Ausgabe Nr. 150 vom 30. Oktober 2000

Österreichs Nationalfeiertag am 26. Oktober mit Feiern am Heldenplatz
Etwa 300.000 Menschen kamen am Nationalfeiertag bei herrlichem Wetter auf den Wiener Heldenplatz. Die Feiern begannen mit einer Festmesse für den Frieden vor der Krypta im Heldendenkmal und Kranzniederlegungen durch Bundespräsident Thomas Klestil und der Bundesregierung für die Gefallenen der Weltkriege und für die Opfer des Kampfes um Österreichs Freiheit. Während anschließend die Regierung zu einem Sonderministerrat zusammentrat, wurden am Heldenplatz die Informationsveranstaltungen feierlich eröffnet. Auf der Leistungsschau des Bundesheeres konnte neben anderen Hubschraubern auch der neue "Black Hawk" besichtigt werden. Im Rahmen der Feiern wurden 1100 Rekruten der Garnisonen Wien und Langenlebarn angelobt. Eine Präsentation der EU-Anwärterstaaten und ein umfangreiches Programm mit viel Musik, Fallschirmspringern, einer Polizeihundevorführung, einer Bio-Spezialitäten-Meile sowie auch Verpflegung aus einer "Gulaschkanone" wurde geboten. Ein Bungee-Sprung aus einem in 420 Metern Höhe stehenden Heereshubschrauber wurde vom Ex-ÖSV-Adler Rupert Hirner vorgeführt. Auch in Linz-Hörsching und Graz fanden Großveranstaltungen des Bundesheeres statt. Zum Abschluß des Tages hielt Bundespräsident Thomas Klestil seine traditionelle Fernsehansprache.

Appell von Bundespräsident Klestil an die politisch Verantwortlichen
Bundespräsident Thomas Klestil mahnte in seiner Ansprache zum Nationalfeiertag, die notwendigen Reformvorhaben in bedachter und ausgewogener Weise durchzuführen, um das Vertrauen der Bürger und Bürgerinnen in den Staat zu gewährleisten. Mit einem Appell an die politisch Verantwortlichen zur Kooperation statt Konfrontation forderte er dazu auf, die Prinzipien der Meinungsvielfalt, Objektivität und Unabhängigkeit als Wesen der Demokratie zu schützen.

Rekordbesuch der Wiener Museen am Nationalfeiertag
Der freie Eintritt, den die Wiener Museen am Nationalfeiertag bieten, bewirkte auch heuer wieder einen Ansturm, vor allem auf das Naturhistorische Museum mit seiner Dinosaurier-Schau. Aber nicht nur Besucher aus Wien und Umgebung, auch zahlreiche Gäste aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn nehmen dieses Angebot jedes Jahr gerne in Anspruch. Sie kommen mit vielen Bussen und werden durch stündliche Museums-Führungen in tschechischer und slowakischer Sprache betreut. Unerwartet groß war auch der Ansturm auf das neueröffnete Museum im Mizrachi-Haus am Judenplatz, in dem ein Modell, sowie die Ausgrabungen und Fundstücke der im Jahre 1421 zerstörten Synagoge ausgestellt sind.

Enthüllung des Holocaust-Mahnmales auf dem Wiener Judenplatz
Am Mittwoch wurde im Rahmen einer Gedenkfeier das Holocaust-Mahnmal am Judenplatz in Wien enthüllt. Dieses Shoa-Denkmal wurde von der britischen Künstlerin Rachel Whiteread entworfen und stellt in Form eines steinernen Würfels eine nach außen gewendete Bibliothek dar. Diese Bücher ohne Titel, ohne Rücken, in denen man nicht blättern kann, sind ein Symbol für die Lebensbücher der mehr als 60.000 österreichischen Juden, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind. Es war eine stille Feier, an der die Spitzen der Israelitischen Kultusgemeinde und viele Mitglieder kleinerer Gemeinden, Simon Wiesenthal, Alt-Kardinal Franz König und Kardinal Christoph Schönborn, Bundespräsident Thomas Klestil, Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) und Kulturstadtrat Peter Marboe (VP) sowie hunderte Gäste teilnahmen. Die österreichische Bundesregeirung war nicht eingeladen worden. Bundespräsident Klestil mahnte in seiner Eröffnungsansprache zur Wachsamkeit und wies darauf hin, daß nur aus der Vergangenheit, die wir nicht mehr ändern können, eine bessere Zukunft gestaltet werden kann.

