Ausgabe Nr. 108 vom 10. Jänner 2000

***** Gute Aussichten auf Einführung der Briefwahl *****
Übereinstimmung bei den Verhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP könnte es bei der Einführung der Briefwahl sowohl für Inländer als auch für Ausländer geben. Bei den Nationalratswahlen, Wahl des Bundespräsidenten, EU-Wahl und Wahlen auf Landes- und Gemeindeebene sollen die Wahlkarten durch die Briefwahl ersetzt und dadurch wesentliche Vereinfachungen erreicht werden. Weiterverhandeln muß man noch über die Durchführung, um das persönliche freie und geheime Wahlrecht zu gewährleisten und jede Art von Mißbrauch zu verhindern. Das Wählen im Ausland war bisher sehr kompliziert. Es waren Zeugen oder die Stimmabgabe vor einem Notar erforderlich. Bei der Briefwahl soll eine eidesstattliche Erklärung des Wählers über seine geheime und persönliche Stimmabgabe genügen. Durch diese wesentlichen Vereinfachungen hofft man, daß viel mehr Auslandsösterreicher als bisher von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden.

********* SPÖ und ÖVP setzen Regierungsverhandlungen fort *****
Am Freitag berieten der Bundeskanzler Viktor Klima und Finanzminister Rudolf Edlinger von der SPÖ mit dem Vizekanzler Wolfgang Schüssel und Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer über Einsparungsmöglichkeiten bei der Erstellung eines neuen Budgets für die nächsten vier Jahre. Um die Finanzierbarkeit der Pensionen auch in Zukunft zu sichern, die durch das Ansteigen des Lebensalters immer größere Zuschüsse erfordern werden, will man damit mit Maßnahmen gegen die stark zunehmenden Frühpensionierungen beginnen. Weitere wesentlichste Verhandlungsthemen waren Einsparungen bei Personal- und Verwaltungskosten und Vorschläge für Ausgliederungen. Zu Einigungen dürfte es in den Verhandlungen über neue Richtlinien für Volksabstimmungen und Volksbegehren kommen.

***** Eine Bundesstaatsreform wird einvernehmlich beschlossen. *****
In Österreich werden neben den vom Bund vorgegebenen Gesetzen auch jeweils in den Bundesländern eigene Gesetze beschlossen. Durch die EU-Mitgliedschaft basieren etwa 60 bis 70 Prozent der österreichischen Gesetze auf Entscheidungen aus Brüssel. Diese EU-Gesetze müssen in Östereich nur mehr umgesetzt werden. Dadurch ist es nach Meinung von Experten zu einer Überkompensation gekommen. Sowohl SPÖ als auch ÖVP stimmen überein, daß eine Bundesstaatsreform große Einsparungsmöglichkeiten bewirken würde. Einerseits wären mehr bundeseinheitliche Regelungen sinnvoll, wobei diese Rationalisierungsmaßnahmen nicht zum Überhandnehmen von Zentralismus führen dürfen. Andererseits ermöglicht eine Stärkung des Föderalismus mit mehr Rechten und mehr Eigenverantwortung der Länder und Gemeinden mehr Bürgernähe. Die Bürger wünschen sich Verantwortungsträger auf Landesebene. Nur so kann es gelingen, daß sie sich auch mit dem großen Europa identifizieren. Heute fand in Wien ein Treffen der Landeshauptleute statt. Ersten Berichten zufolge steht einer Bundesstaatsreform nichts im Wege. Vereinbarungen wurden bereits im Perchtoldsdorfer Abkommen festgeschrieben und sollen jetzt umgesetzt werden.

***** Zivildienst auf freiwilliger Basis könnte neuer Beruf werden *****
Bei den Gesprächen über eine Umwandlung des Österreichischen Bundesheeres in ein Berufsheer ist eine ungelöste Frage von besonderer Bedeutung aufgetaucht. Immer mehr junge Österreicher entscheiden sich für den als Alternative zum Präsenzdienst angebotenen Zivildienst. Mit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht gäbe es aber auch keine Zivildiener mehr. Diese Dienstleistung ist jedoch inzwischen zu einem unverzichtbaren Bestandteil beim österreichischen Roten Kreuz und ähnlichen Institutionen geworden. Von Innenminister Karl Schlögl kam nun der Vorschlag, einen freiwilligen Zivildienst als neuen Beruf einzuführen.

***** Wien wird als Kongreßstadt immer beliebter *****
Eine erfreuliche Entwicklung kann Wien bei der Anmeldung von Kongressen verzeichnen. In diesem Jahr werden ein Pharma- und ein Radiologenkongreß abgehalten, für das nächste Jahr werden nochmals die Radiologen, sowie Geophysiker und Humangenetiker ihre Kongresse in Wien veranstalten. Für das Jahr 2002 hat die Weltvereinigung der Zahnärzte ihren Weltkongreß für Ende September bis Anfang November im Austria Center Vienna angemeldet. Der Wiener Tourismusverband rechnet allein bei diesem Kongreß mit etwa 54.000 Nächtigungen. Erfahrungsgemäß geben Kongreßteilnehmer durchschnittlich etwa 5000 Schilling pro Tag (363,3 Euro) für Hotel, Verpflegung und Reisekosten aus und tragen dadurch wesentlich zur Belebung der Wirtschaft bei.

