Ausgabe Nr. 131 vom 19. Juni 2000

Pensionsverhandlungen mit den Gewerkschaften werden fortgesetzt
Am vergangenen Mittwoch konzentrierten sich die Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Bereits um sieben Uhr früh fand ein Gespräch zwischen dem Verkehrsminister Michael Schmid (FP) und der Eisenbahnergewerkschaft unter dem Gewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl statt, in dem eine Entspannung der Situation herbeigeführt werden konnte. Wegen der geplanten Erhöhung des Pensionsalters von 53 auf 54,5 Jahre hatte die Eisenbahnergewerkschaft mit Streik gedroht, erklärte sich dann jedoch bereit, weiter zu verhandeln. Verkehrsminister Michael Schmid, der sich als Vermittler zwischen der Gewerkschaft und der Regierung angeboten hatte, will entsprechende Varianten der Gegenforderung der Gewerkschaft, die Pensionsbeiträge herabzusetzen, überprüfen. Ebenfalls für Mittwoch waren die Verhandlungen zwischen Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (FP) und dem Chef der Beamtengewerkschaft, Fritz Neugebauer, festgesetzt. Das Ergebnis wurde von beiden als Fortschritt bezeichnet. Bis zum 27. Juni sollen nun Experten über Detailfragen beraten.
Auch der Zentralvorstand der Gewerkschaft der Post und Fernmeldebediensteten, der bereits mit Streik gedroht hatte, gab unter dem Vorsitz von Hans-Georg Dörfler nach einem zweistündigen Gespäch mit der Vizekanzlerin seine Zustimmung, die Kampfmaßnahmen bis zum 27. Juni auszusetzen.
Anfang Juli soll im Parlament die Pensionsreform beschlossen werden. Auch der SP-Vorsitzende Alfred Gusenbauer sprach sich in der ORF Fernseh-Pressestunde am Sonntag für Verhandlungen aus. Streik solle das allerletzte Mittel sein. Österreich sei für seine geringe Zahl an Streiks bekannt und so solle es auch künftig bleiben.

Bundeskanzler Schüssel will durch Pensionreform Sicherheit schaffen
Bei der Vorstellung der von der Bundesregierung beschlossenen Pensionsreform sagte Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel, die Regierung sei es den Österreichern schuldig, Sicherheit zu geben und Klarheit zu schaffen. Beides werde mit den Maßnahmen erreicht. Die Substanz der sozialen Sicherheit
sei durch die Pensionsreform gesichert. Während nämlich die Verbleibdauer in der Pension immer länger werde, sinke die Arbeitszeit immer stärker. Eine Fortschreibung der bestehenden gesetzlichen Lage hätte eine Erhöhung des Bundeszuschusses zu den Pensionen von heuer 66 Milliarden Schilling (4,8 Milliarden Euro) im Jahre 2004 auf 90 Milliarden Schilling ( 6,54 Milliarden Euro) bedeutet.


Integrationserlaß bringt Erleichterungen für Ausländer am Arbeitsmarkt
Der bereits durch Innenminister Ernst Strasser (VP) angekündigte Erlaß, den Zugang zum Arbeitsmarkt für legal in Österreich lebende Ausländer zu erleichtern, wurde jetzt von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (VP) herausgegeben. Ausländer, die schon längere Zeit in Österreich leben, wie zum Beispiel Ehegatten und Jugendliche, sowie Flüchtlinge, die in ihrem Land politisch verfolgt werden, sollen eine Arbeitsbewilligung bekommen. Es wird betont, daß damit kein automatischer Anspruch auf diese Beschäftigungsbewilligung besteht, aber durch den Rückgang der Arbeitslosigkeit und die vielen offenen Stellen sind gute Voraussetzungen gegeben. Man rechnet in den nächsten Jahren mit rund 25.000 Bewerbungen.


Vizekanzlerin Riess-Passer präsentierte Objektivierungsgesetz
Für die Besetzung von Leitungsfunktionen des Bundes soll in Zukunft ausschließlich die Qualifikation des Bewerbers, unabhängig von Parteizugehörigkeit, ausschlaggebend sein. Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer präsentierte dem Ministerrat einen Gesetzentwurf zur Objektivierung der Personalentscheidungen. In der bisherigen Begutachtungsfunktion gab es bisher nur je zwei Dienstgeber- und Dienstnehmervertreter. In der neuen Objektivierungskommissionen sollen darüberhinaus auch externe Experten Stimmrecht haben, wenn es sich um eine Besetzung von hohen Leitungsfunktionen im Bundesdienst ab einem monatlichen Bruttogehalt von 83.000 Schilling (6.030 Euro) handelt. Die Kommission sichtet den Ausschreibungstext, prüft die Bewerber und erstellt einen gereihten Dreiervorschlag, an den das für die Bewerbung zuständige Organ allerdings nicht gebunden ist. Eine Abweichung vom Vorschlag der Besetzung muß begründet werden. Bei berechtigten Zweifeln soll auch übergangenen Bewerbern die Möglichkeit eingeräumt werden, die Bestellung anzufechten.