Angelobung des neuen Sozialministers Herbert Haupt
Der bisherige FP-Sozialsprecher Herbert Haupt wurde als neuer Sozialminister berufen und am Dienstag durch Bundespräsident Thomas Klestil angelobt. Er übernimmt damit von der ausgeschiedenen Sozialministerin Elisabeth Sickl (FP) außer dem Sozialressort auch die Kompetenzen des Frauenministeriums. Es ist das erste Mal in der Zweiten Republik, daß ein Mann dem Frauenministerium vorsteht. Dies führte zu Protesten der Frauen in der Gewerkschaft und der Opposition. Herbert Haupt hofft, daß seine Arbeit "an den Sachthemen und nicht an Ressentiments gemessen wird". Zu seinen weiteren vorrangigen Aufgaben zählen eine Änderung der Regelungen für die umstrittene vierwöchige Arbeitslosengeld-Sperre nach befristeten Dienstverhältnissen, die Aufteilung der Extra-Milliarde für Behinderten-Beschäftigung und die Zusammenlegung der Sozialversicherungen.

Feierliche Unterzeichnung der Zwangsarbeiter-Entschädigungsverträge
Bei einem Gipfeltreffen, an dem die US-Botschafterin Catherine Hall, die Regierungsbeauftragte Maria Schaumayer, US-Staatssekretär Stuart Eizenstat und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel teilnahmen, wurden in Wien die NS-Zwangsarbeiter-Verträge zwischen Österreich, den USA und fünf osteuropäischen Ländern feierlich unterzeichnet. Rußland folgt wegen Terminproblemen etwas später nach. Von den noch lebenden 150.000 ehemaligen NS-Zwangsarbeitern erhalten jene, die in Konzentrationslagern oder unter ähnlich schweren Bedingungen inhaftiert waren, je 105.000 Schilling (7.631 Euro). Viele dieser Betroffenen werden von Deutschland entschädigt, das sich zur Zahlung für alle KZ-Häftlinge verpflichtet hat. Die ehemaligen Zwangsarbeiter in Industrie und Gewerbe bekommen je 35.000 Schiling (2,544 Euro), und die in der Landwirtschaft eingesetzt waren, je 20.000 Schilling (1.454 Euro). Bei der Abschlußzeremonie in der Hofburg betonte Bundespräsident Thomas Klestil die moralische Verpflichtung, daß das Unrecht klar anerkannt werde. US-Präsident Bill Clinton lobte in einem Brief an Bundespräsident Klestil den Schritt Österreichs als historische Leistung. Eine ähnliche Lösung solle nun auch für die Arisierungsfrage gefunden werden. Diese Verhandlungen haben bereits begonnen.

Eine Spitzelaffäre steht derzeit im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses
Der ehemalige Polizist Josef Kleindienst veröffentlichte ein Buch, in dem er sich selbst und Kollegen beschuldigt, interne Daten aus dem Polizeicomputer beschafft zu haben. Daraufhin veranlaßte Innenminister Ernst Strasser (VP) eine Sonderermittlung, die vom Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Erik Buxbaum, geleitet wird. Alle Vorwürfe sollen rückhaltlos aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Das Verhältnis der Regierungsparteien zu den Oppositionsparteien ist derzeit durch Verdächtigungen und Beschuldigungen sehr gespannt. Die Forderung nach Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses fand keine Zustimmung, da die Untersuchungen zuerst durch die Gerichte, unbeeinflußt von der Politik, durchgeführt werden sollen.

Tag der Nationen in New York stand im Zeichen Österreichs
Zu Beginn ihrer 100-Jahr-Jubiläumsreise durch die USA gastierten die Wiener Symphoniker im New Yorker UN-Gebäude am Eastriver. Sie leiteten die Generalversammlung der UNO zum "Tag der Nationen" mit Mozarts Jupitersymphonie, mit der 9. Symphonie von Schostakowitsch und dem Frühlingsstimmenwalzer ein und wurden von den rund 3.000 Zuhörern mit tosendem Applaus belohnt. UNO-Generalsekretär Kofi Annan gratulierte ihnen zum 100. Geburtstag und sprach Worte des Dankes für Österreich. Auch der Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, die symbolisch den Taktstock ergriffen hatte und eine simultan in sechs Sprachen übersetzte Ansprache hielt, wurde volle Anerkennung zuteil. Als Vorsitzende der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) traf sie deren führende Vertreter, gab eine Pressekonferenz und führte Gespräche mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan und. Ex-Außenminister Henry Kissinger.

