existenz eines Planeten aus der Störung der Bahn eines Sternes
geschlossen werden kann, dessen Schwerkraftwirkung die Bahn des Muttersternes beeinflußt. Dieser 56 Lichtjahre
entfernte Planet mit dem Namen "Iota Hor b", der ein riesiger Gasball, ähnlich unserer Sonne und
etwa doppelt so schwer wie der Jupiter sein dürfte, befindet sich im Sternbild des Horologium. Da auch seine
Bahn gestört ist, wird er möglicherweise von einem anderen Planeten oder einem Mond umkreist, auf dem
die Bedingungen möglicherweise erdähnlich sind.
***** Busonis Meisterwerk "Doktor Faust" im Salzburg *****
Im Großen Festspielhaus wurde anläßlich der Feiern zum Goethe-Jahr Feruccio Busonis
Oper "Doktor Faust" aufgeführt, die mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Vor allem von
der Musik war das Publikum sehr beeindruckt und es dankte mit spontanen Ovationen dem grandiosen Faust des Thomas
Hampson und allen Solisten, dem Chor, dem Dirigenten Kent Nagano und den Wiener Philharmonikern, dem Regisseur
Peter Mussbach und dem Bühnenbildner Erich Wonder. Der Titelheld Thomas Hampson bezeichnet diese Oper des
im Jahre 1924 verstorbenen Komponisten Busoni, der seine Operntexte selbst schrieb, als "eine vergessene Perle".
Er will mit dieser Salzburger Inszenierung im Jahre 2001 an die New Yorker "Met" übersiedeln.
***** Mozarts "Zauberflöte" in St. Margarethen im Burgenland *****
Im Römersteinbruch von St. Margarethen, bekanntgeworden durch seine Passionsspiele, finden seit
drei Jahren Sommerfestspiele statt. Die Idee stammt von Wolfgang Werner, Intendant und Produzent der Opernfestspiele
auf dieser größten Naturbühne Europas, die in diesem Sommer als geradezu ideale Kulisse für
Mozart's Märchenoper "Die Zauberflöte" genützt wird. Die jungen Talente, die als Solisten
engagiert wurden und das österreichische Jugendsymphonie-Orchester, das großartige Bühnenbild und
den unbeschreiblichen Ideenreichtum, der Wasser-, Licht- und pyrotechnische Effekte entsprechend einzusetzen weiß,
kann das begeisterte Publikum noch bis zum 22. August genießen.
***** Johann Strauß bei den Seefestspielen in Mörbisch *****
Unter der Regie von Helmuth Lohner wurde die Operette "Eine Nacht in Venedig" von Johann Strauß
ein voller Erfolg. Wechselnde architektonische Umrahmung und beeindruckende bewegliche Aufbauten lassen Venedig
am Neusiedlersee erstehen, das Schlußbild bietet sogar einen Blick auf den Markusdom. Der Intendant Harald
Serafin freut sich über 35 ausverkaufte Vorstellungen und eine Fernsehaufzeichnung, die sogar live nach Tokio
übertragen wurde.
***** 10 Jahre Open Air Gars *****
In diesem Sommer steht Beethovens "Fidelio" auf dem Programm der Opernfestspiele in Gars am
Kamp im niederöstereichischen Waldviertel. Die malerische Burgruine der Babenberger bietet einen idealen Rahmen,
wie geschaffen besonders für die Kerkerszene. Die akustischen Gegebenheiten sind so gut, daß auf elektronische
Verstärkung verzichtet werden kann. Mit Staatsopernsänger Janez Lotric als Florestan und den anderen
Darstellern, die von internationalen Opernbühnen kommen, ist dem Intendanten und Regisseur Karel Dragac auch
in diesem zehnten Jahr des Open-Air-Festivals Gars ein voller Erfolg gelungen.
***** Alfred Kubin und Gottfried Helnwein - Ausstellungen in Krems - Donaufestival '99
*****
Bis Ende August sind in der vor 200 Jahren säkularisierten Kremser Dominikanerkirche zwei große
Ausstellungen mit Werken des großen österreichischen Zeichners Alfred Kubin und des Wiener Hausner-Schülers
Gottfried Helnwein zu besichtigen.
