Ausgabe Nr. 132 vom 26. Juni 2000

Österreich erzielte Kompromiß für Zinsenbesteuerung beim EU-Gipfel
Im portugiesischen Feira gab es beim EU-GipfeI in der Frage der Zinsenbesteuerung sehr unterschiedliche Standpunkte. Nach langen Verhandlungen erklärten sich Belgien, Griechenland und zum Schluß sogar auch Luxemburg bereit, ein Kompromißangebot der portugiesischen Ratspräsidentschaft anzunehmen. Nur der österreichische Finanzminister Karl-Heinz Grasser lehnte als einziger diese Kompromißlösung ab, weil sie das österreichische Bankgeheimnis aufgehoben hätte und wies darauf hin, daß dieses Verfassungsrang habe. Österreich habe internationales Lob für die Lösung des Problems der Anonymität erhalten und der Bevölkerung wäre nicht zumutbar, jetzt in einem weiteren Schritt das Bankgeheimnis abzuschaffen. In Steuerfragen bedarf es jedoch der Einstimmigkeit. Letztendlich kam es doch noch zu einer Einigung. Es wurde Österreich zugestanden, daß es aus verfassungsrechtlichen Gründen derzeit dem Wegfall des Bankgeheimnisses für Ausländer nicht zustimmen kann, zudem wurde schriftlich festgehalten, daß die neue EU-Richtlinie nicht für Inländer gelten wird. Österreich und Luxemburg könnten in einer Übergangszeit bis 2010 oder 2011 die Quellensteuer beibehalten. Bundeskanzler Schüssel und Finanzminister Grasser erklärten, daß für Steuerinländer das Bankgeheimnis auf jeden Fall gewahrt bleibe und sich in den nächsten zwei Jahren auch für Ausländer, die in Österreich veranlagen, nichts ändern würde.

Opec-Gipfel in Wien beriet über Steigerung der Ölfördermengen
Die erdölexportierenden Länder (OPEC) einigten sich in einer informellen Sitzung in Wien, die Öl-Förderquote ab Juli zu erhöhen. Die OPEC deckt derzeit 40 Prozent des weltweiten Ölbedarfs ab. Während sich Saudi Arabien für die Steigerung der Fördermengen einsetzte, sprachen sich der Iran, Algerien und Venezuela dagegen aus. Nun soll die Fördermenge um 700.000 Barrel pro Tag erhöht werden. Mit einer baldigen Senkung der Benzinpreise ist nach der Meinung von Experten allerdings nicht zu rechnen.


Brenner-Blockade wegen Überbelastungen durch Transitverkehr
Gegen die Verkehrslawine aus dem EU-Raum protestierte die dadurch schwer belastete Tiroler Bevölkerung, mit der sich die Tiroler Landesregierung solidarisch erklärte, während die Frächter heftig gegen diese Art der Willenskundgebung protestieren. Wirtschaft und Tourismus treten für den freien Warenverkehr auf Österreichs Straßen ein, während die Transitgegner verhindern wollen, daß die Tiroler Gebirgstäler durch die permanente Zunahme des Durchzugsverkehrs immer stärker zu Schaden kommen. Heute, Montag, fand in Luxemburg ein Ratstreffen der Verkehrsminister statt, um über eine Änderung des Öko-Punktesystems mit gleichzeitiger Garantie für einen freien Warenverkehr zu beraten. Der Transitvertrag war ein Kompromiß, mit dem vor allem die Umweltbelastung verringert werden sollte. Es wurden je Land Kontingente von Stickstoffoxyden in Form von "Ökopunkten" ausgegeben, worauf die Frächter mit hohem finanziellen Aufwand ihren Fuhrpark auf schadstoffarme Fahrzeuge umstellten. Die Folge davon war - obwohl völlig transitvertragskonform - ein deutlicher Anstieg der Verkehrslawine um 77 Prozent seit dem Jahre 1991. Im Jahr 1999 haben sich die Transitfahrten auf 1,5 Millionen erhöht (1991 waren es 850.000). Da im ersten Halbjahr 2000 die Ökopunkte von den meisten bereits verbraucht worden sind, ist mit einer erheblichen Überziehung der vertraglich vereinbarten Transitfahrten zu rechnen. Wie den heutigen Berichten zu entnehmen ist, konnte in Luxemburg keine Kompromißlösung gefunden werden.

