Ausgabe Nr. 111 vom 30. Jänner
2000
***** EU-weiter Widerstand gegen FPOe-OeVP-Koalition *****
Die Bemuehungen des Bundeskanzlers Viktor Klima um Unterstuetzungserklaerungen fuer eine Minderheitsregierung
blieben erfolglos, da sowohl die FPOe als auch die OeVP ablehnten. Eine Zusammenarbeit mit den Gruenen wuerde keine
Mehrheit erbringen. Deshalb beschloss die SPOe in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, die Bemuehungen um eine
geplante Minderheitsregierung einzustellen. Klima berichtete am Donnerstag dem Bundespraesidenten Thomas Klestil
ueber diese Entscheidung.
In der Freiheitlichen Partei wurde daraufhin einstimmig der Beschluss gefasst, Gespraeche mit der OeVP aufzunehmen
mit dem Ziel, innerhalb von zehn Tagen Klarheit ueber eine neue Regierung zu erreichen, um Neuwahlen abzuwenden.
Daraufhin vereinbarten VP-Obmann Wolfgang Schuessel und FP-Chef Joerg Haider, so rasch als moeglich in Gespraechen
festzustellen, ob es genuegend Gemeinsamkeiten fuer ein gutes Regierungprogramm gebe.
In der sonntaeglichen Fernseh-Pressestunde nahm OeVP-Obmann Wolfgang Schuessel Stellung zu Fragen von Journalisten.
Das ihm vorgeworfene Abgehen von seiner vor der Wahl angekuendigten Oppositionsrolle begruendet er damit, dass
nach dem Wahlergebnis ohne die OeVP keine Regierungsbildung moeglich gewesen waere. (Es sei denn, die SPOe haette
sich zu einer Zusammenarbeit mit der FPOe entschieden. Andere Mehrheitsbildungen gibt es nicht). Da die SPOe die
Verhandlungen mit der OeVP abgebrochen habe, sei der OeVP nichts anderes uebriggeblieben, als in Gespraeche mit
der FPOe zu treten, die nach ihrer bisherigen Total-Opposition nun Regierungsverantwortung uebernehmen wolle.
Zwischenzeitlich regte sich in manchen EU-Staaten teils lauter Protest wegen einer moeglichen Regierungsbeteiligung
der FPOe. Vor allem aus Frankreich und Belgien kamen Warnungen vor einer Beeintraechtigung der Beziehungen Oesterreichs
zu den anderen EU-Mitgliedslaendern. Haider wies diese in einem Interview am Sonntag zurueck, wobei er sich, so
Klestil sinngemaess, im Ton vergriffen haette. Eine Entschuldigung Haiders in Richtung Frankreich und Belgien kam
aber zu spaet, denn zu diesem Zeitpunkt war bereits eine gemeinsame Erklaerung der 14 EU-Mitglieds-Staaten (also
aller Eu-Staaten ausser Oesterreich) veroeffentlicht worden:
Die portugiesische Praesidentschaft fordert, dass im Falle einer Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei
1.) die 14 EU-Staaten jeden bilateralen Kontakt mit Oesterreich verweigern werden / politische Kontakte abbrechen
werden.
2.) Die anderen EU-Laender werden oesterreichische Kandidaten bei Bewerbungen um Positionen nicht unterstuetzen/
Organisationen wuerden keine Oesterreicher mehr anstellen (z. B. OSZE u. ae.)
3.) Oesterreichische Botschafter werden in den EU-Hauptstaedten nur mehr auf technischem Level, also auf Arbeitsebene
empfangen werden.
Wolfgang Schuessel, der unmittelbar nach seinem Besuch bei Bundespraesident Thomas Klestil diese APA-Meldung erhalten
hat, bat um Verstaendnis, dass er vor jeder weiteren Stellungnahme Kontakt mit der portugiesischen Ratsgesellschaft
aufnehmen wolle. Er wuerde Urteile erwarten anstatt Vorurteile. Er meinte, die EU moege zuerst das Programm dieser
neuen Regierung abwarten. Aber man solle in einer solch schwierigen Situation besonnen und gelassen bleiben und
auf die Kritik befreundeter Staaten nicht emotionell ueberreagieren, und auch darauf hinweisen, dass wir keine
politische Nachhilfe braeuchten. In Oesterreich seien Freiheit und Menschenrechte genau so gut aufgehoben wie bei
den anderen. Er habe begruesst, dass Joerg Haider sich entschuldigt habe, was auch absolut notwendig gewesen sei.
Das seien die richtigen Signale, wenn man die richtigen Antworten waehle.
Joerg Haider ist der Meinung, man koenne die Demokratie gleich abschaffen, wenn man vom Ausland versuche, Druck
auszuueben und Sanktionen verhaenge, weil Oesterreich nicht so gewaehlt habe, wie man es sich gewuenscht haette.
Bundespraesident Thomas Klestil will morgen, Dienstag, Klima und Schuessel zu sich bitten, um ueber diese EU-Erklaerungen
zu beraten.
