Ausgabe Nr. 87 vom 16. August 1999

***** Karenzgeld bleibt weiterhin Wahlkampfthema *****
Der Kompromißvorschlag des ÖVP-Familienministers Martin Bartenstein, seine Forderung nach "Karenzgeld für alle" mit einem monatlichen Einkommen von netto 50.000 Schilling (3633 Eu) zu begrenzen, hat in seiner eigenen Parteiei keine Zustimmung bekommen. ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel stellte fest, daß dieses Karenzgeld kein Anspruch der Eltern sondern des Kindes sei. Deshalb sollte es in ein "Kinderbetreuungsgeld" umgewandelt werden. Um der von der SPÖ vermerkten Uneinigkeit in der ÖVP entgegenzutreten, betonten Schüssel und Bartenstein in einer gemeinsamen VP-Presseerklärung, daß ihnen jedes Kind gleich viel wert ist, und Bartenstein ergänzte, daß bei einer Lockerung des Berufsverbotes während der Karenz allerdings über "Zuverdienstobergrenzen" diskutiert werden müßte. SPÖ-Frauenministerin Barbara Prammer bleibt bei ihrem Standpunkt, das Karenzgeld sei eine erworbene Versicherungsleistung. Unterstützung für sozial Schwache, zum Beispiel Studentinnen, könne man sich vorstellen. Die Frauensprecherin der Liberalen, Maria Schaffenrath, kritisiert die SPÖ wegen mangelnder Kinderbetreuungsplätze. Sie wirft der ÖVP eine frauenfeindliche Allianz mit der FPÖ, die einen Kinderbetreuungsscheck befürwortet, vor.

***** Senkung der Lohnnebenkosten *****
SPÖ-Staatssekretär Wolfgang Ruttenstorfer warnt vor neuen Belastungen des Budgets, das nach der Steuerreform 2000 eine Atempause benötige. Über die Notwendigkeit einer Senkung der Lohnnebenkosten sind sich alle einig, nicht aber über die Finanzierung. Die SPÖ will die Überschüsse aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) dafür verwenden. ÖVP-Vizekanzler Wolfgang Schüssel ist überzeugt, durch Einführung eines neuen Abfertigungsmodells und einer neuen Freizeit-Unfallversicherung, sowie einer 100prozentigen Finanzierung des Karenzgeldes aus dem FLAF die angestrebte Senkung der Lohnnebenkosten zu erreichen.

***** Keine Zustimmung zur SPÖ-Forderung nach Weisungsrecht für den Bundeskanzler *****
In einem Presse-Interview meint die Vizechefin der ÖVP, Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer, sie halte es für entbehrlich, daß sich ein eigenständiger Minister von einem Herrn Bundeskanzler dirigieren lassen soll. Ihr seien bereits die Einspruchs- und Eingriffsmöglichkeiten des Finanzministeriums zu viel, besonders wenn es sich oft um Kleinigkeiten handelt. Ein Minister sei für sein Budget verantwortlch und würde keine Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers brauchen.

***** SPÖ und Liberale für Abschaffung des FLAF *****
Der Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), der aus Abgaben der Arbeitgeber finanziert und vom ÖVP-Familienminister verwaltet wird, hat derzeit einen Überschuß, aus dem die ÖVP das "Karenzgeld für alle" finanzieren will. Der SPÖ-Budgetsprecher, Kurt Gartlehner, und der Finanzsprecher der Liberalen, Helmut Peter, fordern nun die Abschaffung dieses Fonds. Die Familienleistungen sollten direkt aus dem Budget bezahlt werden. ÖVP und FPÖ werfen daraufhin diesen beiden Parteien eine familienfeindliche Einstellung vor.

***** Landtagswahlen in Vorarlberg am 19. September *****
Der Beginn des Wahlkampfes war mit Anfang August geplant. Die Plakatflächen waren gebucht und die Druckaufträge für die Großplakate vergeben, als die Hochwasserkatastrophe über das Land hereinbrach und enorme Schäden verursachte. Daraufhin stornierte die ÖVP die Aufträge für die Wahlwerbung, um das dafür vorgesehene Budget an den Hilfsfonds zu überweisen. Eine von den anderen Parteien gewünschte Zusammenlegung mit den Nationalratswahlen am 3. Oktober wäre kaum möglich, da das Gesetz verschiedene Kommissionen für Landes- und Bundeswahlen vorschreibt. Kleine Gemeinden könnten demnach gar nicht beide Wahlgänge gleichzeitig durchführen. Am 27. August soll der kürzeste Wahlkampf in der Parteigeschichte Vorarlbergs starten.

***** Sonnenfinsternis brachte beachtliches Umsatzplus *****
Rund eine halbe Million Besucher konnte die österreichische Tourismusbranche anläßlich der Sonnenfinsternis vom 11. August verzeichnen. Ausländische Gäste und Österreicher hatten bereits lange vorher in den Kernzonen Nächtigungen gebucht, sodaß es in Salzburg, Oberösterreich, Steiermark und Burgenland kein freies Hotelbett mehr gab. Viele Besucher haben damit einen Urlaubsaufenthalt verbunden. Tausende von Tagesgästen strömten in die Totalitätszonen, um dieses einmalige Naturschauspiel zu bewundern.

