Ausgabe Nr. 83 vom 19. Juli 1999
***** Neue Gesetze beschlossen *****
Kurz vor der Sommerpause des Parlaments wurden von den Volksvertretern mehrere Gesetze beschlossen.
Hier einige davon in Kürze:
* Atomfreies Österreich
In der Bundesverfassung wurde festgeschrieben, daß Atomwaffen in Österreich weder hergestellt, noch
gelagert, transportiert, getestet oder verwendet werden dürfen. Weiters ist verboten, Anlagen zu errichten,
die der Energiegewinnung durch Kernspaltung dienen.
* Sicherheitspolizeigesetz
Eine Neuregelung beinhaltet unter anderem die gesetzliche Grundlage für den Menschenrechtsbeirat im Innenministerium,
sowie die Regelung der DNA-Analyse.
* Rechtsbereinigung
Mit Ende dieses Jahres werden alle noch geltenden einfachgesetzlichen Regelungen, die vor dem 1. Jänner 1946
kundgemacht wurden, außer Kraft treten, soferne ihre weitere Geltung nicht dezidiert im Anhang des Gesetzes
angeführt ist.
* Neuregelung im Datenschutzgesetz
Auch händisch geführte Dateien unterliegen künftig dem Datenschutzgesetz. Entsprechend der EU-Richtlinie
können sich Betroffene bei Datenschutzproblemen mit Auftraggebern im privaten Bereich an die Datenschutzkommission
wenden.
* Novelle zum Wohnrecht
Der Nationalrat beschloß ein Reformpaket, das Mietsenkungen für einige tausend Wiener Wohnungen ab September
bringen wird. Davon betroffen sind ungefähr fünf Prozent Genossenschaftswohnungen und etwa ein Prozent
aller Mietwohnungen. Delogierungen sollen erschwert und der Schutz einzelner Wohnungseigentümer ausgebaut
werden
* Elektronische Chipkarte statt Krankenschein
Nach monatelangen Verhandlungen mit der Ärztekammmer und der Sozialversicherung konnte eine Einigung über
die Einführung der Chipkarte erzielt werden, die den Krankenschein ersetzen wird. Aus Datenschutzgründen
wird sie nur den Namen, das Geburtsdatum und die Versicherungsnummer enthalten. Sowohl für die Betriebe als
auch für die Patienten wird sie eine wesentliche Entlastung bringen, weil keine Krankenscheine mehr angefordert
und ausgestellt werden müssen. Nach einem im nächsten Jahr geplanten Probebetrieb soll die Umstellung
österreichweit bis Ende 2001 abgeschlossen sein.
* Neue Elternkarenzzeit-Regelung
Es wurde beschlossen, daß Eltern die Karenzzeit in Etappen bis zum siebenten Lebensjahr des Kindes in Anspruch
nehmen können.
* Beseitigung der Diskriminierung von Behinderten
Blinde und Sehbehinderte bekommen einen besseren Zugang bei Akteneinsicht und einen Gehörlosendolmetscher
bei Finanzstrafverfahren. Sie dürfen auch Trauzeugen sein.
* Getränkesteuer-Problem bleibt noch ungelöst
Um zu verhindern, daß die vom Europäischen Gerichtshof als rechtswidrig erkannte Getränkesteuer
von den Gemeinden an Wirte und Händler zurückgezahlt werden muß, einigten sich SPÖ und ÖVP,
ein "Bereicherungsverbot" zu beschließen. Die Überlegung, Betriebe, die nachweislich diese
Steuer nicht an Konsumenten weitergeben konnten, davon auszunehmen, führte jedoch zu unüberbrückbaren
Meinungsverschiedenheiten, sodaß letztendlich die Verhandlungen gescheitert sind.
* Neuregelung in der Gewerbeordnung
Der Verfassungsgerichtshof hat einen zentralen Bestandteil der Gewerbeordnung aufgehoben, weil er als "Inländerdiskriminierung"
mit dem Gleichheitsgrundsatz als nicht vereinbar erkannt wurde. Für eine Gewerbeausübung in Österreich
konnten Gewerbetreibende aus dem EWR-Ausland für in der EWR-Nachsichtsverordnung angeführte Tätigkeiten
mit großzügigen Nachsichtsbestimmungen rechnen, wenn eine Ausübung in anderen EWR-Staaten nachgewiesen
werden konnte. Österreichische Staatsbürger hingegen, sowie auch Staatsangehörige anderer EWR-Vertragsstaaten,
die diese Tätigkeiten in Österreich ausgeübt haben, konnten einen solchen Anspruch nicht erwerben.
Zurückzuführen ist diese bisherige Ungleichheit auf die Umsetzung der Bestimmungen für Niederlassungs-
und Dienstleistungsfreiheit, die seit dem EWR-Beitritt Österreichs im Jahre 1994 Geltung haben, wobei diese
Lockerung den Einheimischen nicht zuteil wurde.
