Ausgabe Nr. 156 vom 12. Feber 2001

In eigener Sache
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Abonnentinnen und Abonnenten!
Nach etwas mehr als zwei Monaten unfreiwilliger Pause können wir Ihnen heute wieder unsere Kurznachrichten aus Österreich präsentieren. Die Insolvenz eines großen Inseratenkunden (im gedruckten "Österreich Journal") hat in unsere Kassen ein riesiges Loch gerissen, zu dem kam dann noch ein Ausfall unserer Internetserver: irreperabler Totalschaden. Nun können wir aber, nach einigem "Bauchweh" und einiger Hilfe, Gott sei Dank, sowohl mit den Kurznachrichten als auch mit dem gedruckten Magazin wieder weitermachen!
Danke für die unzähligen - großteils - freundlichen Fragen nach unserem "Befinden". Es zeigt uns, daß wir mit unserer Arbeit für Sie und für unser Österreich richtig liegen!




Rußlands Präsident Wladimir Putin auf Besuch in Österreich
Donnerstag nachmittags traf der russische Präsident Wladimir Putin mit seiner Frau Ludmila zu einem viertägigen Österreich-Besuch in Wien ein. Er wurde von Bundespräsident Thomas Klestil in der Wiener Hofburg mit militärischen Ehren empfangen. Anschließend gab es ein feierliches Staatsbankett, an dem auch Kardinal König, die Landeshauptleute, einige Minister sowie Vertreter von Wirtschaft und Kunst teilnahmen. In seiner Tischrede würdigte Klestil Rußland als wichtigen und unverzichtbaren Partner Österreichs und Europas für die Erhaltung des Friedens und der Stabilität. Präsident Putin stellte fest, daß es keine grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten gebe. Er betonte Rußlands Interesse an der Neutralität Österreichs und meinte, daß auch heute "wohldurchdachte und verantwortungsvolle Lösungen" gefragt seien. Bei einer Pressekonferenz wurden vor allem Fragen der europäischen Sicherheit besprochen.
Mit Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl wurde unter anderem über die Verlängerung eines umfangreichen Gasliefervertrages sowie die Errichtung von zwei Stahlwerken durch die Voest Alpine Industrieanlagenbau verhandelt und ein Abkommen mit einem Gesamtauftragsvolumen von 50 Milliarden Schilling (3,63 Milliarden Euro) unterzeichnet.
In Gesprächen mit Nationalratspräsident Heinz Fischer, dem SP-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer (SPÖ) und dem Chef der Grünen, Alexander Van der Bellen, wurde über den Krieg in Tschetschenien und über die österreichische Neutralität gesprochen, über die, wie Präsident Putin meinte, allein die österreichische Bevölkerung ohne Druck von außen zu entscheiden habe. Anschließend reiste Präsident Putin mit Bundespräsident Klestil nach St. Christoph am Arlberg, wo er mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer zusammentraf. Es gab ausführliche Gespräche über Wirtschaft, Neutralität, Nato und Abfangjäger.
Zum Abschluß seines Aufenthaltes verbrachte Präsident Putin noch einen kurzen, dem Wintersport gewidmeten Urlaub zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern bis zu seinem Rückflug am Sonntagabend. Dem Vernehmen nach will Familie Putin schon kommenden Sommer wieder für ein paar Tage zur Erholung nach Österreich kommen, wo der Präsident am europäischen Wirtschaftsgipfel in Salzburg oder am Forum Alpbach teilnehmen würde.