AT&S präsentiert beste Jahresbilanz der Geschichte
Das beste Jahres-Bilanzergebnis der Geschichte sowohl an Umsatz als auch an Gewinn hat AT&S-Finanz-Vorstand Harald Sommerer für sein Unternehmen heute, Mittwoch, präsentiert. Der Umsatz von AT&S (Austria Technologie & Systemtechnik AG) habe sich gegenüber dem Vorjahr um 54% auf 233,2 Mio. Euro erhöht, der Gewinn stieg um 250% auf 27,6 Millionen Euro, erläuterte Sommerer. Der österreichische Leiterplattenproduzent will demnächst ein neues Werk in China errichten, wie AT&S-Vorstandsvorsitzender Willi Dörflinger bekanntgab. Dieses in der Shanghai-Area in China zu errichtende Werk wird zwischen 700 und 800 Mitarbeiter beschäftigen und 100 und 130 Mio. Euro kosten, wie Dörflinger präzisierte. Mit Anfang 2002 wird der Beginn der Produktion in China prognostiziert. "China ist im Bereich der mobilen Telekommuninkation der mit Abstand größte Wachstumsmarkt der Welt. Unsere wichtigsten Kunden wie Nokia oder Siemens sind in dieser Region bereits vertreten. Völlig klar, daß wir ihnen als key supplier auf diesem Weg folgen", begründete Dörflinger die Expansion nach China.
Für die geplante Expansion sei ein Stockoption-Plan entworfen worden; es würden kurzfristige zehn Leute in Top-Positionen gesucht. Bereits bereits gebe es einen internen Managementpool, der fähige Mitarbeiter für den Einsatz im Ausland ausbildet, so der Finanzvorstand. Auf der Hauptversammlung von AT&S am 6. Juli ist zudem der Beschluss eines Aktiensplits ein Aktiensplit im Verhältnis 2:1 geplant.
Der österreichische Leiterplattenproduzent, der zu je guten 20% im Besitz von Hannes Androsch, Willi Dörflinger und Helmut Zoidl ist, hat derzeit fünf Produktionsstätten, drei davon in Österreich, eine in Augsburg und eine in Indien.


Der Mineralölkonzern OMV erhielt zwei neue Bohrlizenzen in Pakistan
Der österreichische OMV-Konzern, der bereits seit dem Jahre 1990 in Pakistan tätig ist, hat von der dortigen Regierung die Genehmigung bekommen, auf einer Fläche von 12.300 Quadratkilometern nach Erdgas und Erdöl zu suchen. Bereits im Jahre 1993 entdeckte die OMV in Pakistan das Gasfeld Miano und 1998 das Gasfeld Sawan. In den nächsten drei Jahren wird nun ein Konsortium unter der Führung der OMV auf einer Fläche, die etwa der Größe Oberösterreichs entspricht, nach Gas- und Erdölvorkommen suchen. Die OMV verfügt derzeit über 27 Milliarden Kubikmeter sichere Erdgasreserven, davon entfallen auf den Pakistan mehr als sechs Milliarden, was etwa dem Jahresbedarf Österreichs entspricht. Auf dem Gebiet der Erdölförderung ist die OMV im Besitz der australischen Cultus Petroleum und ist auch an drei Förderblöcken der Royal Dutch Shell beteiligt. Rückwirkend seit 1. April dieses Jahres ist sie im Besitz von einem jeweils 15 prozentigen Anteil an drei Nordsee-Plattformen.

Exportanstieg der Wiener-Philharmoniker-Münzen nach USA und Japan
Die Münze Österreich konnte im Jahr 1999 den Export der Wiener Philharmoniker-Münzen nach den USA um 60 und nach Japan um 130 Prozent erhöhen. 75 Prozent aller 288.000 produzierten Unzen Philharmoniker gingen in den Export nach den USA und Japan. Auch mit der Herstellung von Münzplättchen, Prägewerkzeugen und im Bereich Engineering und Consulting erzielt die Münze Österreich gute Auslandserfolge Beeinflußt wurde die Exportsteigerung durch den derzeit relativ günstigen Goldpreis am Weltmarkt. Im Jahr 1999 investierte die Münze Österreich 44 Millionen Schilling (3,2 Millionen Euro) in neue Produktionstechniken. Die Produktion von 1,5 Milliarden Euro- und Eurocent-Münzen, von denen die Hälfte bereits geprägt worden sind, bringt eine hohe finanzielle Belastung. Für die Produktion und die Lagerung muß mit rund 1,5 Milliarden Schilling (109 Millionen Euro) gerechnet werden, wovon ein Großteil erst im Jahr 2002 erlöst werden wird.

