Ausgabe Nr. 96 vom 18. Oktober 1999

***** Bundeskanzler Klima mit Sondierungsgesprächen beauftragt *****
Noch keinen Auftrag zur Regierungbildung vergab Bundespräsident Thomas Klestil, als er Bundeskanzler Viktor Klima mit "Sondierungsgesprächen" beauftragte. Er verlangte Gespräche mit allen Parteien, also auch mit der FPÖ und faßte die wesentlichen Inhalte in neun Punkte einer Prioritätenliste zusammen:
ø Konsolidierung des Staatshaushaltes und Überprüfung der Staatsausgaben auf die Sinnhaftigkeit mancher Budgetposten
ø Maßnahmen zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Österreich
ø Erarbeitung einer gemeinsamen Sicherheitspolitik Österreichs, die sich in EU-Europa eingliedern solle
ø Abschaffung des Proporzsystems im öffentlichen und halböffentlichen Bereich
ø Neuregelung der Kompetenzen der Ministerien
ø Bürokratieabbau in der Verwaltung
ø Vorrang für Forschung im Budget und eine Forschungsoffensive
ø Berücksichtigung einer Bildungsoffensive einschließlich der beruflichen Fortbildung im Budget
ø Sicherung des sozialen Standards.
Diese Gespräche sollen nicht unter Zeitdruck stehen.
Wöchentliche Treffen mit dem SPÖ-Vorsitzenden und parallel dazu Termine mit den Chefs der anderen Parteien sind vorgesehen.
Bundespräsident Thomas Klestil stellt in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Profil fest, daß es bei der Regierungsbildung keinen Anlaß zur Panikmache gebe. Er fordert von den Parteien "ein anderes Herangehen an die Frage des Regierens", weil der Wähler mit der bisherigen Art offenkundig seine Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht habe. Nun müsse ohne Zeitdruck zuerst über sachliche Inhalte und dann erst über Ministerien und Personen gesprochen werden.

***** Einigung bei Lohnverhandlungen mit Metallgewerkschaft *****
Die Metaller-Lohnrunde endete nach schwierigen Verhandlungen zwischen Unternehmern und Gewerkschaft mit einem zufriedenstellenden Ergebnis. Metaller-Chef Rudolf Nürnberger äußert sich zufrieden über das Funktionieren der Sozialpartnerschaft bei den Metallern. Der Abschluß, der als Richtlinie auch für andere Branchen gilt, bringt eine Erhöhung der Ist-Löhne ab November um 1,9 % und bei Mindestlöhnen um 2,4%. Das ist weniger als 1998, aber bei der niedrigen Inflation für alle Beteiligten akzeptabel.

***** Betriebsrat-Abstimmungen in den Magna-Werken *****
Nachdem in den steirischen Magna-Werken Presstec und Magna Heavy Stamping die Installierungen von Betriebsräten mit 82,52 und 92,54 Prozent abgelehnt wurden, kam es bei der Abstimmung im Magna-Auteca-Werk zu einem ähnlichen Ergebnis. 91,74 Prozent der Beschäftigten stimmten gegen die Einführung eines Betriebsrates, das bedeutet eine Zustimmung für das Magna-Modell mit Vertauensleuten im eigenen Betrieb.
Es ist vorgesehen, daß nach der Einführung des Mitarbeiter-Beteilgungsmodells zehn Prozent des Konzernergebnisses auf alle 60.000 Mitarbeiter aufgeteilt werden. In Österreich soll eine Hälfte in bar und eine Hälfte in Magna-Aktien aufgeteilt werden und von der Dauer der Betiebszugehörigkeit (mindestens 183 Tage).abhängen. Magna-Chef Siegfried Wolf weist darauf hin, daß Magna in allen Werken über den Mindestlohn zahle und meint, es sollte etwa das Ziel sein, Lohnerhöhungen innerbetrieblich auszuverhandeln, anstatt wie bisher unter den Sozialpartnern für die gesamte Branche.

***** Großaufträge für die österreichische Stahlindustrie *****
Ein Konsortium unter Führung von Kvaerner Metals und SMS Demag wurde beauftragt, für die brasilianische Companhia Siderurgica de Tubarao (CST) ein Warmwalzwerk zu errichten. Es ist für eine Jahreskapazität von zwei Millionen Tonnen Stahlband ausgelegt und soll 2002 mit der Produktion beginnen. Die Kvaerner Metals ist heuer von der VA-Tech-Gruppe übernommen worden. VA Stahl liefert Teile für Gasturbinen an den amerikanischen Mischkonzern General Electric. Die Voest-Alpine Gießerei wird Stahlgußteile im Wert von 230 Millionen Schilling (16,7 Millionen Euro) liefern, die beim Bau verwendet werden. Produktionsbeginn in der heuer verselbständigten Gießerei ist Anfang 2000.

