Ausgabe Nr. 115 vom 28. Feber 2000

***** Wird FPÖ-Chef zurücktreten? *****
Wir haben heute ein wenig länger mit dem Versand dieser Nachrichten zugewartet. Seit etwa drei Stunden, es ist jetzt 21.30 Uhr MEZ, werden die österreichischen Nachrichten von einem Thema dominiert: Stimmen die Gerüchte um einen möglichen Rücktritt des FPÖ-Chefs Dr. Jörg Haider - oder nicht. Die "Kronen Zeitung" jedenfalls titelt ihre morgige Ausgabe, wie wenn der Rückzug Haiders bereits fix wäre, der "Kurier" gibt sich in seiner Schlagzeile eher zurückhaltend. In der "Zeit im Bild" ließ der FP-Abgeordnete zum Europarat, Peter Sichrovsky, verlauten, es gäbe bereits seit Samstag vergangener Woche parteiinterne Gespräche in diese Richtung. In eben dieser Nachrichtensendung des ORF wurde darauf hingewiesen, es könnte kurz nach 21 Uhr eventuell schon eine Entscheidung des noch immer tagenden Parteiausschusses geben. Nun können wir wegen fixer Sendetermine einiger unserer Kollegen in den Radiostationen nicht mehr zuwarten. Wir melden uns aber sofort mit einer Kurzmeldung, sollte ein nennenswertes Ergebnis verlautbart werden. Wir bitten um Verständnis!

***** Sondersitzung des Nationalrates im Parlament *****
Die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ beriefen eine Sondersitzung des Nationalrates ein, um sich Klarheit über den Stand der Staatsfinanzen zu verschaffen. Um die Maastricht-Verträge zu erfüllen, muß das Budgetdefizit gesenkt werden. Unterschiedliche Meinungen zu den Plänen für eine langfristige Sicherung des Pensionssystems, vor allem zu dem Problem der stark ansteigenden Zahl der Frühpensionen sowie für eine Finanzierung des wachsenden Defizits der Krankenkassen führten zu heftigen Debatten. Die zuständigen Ressorts sollen zusammen mit den davon betroffenen Instituttionen Lösungsvorschläge erarbeiten. Der neue Finanzminister Karl-Heinz Grasser stellte fest, daß es nicht möglich sein würde, das Budget alleine durch ausgabenseitige Einsparungen zu sanieren. Die Opposition lehnt aber strikt jede Verminderung der Sozialleistungen ab.

***** Anonymes Sparbuch nicht EU-konform *****
Österreich hat sich - bisher noch erfolgreich - den Forderungen der Anti-Geldwäsche-Organisation FATF widersetzt und am unveränderten Fortbestehen der anonymen Sparbücher festgehalten. Die Drohung, aus diesem Verband ausgeschlossen zu werden, zwang jetzt zum Handeln. Der Gesetzesentwurf über die Abschaffung der anonymen Sparbücher muß bis zum 20. Mai d.J. vorgelegt werden. Das bedeutet, daß ab 1. November dieses Jahres bei Eröffnung eines neuen Sparkontos ein Lichtbildausweis vorgelegt werden muß. Für die bereits bestehenden anonymen Sparguthaben genügt eine einmalige Ausweisvorlage. Falls diese nicht erfolgt, kann bis Juni 2002 noch anonym abgehoben werden und mit Ausweis dann auch noch weiterhin. Sollten irgendwann noch anonyme Sparbücher entdeckt werden, wird an den Inhaber auch noch Jahrzehnte später ausgezahlt. Vom 1. November 2000 bis 30. Juni 2002 wurde die Befreiung von der Schenkungssteuer beschlossen. Das Bankgeheimnis wird in Österreich so gut wie kaum in einem anderen Land der Welt gehütet. Das versichert der Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ebenso wie der Finanzminister Karl-Heinz Grasser.

***** Entschädigung für NS-Zwangsarbeiter *****
Der New Yorker Anwalt Ed Fagan ist in Wien eingetroffen, um mit der Regierungsbeauftragten für NS-Zwangsarbeiter-Entschädigungen, Maria Schaumayer, erste Gespräche zu führen. Anwalt Fagan fordert eine Erweiterung ihres Mandates auf noch offene Forderungen in den Bereichen Banken, Versicherungen, Kunst und Restitution von Eigentum, für die er auch eine Beteiligung eines Sprechers der Industrie und eines Beamten des Finanzministeriums erwartet. Aber zuerst solle das Thema Zwangsarbeiter ausgehandelt werden.