NS-Entschädigungen: Technische Zwangsarbeiter-Verträge fertig
Österreich hat in Sachen Entschädigung von ehemaligen NS-Zwangsarbeitern alle Verträge mit den Partnerorganisationen in den betroffenen Ländern unter Dach und Fach gebracht. Das erklärte der Leiter des Büros des "Versöhnungsfonds" im Außenministerium, Wolfgang Renetseder. In diesen Abkommen werden vor allem technische Fragen der Abwicklung der Auszahlungen geregelt.
Letzte Station der Reise der Delegation rund um Ludwig Steiner, den Vorsitzenden des Fonds-Komitess, war gestern, Dienstag, Weißrussland respektive Minsk. In den Wochen zuvor hatte die Delegation auch den fünf anderen Ländern Mittel- und Osteuropas einen Besuch abgestattet, die Hauptherkunftsländer der Zwangsarbeiter waren: Polen, Ungarn, Tschechien, Russland und die Ukraine.
Nun heißt es Warten auf die Rückziehung der Sammelklagen gegen Österreich bzw. österreichische Unternehmen. Erst dann bestehe Rechtssicherheit und erst dann könnte mit den Auszahlungen gestartet werden, so Renetseder. Das Gebot zur Eile sei auch den Anwälten angesichts des fortgeschrittenen Alters der Opfer bewusst. Das formale Procedere - mit Anträgen, Anhörungen etc. - brauche allerdings seine Zeit. Man sei für den Zeitpunkt der Klagsrückziehungen jedoch bereits bestens vorbereitet, versicherte der Leiter des Fonds-Büros.

Euro-Münzen und Banknoten werden bald Realität
Die Sinnhaftigkeit der gemeinsamen europäischen Währung steht für die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher außer Zweifel. Aktuellen Umfragen aus dem Dezember 2000 zufolge halten 53 % der Befragten den Euro für sehr sinnvoll bzw. sinnvoll. Wie auch in allen anderen europäischen Ländern ist die generelle Zustimmung zur Gemeinschaftswährung in den vergangenen Monaten etwas gesunken. Rund die Hälfte spricht sich dafür bzw. sehr dafür aus, 17 % sind sehr gegen die Einführung, 34 % eher dagegen.
Gegenüber der letzten Erhebung im Sommer 2000 ist das Informationsniveau in Österreich weiter gestiegen. 62 % der Befragten geben an, sich bereits aktiv über den Euro informiert zu haben, 52 % fühlen sich gut bzw. sehr gut informiert. Nicht einmal ein Jahr vor der Bargeldeinführung wünschen - trotz des auch international gesehen hohen Informationsniveaus - 86 % der Österreicherinnen und Österreicher eine Fortsetzung der Euro Informationsaktivitäten der Bundesregierung, insbesondere in den Bereichen Umrechnung, Rundung, Kontoführung und doppelte Preisauszeichnung.
Aus diesem Grund wird die Euro Initiative der Bundesregierung und der Europäischen Union die Aufklärungs- und Informationstätigkeit auch in den nächsten Monaten weiter fortsetzen und intensivieren. Staatssekretär Dr. Alfred Finz: "Im Mittelpunkt steht dabei auch in diesem Jahr der direkte Dialog mit den Österreicherinnen und Österreichern. Informationsschwerpunkte, Aktionstage, und Euro-Veranstaltungen in allen Bundesländern sollen dabei helfen, konkrete Fragen persönlich zu beantworten und so allfällige Ängste und Unsicherheiten zu verringern."
Den Erfolg des Projektes "Euro" dokumentierte Univ. Prof. Univ.Prof. Dr. Bernhard Felderer, Direktor des Instituts für Höhere Studien, an einigen signifikanten Wirtschaftskennzahlen im Eurobereich. Als Beispiele dafür nannte Felderer die gelungene Budgetkonsolidierung, die Senkung der Inflationsraten und das Ansteigen der Beschäftigung. Insgesamt konstatierte Felderer eine gelungene Harmonisierung von Wirtschaftspolitiken, die in weiterer Folge eine verstärkte Integrationspolitik in Europa erlauben.

Österreich erhält beste Noten für Einhaltung der Europäischen Sozial Charta
Das Außenministerium teilte mit, dass das Europäische Komitee für Soziale Rechte nach einer Überprüfung nur für Österreich und Island beste Noten für die Respektierung der Europäischen Sozial Charta vergeben hat. Bei 13 von insgesamt 15 untersuchten europäischen Ländern stellte das Komitee Probleme fest, während in Österreich nur geringfügige technische oder gar keine Probleme gefunden wurden.
Das Komitee für Soziale Rechte ist aus unabhängigen Experten zusammengesetzt, die durch ihre Prüfung feststellen, ob einzelne Länder ihren Verpflichtungen aus der Sozial Charta nachkommen.