NS-Opfer erhielten aus dem Nationalfonds 2,1 Milliarden Schilling
Nationalratspräsident Univ.-Prof. Dr. Heinz Fischer berichtete, daß der im Jahre 1995 gegründete Nationalfonds in seiner vierjährigen Tätigkeit 2,1 Milliarden Schilling (153 Millionen Euro) an Opfer des Nationalsozialismus ausbezahlt hat. Dieser Fonds erbringt Leistungen an Personen, die vom NS-Regime verfolgt wurden, oder das Land verlassen mußten, um einer Verfolgung zu entgehen. Mehr als 220.000 Briefe sind bisher an NS-Opfer in aller Welt ausgesendet und insgesamt 27.222 Auszahlungen, vor allem in die USA, nach Israel und nach Österreich, jeweils in der Höhe von 70.000 Schilling ( 5.087 Euro) getätigt worden.


Ende der anonymen Sparbücher wurde gesetzlich festgelegt
Nach langen Verhandlungen wurde vergangene Woche das von der EU geforderte Gesetz zur Abschaffung der anonymen Sparbücher im Parlament beschlossen. Ab 1. November dürfen keine anonymen Sparbücher mehr eingerichtet werden. Ohne Identitätsnachweis dürfen keine Einzahlungen auf solche getätigt werden, vorerst ausgenommen sind Einzahlungen von Wertpapierkonten. Abhebungen von anonymen Konten sind bis 30. Juni 2002 möglich, bei Beträgen bis 200.000 Schilling (14.535 Euro) reicht weiterhin das Losungswort. Bis zu diesem Zeitpunkt muß sich jeder Besitzer eines anonymen Sparbuches deklariert haben, andernfalls können danach Beträge über 200.000 Schilling nur mehr kontrolliert durch eine polizeiliche Unbedenklichkeitsbescheinignung ausbezahlt werden. Aus den USA kommt Lob vom stellvertretenden US-Finanzminister Stuart Eizenstat für das "rasche und entschiedene Vorgehen" bei der Lösung des Problems in Zusammenarbeit mit der OECD-Organisation zur Bekämpfung der Geldwäsche (FATF - Financial Action Task Force).

Wilfried Heinzel AG kauft von der Frantschach AG das Zellstoffwerk Pöls
Der größte Papierkonzern Österreichs, die Frantschach AG, die kürzlich von der schwedischen AssiDomän 25 Fabriken gekauft und damit ihren Verpackungsbereich massiv ausgebaut hat, verkauft das Zellstoffwerk Pöls an die Wilfried Heinzel AG, die sich seit 50 Jahren in privatem Besitz befindet. Mit diesem Verkauf des Zellstoffwerkes Pöls, das im Vorjahr einen Gewinn von 180 Millionen Schilling (13.08 Millionen Euro) bei einem Umsatz von rund zwei Milliarden Schilling (145 Millionen Euro) erzielte, wird einer Bereinigung der Geschäftsbereiche entsprochen. Die Wilfried Heinzel AG, die einen Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Schilling (327 Millionen Euro) erzielt, wird vom Papierindustriellen Alfred Heinzel neben seinen Tätigkeiten als Top-Manager im schwedischen SCA-Konzern, und seit kurzem auch als Aufsichtsrat der ÖIAG sowie der Verbundgesellschaft, geleitet. Diese Transaktion, über die Alfred Heinzel und der Generaldirektor der Frantschach AG, Veit Sorger, bereits seit mehr als einem Jahr verhandelt haben, soll noch vom Aufsichtsrat, dessen Mehrheit die Mondi-Gruppe hält, bestätigt werden.