Die NASA erforscht rätselhaftes Phänomen in Kremsmünster
Während der Sonnenfinsternis im August des vergangenen Jahres wurde in der Sternwarte des Benediktinerstiftes Kremsmünster in Oberösterreich ein rätselhaftes physikalisches Phänomen beobachtet. Die Sternwarte besitzt ein 50 Meter langes Foucault´sches Pendel, das gleichsam mit der Erdbewegung rotiert. Während der Sonnenfinsternis 1999 wurde beobachtet, daß es sich etwa doppelt so schnell drehte als sonst. Da die NASA, die für eine bereits während der Sonnenfinsternis 1954 aufgetretene Anomalie bei der Gravitation noch auf der Suche nach einer Erklärung ist und bei der vorjährigen Sonnenfinsternis weltweit um Aufmerksamkeit für dieses Phänomen ersuchte, meldete Kremsmünster diese außergewöhnlichen Beobachtungen. Daraufhin wird nun die NASA dort die Ergebnisse des Experimentes im Zusammenhang mit möglichen Abweichungen der Schwerkraft der Erde erforschen.

Mit 102 Jahren ins Internet
Eine ganz außergewöhnliche Seniorin ist Maria Koppendorfer, eine Bewohnerin des NÖ Landes-Pensionisten und -Pflegeheimes Amstetten: Mit 101 Jahren absolvierte sie den ersten Flug ihres Lebens - er führte sie nach Schweden - und nun erhielt sie zum 102. Geburtstag von der Heimleitung einen Gutschein für einen Internet-Schnupperkurs. Maria Koppendorfer: "Anfang August werde ich meine Augen operieren lassen, damit ich wieder ganz gut sehen kann, und dann freue ich mich schon auf das Surfen." Seit einigen Tagen hat sie eine eigene e-mail Adresse "Maria.Koppen dorfer@gmx.at" und verfolgt bereits mit Interesse die zahlreich eintreffenden Glückwunschschreiben. Probleme gab es allerdings beim Anlegen der e-mail-Adresse, weil der Computer nur für Geburtsjahre ab 1900 programmiert ist.

Fleischhauer aus NÖ ist internationaler "Champion"
Der Waldviertler Fleischermeister Wolfgang Wandl aus Großschönau (Bezirk Gmünd) ist bereits zum dritten Mal hintereinander "Internationaler Champion". Im niederländischen Maastricht wurde er kürzlich im Rahmen des 19. Fach-Wettbewerbes, an dem zwölf Nationen teilnahmen, für seine Pasteten, Rohwürste und Schinken ausgezeichnet. 60 Produkte reichte Wandl ein, davon wurden 35 Spezialitäten mit Gold prämiert, 23 erhielten Silber und zwei Bronze. Wolfgang Wandl gewann bisher alles, was es in internationalen Fleischbewerben zu gewinnen gibt. Wandl betreibt acht Geschäfte im Waldviertel, 120 Spezialitäten gibt es im Angebot. Die seit 1888 bestehende "Wandls Delicatessen Manufactur" hat 40 Mitarbeiter.

Südbahnhotel erwacht aus "Jahrhundertschlaf"
Seit Jahrzehnten steht das Südbahnhotel, einst eines der mondänsten Beherbergungsbetriebe am Semmering, leer. Jetzt kehrt wieder Leben in die ehemals prunkvollen Räume ein: Die Festspiele Reichenau realisieren dort ein interessantes Theaterprojekt. Aufgeführt wird vom 7. Juli bis 6. August die tragische Satire von Karl Kraus "Die letzten Tage der Menschheit". Zu der dafür notwendigen Teilrestaurierung des Hotels beschloß die NÖ Landesregierung eine Infrastrukturförderung in der Höhe von einer halben Million Schilling (36,3 Mio. Euro). Die Satire von Karl Kraus besteht aus einer Abfolge von sehr realistischen Szenen aus der Zeit von 1914 bis 1918. Der Literaturkritiker Hans Haider fertigte aus diesen Szenen, die früher für unspielbar gehalten wurden, eine zweieinhalbstündige Bühnenfassung, die auf die räumlichen Gegebenheiten des Spielortes Bedacht nimmt. Inszeniert wird das Stück von Hans Gratzer, in den Hauptrollen sind Otto Schenk, Peter Matic, Marianne Mendt und andere zu sehen.