***** Außenministerin Benita Ferrero-Waldner in Portugal *****
In Vilamuora im südlichen Portugal fand eine Ministerkonferenz der EU mit den Staaten Lateinamerikas statt, an der auch die österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner teilnahm. Aus diesem Anlaß ergaben sich wieder viele Gelegenheiten, sowohl den Ministern aus Südamerika als auch den Teilnehmern aus Europa die derzeitige Situation Österreichs ausführlich darzulegen. Auch anläßlich einer Pressekonferenz berichtete sie den zahlreich erschienenen Medienvertretern über die Kontinuität der österreichischen Außenpolitik und sprach auch über die Betroffenheit, die die Haltung der EU-Partner in Österreich bewirke. Sie wolle Vorurteile durch Taten widerlegen und Österreichs proeuropäische Einstellung unter Beweis stellen. Als nächsten Programmpunkt habe sie einen Besuch in Ungarn geplant.

***** Bundesminister nehmen heute an Auslandstreffen teil *****
Der neue österreichische Finanzminister Karl-Heinz Grasser war heute in Brüssel, um an den Beratungen der Finanzminister der anderen 14 EU-Staaten teilzunehmen. Zu einem informellen Treffen war der neue Verteidigungsminister Herbert Scheibner in Portugal.

***** Chemische Industrie im Aufwind *****
Positive Aussichten bescheinigt eine jüngste Analyse der Bank Austria der österreichischen Chemischen Industrie. Im Branchendurchschnitt sei mit einem Umsatzwachstum für die nächsten Jahre von 5 Prozent zu rechnen, meinen die Experten der größten österreichischen Bank. Österreichs Chemiesektor habe trotz struktureller Schwächen, anhaltenden Wettbewerbsdruck und wachsender Konkurrenz asiatischer Anbieter seine Wettbewerbsfähigkeit dank intensiver Rationalisierungsmaßnahmen bewahren können. Der Sektor Chemie, der aus beiden Branchen, Chemieindustrie und Gummi- und Kunststoffwarenerzeugung besteht, erwirtschaftet laut Bank Austria 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Mit 30.500 Arbeitnehmern hatte die Chemieindustrie 1999 einen Umsatz von 78 Milliarden Schilling (5,67 Milliarden Euro), in der Gummi- und Kunststoffwarenerzeugung mit 25.400 Personen 46 Milliarden Schilling (3,34 Milliarden Euro) erwirtschaftet.

***** Östereichs Exporte nach Griechenland gestiegen *****
Die Fülle der Maßnahmen zur Erreichung der Maastricht-Kriterien für einen Euro-Beitritt mit 1. Jänner 2001 beleben die griechische Konjunktur - 1999: 3 Prozent Bruttoinlandsprodukt-Wachstum - und beflügeln so indirekt auch Österreichs Exporte nach Griechenland. Die österreichischen Lieferungen nach Griechenland sind in den ersten zehn Monaten 1999 gegenüber der Vorjahrsperiode um 17,7 Prozent auf 3,3 Milliarden Schilling (240 Millionen Euro) gestiegen. Der Österreichische Handelsdelegierte in Athen, Wilhelm Galathovics, erklärt, daß neben der guten Konjunkturlage auch die zahlreichen EU-mitfinanzierten Infrastrukturprojekte in Griechenland für die positive Exportentwicklung in Österreich eine Rolle spielen, da die österreichischen Unternehmen ausgezeichnet zum Zug kämen. So konnte vor kurzem auch einer der größten Exportaufträge Österreichs genau in diesem Bereich an Land gezogen werden: Siemens Austria wurde von den griechischen Eisenbahnen für Produkte und Leistungen in der Höhe von fast einer Milliarde Schilling (72,7 Millionen Euro) beauftragt.