Kühlung für Einkaufszentrum in der Türkei kommt aus Tirol
Die Firma J. Köllensperger aus Innsbruck wurde beauftragt, für ein türkisches EInkaufszentrum mit einer 20.000 Quadratkilometer großen Verkaufsfläche die Projektierung und Ausführung der gesamten Lüftungskälte, Regelungsanlage, Druckerhöhungsanlage, Warmwasserversorgung und Sprinkleranlage durchzuführen. Im Innsbrucker technischen Büro waren zwei Mitarbeiter ein Jahr lang mit dem Projekt beschäftigt, drei weitere waren für Logistik, Wareneinkauf und Koordination zuständig, während in der Türkei zwei Projektleiter, einer aus Österreich und einer aus der Türkei, im Einsatz waren. Die Montagezeit dauerte nur sechs Monate. Das Auftragsvolumen betrug 30 Millionen Schilling (2,18 Millionen Euro). Es werden in diesem Einkaufszentrum täglich 10.000 Besucher erwartet. Das Innsbrucker Unternehmen Köllensperger erzielt einen Jahresumsatz von rund 70 Millionen Schilling und beschäftigt 40 Mitarbeiter.

Goldmedaille für Orangenbrand ging an Josef Rettenbacher in Werfenweng
Für internationales Aufsehen sorgt der Salzburger Josef Rettenbacher aus Werfenweng mit seinem aus brasilianischen Orangen erzeugten Orangenbrand, der bei der Destillata in Wien, wo die besten Spirituosen 2000 prämiiert wurden, die Maximalanzahl von 20 Punkten erreichte und mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Eine weitere Goldmedaille erhielt er für seinen Wacholderschnaps. Bei der im Congress Center am Wiener Messegelände durchgeführten Destillata-Verkostung waren 133 Brenner aus Österreich, Deutschland, Italien, Liechtenstein und aus der Schweiz vertreten. Bewertet wurden die Proben durch 32 Experten aus der Schweiz, Deutschland, Italien, Slowenien und Österreich. Die Herstellung des prämiierten Orangenbrandes, der sich durch einen besonders fruchtigen Geschmack auszeichnet, ist sehr aufwendig. Er kann nur in Werfenweng in Rettenbachers Verkaufsladen erworben werden. Die dafür benötigten Orangen werden derzeit mit der Hand geschält und Rettenbacher ist auf der Suche nach einer Orangen-Schälmaschine.

Hofbräu Kaltenhausen feierte 525. Geburtstag mit einem großen Mittelalterfest
Festlich begangen wurde das 525jährige Bestehen von Salzburgs ältester Brauerei, dem Hofbräu Kaltenhausen. Sie ist die älteste noch bestehende Weißbierbrauerei Österreichs. Bereits vor 350 Jahren wurde hier obergäriges Bier gebraut. Dieses Hofbräuhaus besteht seit 1475, kam für drei Jahrhunderte in den Besitz der fürsterzbischöflichen Hofkammer zu Salzburg und wurde nach mehrmaligem Besitzerwechsel von der Kurfürstin Leopoldine erworben. 1898 kaufte die Deutsche Bank das Unternehmen und wandelte es 1901 in die "Aktiengesellschaft Brauerei Kaltenhausen" um. Die Brauerei gehörte 1921 zu den Gründerbetrieben der "Österreichischen Brau AG". Heute beschäftigt Kaltenhausen 190 Mitarbeiter und erzeugt jährlich rund 300.000 Hektoliter Bier, mit dem allein im Land Salzburg 3.300 Gastronomiebetriebe und 600 Lebensmittelgeschäfte beliefert werden. Die Geburtstagsfeierlichkeiten standen unter der künstlerischen Leitung von Thomas Schallaböck von der bekannten Mittelaltermusikgruppe "Dulamans Vröudenton", der auf fünf Bühnen ein buntes und authentisches Programm mit mittelalterlichen Musikern, Gauklern, Schlangenbeschwörern und Tänzerinnen sowie Rittern in Originalrüstungen inszeniert hat. Handwerksstände mit Kettenrüstungsbauern, Korbflechtern, Glasbläsern, Hutmachern, Bäckern, Schmiedemeistern, Blumenbindern, Schustern und Scherenschleifern wurden errichtet und Waren von anno dazumal zum Verkauf angeboten. Spanferkel vom Spieß, Landsknechtbatzen und Bratlinge, dazu ein kühles Faßbier sowie naturtrüber Apfelsaft versetzten die Besucher kulinarisch in längst vergangene Zeiten. Nachmittags fanden ritterliche Kampfspiele statt und abends zum Abschluß, nach dem Auftreten von Feuerschluckern und Feuerspuckern, verkündete der Nachtwächter das Ende der Festveranstaltung.