***** VA-Stahl übernimmt die Rollforming Corporation RFC in USA *****
Die Linzer Voest-Alpine Stahl AG hat über ihre Tochterfirma VA Stahl Krems den Hersteller von Profilstahl RFC (Rollforming Corporation) in Shelbyville, Kentucky, übernommen. RFC ist auf die Fertigung von Profilen für die Luftfahrtindustrie spezialisiert, erzeugt Flugzeugrumpfteile für Boeing, sowie Spezialprofile für den Möbel- und automativen Bereich. Auch Bauelemente für das Spaceshuttle wurden von RFC geliefert.

***** IFE Waidhofen kaufte den niederländischen Türenhersteller Tebel *****
Die Industrie-Einrichtungen Fertigungs AG IFE mit Sitz in Waidhofen an der Ybbs hat durch den Kauf der niederländischen Transferia Holding den Türenhersteller Tebel erworben, um dadurch ihr Kerngeschäft auszuweiten, das auf automatische Türsysteme für Eisenbahnen und Busse spezialisiert ist. IFE notiert an der Wiener Börse.

***** Produktionsbeginn im neuen Leiterplattenwerk von AT & S, Leoben *****
Der Leiterplattenhersteller AT & S erzeugte bisher 80.000 Leiterplatten jährlich. Am Donnerstag wurde mit der Produktion im neuen Werk in Leoben begonnen. Da aufgrund der steigenden Nachfrage nach Leiterplatten für Handys die Kapazitäten nicht ausreichen, soll nun eine bereits geplante Erweiterung des Werkes um eineinhalb Jahre früher durchgeführt werden, sodaß die Produktion auf 200.000 Leiterplatten gesteigert werden kann. Zu den Kunden zählen unter anderen Siemens und Nokia.

***** Ältester Hebräerbrief wurde in der Nationalbibliothek entdeckt *****
Die Papyrus-Sammlung der Österreichischen Nationalblbliothek ist die größte der Welt und wird derzeit im Rahmen eines großen Forschungsprojektes durchgearbeitet. Dabei machte ein junger Wissenschaftler eine sensationelle Entdeckung. Er fand ein 2000 Jahre altes Fragment aus dem Hebräerbrief des Apostels Paulus, Kapitel 2, Vers 9 - 11 und Kapitel 3, Vers 3 - 6. Der Text entspricht genau dem Wortlaut der christlichen Bibel.

***** Der Schauspieler und Regisseur Bernhard Wicki ist tot *****
Am 5. Jänner verstarb in München der weltbekannte Schauspieler, Regisseur und Humanist Bernhard Wicki. Einen Tag vor seinem Tod besuchte ihn der österreichische Generalkonsul Dr. Christian Lassmann gemeinsam mit Dr. Horst Gerhartinger von der Filmabteilung des Bundeskanzleramtes, um ihm das von Bundespräsident Dr. Thomas Klestil verliehene Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse zu überbringen. Die Überreichung fand wegen seines schlechten Gesundheitszustandes in seiner Münchner Wohnung statt, wo er dann am nächsten Tag friedlich entschlafen ist. Bernhard Wicki wurde im Oktober 1919 in St. Pölten geboren. Seine Mutter war Österreicherin, sein Vater war ein Schweizer Techniker, der damals dienstlich in St. Pölten tätig war. Bernhard Wicki wurde Schauspieler und spielte in Wien, Salzburg, München, Zürich, Basel und Berlin. Berühmt wurde er als Filmschauspieler durch die Hauptrolle in Helmut Käutners Film "Die letzte Brücke". Im Jahre 1958 begann er mit der Arbeit als Filmregisseur. Sein Antikriegsfilm "Die Bücke" wurde ein großer Erfolg. Er wurde nach Hollywood berufen, wo er sich jedoch durch die Produktionsbedingungen eingeengt fühlte und 1965 wieder nach Europa zurückkehrte. Seine letzte große Regiearbeit war die Joseph-Roth-Verfilmung "Das Spinnennetz", wofür er 1989 für den "Oscar" nominiert wurde.

***** Salzburger Pongau begann das Jahr mit Großem Perchtenzug *****
Jedes Jahr wird am 2. Jänner der Große Pongauer Perchtenzug veranstaltet. Es wechseln sich dabei die vier Orte Bad Gastein, Bischofshofen, St. Johann und Altenmarkt ab. Die beeindruckenden Tafelperchten geben dem Zug ein besonders festliches Gepräge. Die oft mehr als zwei, aber auch bis zu vier Meter hohen Kappen sind zum Teil Erbstücke, zum Teil Neuanfertigungen.