VAI liefert Gussequipement in Milliardenhöhe nach Russland
Die VA-Tech-Tochter Voest Alpine Industrieanlagenbau (VAI) http://www.vai.at hat sich in Russland einen Auftrag in der Höhe von rund einer Mrd. Schilling gesichert. Dies gab das Unternehmen heute, Freitag, in einer Pflichtmitteilung bekannt. VAI wird innerhalb von 22 Monaten dem Hüttenwerk NTMK in der Region Jekaterinenburg technisches Equipement, darunter eine Gussanlage und ein Schmelzofen, liefern. NTMK ist ein langjähriger Kunde der VAI. Die Kapazität der Gussanlage liegt bei 1,5 Mio. Tonnen pro Jahr.
Der Auftrag ist Teil eines Kooperationsabkommens, das heute von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und der russischen Vizepremierministerin Walentina Iwanowa Matwienko abgeschlossen wurde. Insgesamt erreicht das Abkommen, in das zehn österreichische Unternehmen einbezogen sind, ein Volumen von über 50 Mrd. Schilling. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl kommentierte die Vertragszeichnung als Auftakt für verstärkte wirtschaftliche Kooperationen mit Russland.

AT&S treibt Expansion voran
Der auf dem neuen Markt notierte österreichische Leiterplattenhersteller AT&S wird in den nächsten Wochen seine Verhandlungen mit den chinesischen Behörden abschließen. Damit sollten die ersten Bautätigkeiten zur Errichtung eines Leiterplattenwerkes in der Region Shanghai planmäßig aufgenommen werden. Dies teilte das Unternehmen heute, Montag, im Rahmen der Präsentation der Zahlen zum dritten Geschäftsquartal bekannt. Anfang 2002 soll dann der Betrieb aufgenommen werden.
Neben der Expansion in China wird das Werk in Fehring (Steiermark) mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 18 Mio. Euro auf die Produktion von HDI/Microvia -Leiterplatten aufgerüstet. Vom Ausbau des Werkes erwartet sich das Leobener Unternehmen für das Wirtschaftsjahr 2001/2002 ein zusätzliches Umsatzvolumen von acht Mio. Euro, in den folgenden Jahren sollte das Volumen rund 20 Mio. Euro umfassen.

Nasentropfen machen NÖ Betrieb zum Weltmarktführer
Den höchsten Auftragsstand ihrer Unternehmensgeschichte meldet die Loba Feinchemie AG aus Fischamend im Bezirk Wien-Umgebung. Das NÖ Unternehmen, das Wirkstoffe für die Pharmaindustrie, Reagenzien für die chemische und biologische Analyse sowie organische Zwischenprodukte erzeugt, ist in einigen Sparten sogar Weltmarktführer. "Wir erzeugen jährlich rund 3.000 Kilogramm vom Wirkstoff Naphazolin, der in den Nasentropfen enthalten ist. Außerdem stellen wir Tetrazoliumsalze her, mit deren Hilfe man Stoffwechselvorgänge in der lebenden Zelle sichtbar machen kann, und ein weiteres Präparat, das den Calciumgehalt im Blut bestimmen läßt", gab Loba-Vorstand Dr. Wolfgang Meindl dem NÖ Wirtschaftspressedienst bekannt. In diesen Bereichen lägen die Fischamender im globalen Vergleich an der Spitze. Kunden der Loba Feinchemie sind die großen Pharmahersteller und Diagnostikfirmen, wie z.B. Glaxo-Wellcome, Novartis oder Rhone-Poulenc. Das Sortiment des NÖ High-Tech-Betriebes umfaßt 400 verschiedene Produkte, die zu 80 Prozent in den EU-Raum und in die USA exportiert werden. Im Geschäftsjahr 2000 hat die Loba Feinchemie mit 55 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 100 Millionen Schilling erwirtschaftet.