***** Kärntner Hirsch Servo AG erzielte Rekordergebnis *****
Eine Umsatzsteigerung von 51 Prozent und einen Jahresüberschuß von 52 Prozent kann der Kunststoff- und Verpackungshersteller Hirsch Servo AG aus Glanegg in Kärnten verzeichnen. Die Produktion von technischen Kunststoff-Formteilen, die sich durch hohe Stoßdämpfungseigenschaften auszeichnen, findet besonders im Fahrzeugbau Verwendung, aber auch als Schutzverpackungen für PC-Monitore, Kühlschränke, Waschmaschinen etc. Nach Übernahme eines italienischen Maschinen- und Anlagenbau-Unternehmens und sehr guten Erfahrungen in Ungarn wird jetzt eine Produktion in Polen geplant. Obwohl man sich an der Wiener Börse gut aufgehoben fühlt, ist die Entwicklung des Aktienkurses nicht zufriedenstellend. Zur Finanzierung der Expansion wird geprüft, auch an die Züricher Börse zu gehen.

***** Michael Salzer kauft Economos AG *****
Der Dichtungshersteller Economos AG war 1994 in Schwierigkeiten geraten. Dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Erhard Grossnigg ist es gelungen, die Economos wieder in die Gewinnzone zu führen. Aufgrund seiner guten Kontakte sowohl zu Salzer (er hält eine kleine Beteiligung an der Salzergruppe), als auch zur Bawag (Bank für Arbeit und Wirtschaft AG) geht Economos nun an einen neuen Eigentümer. Die 90 Prozent Anteil, die die Bawag hält, werden jetzt an den Druck- und Papierindustriellen Michael Salzer verkauft, der auch die Prozente der Steiermärkischen Sparkasse übernimmt. Die restlichen drei bis vier Prozent sind noch in Streubesitz. Zur Salzer-Gruppe gehören Ueberreuter Druck und Buchverlag, Matthäus Salzer's Söhne Papierfabrik sowie Formtech (Verpackung). Salzer plant, die Economos vorerst von der Börse zu nehmen.

***** Österreich plant Kraftwerksbau in Mazedonien *****
Ein östereichisches Konsortium mit Alpine Bau und Verbundplan wird um 400 Millionen Dollar (das entspricht 5,1 Milliarden Schilling, bzw. 370,6 Millionen Euro), in Mazedonien ein Wassserkraftwerk bauen.

***** Standort Wien soll für Beiersdorf Osteuropa-Drehscheibe werden *****
Der deutsche Kosmetik- und Chemiekonzern Beiersdorf, weltweit bekannt mit seinen Produkten Nivea, Tixo und Hansaplast, will seinen Standortin Wien als Drehscheibe für das Osteuropa-Geschäft aufwerten. Seit wenigen Wochen ist Wien Sitz der neugegründeten Beiersdorf CEE Holding, der bisher die Beiersdorf-Länderorganisation in Österreich, Slowenien, Kroatien und Rumänien angehören. Nun sollen weitere Länder folgen. Wien habe sich geschäftlich bewährt, biete gute Verkehrsanbindungen und habe sich als Standort für die Osteuropa-Zentrale aus historischen und kulturellen Gründen geradezu angeboten.

***** Sensationeller Erfolg im Landeskrankenhaus Klagenfurt *****
Am 8. Juni erblickte Sabrina Maria das Licht der Welt, viel zu früh, es war in der 22. Schwangerschaftswoche. Mit einem Gewicht von nur 408 Gramm und einer Größe von 28 Zentimeter war kaum eine Überlebenschance gegeben, die erfahrungsgemäß erst ab der 27. Woche eingeräumt wird. In der Kinderinternen Abteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt, unter der Leitung des Vorstandes Prof. Dr. Willi Kaulfersch, verzichtete man auf Intensivmedizin. Der Kontakt zur Mutter, die das Baby schon nach einer Woche in die Arme nehmen durfte, hat gewiß wesentlich beigetragen, daß sie jetzt ihr Kind zum Zeitpunkt des errechneten Geburtstermines, dem 12. Oktober, mit nach Hause nehmen konnte. Sabrina Maria ist vollkommen gesund und hat keinerlei Beeinträchtigungen, wie sie bei Frühgeburten häufig vorkommen. Sie wiegt bereits zwei Kilogramm und ist 41 Zentimeter groß.

***** Wiener Methode rettet alte Bücher und Zeitungen *****
Ein von Henkel Central Eastern Europe GmbH mit Sitz in Wien gemeinsam mit der Österreichischen Nationalbibliothek entwickeltes Verfahren erlaubt es, die vom altersbedingten Zerfall bedrohten Bücher und Zeitungen der größten Bibliothek Österreichs zu retten. Diese sogenannte Wiener Methode konnte Dank finanziellen und technologischen Einsatzes von Henkel noch wesentlich verbessert werden. Und noch etwas ist besonders erfreulich: Henkel und die Nationalbibliothek haben die Methode nicht patentrechtlich schützen lassen, sondern bieten vielmehr allen interessierten Bibliotheken an, diese einzusetzen.