***** Tiroler Quellwasser für weltweiten Export *****
Aus der Mühlsprungquelle, der zweitgrößten Quelle Tirols, fließen täglich 70 Millionen Liter Wasser, dessen Quaität zu der hochwertigsten in ganz Europa zählt. Dies wird durch ein hydrologisches Gutachten bestätigt. In einem so reich mit erstklassigem Quellwasser gesegneten Land ist es begreiflich, daß die Gemeinde Nassenreith es nicht für wichtig erachtet hat, die Besitzrechte an dieser Quelle zu kaufen. Und so erwarb vor Jahren die Irisch-Vorarlberger Firma Cosgrove & Wolf die Wassernutzungsrechte zusammen mit den Gründen der damaligen Textilfabrik. Der Geschäftsführer dieser Firma, Gottfried Wolf, erkannte den Wert und investierte an die fünf Millionen Schilling in Pläne und Gutachten, bis es zu Kontakten mit der englischen Firma Sprimont Soft-Drink Produktions-Ges.m.b.H. kam, die schon seit Jahren auf der Suche nach geeignetem Quellwasser war. Inzwischen sind die Verhandlungen mit dem Geschäftspartner und mit der Gemeinde Nassenreith sowie, wegen der Umwidmung in ein Wasserschutzgebiet, auch mit dem Land Tirol so weit fortgeschritten, daß schon im Frühjahr mit dem Bau einer Abfüllanlage begonnen werden soll. Für den Anfang ist eine Abfüllmenge von 800.000 Flaschen pro Tag geplant, die nach und nach auf 3 Millionen gesteigert werden soll. Man erwartet sich für dieses Gebiet einen großen wirtschaftlichen Aufschwung und die Schaffuung von Arbeitsplätzen.

***** Salzburger Köche auf der WM in Basel am vierten Platz *****
Aus 20 Ländern waren zwölf Kochnationalmannschaften, 66 Regionalteams und 500 Einzelaussteller nach Basel gekommen, um an den Weltmeisterschaften der Köche, dem "Salon Culinaire Mondial", teilzunehmen. Das Kochteam aus Salzburg vom Kochstammtisch Pinzgau erreichte den vierten Gesamtrang. Die Pinzgauer Köche können sich über drei Goldmedaillen, eine Silbermedaille, eine Mannschafts-Goldmedaille und den Titel "Tagessieger der Ausstellung" freuen.

***** Die Schauspielerin Ellen Umlauf ist gestorben *****
In der Nacht auf Dienstag starb in Neuseeland die 74jährige Wiener Schauspielerin Ellen Umlauf an Herzversagen. Sie wurde als Tochter der berühmten Jugendschriftstellerin Anneliese Umlauf-Lamatsch in Wien geboren. Nach ihrem Studium am Reinhardt-Seminar wurde sie Balett-Tänzerin. In den Opernhäusern von Breslau und Graz trat sie als Solotänzerin auf, wirkte später als Schauspielerin in Berlin, Düsseldorf, Zürich und Wien und war auch als Filmschauspielerin sehr erfolgreich. Zum Fernsehstar wurde sie mit ihrer Rolle als die intrigante "Frau Kaiser" in der Wiener TV-Serie "Kaisermühlen-Blues". Aber auch als Bühnenschauspielerin im Wiener Schauspielhaus und an der Wiener Volksoper erfreute sie sich großer Beliebtheit. Ihre Freizeit verbrachte sie auf den Fidschi-Inseln, die ihr zur zweiten Heimat geworden waren. Als Autorin, Regisseurin und Produzentin schuf sie mehrere Dokumantationen über diese Region und ihr harmonisches Zusammenleben mit den Menschen dort.

***** Der Kameramann Sepp Riff erlag 73jährig einem Schlaganfall *****
Der in Neuhofen bei Ried geborene Sepp Riff war sein ganzes Leben hindurch als Kameramann tätig. In seiner Jugend arbeitete er für die großen Wochenschauen, wie die Fox-Wochenschau und für Visnews-BBC. Er war in der ganzen Welt unterwegs, filmte im Jahre 1956 in Ungarn als erster westlicher Kameramann, wurde mit seinen Aufnahmen an der Berliner Mauer bekannt und berühmt. Sein wohl aufsehenerregendster Erfolg, für den er mit der "Goldenen Kamera" ausgezeichnet wurde, waren die zusammen mit Hugo Portisch geschaffenen Fernsehrproduktionen "Österreich I" und "Österreich II". Sepp Riff ist voriges Wochenende an den Folgen eines Schlaganfalles verstorben.

***** Interessantes Forschungsprojekt an Innsbrucker Universitätsklinik *****
An der neurologischen Intensivstation der Innsbrucker Universitätsklinik läuft derzeit ein Forschungsprojekt mit dem Schwerpunkt, durch neueste Behandlungsmethoden das Absterben und die Schädigung von Nervenzellen nach Hirnverletzungen zu verhindern, wofür bestimmte Enzyme, die "Proteasen" des Gehirns verantwortlich sind, welche die Proteinstrukturen der Nervenzellen angreifen. Wie der Leiter des Forschungsprojekts, Univ.-Professor Dr. Andreas Kampfl von der neurologischen Intensivstation der Innsbrucker Klinik erklärt, scheinen dabei sogenannte "Calpaine" und "Caspasen" eine wichtige Rolle zu spielen. Calpaine sind durch intrazelluläres Kalzium aktivierte Enzyme, die im speziellen Stützproteine der Nervenzellen abbauen, während Caspasen zu programmiertem Zelltod oder Apoptose der Nervenzellen führen. Durch bestimmte Medikamente können nun diese Enzyme gehemmt und der Zelltod damit verzögert, bzw. verhindert werden.