Einigung in der Metallbranche auf einen 3,4 Prozent höheren Ist-Lohn
Nach sechzehnstündigen Verhandlungen einigten sich die Tarifpartner auf einen Kollektivvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Die Ist-Löhne steigen ab November um 3,4 Prozent, mindestens aber um 650,- Schilling (47,24 Euro), das bedeutet für die unteren Einkommensgruppen eine Erhöhung um 4,3 Prozent. Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne werden um 3,7 Prozent angehoben. Die Industrie war mit dem Angebot in die Verhandlungen gegangen, die Kerninflation abzugelten, ohne Berücksichtigung der hohen Energiepreise, weil dadurch die Arbeitgeber doppelt belastet würden.
Die Gewerkschaft verlangte aber eine volle Inflationsabgeltung. Die Arbeitgeber beziffern die Kosten dieser Lohnrunde mit einer Milliarde Schilling (72,67 Milliarden Euro) je Prozent der Lohnerhöhung. Für die Industrie-Angestellten in den Bereichen Papier, Glas, Stein, Keramik und Chemie steigen die Ist-Gehälter zwischen zwei und 2,8 Prozent, die Mindestgehälter zwischen 2,5 und 3,5 Prozent.

Umsatzsteigerung bei Werkzeugmaschinenhersteller Emco Hallein
Zum Ende des dritten Quartals 2000 konnte Emco Hallein im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 41 Prozent verzeichnen. Der USA-Umsatz nahm um 30 Prozent zu und die Aufträge im dritten Quartal machten mit 316,5 Millionen Schilling (23 Millionen Euro) fast das Dreifache gegenüber den Vorjahrsaufträgen im Vergleichszeitraum aus.

VA-Tech übernimmt den französischen Elektrokonzern Schneider
Durch ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem französischen Elektrokonzern Schneider stärkt VA Tech sein Kerngeschäft und hält 60 Prozent am Joint Venture über ihre Wiener Tochter T&D, ehemals Elin. In diesem Bereich werden derzeit Umsätze von rund 10 Milliarden Schilling (727 Millionen Euro) erzielt. Auch die Transformatorenwerke werden von Schneider an VA Tech abgegeben. Hauptstandorte sind Wien und Grenoble. VA Tech wird dadurch zum drittgrößten Anbieter von Hochspannungstechnik.

Abschlußgala für Viennale 2000 im Wiener Gartenbaukino
Unter starkem Interesse ausländischer Medienbeobachter wurde der Abschluß der Viennale 2000 gefeiert. Der Wiener Filmpreis ging, unter allen abendfüllenden heimischen Arbeiten dieses Jahres, an Goran Rebiic für seinen Dokumentarfilm "The Punishment", eine differenzierte Bestandsaufnahme des oppositionellen Lebens in Belgrad kurz nach dem NATO-Bombardement . Dieser Film hat bereits im Frühjahr den "Großen Diagonalepreis" erhalten. Mit dem Fipresci-Preis wurde der chinesisch-deutsche Spielfilm "Suzhou River" ausgezeichnet. Der Preis für den besten Kurzfilm "The March" wurde an den Amerikaner Abraham Ravett verliehen. Kulturstadtrat Peter Marboe berichtete, daß eine Umfrage unter Touristen zu dem Ergebnis führte, die Viennale sei das drittbeste Wiener Kulturereignis. Einige Filme haben während der Viennale einen österreichischen Verleih gefunden.

Kammersänger Walter Berry verstarb im 72. Lebensjahr
Am Freitag erlag der Kammersänger Walter Berry in Wien einem Herzinfarkt. Nach seinem Studium an der Wiener Musikakademie begann er seine Laufbahn am Theater an der Wien. Als 21jähriger war er bereits Mitglied der Wiener Staatsoper, wo er bei der Premiere anläßlich der Wiedereröffnung im November 1955 unter dem Dirigenten Karl Böhm in Alban Bergs "Wozzek" die Titelrolle sang. Er trat in rund 100 Rollen in etwa 1300 Vorstellungen auf, war ständiger Gast bei den Salzburger Festspielen aber auch der großen Opernhäuser in Berlin und New York sowie bei internationalen Festivals. Seit dem Jahre 1989 unterrichtete er an der Hochschule für Musik. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und war auch Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper.