***** Sensationelle Ausgrabungen in Vorarlberg *****
Ein Lagerplatz von Steinzeitjägern, der aus der Zeit um 5000 v. Chr. stammt, wurde in Vorarlberg
gefunden. Unter einem Felsen und neben einer Quelle angelegt, dürfte er mehrere Jahrhunderte bis in die Bronzezeit
benützt worden sein.
***** Freilegung prähistorischer Grabstätten in Hallstadt *****
Im Hallstädter Gräberfeld wurde ein Prunkgrab mit 21 Keramikgefäßen freigelegt.
Ein vermutlich aus dem Jahre 800 vor Christus stammendes Bronzemesser wird als Hallstädter Unikat bezeichnet.
Es ist 30 Zentimeter lang, mit geschweifter Klinge und kunstvoll zusammengesetzten Knochenplättchen, die mit
Holz oder Leder verstärkt wurden. Der Grabungsleiter Anton Kern vom Wiener Naturhistorischen Museum schließt
aus diesem ungewöhnlichen Reichtum der Ausstattung auf Persönlichkeiten von hohem finanziellen und sozialen
Status. In zwei Frauengräbern aus dem Jahre 700 vor Christus wurden Keramikfragmente mit Tierdarstellungen
entdeckt, wie sie bisher im Hallstädter Raum noch nicht vorgekommen sind. Im Salzberghochtal werden noch weitere
4000 Gräber vermutet
***** Schutz für Turmfalken *****
Bei Renovierungsarbeiten kann es passieren, daß Nistplätze von Turmfalken übersehen
werden. Der Aufmerksamkeit eines Wieners ist die Rettung einer Vogelbrut zu danken, die, gefangen in der Einrüstung
eines Kirchturmes, von den Vogeleltern nicht mehr gefüttert werden konnte. Bereits sehr entkräftet, wurde
sie durch eine sofort veranlaßte Aktion der Wiener Veterinärmedizinischen Universität in die Greifvogelstation
Haringsee gebracht. Nach wenigen Tagen waren die Jungvögel wieder so gekräftigt, daß sie das Fliegen
erlernten und in die Freiheit entlassen werden konnten, wo sie sich jetzt - auf der Jagd nach Mäusen und jungen
Ratten - selbst ernähren können. Aus diesem Anlaß hat die Wiener Umweltanwaltschaft jetzt an alle
Gerüstbaufirmen von Wien umd Umgebung die Bitte um Achtsamkeit und umgehende Verständigung.gerichtet.
Eine sofortige Rettungsaktion durch Experten wird zugesichert, um Verzögerungen beim Bau zu vermeiden und
zur Erhaltung dieser überaus nützlichen Greifvogel beizutragen.
***** Bronze und Platz zehn in der Weltrangliste für Werner Schlager *****
Bei der Tischtennis-WM in Eindhoven kam Werner Schlager nach einem Sieg über Primorac ins Semifinale.
Gegen den Olympiasieger Liu Guoliang verlor er am Sonntag, aber die Bronze-Medaille, seit 44 Jahren die erste für
Österreich, ist ihm sicher.
***** Rapid weiterhin auf Erfolgskurs *****
Nachdem Rapid auf Malta im Ta'Quali-Stadion trotz arger Hitze den FC La Valletta mit 2:0 besiegte und
damit die dritte Qualifikationsrunde zur Champions League erreichte, endete am Samstag das Spiel gegen Lustenau
ebenfalls mit 2:0.
***** FC Tirol gelang in Serie der siebente Sieg *****
Mit 1:0 gegen GAK siegte FC-Tirol im siebenten Saisonspiel.
***** Gute Chancen für Buchleitner *****
Der 29jährige Maria-Enzersdorfer erreichte in Malmö über 1500 m Platz sieben mit persönlicher
Bestzeit von 3:40,15 Minuten. |
|