* Novelle zum Uni-Studiengesetz mit Bakkalaureat
Im Nationalrat wurde die Dreigliedrigkeit im Studienaufbau beschlossen (Bakkalaureat, Master, Doktor). Das bisherige
System der Zweigliedrigkeit (Magister, Doktor) bleibt daneben unverändert bestehen und die Studienrichtungen
können sich für eines der beiden Systeme entscheiden. Durch dieses Gesetz kann nach sechs Semestern mit
dem Bakkalaureat abgeschlossen werden. Für Uni-Lehrgänge, die mit dem Master of Advanced Studies (M.A.S.)
abschließen, wird die Stundenerfordernis von 50 auf 35 Stunden herabgesetzt und mit einer schriftlichen Abschlußarbeit
beendet.
Für alle Lehrveranstaltungen wird die ECTS-Bewertung (European Credit Transfer) verpflichtend eingeführt,
um den Uni-Umstieg bei verschiedenen Systemen zu ermöglichen. Da die Studienzeiten bis jetzt in Österreich
weltweit zu den längsten gehören, erwartet man durch den Studienabschluß nach 6 bis 8 Semestern
günstige Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
***** Travel Value & Duty-free-Shops *****
Ab 1. Juli ist die zollfreie Waren-Abgabe in Duty-free-Shops an Reisende innerhalb Europas verboten. An Reisende
aus und nach Drittländern werden weiterhin unter der Marke "Travel Value & Duty-free" zollfreie
Waren zum selben Preis wie bisher verkauft. Weil der Wiener Flughafen gemeinsam mit der AUA den sechs Geschäften
zur Existenzsicherung einen Nachlaß im Ausmaß der Mehrwertsteuer gewährt, können auch Reisende
innerhalb der EU-Mitgliedstaaten zu günstigeren Preisen einkaufen, ausgenommen davon sind allerdings Tabakwaren:
Billige Zigaretten gibt es nur für Reisende außerhalb der EU.
***** Weltraumkonferenz in Wien *****
Heute, Montag, eröffnete der UN-Generalsekretär Kofi Annan und Bundespräsident Thomas Klestil die
dritte Konferenz der Vereinten Nationen (Unispace III). Fast 3000 Wissenschafter und Weltraumexperten werden im
Laufe von zwei Wochen über die friedliche Erforschung und Nutzung des Weltraumes diskutieren. Die Teilnehmer
kommen aus rund 185 Mitgliedsstaaten der UNO. Seit der ersten und zweiten Weltraumkonferenz in den Jahren 1968
und 1982 haben sich die politischen Rahmenbedingungen verändert, und der Fortschritt der Technik eröffnet
neue Zukunftsperspektiven, in die nun auch die weniger entwickelten Länder mit einbezogen werden sollen.
***** Felsabstürze bei Schwaz/Tirol *****
Seit mehr als einer Woche bedroht der Berg "Eiblschrofen" einen Stadtteil der Knappenstadt Schwaz. Nach
langen schweren Regenfällen kam es zu gewaltigen Felsstürzen, sodaß die Siedluug Ried evakuiert
werden mußte. Seither kommt der Berg nicht zur Ruhe. Als einzig mögliche Notlösung haben die Experten
die Errichtung von Schutzwällen geplant. Ein kompliziertes Meßsystem überwacht jede Veränderung.
Es stürzen immer wieder Gesteinsmassen ab, bestehende Risse werden größer, neue Risse entstehen
und es wurden zunehmende Bewegungen im Berg festgestellt. Die Gefahr eines Bergsturzes ist nicht auszuschließen,
könnte aber nach Meinung der Experten drei Tage vorher festgestellt werden.
***** Dr. Klaus Albrecht Schröder neuer "Albertina"-Chef *****
Zum neuen Geschäftsführer der weltberühmten Wiener Graphischen Sammlung "Albertina" wurde
der Kunsthistoriker Klaus Albrecht Schröder bestellt. Der 44jährige Linzer leitet seit 15 Jahren das
Kunstforum und war daneben kurzfristig auch kaufmännischer Direktor der Stiftung Lorenz. Als hervorragender
Manager und zugleich Wissenschafter hat er die besten Voraussetzungen für diese große Aufgabe. Die aus
einer Million Blättern bestehende Graphiksammlung, die er in eine wissenschaftliche Anstalt überführen
soll, ist die größte der Welt.
***** Staatsmeisterschaft der Wasserspringer *****
Im Wiener Stadionbad gingen die Titel in allen acht Bewerben an die Schwimmer der Union WIen. Österreichs
Parade-Wasserspringer Richard Frece gewann bei den Herren alle vier Titel und fliegt nach Instanbul, wo am Freitag
das Turmspringen beginnt.
***** Schneller Staatsmeister *****
Der Wiener Sprinter Martin Lachkovits holte sich in guten 10,34 Sekunden bei Gegenwind (1,1 m/Sek.) den Sieg bei
den Meisterschaften im steirischen Kapfenberg. Beim Speerwerfen konnte Gregor Högler den österreichischen
Rekord um einen auf 84,03 Meter verbessern. |
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