Erstaufführung der Kinderoper Peter Pan an der Wiener Staatsoper
Während die Wiener Staatsoper in Japan gastiert, fand in Wien die Premiere der Kinderoper "Peter Pan" von Wilfried Hiller statt. Entstanden ist diese Märchenoper nach einer Geschichte des 1860 geborenen James Matthew. Die deutsche Übersetzung stammt von Erich Kästner, an die sich der Komponist Wilfried Hiller erinnerte, als er von August Everding den Auftrag erhielt, für die Eröffnung des Münchner Prinzregententheaters eine Kinderoper zu schreiben. Diese Premiere war 1997 die letzte Regiearbeit des inzwischen verstorbenen Everding. Nach dieser Version inszenierte Stephan Pauly die österreichische Erstaufführung. Das Bühnenbild mit bunter Ausstattung gestalteten Martin Kinzlmayer und Ines Nagel. Das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper wird von Werner Seitzer geleitet, dem es gelingt, das Zusammenspiel mit der Bühne vorbildlich zu koordinieren. In der Titelrolle des Peter Pan brilliert Angelika Kirchschlager burschikos und mit viel Charme. Auch Ildiko Raimondi als Tigerlilly, Ileana Tonca als Wendy und Wiener Sängerknaben als lustige Kinder der Familie Darling, sowie Hans-Peter Kammerer als theatralischer Kapitän Haken tragen wesentlich zum vollen Erfolg dieser Premiere bei.

Und nun der Sport - Ihnen gewidmet von ASN, AustrianSportsNet:
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Die alpine Skisaison ist eröffnet
Martina Ertl rast mit Gaudi zur Sensation, Obermoser Fünfte
Samstag, 28. Oktober
Die Sensation beim Weltcup-Auftakt in Sölden schlechthin lieferte die Deutsche Martina Ertl: Nach dem ersten Durchgang nur auf Platz 17 gelegen, raste sie mit Laufbestzeit noch zum Sieg, zu ihrem fünften Riesentorlauf-Triumph insgesamt.
Zweite mit 14 Hundertstel Rückstand wurde Andrine Flemmen (NOR), Dritte, 18 Hundertstel zurück, Anja Paersson (SWE). Die Führende des ersten Laufes, Anna Ottosson (SWE), fiel im zweiten auf den sechsten Platz zurück. Beste Österreicherin Brigitte Obermoser auf Platz fünf. Michaela Dorfmeister ("Ich bin zu sauber gefahren!") Riesentorlauf-Weltcup-Siegerin der vergangenen Saison, wurde gemeinsam mit Vierin (ITA) Siebente, vermochte sich aber dabei im zweiten Durchgang um neun Plätze zu verbessern. Anita Wachter, nach dem ersten Lauf auf Platz acht, fuhr im zweiten zu direkt in den Steilhang, bekam Rückenlage und schied aus. "Ich wollte", so Österreichs große Ski-Dame, "im zweiten Lauf viel Risiko nehmen, weil die Zeitrückstände nach dem ersten gering waren!"
Der allgemeine erwartete Stockerlplatz blieb somit aus, Brigitte Obermoser, Sechste nach dem ersten Laufe, war mit ihrer Leistung aber dennoch zufrieden. Man müsse dieses Ergebnis relativieren, meinte sie, "denn für Österreich ist ein Stockerlplatz geradezu Pflicht, für mich allerdings bedeutet Rang fünf eines meiner besten Ergebnisse im Riesentorlauf!" Vorwürfe, sie und der Rest des rotweißroten Teams seien zu behutsam in den Weltcup-Auftakt gekurvt, schmetterte sie ab: "Ich bin sicher nicht zu vorsichtig gefahren. Im Gegenteil: Ich war net immer auf der Linie, also habe ich geglaubt, daß ich schnell unterwegs bin!" Ärgerlich verlief das Rennen für Chrstiane Mitterwallner: Nach dem ersten Lauf war sie als Fünfte noch beste Österreicherin, fiel dann aber auf den 22. Platz zurück...
Vergangene Saison gab es keinen Sieg für Deutschland, diesmal klappte es gleich im ersten Anlauf. Dank Martina Ertls Husarenritt im zweiten Durchgang. "Gut, ich habe gedacht, daß ich noch unter die Top 10 gelangen könnte, aber, daß ich noch gewinne könnte - nein, niemals!" Im zweiten Lauf habe sie "so eine richtige Gaudi" beim Fahren verspürt. "Interessant", jubelte die 27jährige, "ist, wie einfach alles wirkt, wenn man vorne ist - und wie schwierig, wenn man hinten ist: Egal, jetzt paßt eh wieder alles!" Für Ertl, erstmals wieder seit März 1998 siegreich, war es Weltcupsieg Nummer 13.