***** Uraufführung der Oper "Die Vögel" von Walter Braunfels *****
In der Wiener Volksoper fand die erste offizielle Premiere der neuen Direktion Menthas statt. Walter Braunfels, der von 1882 bis 1954 lebte, schrieb die Oper "Die Vögel" nach der Komödie des Aristophanes aus dem Jahre 414 v. Chr. Es ist eine politische Satire auf dessen Vaterstadt Athen. Dieses lyrisch-phantastische Spiel wurde im Jahre 1920 in München mit Erfolg aufgeführt und jetzt für die Volksopernpremiere revitalisiert. Bereits bei der Uraaufführung finden sich in einer Kritik die Worte: "Zum Entzücken unmodern". Die Musik ist weit entfernt von jener der Avantgarde jener Tage und erinnert eher an die Tonsprache von Richard Strauß oder Richard Wagner, bietet aber auch, besonders im zweiten Akt, interessante eigenständige Formulierungen. Unter den Sängern sind besonders der voluminöse Baß des Bjarni Thor Kristinsson als Adler und der wuchtige Baßbariton des Ronnie Johansen in der Rolle des Ratefreund hervorzuheben. Alle überstrahlt aber bei weitem die Kammersängerin Edith Lienbacher als Nachtigall mit klaren, leuchtenden Koloraturen. Aber auch dem klangschön musizierenden Orchester unter Guido Johannes Rumstadt mit dem Chor unter Michael Tomeschek, der Regie von Claes Fellbom, dem Bühnenbildner Werner Hutterli, dem Light Design von Frank Sobotta und der Kostümbildnerin Ingrid Erb, die die Vogelschar mit ungemein phantasievollen Vogelkostümen eingekleidet hat, ist es gelungen, diese Neuinszenierung zu einem vollen Erfolg zu führen.
Der begeisterte Beifall des Premierenpublikums entzündete sich vor allem an der fulminanten Leistung von Edith Lienbacher.

***** Welt-Uraufführung des Musicals "Mozart" *****
Im Theater an der Wien wurde das neueste Musical "Mozart" uraufgeführt. Trotz berechtigter Kritik wegen mancher Schwachstellen wurde sie zu einem großen Erfolg, der vor allem der großartigen Inszenierung von Harry Kupfer und den brillanten Einfällen des Bühnenbildners Hans Schawernoch zuzuschreiben ist. Das Orchester unter dem Dirigenten Caspar Richter brachte die Musik von Sylvester Leway, in der nur kurz vor Schluß verfremdete Töne aus der "Zauberflöte" anklingen, effektvoll zur Geltung. Der Librettist Michael Kunze hat mit profundem kulturgeschichtlichen Wissen eine dichte Story über Mozart verfaßt, dessen Leben durch sein Genie, seine Kunst und seine Arbeit aufgezehrt wird. Überzeugend wirkt die Idee, den Menschen Wolfgang gemeinsam mit dem Gegenspieler in Gestalt eines besessen komponierenden Puppengeschöpfes, dem Wunderkind Amadé, auf den Lebensweg zu schicken. Yngve Gasoy-Romdal, der Mozart als Stürmer und Dränger überzeugend und sympathisch verkörpert, Caroline Vasicek als Nannerl, Ruth Brauer als Konstanze sowie das ganze Ensemble haben sich mit guten gesanglichen und schauspielerischen Leistungen den abschließenden Jubel und die Ovationen verdient.

***** Rapid gewinnt gegen Austria Memphis 2:0 *****
Unbesiegt blieb Rapid Im Wiener Hanappi-Stadion im 15. Derby seit 1996. Austrias Erfolgsserie mit 6 Siegen hintereinander wurde damit durchbrochen. In der 19. Minute köpfelte Thomas Zingler nach einem Eckball aus kurzer Distanz den ersten Treffer. Auch der zweite in der 86. Minute war ein Kopfball, mit dem René Wagner das 2:0 fixierte. Der Sieg für Rapid war wohlverdient, obwohl beide Mannschaften bis zum Schluß mit viel Tempo und viel Einsatz ein schönes Spiel auf internationalem Niveau boten.

***** Der Wiener Markus Brier am dritten Platz im Golf-Profi-Turnier *****
Nach der ersten Runde bei der Challenge-Tour im Pariser Disneyland erreichte der Wiener Markus Brier den Rang zwei. Damit lag er im Profi-Turnier mit 67 Schlägen nur einen Schlag hinter dem Führenden Poulter (Eng). Am Sonntag errang er als Dritter wieder einen Podestplatz und liegt nun in der Challenge-Tour vor dem letzten Saison-Tournier auf Platz vier. Das Finale wird in Havanna auf Cuba stattfinden.

***** Stefan Koubek wird vom Holländer Krajicek besiegt. *****
Im Achtelfinale der CA-Trophy feierte Stefan Koubek einen sensationellen Sieg. Vier Jahre nach Thomas Muster kam ein Österreicher ins Viertelfinale. Mit 6:7, 6:2, 6:4 besiegte er den zweifachen Wien-Sieger, Halbfinalist von Basel und Bezwinger von Kafelnikow, den Kroaten Goran Ivanisevic. Tausende seiner Fans in der Wiener Stadthalle waren begeistert. Er unterlag aber dann gegen den Niederländer Richard Krajicek, dem Wimbledonsieger von 1996, mit 2:6, 1:6.