***** AUA-Gruppe mit Passagierrekord *****
Einen neuen Rekord erzielte die AUA-Gruppe mit 8,042 Millionen Passagieren (5 Prozent) gegenueber dem
Vorjahr. Preiserhoehungen bei den Tickets stehen zwar nicht bevor, aber durch die stark gestiegenen Treibstoffpreise
wird ab 1. Februar pro Kilo ein zusaetzlicher Frachtschilling eingehoben.
***** Neues Farbmischsystem von Adler-Werken *****
In Schwaz in Tirol wurde von der Lackfabrik "Adler-Werke" ein neues System entwickelt: Loesemittelfreie
Abtoenpasten mit ueber 1200 Farbtoenen werden in den naechsten Wochen auf den Markt gebracht.
***** Grossauftrag von DaimlerChrysler fuer Steyr-Daimler-Puch *****
DaimlerChrysler und die Magna-Tochtergesellschaft Steyr-Daimler-Puch Fahrzeugtechnik (SFT) in Graz haben
soeben vereinbart, ihre erfolgreiche Zusammenarbeit in der Entwicklung und Produktion der allradgetriebenen 4MATIC-Modelle
der Mercedes-Benz E-Klasse fortzufuehren und weiter auszubauen. Demnach wird die SFT im Auftrag von DaimlerChrysler
auch fuer die naechste Modellgeneration der Mercedes-Benz E-Klasse 4MATIC alle allradspezifischen Entwicklungsumfaenge
durchfuehren und die Fahrzeuge im Werk Graz-Thondorf komplett fertigen. Der neue Auftrag hat eine Laufzeit bis
zum Jahr 2010 und ist mit einem Umsatzvolumen von rund 50 Mrd. Schilling das groesste Kooperationsprojekt in der
Geschichte der Steyr-Daimler-Puch Fahrzeugtechnik.
Der Grossauftrag sichert bei SFT rund 550 Arbeitsplaetze und bei weiteren oesterreichischen Zulieferfirmen, darunter
bei der neugegruendeten Magna-Tochter "Steyr Powertrain" mit ihrem neuen Komponentenwerk in Lannach,
zusaetzlich rund 150 Arbeitplaetze. Im Rahmen des neuen Vertrages werden bei SFT Investitionen in der Gesamthoehe
von rund 350 Mio. Schilling vorgenommen.
Grundlage der neuen Vereinbarung ist der ausserordentlich erfolgreiche Verlauf der Zusammenarbeit bei der aktuellen
Modellgeneration der Mercedes-Benz E-Klasse 4MATIC. Vom Produktionsbeginn im November 1996 bis Ende 1999 rollten
in Graz rund 36.000 Fahrzeuge vom Band, womit die urspruenglich geplante Stueckzahl um 70 % uebertroffen wurde.
Im Jahr 2000 kommen weitere 17.000 Fahrzeuge dazu. Ausschlaggebend fuer die betraechtliche Stueckzahlsteigerung
ist in erster Linie die hohe Akzeptanz der Mercedes E-Klasse auch als Allradlimousinen auf dem US-Markt: Nahezu
zwei Drittel aller Fahrzeuge werden in die USA geliefert.
***** Windkraft im Aufwind *****
Investitionsfoerderungen des Umweltministeriums in der Hoehe von 30 Millionen Schilling sind der Anlass
fuer den Bau von 50 grossen Windkraftanlagen in Ostoesterreich. Durch die 86 netzgekoppelten Grossanalgen, die
bereits in Oesterreich bestehen, werden 18.200 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart.
***** Titankern-Muenzen *****
In allen oesterreichischen Banken und Sparkassen ist eine 100-Schilling-Muenze aus einer streng limitierten
Auflage erhaeltlich. Erstmals wird das wertvolle Edelmetall Titan in der Muenzherstellung verwendet, die Muenze
weist einen Titankern auf.
***** Salzburger Marionettentheater *****
Gretl Aicher, die Chefin der hoelzernen Puppen wurde mit dem "Oesterreichischen Ehrenkreuz fuer
Wissenschaft und Kunst" ausgezeichnet. 50. 000 Besucher pro Jahr besuchen die rund 150 Opernvorstellungen
der hoelzernen Puppen. Die Werke Wolfgang Amadeus Mozarts sind am beliebtesten.
***** Neue Attratktion in der Feste Hohensalzburg *****
In der Feste Hohensalzburg wurde bei einem technischen Umbau ein sechsteiliges Arkadenfenster entdeckt.
Die nun freigelegten romanischen Fensterboegen werden eine weitere Attraktion darstellen. Auch der Umriss einer
romanischen Halle konnte festgestellt werden, woraus ersichtlich wurde, dass es sich bei der Festung um eine mittelalterliche
Pfalz gehandelt hat.