Die weiteren Österreicherinnen: 20. Tanja Schneider, 23. Rohregger.
Ausgeschieden: Weltcup-Titelverteidigerin Renate Götschl (1. Durchgang), Wachter, Heeb (2. Durchgang)
Nicht für den 2. Lauf qualifiziert: Heregger, Berger, Köllerer

Deutscher Sieg zur rechten Zeit
Ein Kommentar von ASN-Redakteur Gerald Fuchs
Für den Skisport hätte es kaum besser laufen können zum Auftakt der neuen Weltcup-Saison. Zwar vermißte man ob Sölden eine Österreicherin auf dem Stockerl, aber daß mit Martina Ertl eine Deutsche zum Sieg im Riesentorlauf raste, davon wird der gesamte Zirkus profitieren: Das nämlich sorgt für Einschaltquoten, Berichterstattung, kurzum für eine Erwartungshaltung im wirtschaftskräftigsten Land Europas, die den Skisport gerade rechtzeitig wieder aufwertet. Auch die weiteren Plätze für Norwegen, Schweden und Frankreich sind im Interesse des alpenrepublikanischen Lieblingssports, bringen den rotweißroten Skiartisten mittelfristig betrachtet Vorteile: Weil es nämlich besser ist, kommende Siege möglichst vor einer multinationalen Auswahl an TV-Kameras zu feiern - als dies nur vor einer des ORF zu tun. Nichts wäre schlimmer als österreichische Seriensiege, von denen man nur in einem Land Notiz nimmt: in Österreich ...

Doppelsieg für Österreich: Maier siegt vor Eberharter
Sonntag, 30. Oktober
Herrliches Wetter in Sölden und 15.000 Zuseher am Pistenrand, die einen österreichischen Riesentorlauf-Doppelsieg bejubelten, bildeten den Rahmen für den Auftakt nach Maß. Österreichs männliche Ski-Sterne glühen weiter hell am Firmament und starteten mit einer überzeugenden Vorstellung beim Saisonauftakt in Sölden in den Winter.
Fast schon wie erwartet lag Hermann Maier nach dem ersten Durchgang in Führung. Er hatte einen relativ dünnen Vorsprung von 31 Hundertstel auf den Schweden Frederic Nyberg zu verteidigen, auch Michael von Grünigen, der trotz eines kapitalen Fehlers auf Rang drei fuhr, schien dem Österreicher noch gefährlich werden zu können. Doch Maier fuhr gewohnt sicher, patzte zwar im zweiten Durchgang leicht, konnte sich aber schließlich mit einsekündigem Vorsprung verdientermaßen im Schnee des Zielraumes liegend von den Strapazen der Fahrt erholen.
Nach dem Rennen zeigte er sich dennoch etwas überrascht, daß es trotz des Fehlers noch zum Sieg gereicht hatte. "Ich bin aber dennoch sehr zufrieden, daß ich mit einer kämpferischen Leistung trotz der vielen Schläge die Führung aus dem ersten Durchgang verteidigen konnte", kommentierte ein tatsächlich erleichtert wirkender Maier das Rennen.

Rot-Weiß-Rot auch mannschaftlich stark
Fünf Österreicher unter den ersten Zehn, da glänzt nicht nur Stephan Eberharters zweiter Platz, auch die Leistungen Christian Mayers, der sich mit Wut im Bauch um fünf Plätze auf Rang fünf verbesserte, und Andreas Schifferers, der das Rennen an sechster Stelle beendete, zeigen, wie stark auch heuer wieder mit den Österreichern im Riesentorlauf zu rechnen ist.
Rainer Salzgeber als guter Neunter und Heinz Schilchegger auf Rang 13, rundeten das erfreuliche Ergebnis ab. Josef Strobl wurde 17., Rainer Schönfelder konnte seine guten Leistungen vom letzten Jahr heute noch nicht bestätigen, wurde lediglich 23.