Österreichische Literatur wird digitalisiert
Das Projekt austrian literature online, eine Initiative zur Digitalisierungsoffensive in Österreich, wurde heute in der Österreichischen Nationalbibliothek vorgestellt. Das von verschiedenen Universitätsbibliotheken und Instituten initiierte Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die wichtigsten Werke der österreichischen Literatur als virtuelle Bibliothek im Internet zugänglich zu machen. Einzige Einschränkung dabei ist das Urheberrecht: So können nur Bücher aufgenommen werden, die von Autoren stammen, die bereits seit mindestens 70 Jahren verstorben sind. In einer provisorischen Vorauswahl wurden rund 1000 Werke der österreichischen Literatur zur Digitalisierung ausgesucht, bei rund 20 Titeln wurde die Umsetzung bereits realisiert. Darunter befinden sich Werke von Grillparzer, Stifter, Kafka und Hoffmannsthal. Mit der Volltextsuche wird es zukünftig für Literaturwissensschafter, aber auch für den Interessierten Leser, völlig neue Gebrauchsformen für alte Werke geben. Für Blinde bietet die Digitalisierung die Möglichkeit, mit Hilfe neuer Techniken das Schriftbild zum Hörbild zu transformieren. Nach Angaben der Initiatoren versteht sich das alo-Projekt auch als Beitrag zu einer Neuorganisatation der Fernleihe in wissensschaftlichen Biblioteheken. Statt dem kostenaufwendigen Versand könnten dann alle Werke digitalisiert binnen weniger Augenblicke zur Verfügung stehen. Die nötige Software soll dem Leser kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Ebenso soll die Nutzung der virtuellen Bibliothek mit keinen Kosten verbunden sein. Ein vorläufiger Termin für den Projektabschluß wurde nicht bekannt gegeben.

Souveräner Sieg für Österreichs Ruderer im Weltcup-Wettbewerb
In Wien an der Neuen Donau erzielten die österreichsichen Ruderer große Erfolge mit zwei Weltcupsiegen. Zuerst waren die Leichtgewichtsvierer die Sensation des Tages. Wolfgang Sigl, Martin Kubau, Bernd Wakolbinger und Helfried Jurtschitsch hatten keinen guten Start, übernahmen aber bei der 1250-Meter-Marke die Führung. Sie kamen mehr als drei Sekunden vor dem US-Boot und eine Sekunde vor den Kanadiern ins Ziel. Ungemein spannend entwickelte sich dann das Rennen bei den Schwergewichten. Der schwere Doppelvierer mit Norbert Lambing, Arnold Jonke, Horst Nußbaumer und Raphael Hartl erwiesen sich bereits vom Start weg gegen den Exweltmeister Italien überlegen. Im Finish überholten die Italiener, sodaß es auf den letzten Metern zu einem überaus spannenden Endkampf kam, den die Österreicher am Ende der 2000 Meter langen Strecke mit zwei Hundertstel Sekunden gewannen.

Auf dem Rundkurs am Faaker See besiegte ein Sprinter die Rad-Profis
Bei der Straßenmeisterschaft mit einer 186 Kilometer langen Strecke gab es eine große Überraschung. Erst fünf Runden vor Schluß lösten sich zwölf Mann, neben der Elite Morscher, Totschnig, Buxhofer, dem Titelverteidiger Hempel, Gugganig und Mühlbacher auch der 26jährige Wiener Werner Riebenbauer. Der Sprinter bewies beim letzten Anstieg seine Stärke und errang den ersten Platz. Damit ist er österreichischer Radmeister 2000 und für Sydney qualifiziert.

Guter Start für Österreich beim Leichtathletik-Meeting in Nürnberg
Die österreichischen Leichtathletikerinnen haben gute Chancen für Sydney. Die 800-Meter-Halleneuropameisterin aus Kärnten, Steffi Graf, wurde zwar von der Marokkanerin Hasna Benhassi knapp vor dem Ziel abgefangen und mußte sich - mit allerdings nur 15 Hundertstel Sekunden Rückstand - erstmals geschlagen geben, kann aber mit ihrer 800-Meter-Zeit von 1:58,62 sehr zufrieden sein. Die Niederösterreicherin Karin Mayr unterbot als 100-Meter-Siegerin in 11,29 das Sydney-Limit um eine Hundertstel. Für den 22jährigen Oberösterreicher Günther Weidlinger, gab es allerdings eine arge Enttäuschung, als er nach 1000 Metern seines Hindernislaufes entdeckte, daß die Veranstalter in der 3000-Meter Steeplechase auf das zweite Hindernis vergessen hatten und sein Rennen annulliert werden mußte.