Qualität des Urlaubsangebotes in Österreich stimmt!
"Die Qualität des österreichischen Urlaubsangebotes stimmt", fasste Tourismus-Staatssekretärin Marès Rossmann das Ergebnis der Gästebefragung Österreich 2000 (GBÖ) zusammen und setzt in ihrem Resumée fort: "Wir punkten mit Freundlichkeit. Österreich ist Weltmeister in Sachen Gastfreundschaft!"
Die große Bedeutung dieser in Österreich einzigartigen Gästebefragung liege darin, so Rossmann, dass die Erfassung der Zufriedenheit der Kunden üblicherweise nur auf Betriebsebene durchgeführt werde, diese Befragung sich aber auf einen ganzen Zweig der österreichischen Volkswirtschaft ausdehne. Die GBÖ biete auch wertvolle Informationen über die sozialdemographische Struktur der Gäste, die durchschnittlichen Reiseausgaben, Urlaubsmotive und Veränderungen zur letzten Befragung vor drei Jahren. Rossmann: "Diese Ergebnisse gilt es ernst zu nehmen und in der Praxis zu verwerten."
Die hervorragende Ergebnisse zeigen, dass Österreich in der Qualität des Urlaubsangebotes auf dem richtigen Weg ist, so Rossmann: Für 68% aller Gäste entsprach der Urlaub den Erwartungen, für 30% verlief der Urlaub sogar besser als erwartet. 71% aller Befragten seien mit ihrem Österreichurlaub "sehr zufrieden" gewesen und kreuzten den Höchstwert auf der 5stufigen Skala an; "sehr unzufrieden" waren 0%. Die höchsten Zufriedenheitswerte erzielten die Bundesländer Vorarlberg, Kärnten und das Burgenland mit Werten um 75%, die niedrigsten Werte - "die aber erfreulicherweise immer noch hoch sind", so Rossmann - hatten Wien und die Steiermark mit ca. 65%.

Maler Max Weiler ist verstorben
"Max Weiler wurde zum Wegbereiter, zu einem Vorkämpfer der modernen Kunst in Tirol. Wir trauern um diesen großen Maler", so Tirols Landeshauptmann Wendelin Weingartner über Max Weiler, der Montag, den 29. Jänner, im 91. Lebensjahr in Wien gestorben ist: "Dieser Tiroler hat Widerspruch hervorgerufen, ist aber dennoch unbeirrbar seinen Weg gegangen. Die Weiler-Bilder in meinem Büro beeindrucken mich immer wieder durch ihren glühenden Dialog, der in einer ebenso lyrischen wie expressiven Bildsprache geführt wird."
Max Weiler, 1910 in Hall in Tirol geboren, begann seine Arbeit 1927 und hat durch mehr als sieben Jahrzehnte hindurch ein gewaltiges und facettenreiches Gesamtwerk geschaffen. Weiler, ein künstlerischer Einzelgänger mit einem wachen Auge für seine Zeit, die Menschen und die Natur, hat auch in und um Innsbruck eine Vielzahl öffentlicher Aufträge in Form von - oft viel diskutierten - Werken wie Fresken, Mosaike und Glasfenster ausgeführt.
Als bestürzenden Verlust für die Kunst und für Wien bezeichnete Wiens Kulturstadtrat Peter Marboe den Tod von Max Weiler. Die Stadt trauere um einen ihrer größten Künstler. Weiler, der vor rund einem Jahr mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien ausgezeichnet wurde, zähle zu jenen künstlerischen Persönlichkeiten, denen Wien seinen Ruf als Kulturstadt und im besonderen auch als Stadt der bildenden Kunst verdanke. Seine große Retrospektive Ende 1999 wurde von der Kritik wie auch vom Publikum stürmisch gefeiert. Weiler habe als Künstler die Gabe gehabt, die Menschen zu faszinieren, für seine Kunst und für die Kunst im allgemeinen zu begeistern. Er sei aber auch ein Künstler gewesen, der seinen Weg mit unbeirrbarer Konsequenz gegangen sei. Dies gelte nicht nur für die Kunst, sondern auch für andere Bereiche seines Lebens, in denen er sich stets humanitären Prinzipien verpflichtet gefühlt habe.
Bundespräsident Dr. Thomas Klestil: "Österreich verliert mit Max Weiler nicht nur einen bedeutenden Maler, sondern auch einen einzigartigen Fürsprecher der Harmonie von Mensch und Natur. Die Intensität seiner prächtigen Bilder zeugt von einem Einfühlungsvermögen, das nur wirklich großen Künstlern gegeben ist."