Ausgeschieden: Gruber, Raich (beide im 1. Durchgang)


Fußball
Sturm nach Sieg Tabellenführer: 2:0-Erfolg über Glasgow
Mittwoch, 25. Oktober
Sturm Graz konnte die Glasgow Rangers an einem spannenden Fußball-Abend in Graz mit 2:0 besiegen und sich so für die Auftaktniederlage in der Champions League-Gruppe D revanchieren.
Das 0:5 vom Hinspiel hatte die Grazer Seele hart getroffen und Sturm nach den Träumen von Siegeszügen auf europäischer Ebene in nur 90 Minuten auf den Boden der Realität zurückgeholt. Doch nach den Spielen gegen Monaco und Galatasaray, in denen man sich durchwegs als heimstark erwiesen hatte, waren die Grazer zuversichtlich, trotz vieler Ausfälle diesmal vor eigenem Publikum auch gegen die Schotten bestehen zu können.
Und Sturm begann, wie es der Schwere der Aufgabe angemessen war: Konzentriert und diszipliniert. Vor allem in der Abwehr standen die Grazer hervorragend, doch auch im Angriff kamen sie schon zu Beginn zu einigen kleineren Chancen. Das Spiel gestalteten allerdings vorwiegend die Rangers, ihr Glück versuchten die Schotten vor allem in Weitschüssen - ohne allerdings Josef Schicklgruber wirklich gefährlich zu werden. Sturm verlegte sich in der ersten Hälfte aufs Kontern, wartete geduldig auf seine Chancen. Das Konzept ging auf: In der 20. Minute kommt der Ball zu Gilbert Prilasnig, dessen Befreiungsschlag Hannes Reinmayr volley übernehmen und an den in Richtung gegnerisches Tor sprintenden Sergej Yuran weitergeben kann. Dieser läßt den schottischen Tormann gekonnt mit einem Haken aus dem Fußball-Lehrbuch aussteigen und schießt eiskalt zur 1:0-Führung für Sturm ein. Der würdige Abschluß einer Bilderbuchkombination, die Sturm vom Aufstieg träumen ließ. Doch schlafen durften die Steirer auch danach nicht. Denn Glasgow begann nach dem Verlusttreffer, noch härter zu attackieren, versuchte die Gastgeber mit teilweise auch unsportlichen Mitteln zu Fall zu bringen. Allein, die Bemühungen waren vergeblich, Sturm ging mit einer 1:0-Führung in die Kabine.
Mit Kampf und Krampf Gegentreffer verhindert
Nach dem Seitenwechsel kamen die Grazer verändert aufs Feld: Minanvand, der nach den Querelen mit Präsident Hannes Kartnig zunächst auf der Bank Platz nehmen mußte, wurde von Trainer Osim doch anstelle von Hannes Reinmayr aufs Feld geschickt. Eine taktische Änderung, durch die die es Sturm zunächst gelang, die Räume enger zu machen. Dennoch drängten die Schotten darauf, den Ausgleich zu erzielen, bekamen noch mehr Spielanteile als in der ersten Hälfte und waren die eindeutig bestimmende Mannschaft. Doch durch eine taktische und defensive Meisterleistung hielten die Grazer den Gegnern stand und verteidigten das Gehäuse von Schicklgruber erfolgreich.
In den letzten 15 Minuten aber begannen sich die Ereignisse zu überschlagen: Die Angriffslawine der Schotten drohte, die Grazer Verteidigung zu überrollen, im Sturm-Strafraum herrschte Hochbetrieb, und die Fans im ausverkauften Schwarzenegger-Stadion begannen, die Minuten zu zählen. Nur noch selten gelang es Graz, in die gegnerische Hälfte oder gar in den Strafraum der Schotten vorzudringen, und wenn, waren es Verzweiflungsaktionen, um das in das in der Luft hängende Ausgleichstor abzuwehren. In der Hitze des Gefechts sah wenige Minuten vor Schluß Numan die gelb-rote Karte, und gegen zehn Mann schöpfte Sturm noch einmal Mut. Kurz vor Schluß kam Graz so durch Konter noch zu guten Chancen, von denen man eine in der 93. Minute noch zum 2:0 verwerten konnte. Nach einer sehenswerten Flanke von Strafner trifft Prilasnig aus kurzer Distanz zur Entscheidung und schießt Sturm somit an die Tabellenspitze in Gruppe D.

