Bankeneinigung über gemeinsame Zahlungsverkehrsinfrastruktur  

erstellt am
24. 03. 04

Von OenB-Vizegouverneur Duchatczek als »Grundstein für europäischen Zahlungsverkehrsknotenpunkt« begüßt
Wien (oenb) - Der Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Dr. Wolfgang Duchatczek, begrüßt die Bankeneinigung im Zahlungsverkehr. Nach intensiven Diskussionen und Vorbereitungen hatten sich die Bankenvorstände entschieden, gemeinsam mit der OeNB ihre Aktivitäten im Zahlungsverkehr weiter zu bündeln. In einem gemeinsamen „Letter of Interest“ erklärten die fünf größten Marktteilnehmer ihre Absicht, die damit verbundenen Synergiepotentiale, die auf einen zweistelligen Euro-Millionenbetrag pro Jahr geschätzt werden, schrittweise zu realisieren. „Damit,“ so Duchatczek, „sei ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zur Errichtung eines Zahlungsverkehrsknoten für Zentraleuropa in Österreich gelegt worden.“

Nach intensiver Diskussion und Vorbereitung in gemeinsamen Arbeitsgruppen der OeNB und der Banken erzielten diese am 22. März eine Einigung, die Kräfte im bargeldlosen Zahlungsverkehr weiter zu bündeln. Durch die Schaffung einer gemeinsamen Abwicklungsplattform sollen schrittweise jährlich Synergiepotenziale in zweistelliger Millionenhöhe realisiert werden. Vor dem Hintergrund eines immer stärker werdenden Verdrängungswettbewerbes im Zahlungsverkehr auf europäischer Ebene erhöhen die heimischen Banken damit ihre Wettbewerbsfähigkeit und schaffen die Grundvoraussetzung für die Errichtung eines Zahlungsverkehrsknoten für Zentraleuropa in Österreich. Mit einem Marktanteil von mehr als 27% sind die österreichischen Banken eindeutig marktführend unter den internationalen Banken in den unmittelbar vor dem EU-Beitritt stehenden Staaten Zentral- und Osteuropas. Darüber hinaus ist die angestrebte Kooperation ein wesentlicher Schritt in der Integration des österreichischen Zahlungsverkehrs in eine „Single European Payment Area“ (SEPA).

Konkret wurde von allen beteiligten Marktteilnehmern - den Österreichischen Kreditinstituten Bank Austria Creditanstalt AG (BA-CA), Bank für Arbeit und Wirtschaft Aktiengesellschaft / Österreichische Postsparkasse Aktiengesellschaft (Bawag / P.S.K.), Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG (Erste), Österreichische Volksbanken-Aktiengesellschaft (ÖVAG) und Raiffeisen Zentralbank Österreich Aktiengesellschaft (RZB) sowie die Oesterreichische Nationalbank AG (OeNB) - ein „Letter of Interest“ unterzeichnet. Bis zum Sommer 2004 ist geplant, zwei Gesellschaften zu errichten, in deren Rahmen die gemeinsamen Aktivitäten im Zahlungsverkehr stattfinden sollen.

In einer gemeinsamen Gesellschaft (ZVI), an der die Kreditinstitute die Mehrheit halten, soll insbesondere die Errichtung einer gemeinsamen Infrastruktur für den beleghaften und elektronischen Massenzahlungsverkehr stattfinden. In einem ersten Schritt schaffen die Banken eine gemeinsame Systemplattform. In einem nächsten Schritt nach der Errichtung dieser gemeinsamen Gesellschaft sollen weitere Synergien realisiert werden. Die OeNB beteiligt sich an der ZVI-Gesellschaft mit einem Minderheitsanteil als neutraler Partner, der sicherstellt, dass die Abwicklungsplattform im Zahlungsverkehr allen Marktteilnehmern gleichermaßen offen steht. Die ZVI-Gesellschaft bildet darüber hinaus eine wesentliche Voraussetzung für die Errichtung eines National Automated Clearing House. Dieses National Automated Clearing House (NACH) wird in einer zweiten Gesellschaft realisiert, an der die OeNB eine Mehrheit hält. Die mit einem Minderheitsanteil beteiligten Kreditinstitute und die OeNB sind übereingekommen, das National Automated Clearing House bis Ende 2005 in Betrieb zu nehmen. Binnen 6 Monate nach Inbetriebnahme soll das NACH das bestehende, aufwendige Korrespondenzbankensystem im Inlandsmassen-Zahlungsverkehr ablösen, wobei die OeNB den Kreditinstituten eine marktkonforme Preisbildung für die Nutzung dieser Dienstleistungen zusichert.

Duchatczek zeigt sich abschließend überzeugt, dass die erzielte Absichtserklärung die beste Voraussetzung zur Erreichung der gemeinsamen Ziele - die Verbesserung der Sicherheit und Effizienz, die Verringerung der Abwicklungskosten im Massenzahlungsverkehr sowie die Vorbereitung und Umsetzung der Integration in die Single European Payment Area (SEPA)- darstellt.
     
Siehe Stellungnahme von BM Haupt    
     
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