***** Kunststaatssekretär Morak für "Nordrand" bei Auslands-Oscar *****
In Zusammenhang mit der Diskussion über den österreichischen Beitrag zum Auslands-Oscar, den Film "Nordrand" von Barbara Albert, begrüßte Staatssekretär für Kunst und Medien, der Schauspieler Franz Morak (ÖVP), die Entscheidung zugunsten der Filmvorführung. Am Beispiel des Boykottaufrufs zu diesem Film falle es schwer, zu gleuben, daß es sich noch um sachliche Kritik an Österreich handle. Morak betonte, jeder, der "'Nordrand" gesehen habe, weiß, daß dieser Film gerade angesichts der derzeitigen Situation einen wichtigen Beitrag zum Pluralismus und zu einer offenen Diskussion leisten könne.

***** Gulda-Geburtstagskonzert mit Wiener Philharmonikern *****
Das für den 15. Mai im Wiener Konzerthaus angesetzte Konzert zum 70. Geburtstag des am 27. Jänner verstorbenen Pianisten Friedrich Gulda mit den Wiener Philharmonikern findet wie geplant statt - nun "in memoriam". Gespielt werden Mozart, Bach und Beethoven, Mozart's "Konzert für zwei Klaviere" gemeinsam mit Guldas Söhnen Paul und Rico.

***** Renate Götschl zweimal Siegerin, einmal Zweite *****
Wieder gab es Erfolge für Österreichs Damen: Am Freitag bei der Abfahrt am Patscherkofel siegte Renate Götschl. Dritte wurde Michaela Dorfmeister. Tanja Schneider kam auf den 9. Platz und Stefanie Schuster wurde Zehnte. Beim Damen Super-G am Samstag wurde die Kanadierin Melanie Turgeon Siegerin, Renate Götschl kam mit + 36 auf den 2. Platz und Tanja Schneider auf den 3. Platz. Michaela Dorfmeister wurde Achte. Den 10. Platz erreichte die Kärntnerin Selina Heregger. Am Sonntag ist wieder Renate Götschl Siegerin, Tanja Schneider wird Sechste, Michaela Dorfmeister Zwölfte und Selina Heregger Dreizehnte. Renate Götschl liegt jetzt auf dem ersten Platz im Gesamtweltcup der Damen, gefolgt von Michaela Dorfmeister. Im Super-G Weltcup Damen ist ebenfalls Renate Götschl am ersten Platz und Tanja Schneider am dritten Platz.

***** Welt-Cup-Sieg für Benjamin Raich in Yongpyong in Korea *****
Obwohl Benjamin Raich in diesem Winter schon dreimal auf dem Podest stand, hatte es bisher nie für den ersten Platz gereicht. Umso größer ist nun die Freude, daß es ihm gelungen ist, obwohl der Hang eisig, rutschig und besonders schwierig war, den 1. Platz zu erringen.

***** Österreichischer WM-Doppel-Sieg beim Biathlon am Holmenkollen *****
Gold für den Salzburger Wolfgang Rottmann, Silber für den Tiroler Ludwig Gredler in Oslo beim 20 km-Biathlon-Wettbewerb. Diesen sensationellen Erfolg haben sie sich sowohl durch ihre Langlaufleistung als auch durch ihre Treffsicherheit beim Liegendschießen verdient. Sie trafen alle zehn der 4,5 Zentimeter kleinen Scheiben auf 50 Meter Entfernung.

***** Österreichs Ski-WM-Junioren in Quebec schon dreizehn Medaillen *****
Den ersten Platz im Super-G der Junioren-Mädchen in Quebec/Kanada errang Katrin Wilhlelm, den 2. Platz Ingrid Rumpfhuber. Goldmedaillen gab es für die Junior-Burschen Klaus Kröll, Georg Streitberger und Matthias Lanzinger.

***** EM-Leichtathletik-Gold für die Kärntnerin Steffi Graf in Gent *****
Die Kärntnerin Steffi Graf freut sich über ihren Sieg, mit dem sie im Titel über 800 m erstnmals die Goldmedaille bekam.