Und nun der Sport - Ihnen gewidmet von ASN, AustrianSportsNet:
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Ansturm auf Ski-WM-Pressezentrum erfolgreich bewältigt
Das Pressezentrum der Ski-WM in St. Anton hat den Ansturm von Sport-Journalisten aus aller Welt erfolgreich bewältigt. Das in der WM-Halle untergebrachte und von der Telekom Austria betriebene Pressezentrum war mit 370 Arbeitsplätzen ausgestattet, von denen aus Journalisten ihre Berichte über die WM an die Redaktionen senden konnten. Insgesamt waren laut Zimmer rund 2.300 Journalisten vor Ort, davon 1.300 Radio- und TV-Reporter, 700 Printjournalisten und 270 Fotografen. Dass das Pressezentrum auch Spitzenbelastungen standhielt, bewiesen die Eröffnungsfeierlichkeiten. Damals berichteten die Medienvertreter zeitgleich auch vom Weltcup in Garmisch-Partenkirchen. Insgesamt habe es die Telekommunikationsinfrastruktur in St. Anton während der WM auf eine Kapazität von 15 Gbit/s gebracht, was einer Datenübertragung von einer Mio. DIN A4-Seiten in der Sekunde entspreche.

Skilauf
Anita Wachter beendet Karriere - Vorarlbergerin fährt Saison zu Ende
Freitag, 9. Feber 2001
Anita Wachter beendet mit Saisonende ihre aktive Ski-Karriere. Das hat die Montafonerin am vergangenen Freitag bei einer vorgezogenen Geburtstagsparty in St. Christoph offiziell bekanntgegeben.
Die Kombinations-Olympiasiegerin von Calgary 1988 und Weltcupgesamtsiegerin der Saison 1992/93 feierte insgesamt 18 Weltcupsiege, 14 im Riesentorlauf, zwei im Super G und je einen in der Kombination und im Slalom. Neben ihrer Goldmedaille in Calgary eroberte sie sieben weitere Male Edelmetall bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, zweimal konnte die gelernte Handelskauffrau die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Weltcup-Riesentorlaufwertung gewinnen.
Anita Wachter, die in ihrer 16jährigen Laufbahn mehrmals die Technik dem Lauf der Zeit erfolgreich anpaßte (Kippstangen, Carvingski), feiert am Montag ihren 34. Geburtstag. Mit ihr tritt die Grande Dame des österreichischen Teams von der internationalen Skibühne ab.