***** Reichhaltiges Salzburger Brauchtum rund um den Dreikönigstag *****
Die Dreikönigsnacht vom 5. auf den 6. Jänner ist die letzte der drei Raunächte. Bereits am späten Nachmittag des 5. Jänner sind im Rauriser Tal die Schnabelperchten unterwegs. Sie besuchen die Bauernhöfe, schauen nach, ob dort alles sauber ist und drohen mit einer großen Schere, wenn sie irgendwo Unordnung oder Schmutz entdecken. In der Stadt Salzburg läuten die Glöckler die große Raunacht ein. In weißer Kleidung mit beleuchteten Kappen laufen sie abends durch die Stadt und künden damit an, daß die finsterste Zeit des Jahres vorbei ist und ab jetzt wieder das Licht stärker wird. Die Brauchtumsgruppe Jung Alpenland setzt diese uralte Tradition fort, die eigentlich ihren Ursprung in der Gegend des Abersees hat, wo die Glöckler nach wie vor mit ihren farbenprächtigen Kappen Licht in die dunkle Winternacht bringen. Am Nachmittag des Dreikönigstages sind in den Pinzgauer Orten Unken, Stuhlfelden und Zell am See die Tresterer unterwegs. Das sind Schönperchten, die von Hof zu Hof laufen und dort ihren Tresterertanz vollführen, der mit seinen eigenartigen Stoß-, Stampf- und Schleichschritten geheimnisvoll anmutet.

***** Steiermark baut längste Mountainbike-Strecke Österreichs aus *****
Zwischen Ramsau und Mürzzuschlag befindet sich die längste Mountainbike-Strecke Österreichs. Mit Förderungen des Landes Steiermark und der Europäischen Union in der Höhe von 2,4 Millionen Schilling (174,415 Euro) wird dieses Projekt unterstützt. Die bestehende 353 Kilometer lange Radstrecke führt durch 32 Gemeinden und gilt als europaweit einzigartig. Künftig führt die Route von Mürzzuschlag nach Graz und dann wieder zurück nach Ramsau. Umfangreiche Werbemaßnahmen sollen das Projekt, dessen Gesamtkosten mehr als fünf Millionen Schilling (363.364 Euro) betragen werden, bekannt machen.

***** Andreas Widhölzl erhält Siegespokal bei der Vier-Schanzen-Tourné *****
Beim Ski-Springen in Bischofshofen konnte wieder Andreas Widhölzl den Sieg erringen. Sowohl im ersten wie im zweiten Durchgang ist ihm die beste Leistung vor dem Finnen Janne Ahonen und dem Deutschen Martin Schmitt gelungen.

***** Siegerin beim Riesentorlauf in Marburg ist Michaela Dorfmeister *****
Beim Weltcup-Riesentorlauf der Damen in Marburg (Slowenien) konnte Michaela Dorfmeister beide Durchgänge mit Bestzeit absolvieren. Nach der Schweizerin Sonja Neff, die den 2. Platz belegte, kamen die Österreicherinnen Anita Wachter auf den 3. Platz und Renate Götschl aud den 6. Platz.

***** Michaela Dorfmeister siegt in Berchtesgaden beim Riesentorlauf *****
Bereits über den 2. Sieg in diesem neuen Jahr kann sich die Niederösterreicherin Michaela Dorfmeister freuen. Nachdem sie zwei Tage vorher in Marburg und im Vorjahr in Serre Chevalier und Val d'Isere die Beste war, siegte sie.wieder beim Riesentorlauf der Damen in Berchtesgaden. Aber auch drei weitere Österreicherinnen befinden sich unter den acht Besten: Christiane Mitterwallner aus der Steiermark wurde Vierte, die Vorarlbergerin Stefanie Schuster Fünfte und die Oberösterreicherin Evelin Rohregger Achte. Renate Götschl war wegen einer Grippeerkrankung an der Teilnahme verhindert.

***** Bei Herren-Abfahrt in Chamonix sind drei Österreicher die Besten *****
Wieder können sich die Österreicher über schöne Siege freuen. Den 1. Platz beim Abfahrtslauf der Herren in Chamonix erreichte Hermann Maier, gleich nach ihm mit nur 5 Hundertstel Abstand kommt Stefan Eberharter auf den 2. Platz, und Hannes Trinkl wird Dritter. Der Südtiroler Kristian Ghedina erringt für Italien den 4. Platz, gleich nach ihm kommen wieder die Östereicher: Josef Strobl als Fünfter, Hans Knauss als Sechster, Fritz Strobl als Siebenter und Andreas Schifferer auf den 9. Platz. Und so sind sieben Österreicher unter den ersten neun.

***** Österreicher beim Skispringen in Engelberg am 4. und 5.Platz *****
Beim Weltcup-Skispringen in Engelberg in der Schweiz ging der Sieg diesmal an Deutschland und Finnland. Den beiden Deutschen Martin Schmitt und Sven Hannawald folgte der Finne Janne Ahonen, am 4. Platz der Österreicher Andreas Goldberger und am 5. Platz der durch eine Erkältung in seiner Leistungfähigkeit stark beeinträchtigte Andreas Widhölzl. Das ergibt im Gesamt-Weltcup: 1. Martin Schmitt, Deutschland, 2. Andreas Widhölzl, Österreich, 3. Janne Ahonen, Finnland, 4. Andreas Goldberger, Österreich.