Tirol besiegt Stuttgart 1:0: Fragwürdige Rote für Todt
Donnerstag, 26. Oktober
Der FC Tirol siegt zuhause gegen den VfB Stuttgart knapp mit 1:0. Der österreichische Meister spielte konzentriert, kam auch zu guten Chancen, kann sich aber bei Schiedsrichter Garibian bedanken, der Jens Todt nach einer halben Stunde für ein Dutzendfoul ausschloß.
Die ersten 45 Minuten der Partie brachten auf beiden Seiten wenige Chancen, der VfB Stuttgart war optisch überlegen. Erst nach einer halben Stunde wendete sich das Blatt zu Gunsten der Hausherren aus Tirol: Jens Todt foulte Alfred Hörtnagl und sah für das Vergehen die rote Karte. Diese überharte Entscheidung des französischen Schiedsrichters Garibian brachte dem österreichischen Meister mehr Platz für sein schnelles Konterspiel.
Starke Phase führt zum 1:0
In der Schlußphase der ersten Hälfte ergaben sich daher Möglichkeiten für Mair, beziehungsweise Scharrer, die beste Chance vor dem Wechsel fanden jedoch die dezimierten Stuttgarter vor: Nach Corner von Balakov bewahrt nur eine Co-Produktion von Stange und Markus Anfang die Tiroler vor dem Rückstand. Nach der Pause begann die Mannschaft von Kurt Jara druckvoll und die Beharrlichkeit und Überzahl der Innsbrucker führen schließlich zum verdienten 1:0. Nach einem Eckball kann die unsichere Stuttgarter Abwehr zwar noch einen Kopfball von Walter Kogler abwehren, der Nachschuß des jungen Wolfgang Mair landete jedoch in den Maschen hinter Torhüter Hildebrand. Der Treffer beflügelte die Tiroler, Chancen durch Scharrer, Maier und Hörtnagl waren die Folge.
Glück in der Schlußphase
Nachdem die Gäste alle Angriffsbemühungen der Hausherren überstanden hatten, formierte sich die Offensivabteilung erneut und nur mit viel Glück konnte der FC Tirol das 1:0 über die Zeit bringen. Das Spiel hat man gewonnen und, was noch wichtiger ist - man hat kein Gegentor erhalten. Das Fehlen von Michi Baur, der wegen zu scharfer Kritik die rote Karte kassierte, wird sich in Stuttgart aber sicherlich bemerkbar machen, doch da kann man wieder auf den Torgaranten Gilewicz setzen.

LASK unterliegt GAK mit 0:1: FC Tirol besiegt Ried 2:0
Sonntag, 29. Oktober
Der Meister ist endgültig wieder im Titelrennen. Mit dem 2:0 Sieg über Ried liegt man nur einen Punkt hinter Leader Rapid. Der GAK konnte sich von der 4:0-Schlappe gegen Espanyol Barcelona erholen, obwohl man beim knappen 1:0 über den LASK nicht glänzte.
Die Wikinger aus Ried traten heute zu einem schweren Ausswärtsspiel an, mussten zum wiedererstarkten FC Tirol nach Innsbruck. Tirol war in allen Belangen die bessere Mannschaft und ging schon nach 17 Minuten durch Roland Kirchler in Führung. Der eingewechselte Shooting-Star Wolfgang Mair besorgte in der Nachspielzeit per Kopf den 2:0 Endstand. Trainer Kurt Jara musste die Endphase des Spiels von der Tribüne aus beobachten, er war wegen heftiger Reklamation vom Schiedsrichter mit dem Verweis von der Trainerbank bestraft worden.
Auch Gregoritsch musste auf die Tribüne Die beste Möglichkeit für den LASK hatte Ewald Brenner schon in der achten Minute, als sein Freistoß aus 25 Metern an die Stange krachte. Weder die Linzer Hausherren noch die Gäste aus Graz vermochten in der Folge, das Spiel zu machen, eine einzige gute Aktion über Ramusch führte zum spielentscheidenden Treffer Akwuegbus aus kurzer Distanz. Wie auch Tirols Coach Jara sah sich auch Werner Gregoritsch das Spielende von der Tribüne aus an, nachdem er Schiedsrichter Steiner kritisiert hatte. Der GAK steht nun an dritter Stelle, LASK muß im Kellerduell gegen die Admira nächste Woche punkten, um seinen Vorsprung zu behalten.