Gold an sieben Nationen - Österreich am erfolgreichsten
Beitrag von Simon Rosner
Die letzte Entscheidung ist gefallen und zu guter Letzt durften noch einmal die Österreicher jubeln: Gold und Silber blieben durch Matt und Raich im Veranstalterland, Bronze ging nach Slowenien (Kunc). Doch die von der ausländischen Konkurrenz und wohl auch von der FIS befürchteten "österreichischen Meisterschaften" blieben aus. In zehn Entscheidungen ging Gold an sieben verschiedene Verbände, einzig die Skination Italien muß St. Anton ohne Titelgewinn verlassen. Neun Länder vermochten sich in den Medaillenspiegel einzutragen.
Der ÖSV darf zufrieden sein. Elf Medaillen machten die Heim-WM auch zum Heim-Erfolg, noch dazu stellt man die Weltmeister in der Abfahrt, der vielzitierten Königsdisziplin (Trinkl, Dorfmeister), obschon die Slalom-Asse am Schlußtag die Rekordkulisse von 50.000 Zusehern aus dem Häuschen brachten. Vor allem aber die "zweite Garde" im ÖSV-Team zeigte in den vergangenen zwei Wochen gewaltig auf. Die beiden österreichischen Stars Maier und Götschl blieben hinter den (selbst gesteckten) Erwartungen. Götschl schied dreimal am Weg zu einer Medaille aus, holte "nur" Silber in der Abfahrt, Maier schaffte zweimal den Sprung aufs Stockerl, holte Silber und Bronze. Andere würden Jubelsprünge vollbringen, doch nicht der Herminator, bei ihm liegt die Latte höher.
Wie sooft wurden bei einer Weltmeisterschaft Träume war, aber auch welche zerstört. So holten die WM-Neulinge Sponring und Heregger gleich bei ihrem ersten Antreten eine Medaille, Martina Ertl gewann, gerade einmal von einer Verletzung genesen, Gold in der Kombi und Sonja Nef holte endlich einen WM-Titel, nachdem sie bei der WM vor fünf Jahren nach klarer Halbzeitführung ausgeschieden war. Wer aber hat nun die überraschendsten Geschichten dieser Weltmeisterschaft geschrieben?
Vielleicht Florian Eckert, der völlig unverhofft zu Bronze in der Abfahrt fuhr? Oder Kjetil-Andre Aamodt, der in St. Anton seine 15. WM-Medaille holte, damit alleiniger Rekordhalter ist? Oder war es etwa Paul Accola, der wieder einmal alle Zweifler Lügen strafte und Bronze in der Kombination gewann?
Jede Medaille hat aber auch eine Kehrseite. So manches Märchen wurde, so schön es auch gewesen wäre, nicht geschrieben: So etwa jenes von Anita Wachter, die bei ihrem letzten WM-Auftritt Gold im Riesentorlauf gewinnen wollte, mit bester Zwischenzeit aber einen Innenskifehler beging und ausschied, ehe sie mit Tränen in den Augen bei einer Feier, zu der auch Boris Becker erschienen war, ihren Rücktritt verkündete. Oder auch der Traum von Gold im Super G durch Stephan Eberharter zehn Jahre nach seinem Titel in Saalbach, der von einem gewissen Daron Rahlves zerstört wurde. Andere Favoriten scheiterten ebenfalls: Kostelic, Turgeon oder Kjus werden St. Anton nicht in bester Erinnerung verlassen. Kjus' Teamkollege Aamodt hingegen avancierte gemeinsam mit Mario Matt zum erfolgreichsten Athleten dieser WM mit einmal Gold und einmal Silber. Die Schwedin Anja Paerson krönte sich bei den Damen zur erfolgreichsten Läuferin, holte Gold im Slalom und Bronze im Riesentorlauf. Ebenfalls zwei Medaillen holte überraschenderweise die Italienerin Karen Putzer, die vor dieser WM wohl kaum jemand auf der Medaillenrechnung gehabt hat. Viel Spannung, viele überraschende Sieger, die meisten Zuseher, die kürzesten Wegstrecken: St. Anton hat einen Meilenstein gesetzt.
ÖSV-Alpin-Direktor Hans Pum: "Unser Ziel waren 6 bis 8 Medaillen. Jetzt haben wir 11 Medaillen und natürlich bin ich sehr glücklich darüber. Etwas traurig stimmt mich, daß wir seit der WM in Vail im Riesentorlauf immer am Stockerl waren, nur bei dieser WM nicht. Über den Dreifacherfolg bei der Damen Abfahrt war ich sehr überrascht. Die gesamte Weltmeisterschaft war ein großes Fest und jeder hat sein Bestes gegeben. Meine bleibendsten Eindrücke: Der Sieg heute und die Ergebnisse bei der Abfahrt der Herren und der Damen. Was mich sehr gefreut hat, ist, daß Christine Sponring in der Kombination - als Jüngste unserer Mannschaft - eine Medaille gemacht hat. Diese Weltmeisterschaft hatte eine Zuschauerkulisse, wie ich es noch nie gesehen habe. Bei jedem Rennen herrschte eine gute Stimmung. Gratulation den Organisatoren zur Ski-WM."