***** Augenschädigungen durch Sonnenfinsternis *****
Vernunft und Vorsicht bewahrten die meisten Beobachter der Sonnenfinsternis vor Netzhautschäden, sodaß der gefürchtete Ansturm auf Österreichs Augenkliniken ausblieb. Im Wiener AKH haben von 40 Patienten, die sich nachts mit Sehstörungen einfanden, nur zwei ernsthafte, aber nicht bleibende Schäden erlitten, in Tirol sind von 30 Patienten nur drei gefährdet. Alle weiteren der gemeldeten Patienten von Vorarlberg bis Wiener Neustadt erlitten nur Augenreizungen. Nur ein einziger schwerer Fall ist zu beklagen: ein Berliner, der das Naturereignis ohne Schutzbrille verfolgt haben soll, hat 80 Prozent seiner Sehkraft eingebüßt.

**** Von der Gasthausküche in die Zapfsäule *****
"Von der Pfanne in den Tank" ist das Motto der Südsteirischen Energie- und Eiweißerzeugung Reg. Gen.m.b.H., mit der Kurzbezeichnung SEEG, in Mureck, der mit einer ökosozialen Kreislaufwirtschaft eine umwelttechnische Sensation gelungen ist. Aus Raps, aber auch aus Altspeiseöl wird vorwiegend Treibstoff zum Antrieb von Traktoren gewonnen. Die brennbaren Rückstände aus der Ölgewinnung werden in das benachbarte Heizwerk geleitet, das Mureck mit Fernwärme und zum Teil mit Strom versorgt. Was vom Pressen als Ölkuchen übrigbleibt, wird als hochwertiges Eiweißfutter an die Bauern zur Tierfütterung abgegeben. Somit wird alles restlos wiederverwertet. Wie wichtig es ist, daß Tierfutter aus dem Lebensmittelkreislauf gewonnen wird und nicht aus Abfall, beweist der belgische Dioxinskandal, meint Obmann Karl Totter, der sich über das große Interesse der Besucher aus allen Kontinenten freut. Der Chef der landeseigenen Dienstwagenflotte, Dr. Werner Eichtinger, läßt bereits zwei Autos im Langzeitversuch laufen.

***** Höchste Auszeichnung für den österreichischen Univ.-Professor Dr. Hanno Millesi *****
Von der International Society for Reconstructional Microsurgery in Los Angeles wurde dem Ärztlichen Direktor der Wiener Privatklinik, Universitäts-Professor Dr. Hanno Millesi, für bahnbrechende Forschungsergebnisse der "Millennium Award" verliehen. Der plastische Chirurg gilt weltweit als Kapazität auf dem Gebiet der Nerventransplantation. Als emeritierter Vorstand der Wiener Universitätsklinik für Plastische Chirurgie hat er bereits in den sechziger Jahren mit der Entwicklung einer neuen Technik begonnen. Durch diese neue Methode ist es möglich, selbst schwerst verletzten Unfallpatienten mit durchtrennten Nerven, ganz oder zumindest teilweise die Beweglichkeit wiederzugeben.

***** Praxisoriertierung für HTL-Absolventen der Innsbrucker Anichstraße *****
Neue Wege geht die HTL Anichstreaße, um ihre Absolventen nach der fünfjährigen Ausbildung besser auf die Berufsanforderungen vorzubereiten. Die bei der bisherigen Matura obligate fünftägige schriftliche Arbeit wird durch ein Ingenieurprojekt ersetzt, dessen Aufgabenstellung vorwiegend aus der Industrie kommen soll und sich im Rahmewn des Faches Konstruktionsübungen über das ganze Abschlußjahr erstreckt. Eine Projektpräsentation und das technische Projektgespräch bilden im Rahmen der mündlichen Matura den Abschluß. Die frühzeitige Zusammenarbeit zwischen den Schülern und den Unternehmen sind für beide vorteilhaft. Projekte wie ein 6-Achsen-Roboter, eine automatische Motorenmontagevorrichtung, ein EDV-unterstütztes Einstellgerät für Maschinentische, ein "Teleshopper" für ältere Menschen, ein "walker" für Gehbehinderte u.s.w. stehen zum Teil bereits im Einsatz.

***** Der älteste Bischof der Welt - ein Österreicher *****
In Bolivien lebt der 99jährige Geistliche Josef Rosenhammer, ein gebürtiger Oberösterreicher, der im Jahre 1939 als Missionar nach Bolivien ging.