Eine neue Museums-Attraktion bietet Wien mit dem "Haus der Musik"
In der vergangenen Woche wurde in Wien das neue Museum für Musik eröffnet. Das Angebot in der ersten musikalischen Shopping Mall Wiens reicht vom Tonträger über Instrumente bis zur Musik-Literatur und vielem mehr. Auf sieben Ebenen wird den Besuchern in realen und virtuellen Erlebnisräumen Musik hörbar, sichtbar und erlebbar gemacht. In der Bell Etage ist das Reich der WIener Philharmoniker mit Gedenkräumen, Archiv und Schauraum. Das Stockwerk darüber ist der Wiener Klassik von Haydn über Mahler bis Schönberg gewidmet
Im "Polyphonium" gibt es eine Vielfalt von Geräuschen, Klängen und Tönen, aus denen sich Melodien formen und bildlich darstellen lassen. Im "Mind Forest" kann jeder Besucher auf Hyperinstrumenten, angeregt durch Bewegung, Berührung oder Stimme, selbst Musik kreieren, oder als virtueller Dirigent die Wiener Philharmoniker dirigieren. Zum Abschluß der musikalischen Reise erwartet den Besucher kulinarische Angebote eines Restaurants im obersten Stockwerk.

"Kaiser Karl V. - Macht und Ohnmacht Europas" im Kunsthistorischen Museum
Das Kunsthistorische Museum In Wien eröffnete am 16. Juni eine Ausstellung über Kaiser Karl V., der vor 500 Jahren, am 24. Februar 1500, geboren wurde. In seiner Epoche an der Schwelle zur Neuzeit, deren Entdeckungen unser Weltbild bis heute prägen, wurden die Grundlagen für unser heutiges Europa gelegt, sowohl für die Politik als auch für die Wissenschaften, die Bildenden Künste und die Musik. Die Ausstellung umfaßt verschiedenste Kunstwerke wie Gemälde von Tizian, Correggio, Dürer, Cranach und Parmigianino, Büsten von Leone Leoni, Dokumente, Portraits, Drucke, wissenschaftliche Instrumente, aber auch persönliche Gegenstände des Kaisers wie seine Rüstungen, seinen Reisealtar und seine Gebetbücher. Internationale Leihgeber wie der Prado, der Louvre, die Uffizien und das Deutsche Historische Museum ergänzen die bedeutenden Sammlungen des Kunsthistorischen Museums. Die Ausstellung ist bis 10. September dieses Jahres geöffnet.

Symposion zum 100. Geburtstag von Karl Krenek und seiner Oper "Karl V."
Im Rahmen der Karl V.-Schau im Kunsthistorischen Museum findet im Mediensaal das internationale Symposion "Karl V. -Interdisziplinäre Perspektiven"
statt, das vom Ernst Krenek-Institut zusammen mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien veranstaltet wird. Im Mittelpunkt steht - passend zum Veranstaltungsort - die "Karl V." - Vertonung von Ernst Krenek, dessen 100. Geburtstag sich am 23. August jährt. Namhafte Experten werden das Werk aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und abschließend wird unter der Leitung des Wiener Musikwissenschaftlers Gernot Gruber ein Round -Table-Gespräch mit Erhard Busek, der Historikerin Erika Weinzierl, dem Politiker Vinzenz Liechtenstein und dem Manager des Bonner Beethoven-Festivals, Thomas Daniel Schlee, zur "Aktualität von Kreneks Karl V." stattfinden.

Alexander Wurz kam bei der GP von Kanada auf den neunten Platz
Der Österreicher Alexander Wurz , der am Sonntag bei der GP Kanada aus der siebenten Reihe startete, konnte über einige Zeit den sechsten Platz halten, kollidierte dann aber mit Coulthard und erreichte nur Platz neun.


Österreich hat nach sechs Jahren mit Georg Totschnig einen Toursieger
Der Sieger der Österreich-Radrundfahrt 2000, der 29jährige Zillertaler Gerhard Totschnig, war schon einmal im Jahre 1993 Gewinner der Österreich-Radrundfahrt. Derzeit nimmt er zsammen mit Peter Lutenberger an der Katalonien-Rundfahrt teil. Bei der 3. Etappe der Katalonien-Rundfahrt erzielte Peter Luttenberger in der Gesamtwertung Platz zwei.

Österreicher-Team überraschend am ersten Tour-de-Suisse-Tag am 4. Platz
Die österreichische Mannschaft Gerolsteiner mit Peter Wrolich, Thomas Mühlbacher und René Haselbacher sorgte für Überraschung bei der Tour de Suisse, als sie am ersten Tag mit nur 12 Sekunden Rückstand Vierte wurde. Auf Platz drei fehlten dem "Achter" nach 24,5 Kilometern nur neun Hundertstel Sekunden. Auch am zweiten Tag sorgte ein Österreicher für Schlagzeilen: Der Burgenländer René Haselbacher erreichte den vierten Platz und heute kam Matthias Buxhofer auf den fünften Platz..


Mit lieben Grüßen aus Wien
Michael Mössmer
michael@moessmer.at