Hermann kritisiert den Herminator - WM-Bilanz des Weltcup-Dominators
Ein Beitrag von Simon Rosner
Freitag, 9. Feber 2001
Das Leben ist bekanntlich hart, für manche aber noch härter. Zum Beispiel für Hermann Maier. Eine WM kann eben nicht nur Freude bereiten, Gold, Silber und Bronze bringen, sondern auch recht strapaziös sein. Ein Sponsortermin jagt den anderen, "teilweise", so Maier, "bin ich gar nicht zum Essen gekommen." Nun ist diese WM für den Herminator vorbei. "Endlich!", wie der Skistar meint.
Es war also nicht die Weltmeisterschaft des Hermann Maier aus Flachau. Statt dreimal Gold "nur" Silber und Bronze, dazu ein undankbarer vierter Platz, bei dem 1 Hundertstel zu Bronze fehlte. "Die WM war von Wetterkapriolen durchrungen", meint Maier, der sich vom Wetterpech ganz besonders verfolgt fühlt. Die Sicht war stets schlecht beim Weltcup-Dominator, dazu kommt die Verschiebung der Abfahrt auf Mittwoch. "Unmittelbar nach der Abfahrt ist mir die Umstellung auf die kürzeren Skier sehr schwer gefallen, im Weltcup würde ich sagen, der vierte Rang sei ein gutes Resultat, bei einer WM ist das aber anders." Obwohl die Sonne also nicht für Maier lachte, ist er der beste ÖSV-Läufer mit zwei Medaillen. "Wenn ich insgesamt acht Zehntel schneller gefahren wäre, hätte ich dreimal Gold geholt", spekuliert der Flachauer", es war immer sehr knapp.

Streß größer als erwartet
Der Streß bei dieser Heim-WM sei größer als erwartet gewesen, schon in Garmisch habe die Misere mit der kaputten Bindung begonnen. "In Kitzbühel ist genauso viel los, aber dort sind es nur vier Tage, hier gleich zwei Wochen. Durch die Verschiebung der Abfahrt habe ich auch keine Möglichkeit bekommen, für einige Tage nach Hause zu fahren." Stattdessen hieß es für den Herminator die Sponsoren zu befriedigen, Pressetermine wahrzunehmen, zu trainieren und vor allem zu warten.
"Da kommt ganz einfach sehr viel zusammen." Trotzdem ist Maier in erster Linie auf sich selber angefressen. "Mir hat einfach die letzte Konsequenz, der letzte Einsatz gefehlt", ist der 28jährige selbstkritisch. "Wenn ich Kitzbühel und meine Starts hier vergleiche, dann ist das wie hundert zu eins. In Kitzbühel wollte ich einfach unbedingt gewinnen, hier habe ich nicht die gleiche Spannung erzeugen können." Jetzt setzt sich Hermann Maier einmal zur Ruhe, nicht für immer, nur für einige Tage, dann geht es im Weltcup wieder weiter. In Japan stehen die nächsten Rennen an, wobei noch nicht klar ist, ob auch Maier an diesen Rennen teilnehmen wird ("Das entscheide ich nächste Woche"). Im nächsten Jahr hat der Salzburger wieder die Chance, seine Medaillensammlung zu erweitern, doch der Rummel bei Olympia im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird nicht viel weniger werden, außer Maier hört auf, derart erfolgreich zu sein. Und das ist wohl nicht anzunehmen.