FC Tirol - Ried 2:0 (1:0), Kirchler (17.), Mair 93.
LASK - GAK 0:1 (0:0), Akwuegbu (54.)

Reiten
Premiere für Araber: Erste Westernmeisterschaft
Montag, 30. Oktober
Dieses Wochenende wurde zum ersten Mal eine Österreichische Meisterschaft im Westernreiten für Araber ausgetragen. Dieses Turnier wurde von der AAW (Austrian Arabianhorse Westernrider Association) organisiert und im Rahmen der Austrian Classics in Weikersdorf abgehalten.
Das Besondere daran war, daß hier nicht nur Pferde von der Rasse Vollblutaraber, sondern alle Araber (mit mindestens 50% Vollblutaraber-Anteil) an den Start gehen durften. So war die Konkurrenz größer und ließ die Veranstaltung zu einem interessanten Wettkampf werden. In drei Disziplinen, dem Trail, der Pleasure und der Reining, kämpften die zahlreichen Starter um die begehrten Meistertitel, doch die Favoriten konnten die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen: Christian Mantler holte mit dem Pferd Manavka gleich in zwei Disziplinen, der Pleasure und der Reining den Meistertitel. Sehr erfolgreich war auch diesmal wieder der zweifache österreichische Meister der Vollblutaraber, Andre Reitermayr, mit dem Pferd Hag Viento. Er erreichte in der Reining und im Trail Platz zwei und Platz drei in der Pleasure.
Österreichischer Meister im Trail wurde Karl Hitzker mit Almandin, und den dritten Platz in dieser Disziplin erreichte Hubert Kreiner auf Magic Margie. In der Pleasure erreichte Ilona Walter mit Mashid den zweiten Platz. Dritter in der Reining wurde Christian Kaltenbäck mit Perado.
Ganz allgemein kann festgehalten werden, daß ausgezeichnete Leistungen zu sehen waren, die zeigen, daß sich die Araber im Westernreiten immer mehr bewähren. Auch in den allgemeinen Klassen war zu sehen, daß Araber auch gegen die starke Konkurrenz der Quarterhorses mithalten konnten.

Radsport
Bei Punkterennen in Manchester holt Stocher WM-Bronze
Sonntag, 29. Oktober
Franz Stocher errang bei den Bahnradweltmeisterschaften in Manchester die Bronzemedaille im Punkterennen. Vor ihm plazierten sich nur der Spanier Llaneras und Matthew Gilmore (BEL).
Nach dem hervorragenden sechsten Platz in Sydney kann Franz Stocher diesmal sogar über eine Medaille jubeln. Der Wiener landete beim Punkterennen der Bahnrad Weltmeisterschaften in Manchester auf Platz drei und wiederholte damit seinen WM-Erfolg von Palermo 1994. Der 31jährige hatte nach der Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Valencia 1995 und dem Weltcup-Gesamtsieg eine kleine Durtsstrecke hinter sich, die Bronzemedaille entschädigt ihn sicher für viele undankbare sechste und siebente Plätze bei internationalen Großereignissen. Die Goldmedaille ging an Olympiasieger Joan Llaneras, der Olympiadritte Andrej Markov wurde nur 15.

Behindertensport
Olympisches Finish in Sydney
Sonntag, 29. Oktober
Einen aus österreichischer Sicht besonders schönen Abschluß der Paralympics bildeten jene zwei Medaillen, die unsere Marathonläufer am letzten Wettkampftag errangen. Insgesamt kehrt unser Team damit mit 2 Gold-, 7 Silber- und 6 Bronzemedaillen in heimatliche Gefilde zurück.
Christoph Etztesldorfer (OÖ) überquerte nach 2:03:12 Stunden in einem Fotofinish hinter dem Kanadier Gerein in der Marathon-Klasse T54 als Zweiter die Ziellinie, Thomas Geierspichler belegte bei seinen ersten Paralympics mit 4:18 Minuten Rückstand Rang drei.