***** "Jeremias" von Petr Eben voller Erfolg in Ossiach *****
Beim Carinthischen Sommer wurde im Barockstift von Ossiach die Kirchenoper "Jeremia" von Petr Eben, erstmals in seiner Originalsprache Deutsch und erstmals in Österreich aufgeführt. Diesem Werk liegt das Drama von Stefan Zweig zugrunde, das mit seiner ungebrochenen politischen Aktualität, der erstklassigen Inszenierung von Erwin Ebenbauer und den großartigen Leistungen aller Beteiligten, allen voran Bariton Martin Winkler als Jeremia, vom Publikum mit Applaus und Jubel entsprechend gewürdigt wurde.

***** Gedächtniskonzert zum zehnten Todestag von Herbert von Karajan *****
Im restlos ausverkauften Großen Salzburger Festspielhaus gedachten der Dirigent Seiji Osawa und die Wiener Philharmoniker zusammen mit dem Publikum des zehnten Todestages von Herbert von Karajan. Am Beginn stand "Air" aus Johann Sebastian Bachs Dritter Ouvertüre in D-Dur, und nach einer Gedenkminute sang Jessye Norman "Isoldes Liebestod". Als Höhepunkt folgte die Neunte Symphonie von Anton Bruckner, in der das von Osawa einfühlsam geführte Orchester eine vollendete Leistung erbrachte.

***** Rätselhafte Beobachtungen der Sternwarte Kremsmünster bei der Sonnenfinsternis *****
Während normalerweise die Abweichungen des Foucaultschen Pendels in der Sternwarte des Stiftes Kremsmünster in Oberösterreich rund elf Grad pro Stunde betragen, verdoppelte sich diese Abweichung vor und während der Sonnenfinsternis und das Pendel drehte sich schneller. Zugleich wurde auch im Technischen Museum in Wien eine Veränderung beobachtet, allerdings um nur ein Grad. Da das Pendel in Kremsmünster dreimal so lang ist, sind die Abweichungen deshalb besser sichtbar. Eine Sonnenfinsternis dürfte jedoch keine Auswirkungen auf das schwingende Pendel haben, das nur der Schwerkraft gehorchen sollte, die nicht abschirmbar ist. Ob sich daraus neue Erkenntnisse ergeben könnten, oder ob sich ein bisher unbemerkter systematischer Fehler in die Experimente eingeschlichen hat, soll eine Auswertung durch die US-Weltraumbehörde NASA bringen.

***** Welt-Kongreß der Chirurgie in Wien *****
Zm 38. Welt-Kongreß für Chirurgie werden etwa 2000 Teilnehmer erwartet. Der Präsident der Veranstaltung, die im Austria Center stattfindet, ist der Chef der Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie an der Uni Wien, Ernst Wolner.

***** Theresie Kiesl bei Reitunfall schwer verletzt *****
Die Olympia-Dritte in Atlanta 1996 über 1500 m stürzte beim Training für die Springreiter-Lizenzprüfung so unglücklich, daß sie unter dem 700 kg schweren Pferd zu liegen kam und einen fünffachen Beckenbruch erlitt.

***** Steffi Graf verbesserte Österreichs 800-m-Bestmarke in Zürich *****
Bei der Generalprobe für die Weltmeisterschaft in Sevilla erreichte die Kärntnerin Steffi Graf einen neuen österreichischen Rekord mit 1:57,07 Sekunden, wobei diese Weltklasse-Zeit allerdings nur für den 5. Platz reichte.

***** Gold für Österreich im Hängegleiten *****
Bei der WM in Monte Cucco konnte Manfred Ruhmer eine Goldmedaille und die Mannschaft Bronze erringen.

***** Neuer Rekord für Doris Auer *****
Die Stabhochspringerin Doris Auer konnte in La Chaux-de-Fonds ihre Bestmarke von 4,25 m auf 4,30 m erhöhen.

***** Downhill-Weltcupfinale der Mountainbiker in Kaprun *****
Die Europameisterin Florentina Möser aus Niederösterreich freut sich über den fünften Platz und auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Schweden.

***** Gute Chancen für Österreich in Sevilla *****
Der Kärntner Elmar Lichtenegger wurde in Köln über 110 m Hürden in 13.53 Sekunden Dritter, und der Oberösterreicher Günther Weidlinger über 3000 m Hindernis in 8:12,03 Minuten ebenfalls Dritter.

***** Britta Grebe auf sportlichem Wasserski-Höhenflug *****
Bei den europäischen Titelkämpfen in Bourg de Bresse, Frankreich, schaffte die Gmundnerin Britta Greve-Llewellyn nicht nur im Slalom den Sprung ins Endspiel, sondern auch Gold im Sprungbewerb mit 45 Meter und Bronze in der Kombination.

***** Silber für Daniel Dobringer *****
In den Wasserski-Europameisterschaften in Bourg de Bresse, Frankreich, gewann Daniel Dobringer, ein Klubkollege von Britta Grebe, der ebenfalls am Traunsee zu Hause ist, Silber mit einer Weite von 60,70 Meter, mit nur 20 cm Abstand zum Gold des Briten Jason Seels.