Skeleton
Martin Rettl holt Gold bei der Skeleton-WM in Calgary
Sonntag, 11. Feber 2001
Nach dem ersten Tag hatte er bereits geführt, am Sonntag ließ sich der Tiroler Martin Rettl dann die Führung nicht mehr entreißen, holte auf der Olympia-Bahn von Calgary Gold bei der Skeleton-WM.
Seit Andy Schmidts Sieg 1993 gab's für die Österreicher keinen Titel-Erfolg bei einer Skeleton-WM mehr, der Debütant Rettl zwang die gesamte Creme des Sports in die Knie und konnte am Sonntag seinen Vorsprung sogar noch ausbauen. Vier Bestzeiten in vier Läufen und Bahnrekord künden vom souveränen Auftreten des Siegers, der schlußendlich 88 Hundertstel Vorsprung auf den Zweiten Jeff Pain aus Kanada aufwies. Dritter wurde Lincoln Dewitt aus den USA. Zweitbester Athlet des österreichischen Teams war Christian Auer an sechster Stelle (Alex Müller an 13. Stelle).
Dank Rettls Sieg zeichnet sich auch am olympischen Horizont eine neue Medaillenchance für Österreich ab. Bereits im nächsten Jahr, bei den Winterspielen in Salt Lake City, feiert Skeleton ein Comeback, das möglicherweise von heimischen Lorbeeren umrahmt werden könnte.
Bei den Damen holte sich die Schweizerin Maya Pedersen vor Alex Coomber (GBR) den Sieg. Astrid Ebner errang Platz 21.

Hockey
Ein Wiener wird deutscher Meister - Minar holt Hallentitel mit München
Montag, 12. Feber 2001
Der Wiener Patrick Minar, Legionär in Diensten von Rot Weiß München ist Sonntag Abend deutscher Meister im Hallenhockey geworden. Vor 8.000 Zusehern in der restlos ausverkauften Max Schmelling Halle in Berlin schlug Minars Team den Favoriten Dürkheim nach Verlängerung mit 7:4, und das obwohl die Münchner bereits mit 3:0 in Rückstand gelegen waren. Es ist dies der erste Titel für die Weißwurstmetropole im Hallenhockey. Torerfolg war Minar keiner vergönnt, jedoch allein in der Meistermannschaft zu spielen ist für ihn, als Österreicher oft belächelt, und das gesamte österreichische Hockey ein Riesenerfolg. Der 26jährige Wiener war erst kurz vor Saisonbeginn von seinem Stammverein Arminen Koller nach München transferiert worden.
Bemerkenswert war vor allem, daß die Münchner sowohl im Halbfinale am Samstag, als auch im Finale, sich in die Verlängerung retteten. Minars Team lag im Halbfinale gegen den Turnierfavoriten UHC Hamburg mit drei Toren in Rückstand, im Finale mußte die mannschaft ebenfalls ein 3-Tore-Defizit aufholen. Dennoch schafften es die Münchner, beide Spiele umzudrehen und den Titel zu holen.
Ein Mann wird sich ganz besonders freuen: Patricks Vater Peter ist Manager des österreichischen Nationalteams. Also bedeutet dieser Titel für die ganze Familie einen riesen Erfolg, denn auch Christian (Patricks jüngerer Bruder) spielt als Legionär in der stärksten Liga der Welt, und Mireille, stolze Mutter der beiden Legionäre, hat letzte Woche Österreichs weibliche U Nationalmannschaft als Betreuerin zum sensationellen vierten EM-Rang geführt.

Motorsport
Wurz in Valencia Zweitschnellster hinter Teamkollege Hakkinen
Montag, 12. Feber 2001
McLaren-Mercedes-Testpilot Alexander Wurz fuhr bei Testfahrten in Valencia die zweitschnellste Zeit, nur Teamkollege Mika Hakkinen benötigte drei Zehntel weniger als der Perchtoldsdorfer. Luciano Burti im Jaguar war über eine Sekunde langsamer als Wurz. Für das englische Team stellen die fünf Tage andauernden Testfahrten die letzte Vorbereitung auf die neue Saison dar, bevor es mit dem ersten Grand Prix in Melbourne am 4. März ernst wird.
Enrique Bernoldi und Jos Verstappen fuhren die viert- bzw. fünftschnellste Zeit. Die beiden Arrows-Piloten waren von Estoril gekommen, wo aufgrund schlechten Wetters nicht gefahren werden konnte.