***** Friedrich Gulda ist tot *****
In Weissenbach am Attersee wurde am Donnerstag den 27. Jaenner der zu Weltruhm gelangte Pianist Friedrich
Gulda in seiner Wohnung tot aufgefunden. Gulda begruendete seinen Werdegang als Interpret fast ausschliesslich
klassischer Klavierstuecke und -konzerte, bis er seine grosse Liebe im Jazz entdeckte. Erst vor einem Jahr sass
die Oeffentlichkeit einer von ihm selbst lancierten Todesmeldung auf, die er durch ein "Auferstehungskonzert"
dementierte. Diesmal gibt es, so bemuehten sich Nachrichtenagenturen zu versichern, keinen Zweifel an seinem Tod.
Einer seiner beruehmten Sprueche war: "Eigentlich wohne ich mit Mozart auf einer rosa Wolke und spiele mit
groesstem himmlischen Vergnuegen vierhaendig mit ihm". Jetzt werden die beiden sich "dort oben"
kaputtlachen ueber all das, was ueber sie geschrieben wird.
***** Wetterdatenbank fuer die Alpen *****
Um extreme Ereignisse in Zukunft besser vorhersagen zu koennen, nahmen rund 200 Wissenschafter und Techniker
zehn Wochen lang das Alpenwetter genau unter die Lupe. 13 Nationen aus Europa und Amerika waren daran beteiligt.
Die Auswertung der gesamten Ergebnisse wird die naechsten 10 Jahre dauern. In einigen Jahren sollte zumindest auf
zehn Kilometer und eine Stunde genau prognostiziert werden koennen, wo und wann extreme Niederschlaege oder Turbulenzen
auftreten.
***** 26. Weltcupsieg von Maier bei Herren-Abfahrt in Garmisch *****
In Garmisch-Partenkirchen bei der Herren-Abfahrt siegte Hermann Maier mit 0,32 Sekunden Abstand zu Kristian
Ghedina aus Italien, dem allerdings auch viel Anerkennung zuteil wurde fuer seine grossartige Leistung. Denn alle
weiteren Oesterreicher, die ihm auf den Plaetzen 3 bis 8 folgten, lagen mit + 1,28 bis + 2,55 Sekunden hinter der
Zeit des Siegers Hermann Maier. Aber auch der 10. Platz von Hans Knauss mit + 2,59 verdient in Anbetracht der extrem
schwierigen, eisigen Strecke erwaehnt zu werden, sowie die Tatsache, dass sich neun Oesterreicher unter den ersten
zehn befanden: Dritter wurde Hannes Trinkl, auf Platz 4 bis 8 kamen Josef Strobl, Franz Werner, Stephan Eberharter,
Fritz Strobl und Andreas Schifferer. Den 9. Platz belegte der Norweger Kenneth Sivertsen, und den 10. Platz der
Oestereicher Hans Knauss.
***** Andreas Widhoelzl Zweiter beim Weltcup-Springen in Japan *****
Trotz einer fiebrigen Erkaeltung nahm Andreas Widhoelzl am Weltcup-Springen in Hakuba, Japan, teil und
erreichte nach dem Finnen Jani Soininen den zweiten Platz. Diese Entscheidung blieb allerdings nicht unwidersprochen,
nachdem Widhoelzl mit 129 Meter zwar um 2 Meter hinter Soininen (131 Meter) zurueckblieb, aber seine saubere Telemarklandung
vom OeSV-Kampfrichter mit dem weniger schoenen Aufsprung von Soininen im Finale punktegleich bewertet wurde.
***** Schlechtwetter verhinderte Super-G und Damen-Slalom *****
Am Sonntag mussten wegen Sturm und Regen der Herren-Super-G in Garmisch sowie der Riesen-Slalom der
Damen im slowenischen Zwiesel abgesagt werden.
***** Golf-Profi Markus Brier beim -PGA-Turnier Perth erfolgreich *****
Der 31jaehrige Wiener Markus Brier erreichte beim Heinecken-Classic, das wegen eines Gewitters unterbrochen
werden musste, mit Rang 13 das bisher beste Ergebnis seiner Karriere. Nach Sydney steht am Donnerstag das Greg
Norman International am Programm.
***** Gold fuer Eder beim Junioren Biathlon-EM in Zakopane *****
Der Salzburger Benjamin Eder siegte in Zakopane beim Junioren Biathlon-EM im 15-km-Bewerb. Mit 1:13
Minuten Vorsprung vor Tschweresow und drei weiteren Russen erwarb er die Goldmedaille.
***** Werner Schlager derzeit Oesterreichs bester Tischtennisspieler *****
In Caen besiegte Werner Schlager zum Auftakt der Partie des SVS Niederoesterreich den Chinesen Wang
in zwei Saetzen. Damit ist SVS Niederoesterreich der erste OeTTV, der im Finale der Champions League steht.
***** Tischtennis-Damen im Finale der 2. Europaliga-Division *****
Im Europaligaspiel siegte das Oesterreichische Tischtennis-Damen-Team in Wien gegen Litauen mit 4:1.
Liu Jia gewann ihre beiden Einzel und im Doppel, und jetzt stehen Oesterreichs Tischtennis-Damen im Finale der
Europaliga, 2. Division. |
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